FALTERLEGENDEN I n Griechenland ging vor langer Zeit, in der Homcri- Der Falter des fchen Zeit, das Gerücht um, Homer, der alte Dichter, Hom ' r den man geftorben wähnte, lebe noch. Sieben Städte ftritten fich damals um die Ehre feiner Geburt, keine einzige aber um die Würde feines Todes. Ein grie- chifcher Jüngling aus einer der ruhmfüchtigen Städte hörte von einem Olivenhändler, der blinde Dichter häufe auf einer der kleinen Infein im Archipel. Welche es fei, wußte er nicht. Ein Segelfchiffsverleiher hatte es ihm berichtet, und diefem war die ungewilfe Kunde von einem Seemann zugetragen worden. Auf und ab fchaukelte die Welle des Gerüchts, doch Zuverläfliges hörte niemand. Alexander, der Jünghng, getrieben von der Liebe zu Homer, befchloß, den Verfcholienen zu fuchen oder wenigftens um die Infein herumzuftreunen, Land und Leute kennen zu lernen und fich den Meerwind um die Ohren wehn zu lallen. Er mietete bei dem Schiffsver leiher ein Segelboot, befrachtete es mit Lebensmitteln, Getränk und allerlei Gut für eine längere Fahrt, nahm einen Seemann an Bord und fuhr eines Morgens aus dem Hafen von Athen. Von Infel zu Infel trieb er auf den blauen Strömungen des Meeres, fuchte, fpähte — doch vergeblich. Er lan dete an den kykladifchen Eilanden und fegelte in die Einöde des kretifchen Meeres, richtete den Kiel nach Karpathos und Rhodos, drehte die Segel, der Strömung entgegen, durch das Irrfal der Sporaden und lenkte