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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185808188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-08
- Tag1858-08-18
- Monat1858-08
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1858
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und Anzeiger. Amtsblatt des Königs. Bezirksgerichts md des Raths der Stadt Leipzig. 230. Mittwoch den 18. August. 1858. Sonunertheater. Es war am Mittwoch der vorigen Woche, als große safran gelbe und rosenrothe Extrazettel das erste Auftreten des Fräulein Laura Schubert anzeigten und wohl niemals betrat das Pub licum mit solcher Erwartung und Spannung die Arena als an jenem Abend. Einmal war es die verzeihliche Neugierde eine Hofschauspielerin, ihres unantastbaren Nimbus entkleidet, in dem beschränkten Rahmen einer Sommerbühne wirken zu sehen und dann war die Genannte eine liebe alte Bekannte und man mußte doch sehen, wie sie sich in der Zeit verändert habe. Die Räume waren voll von Gesichtern, auf denen man die Frage: „ob sie sich zu ihrem Vortheil verbessert hat?", so deutlich und ausge prägt lesen konnte, als wenn dieselbe in Majuskelschrist dar auf gedruckt wäre. Die hundertmal gehörte Ouvertüre gewährte uns das Vergnügen sie nochmals zu hören, der Vorhang ging in die Höhe wie an jedem Abend, eine lauschende Stille verbreitete sich über dm Raum. Da trat eine Gestatt auf so sicher und heimisch, so froh und zutraulich, daß man fühlte, wie da- alte Band nicht zerrissen sei, wie dieser erste Augenblick seine Rosenhande wieder aufs engste zusammenknüpfe und ein warmer, herzlicher Applaus tönte der Künstlerin entgegen, welche diese Huldigung mit jenem ^jeizknden, bescheidenen Anrechtsbewußtsein, wie ein Kind die Liebkosungen von seinen Verwandten, ausnahm. Das Spiel hatte seinen Fortgang, das Stück war au-, es ward gerufen. Ein neues Stück begann, Applaus und Jubel. Der Vorhang fiel zuletzt, die Menge strömte fort. Seit dem freundlichen Em pfang hatten wir die Künstlerin verfolgt mit der Rhadamanthus- miene des Kritikers, jeder Ton, jede Bewegung ward beobachtet — wir kamen zu keinem Resultat. So warteten wir den größten Theil der Gastrollen ab, ehe wir unsere Meinung öffentlich aus- jprachen, nachdem wir nach allen Seiten hin das Talent der Gastin hatten sich ausbreiten sthen, um nun ein Gesammtresultat über ihre Leistungen und den Werth der künstlerischen Eigenschaf ten abzugeben. Wir denken hier nicht an die Hofschauspielerin, nicht an die Rechte einer alten Bekannten, kurz an nicht- als an die objektive Werthschätzung eines uns bis dahin unbekannten Talmtes. Fräulein Schubert ist jedenfalls eine der begabtesten Soubretten unserer Zeit, der Fonds ihrer inneren wie äußeren Mittel ist überreich und könnte von seinem Reichthum noch ein Dutzend mittelmäßiger Colleginnen ohne eigenen Schaden aus statten. Eine klangvolle, ausgiebige Stimme, eine überaus pikante und einnehmende Persönlichkeit, ein gewandtes Spiel, packender Coupleworttag, Anmuth und Grazie in den Bewegungen und die überall durchblickende intelligente Kraft machen Frl. Schubert zu einem auserkorenen Liebling der Musen. ES ist nicht das Althergebrachte, da- Gewöhnliche, da- durch die Schablone Ge arbeitete, mit etwas neuem Flitterstaat HerauSaeputzte, was gasti- rmde Soubretten auf ihrem Thespiskarren zu Gastrollen mitschleppen, es ist etwas Originelle-, etwas Neue- und Eigenthümliches. Das Neue gefällt, da- Originelle ist pikant und da- Eigenthumliche verdient