120 DAS ZWEITE BÜCH fchon das Steuer in die Richtung nach Nikaria und dem Geftade von Chios, da warf in der Morgenfrühe ein von Kleinafien herbrechender Sturm die Nußfchale an ein winziges Infelkorn. Die Gefchicklichkeit des See manns wußte das Scheitern des Fahrzeugs zu verhüten, lie fauften in eine gurgelnde Bucht und blieben. Mutlos kroch Alexander über das Geröll: nirgendwo weder Menfch noch Tier. Über die Waller fchleifte der Sturm die fchwarzen Flore, alle Sicht verhängend, die Wogen grollten und rillen ihre fchaumgeifernden Rachen auf, das Infelchen umbellend. Er beftieg die Zinnen der Felfen, um auszufchaun: da fah er in der Ferne eine Hütte, Bäume und einen Hügel. Alexander und fein Begleiter hielten darauf zu: es war die Hütte eines Hirten. Der kam aus feinem Stall, ftand unter der Tür wie ein Herbftbaum und betrachtete wortlos die Seefahrer. In feinem weißen, Iturmzerrüt- teten Haar hingen dürre Grashalme und Laubrefte, lein Hirtenkleid war aus vielen Flicken zufammen- gefetzt. Er mochte neunzig Jahre fein. »Der Sturm warf unfer Schiff in die Felfen«,Tagte Alexander, auf den Seemann deutend. Der Alte antwortete nicht. »Wir bitten um deine Gaftfreundfchaft, bis das Meer ruhig und unfer Fahrzeug ausgebeffert ift.« Die Augenbrauen des Hirten hoben lieh ein wenig, was vielleicht heißen konnte: Bleibt! »Gibt es noch andere Unterkunft hier?«