radevomBoot heraufkam, daß der Greis wieder Stimme und Wort hatte. Gefüllt mit Wohllaut war ihm die Kehle, gleich wie in feiner Manneszeit, als er an einem Sommertag oben auf dem Parnaß im Wind ftand, an geglänzt von der Sonne Apolls. Sein Antlitz fchimmerte geiftige Entzückung; weiß wie gehämmertes Silber blinkte die Stirn. Ihr Leuchten bannte Alexander, und er ftand ehrerbietig. Dem Mund entdrängte Strophe um Strophe, verworren, dunkel finnig; plötzlich ftiegen, aufgelichtet, verftändlich und kriftallklar: Wellen großen Klangs, dröhnend aus der Riefengefangeswoge von einft: »Wenn dann... wieder der Sommer erfcheint... und der Segen des Herbftes... Ift von gefallenem Laub... fein Bett... an der Erde... gefchüttet...« Alexander fchauderte, den fchwarzen Grundton des Schmerzes vernehmend, die Trüblaisweife des Greifes, der hellfichtig feinen Jammer, die Armut und Ver- laffenheit wußte. Scham peinigte den Jüngling. Stritten lieh nicht lieben Städte um die Ehre feiner Geburt ? Hatte ihn nicht ein Olivenfchift mit Gelächter hier abgefetzt? Erfchüttert lehnte er an dem Stallpfoften, die Hände auf die Augen gepreßt, weil er den Anblick des Leuch tenden , Blinden nicht ertragen konnte. Und Homer fprach: »Da nun liegt er ... und jammert... und nährt in der Seele die Trauer... Um dein Schickfal klagend...« Alexander ächzte, die Seele tat ihm weh.