FALTERLEGENDEN 129 Und die Stimme fcholl, meerhinausjammernd: »Alfo verzehrt auch ich... mich... im Leid... und er lag ... dem Verhängnis...« Stille. Der VVeltkreis fchien in Schweigen getaucht, das Meer gelähmt. Alexander wagte kaum zu atmen. Er hob das Geficht, den Verftummten anftarrend. Weinte Homer? Er weinte nicht. Am Ausgang feines Lebens hatte er keine Tränen mehr, nur Worte noch und Trümmer worte. Nur eiligen Glanz der Stirn hatte er noch und Gewitterfchein augenlofen Gefichts. Jetzt öffnete er abermals den Mund, und Alexander vernahm Singen, einen zerbrochenen Irrfinns- und Heilsklang: » Zeus... du Vater... und all ihr unfterblichen... feli- gen Götter...!« Was erbat er von den Göttern? Er fang, wie Erz fingt, wenn die Klöppel dagegen fchlagen; fummend fang er wie die Schiffer fingen hinter Nebeln und Regen wänden, wenn die Sonne die Dunftmauern zerftört. Hochauf ltieg und fchnellte feine Stimme, und die Düfterkeit fiel ab von ihr, wie der Staub der Erde fällt aus dem Fittich des auffliegenden Vogels. Hell und rein entquollen die Töne feinem väterlich - milden Mund. Was erflehte er von den Göttern? Weder Linderung noch Gabe erflehte er von den Göt tern. Nichts begehrte er. Nur anfingen wollte er fie, immer feuriger und inniger, in der Sprache der grie-