Anerkennung. Aber eben hierin liegt unter Rosen ver steckt ein Stein des Anstoße-, dieser Weg ist der aefälligste aber auch der gefährlichste. Das Neue kann in einen schroffen Gegen satz zu dem guten Alten auSarten, zu dem Hergebrachten ausarten, dessen Gesetze wir nicht überschreiten lassen; da- Originelle kann sich in einer Weise geltend machen, welche die oder jene Gatte in uns disharmonisch berührt, so daß eine Mißstimmung der augen blicklichen Ueberrumpelung folgt; das Eigenthümliche kann auf Kosten von dem oder jenem Allgemeinen herauStreten, das wir überall als Grundbasis annehmen und nirgends zurückgestoßen wissen mögen. Wir wollen nicht sagen, daß Fräulein Schubert bei jedem von diesen ihren Vorzügen auch die Nachtheile an sich trägt. Im Gegentheil. Wir müssen gestehen, daß wir Dieselben in dem von unserer Gastin cultivirten Genre noch niemals so geschickt umgangen sahen, da aber diese Gefahren nahe liegen und unwillkürlich der Fuß ausgleiten kann, so machen wir auf die Kliween aufmerksam, welche diesen Weg unsicher machen. Gerade die süddeutsche Soubrettenmanier hat ein gewisses Etwa- in sich, welches wir ruhigeren Norddeutschen nicht ganz würdigen, viel leicht weil wirs nicht begreifen. Nur in ihrem ursprünglichen Boden entwickelt sich die Blume am schönsten, auf dem Kreide felsen wie im Treibhause muß sie auSarten. Dies Etwas, das sich nicht aut zerlegen und seciren läßt, hat auch Frl. Schubert aus dem Süden mitaebracht und sich selber gssimilirt, so daß nur da- geübtere Auge seoyr kann, wie jenes Element erst später ein- ^ schmolzen ist in die ursprüngliche Masse. DaS freiere, unge bundenere Lebe» im Süden, die Naivität der Idem und der da durch weiter gezogene Kreis de- Erlaubten, den wir oft nur zu sehr und zu pedantisch beschränken, die harmlose, weniger grübelnde Aufnahme alles Gebotenen hat besonders in Lustspiel und Posse für die Haupttrager und Trägerinnen derselben eine freiere Rich tung ungebahnt, die man nicht immer mit Glück zu uns herüber- trägt. Wir glauben, daß diese Elemente entbehrlich sind, warum sie nicht opfern, da sie nicht nützen? Besonders eine Dame wie Fräulein Schubert braucht diese Nebenmittel nicht und wird sie gewiß auch da, wo sie das Publicum nicht ausdrücklich wünscht, fallen lassen um durch den reichen Schatz ihrer eingeborenen Ta lente die Hriumphe zu feiern, welche sie überall feiern muß. Wir wenigstens stehen nicht an der reizenden Priesterin der Thalia den Lorbeer zu reichen und auf ihr hübsches Lockenköpfchen mit den Worten niederzulegen: „Was bei dtp: Saitenklang der Musen Mit süßem Beben Dich durchdrang, Erzog die Kraft in Deinem Busen, Die Dir den SiegeSkranz errang. — Nicht ohne Absicht haben wir eS verschmäht, die einzelnen Rollen des Gastspieles aufzuführen, um uns in dem Gesammtbild nicht stören zu lassen, das wir in kurzen Kügen dem Leser ent rollten. Leider erreicht dieser genußreiche Eyclus seine Endschaft schon gm Donnerstag, wo mm Benefiz der reizenden Gastin die überaus wirksame Posse: „Die Waise von Bettln" zur Auffüh rung gelangen soll. Umsatz Lei -er Sparkasse u»»d dem ileitzhause Im Monat Juli 1858. tzs wurden bei der Sparcasse 39,270 Ahk. 17 Ngr. 1 Pf. eingezahlt und 20,089 - 28 - 5 - zurückgezogen, überhaupt aber 1942 Bücher oxpedlrt, worunter 179 neue und 85 erloschene. Daß Leihhaus hat auf 5321 Pfänder 18,935 THLr. 15 Ngr. ausgeliehm, und für eingelöste 4274 Pfänder 15,702 Thlr. 15 Ngr. zurückempfangen.
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