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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185412270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18541227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18541227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-12
- Tag1854-12-27
- Monat1854-12
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1854
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5042 „Da- klingt recht schön, lieber Herr, aber eS ist nicht wahr. ES giebt keine Menschen mehr, denen man sich ganz aufschließen könnte. Der Nebenmensch ist heut zu Tage ein Krämer, der mit dem guten Herzen de- Andem wie mit einer Waare handelt und sie kauft oder loSschlägt, sobald e- ihm paßt und nützt." „O, da- ist sehr bitter gesprochen, lieber Freund! Ihr müßt traurige Erfahrungen gemacht haben." „Tausend. Die heutige ist noch eine', der geringsten. Ich wußte irgendwo einige Kleidungsstücke für meine Jungen. Ich beschrieb sie gestern einem Bekannten und sagte, daß ich sie ankaufcn würde. Der Mann erkundigte sich nach dem Preise und schwieg. Heute komme ich hin, die Sachen sind weg, mein Freund kl. hat sie geholt. Er braucht sie viel weniger als ich, er ist wohlhabend." „Ja guter Mann, das ist'-, daß wir den Stern der Offenheit und de- Vertrauen- verloren haben. Die Religiosität ist geschwun den, und da haben wir keine Garantieen mehr unter dem Volke. Doch nicht verzagt, es giebt noch brave Seelen, und diesen geht auch in diesir Nacht am Lebenshimmel so mancher Stern auf. Wenn das Herz eines Menschen Erbarmen fühlt und mittheilt, so wird Christus in ihm geboren und der Stern der Liebe geht über ihm auf; wenn sich einer versöhnt mit dem Todfeind, so geht der Stern des Frieden- über ihm auf, welcher eine beseligende Gewalt hat; wenn Einer die Verirrten zu rettm sucht und der hülflosen Jugend beisteht, so gehen ihm Sterne der Dankbarkeit auf; wenn dem liebenden Vater und der sorgenden Mutter die wohlgezogenen Kinder mit durch die Christfreude verklärten Blicken entgegen treten, gehen da den Eltern nicht so viel Sterne auf, so viel Augenstrahlen; wenn der Hausvater mit den Seinen in ernster, aber nicht kopfhängerischer Weise dem Herrn dient, geht ihm da nicht der Stern religiöser Weihe, religiösen Trostes auf?" „Dieser Stern scheint hier und da dem Erlöschen nahe zu sein, lieber Herr!" „Da- wäre traurig. Freilich prahlt die jetzige Jugend unge heuer mit ihrem Wiffenskram, weiß sich klug und erhaben über religiöse Gefühle und zeigt eine gewisse Sucht, sich in- fade aus schweifende Leben zu stürzen. Aber eS ist noch ein groß Stück reiner Himmel unter dem Volke, wo Frömmigkeit und Gottes furcht strahlt. DaS beweisen schon die vollen Gotteshäuser, denn ein Drittel geht doch hinein aus Bedürfniß." Während dieses Gesprächs waren sie zu einer Landkirche ge kommen. Der Landmann sagte gute Nacht und drückte dem Wanderer bieder die Hand; als er aber merkte, daß die sich segnend und wohlthuend erwies, floß eine Thräne aus seinem aufrichtigen Auge, und das. Gott Vergelt s! kam aus der Tiefe des Herzens. Geh Alter, dachte der Wanderer, und vergiß wenigstens heute in der geweihten Nacht, wo der Heiland der Menschheit vom Himmel stieg, Bitterkeit und Groll! Friede sei mit Dir! In der Kirche. AuS der nahen Kirche ertönten die Klänge herüber. Ganz deutlich vernahm man den Choral: „Vom Himmel hoch da komm ich her." DaS Gemüth de- Wanderers war so voll von Empfin dungen und Gefühlen, daß er sich nicht enthalten konnte in den Tempel des Herrn einzutreten. Die Menschen sind schwach. Der Ton der schönen Orgel, der würdige Choral, die einfachen aber lieblichen Zwischenspiele, die Tageskalender. Dampfwagen-Abfahrten von Leipzig auS: I. Nach Berlin, ingl. nach Frankfurt a./O. und nach Stettin, (ä) über Eöthen: I) MrgnS 5 N. Schnellzug, bei, von Leipzig aus, erhöhten Fahrpreisen in Wagenclaffe I.» II. u. IN.; L) Nachm. 3»/i U. und 3) Abds 5'/, U. letzter Zug, mit Ueber- nachtenin Wittenberg f^vipr.-^lagü. 8»kab.); (8) über Röderau: I) MrgnS 5 U.; 2) Nachm. 2»/, U. s^oiprig-vrsssasr 8adok.) tt. Nach Dresden und zugleich nach Chemnitz, über Riesa, ingl. nach Görlitz. Breslau und Zittau, ebenso nach Prag und Wien (auch beziehendlich nach Berlin, siehe oben sob l. 8.): 1) MrgnS 5 Uhr, jedoch nur bis Riesa, dann nach Berlin; 2) MrgnS ü U., mit Uebernachten in Prag; 3) Brmtt. 10 U., mit Uebernachten in Görlitz; 4) Nachm. 