mußte in einem dumpfen Schafftali im Mift der Schafe und völlig unbewußt war feines einftigen Ruhms, der vergangenen Größe — eine taube, fruchtentkernte, ver brauchte Hülfe... »Ich war dabei, als er ftarb. Niemand fonft war dabei. Vor feinem Ende kamen ihm, in den Sterbensgefichten, Strophen aus der Odyflee in den Mund, die er lang vergeffen hatte, und eine ganz feltfame unirdifche Sprache, die außer ihm kein Sterblicher fprechen konn te , die Sprache von den Himmelsbergen, die Sprache der Götter. Er fang in diefer gewaltigen Sprache und verlor lieh endlich in rätfelhaiten Lauten, in langen Klageweifen, die mir das Herz zerriß en :A...a...a... E...e...e... I...i...i... O...0...0... U...U... u..., Töne, aus denen die Welt gebaut und gemauert ift. Apoll felbft fang aüs ihm. Und es war das furcht- barfte Erlebnis, das ich hatte: in der jämmeriiehften Ge- ftalt den ftrahlendften Gott zu erkennen. Und weil er blind war, fah er nicht, daß ich dabei ftand, lonft hätte ich folche Erfahrung gewiß mit dem Tode bezahlt. Deshalb habe ich auch nie darüber gefprochen, aber heute, da ich fo alt bin, fühle ich keine Angft mehr vor dem Tod und kann fagen, was ich hörte und was ich fah. Ich hörte Homer fingen wie Apoll und fah ihn fterben... Nach dem letzten Hauch feines Totenfangs faß ihm auf der bärtigen Lippe ein Schmetterling, mit den Flügeln fächelnd, als fauge er verzückt einen letzten Tropfen Süße. Das befchwingte W efen war aus dem