FALTERLEGENDEN 133 Berg her flügelten und {pieken, und der erfchreckte Enkel hörte: »Vielleicht dreißig... dreißig Schmet terlinge! Oh, fo viele Homere find geftor’ben, fo viele Seher.tot!« Der kleine Enkel verftand nicht, was die Worte bedeu ten follten. Befremdet fah er feinen Großvater an, der dem Gewimmel fchmerzlich bewegt nachblickte, bis es fich über die blühende Wiefe zerftreut hatte und entglitten war. Dann, nach einer Weile der Ruhe und Sammlung, zog der Greis feinen Enkel liebevoll an fich mit den Wor ten: »Nicht ängftlich fein, es ift fchon vorüber...« »Was ift vorüber?« fragte der beforgte Junge. Und der heute vergebene Dichter fagte: »In meiner Jugend habe ich Homer gefehn, und ich fah, was kein Lebender fah: ich fah ihn fterben!« »Du Großvater? Das war er ficherlich nicht!« »Doch-, er war es! In feinem Tode fprach er die Verfe Homers homerifch...« Der Knabe lachte: »Das kann jeder herumziehende Sänger!« Unmutig fchüttelte der alte Alexander den Kopf und fagte: »Ich habe einen Beweis!« Und er erzählte, wie er den alten Homer gefucht und gefunden hatte und in welchem Zuftand. Wie er arm, blind und taub war, voller Gebrechen und Schmutz, zerlumpt und fchwach, angewiefen auf die Mildtätig keit eines alten, mürrifchen Hirten. Wie er fchlafen