2>/, N. (zugleich mit nach Berlin); L) AbdS 5»/, U.; v) Nachts IO U. Schnellzug. (L.vip»ig- Vrosäaor 8»hab.) UI. Nach Frankfurt a./M., (ä) über Halle, Erfurt, Eisenach u. Gerstungen (auch Cassel): 1) MrgnS 7 U., von Halle ab Schnell zug ohne Unterbrechung; 2) Mttg» 12 U., mit Uebernachten in Gunter-Hausen; 3) Nacht- IO U. Schnellzug direct, bloS in Wagen- Lichterpracht «griffen ihn so, daß er im Innersten gerührt wurde. Und wie voll war die Kirche, Kopf an Kops. Er mußte mit einem bescheidenen Plätzchen an der Thür sich begnügen. Welch zarter Gesang ist da-? Ach, da- find Kinderstimmen. Lieblich klingt da- Lob Gotte- auS dem Munde der Unmündigen. Jetzt wieder der volltönige Gemeindegesang. Ja ich sehe, dachte der Wanderer bei sich, solche Abwechselungen sind gewaltige Hebel für da- Gemüth der Menschen. Ein Dritttheil dieser Leute wären nicht da, wenn die Christandacht am Tage, und ganz nach Art der übrigen Gottesdienste eingerichtet wäre. Lehrt un- die- nicht deutlich, daß der CultuS unsrer Kirche im Allgemeinen mehr zu schmücken, mehr zu heben ist! Du. der du auf der Höhe philoso phischer Gottesideen und Selbstbetrachtungen stehst, du kannst viel leicht dich andächtig stimmen ohne alle Ceremonie. Aber der Mann am Pfluge, der Arbeiter am Webstubl kann dir so schnell nicht folgen. Er muß zu den Stützen der Symbole greifen, um an- Herz GotteS zu gelangen und selig mit dir zu sein. Der alte Göthe hatte wohl Recht, wenn er sagte: Unsre Kirche thut zu wenig um ihre Kinder zu weihen, zu steigern, zu erziehen. Diese Gedanken wurden plötzlich unterbrochen durch eine Person, welche die Thür öffnete und durch die Menge sich hindurchdrängte zum Altar. Der Wanderer traute seinen Augen kaum. „Ist da- nicht daS Waldröschen? Sie faltet ihre Hände und sinkt mit nieder zum Gebet. Der Herr segne es ihr. Ich glaube eine Thräne hängt an ihrem Auge. Mag sie dem Lhau gleich sein, der die versengten Gewächse erquickt. So hätte denn also mein freundlicher Rath etwas geholfen. Tröstender Gedanke, wie klopft das Herz mir dabei. In der Nacht, wo un- Gott seinen Einge- bornen sandte, ihm eine gerettete Seele zuführen zu können, wen sollte die- nicht erfreuen? Wie selten machen wir uns auf den Weg der Rettung. Sobald ein Unglücklicher auf die Bahn des Laster- tritt, ist er wie vom Au-satz behaftet und die Menschen meiden ihn. Mancher würde sich wiederfinden, wenn er irgend wo noch theilnehmende und freundliche Herzen fände." Die Predigt kam und streute gewiß manch goldne- Körnlein auS in der geweihten Nacht. Nachdem sie zu Ende und auch der Gesang verstummt war, drängten sich die Schaaren zu den Thoren hinaus. Ein Mädchen durcheilte suchend und forschend die Menge, blieb bald vor Dem bald vor Jenem stehen, um ihm in- Gesicht zu sehen. Endlich trat sie an eine Ecke der Straße und senkte betrübt ihr Haupt. Ein stiller Gram war au- den Augen zu erkennen, auf die daS Helle Lampenlicht auS einem nahen Hause siel und ihrem Anzuge nach schien sie weder reich noch wohlhabend zu sein. „Ach da gehen sie hin und bescheeren nun zu Hause. Ich finde Nichts. Für mich hat aber auch Alle- keinen Werth, so lang ich nicht ihn als Bräutigam umarmen darf. Wo bleibt er heut? Er versprach, mich in die Kirche abzuholen und ist nicht gekommen. Wer weiß was geschehen ist. Brich, arme- Herz! So dachte sie, und war schon im Begriff zurück nach Hause zu kehren. (Schluß folgt.) Die NathhauSuhr ging Montag den 25. December um 9 Uhr Vorm. 57 Sec. vor. claffe l und II sl^oiprig-IUagäed. 8advb^ (8) über Hof, Bam berg, Würzburg und Hanau: 1) MrgnS 7 U. 15 Min. (Eil- zug, nur in Wagenclaffe I. u. II.); 2) Nachm. 2 U. 30 M., beide Züge ohne Unterbrechung, letzterer zugleich direct nach Paris. (8i»el>s.-8»^sr. 8adnlivk.) IV. Nach Hof, über Altenburg, ingleichen nach Bayreuth, Ulm, (Stuttgart,) Lindau, (Friedrichshafen,) Nürnberg und München (auch beziebendlich nach Frankfurt a. N., siehe oben »ud III. 8.): 1) MrgnS 6 Uhr, lediglich bis nach Hof; 2) MrgnS 7 U. 15 Min. (Eilzug in Wagenclaffe l. u. II.) zugleich mit nach Frankfurt a. M.; 3) Nachm. 2 N. 3V Min., gleichfall- mit ebendahin, auch direct nach Paris; 4) AbdS 6 U. 3V M., bi- nach München, alle 4 Züge ohne Unterbrechung. (8Lobs.- 8s^or. 8abnb.) V. Rach Magdeburg, über Halle und Eöthen, ingl. nach Bern burg, ebenso nach Halberstadt, Braunschweig, Hannover, Bremen,Eöln,Pari-u. London, und weiter nach Mecklen burg, Lübeck, Hamburg und Kiel (auch beziehendlich nach Frankfurt a. M., ingl. nach Berlin, siehe oben »nd III. X. und I. X.): 1) MrgnS 5 U. Schnellzug, jedoch nur bi- Eöthen, dann nach Berlin; 2) MrgnS 7 U. (zugleich auch nach Frank furt a. M), bei, von Magdeburg ab, erhöhten Fahrpreisen,
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