FALTERLEGENDEN 21 Er fchüttelte die Hand. »Ich fuche...« Tagte Alexander, beklommen von dem alten Licht der Augen, »ich fuche den Dichter Homer, der auf einer kleinen, unbekannten griechifchen Infel leben foll...« Der Hirte zeigte ihm eine blöd - erftaunte Miene. »Der ift wahrhaftig ftumm!« knurrte der Steuermann. »Er fcheint mir eher fchweigfam zu fein!« antwortete Alexander und winkte ab. »Wohnt bei dir ein Greis mit Namen Homer?« fragte erden Alten. Der Hirte brummte, feine Stimme hatte den dumpfen Klang des Gelteins, das unter dem Sprung der Ziegen hinabfchollert in die Schlucht. »Homer ?... Ja, ift hier!« »Mann!« rief Alexander, freudig aufgeregt und ge- fpannt. »Der Dichter Homer?« »Der Dichter Homer?« meinte der Hirte, grinfend und verneinend. »Ach wo! Ein alter kleinafiatifcherBettler! Vorjahren fetzte ihn ein Olivenfegler hier ab... den Bettler Homer!« Sein Zottelbart wackelte, durchkämmt von den knochigen Gichtfingern. Mißtrauifch, ver- ftändnislos fchüttelte der Alte den Kopf und ftieß, un luftig weiterer Worte, die Tür feiner Hütte auf, aus der ein fchwarzer Hund feine Schnauze fteckte. Aber Alexander faßte den Hirten am Ärmel und ver- fprach ihm einen fchönen Krug mit roten Figuren. »Wo ift der Homer?« fragte er haftig. Der Alte meckerte bocksgleich und zeigte auf den Stall.