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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185809156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-09
- Tag1858-09-15
- Monat1858-09
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1858
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4215 Schrift, die überall zu kürzen sucht, an der Form de- Buch staben, an dm Verdindungsstrichen der Buchstaben, an den Vor- und Nachsilben der Wörter, an den Ziffern, an dm Interpunktionszeichen, daß eine solche Schrift nicht mehr Abkürzungen besitzt. Die Lösung diese- Rä'thsels ist aber ganz einfach: wir brauchen diese Abbreviaturen nicht, da wir un- besser zu helfen wissen, und zwar auf eine Weise, die so einfach ist, daß sie sogar auf die gemeine Correspondenzschrist, ja wie Figura sogleich zeigen wird, selbst auf die gewöhnliche Druckschrift sich anwenden laßt. Indem wir unS nämlich als den Leser unserer Handschrift immer Jemand denken, der leidlich deutsch versteht, haben wir die Beobachtung gemacht, daß der Zusammenhang eine- Satzes oft so zwingend ist, daß er da- eine oder da- andere Wort durchaus bedingt, so daß eben da- eine oder andere Wort sich ganz von selbst versteht. Und unser großer Grundsatz ist es ja eben. Selbstverständliches nicht zu schreiben, son dern nur anzudeutm. Ich gebe statt langer Ausführung sogleich praktische Beispiele. Er hatte seine Habseliakeiten verp f— und da- Geld verpra —. Wie hoch wird sich dieser Ring verw—. Ist da-Buch eingebu —? Kann er die- Geschäft vollbr — ? Habt ihr dm Brief empf— ? Nein, wir haben ihn noch nicht er —, hoffen aber ihn bald zu de—. Wer hat etwas dagegen einzuw—. Der Schnee ist an der Sonne ge—. Verliert man die Hoffnung, so ist Alles ver—. Sennefelder hat die Lithographie er—. Schiller ward in den Adel stand er—. Ich brachte ihm meinen Glückwu—. Horch, der Räuber su— die Thür mit Fußtritten zu spr—. Am ersten sott man nach dem Reiche Gottes tra—. In diesen, gewiß jedem unbefangenen Leser klaren Sätzen haben wir immer nur den Anfang der Wörter gesetzt; sehr oft ist aber auch die bloße Endung eine- Wortes hinreichend, das ganze Wort zu vertreten, besonders da solche Kürzungen in unserer Schrift durch besondere Stellung über der Zeile und der gleichen ausgezeichnet werden; so z. B. lese man folgende Beispiele, vergesse aber nie, daß die klein gedruckten Buchstaben die En dungen der Wörter sind, die auf den ersten Blick allerdings un bedeutend erscheinen, aber doch für die sichere Deutung des Worte- einstehen. Der Tod * uns alle gleich. Sollte mein Freund sein gegebenes Wort nicht "? Wir hörten die Lerchen " und die Frösche ". Du " ja gar die Pferde hinter den Wagen! Wer zu viel Wein trinkt, be' eine rothe Nase. Drake berührte auf einer seiner Reisen das Borget der guten »»g. Kartoffeln waren sein einziges Nah rungs Das alte bau'ae Schulgebäude ward abgetra —. Die Leute sangen ein vier '§ Lied. Da- Werk lobt den Da- Schiff lag vor er. Wer natürlich übergeistreich sein und nach obscurem Zeug suchen wollte, da- einem ungezierten Leser nicht in den Sinn kommen kann, liest mir vielleicht „das Schiff liegt vor Gibraltar" oder „Du schlachtest ja gar die Pferde hinter den Wagen!" dem Manne kann auch nicht geholfen werden. Wer aber an da- zu nächst Liegende und Ungezwungene sich hält, wird stet- richtig lesen, wenn er — richtig gekürzt hat. Einige Uebung und ein gewisser praktischer Blick gehört freilich dazu, solche Kürzungen anzuwenden; aber sie sind eigentlich auch nur für die höchsten Leistungen de- praktischen Stenographen, für die Aufnahme von Reden rc. nothwendig; für den Zweck einer gewöhnlichen Schnell schrift, für eigene Arbeiten, für Corrcspondenz rc. kann man ihrer recht wohl entrathen. Nur das sei noch bemerkt, daß anerkannte Praktiker zu sagen pflegen: „ Gerade die kühnsten Kürzungen, wie sie der Flug de- Worte- öfters ernöthigt, sind am schönsten wieder zu lesen!" Uebrigens giebt es auch noch eine Anzahl Regeln für die An wendung dieser Art von Kürzungen („Satzkürzungen"), welche darauf berechnet sind, auch für die Fälle die nöthige Sicherheit zu gewähren, wo nicht gerade das allernächstliegende Wort ge braucht ist, so daß wir förmlich eine Synonymik der Kürzungen besitzen, wie e- eine Synonymik der Sprache giebt. Und dabei möge sich da- zaghafte Gemüth beruhigm, welchem derartige Kür zungen — die übrigens schon zu Cicero'- Zeit gebräuchlich warm! — doch gar zu bedenklich erscheinen möchten. Sollten die gegebenen Grundzüge Manchem, dem die lang weiliae Currentschrift längst unbequem gewesen ist, unserer lieben Kunst der Stenographie zuführen, sollten sie Vielen, die keine rechte Anschauung vom Wesen der Schnellschrist hatten, zu einer wenigsten- oberflächlichen Aufklärung gedient haben, so soll es uns im Interesse der Sache, die wir m pflegen bestrebt sind, herzlich freuen. Fall- aber Jemand weitere Ausschlüsse über den oder jenen Punct unsere- System- zu erhalten wünschte, so ist in dm Sitzun gen de- Verein-, welche öffentlich sind und nach vorgän- aiger Tageblattanzeige (in stenographischer Schrift) Mittwochs Abends im Schützenhause stattfinden, eine stet- bereite Gelegenheit fteundlichst dargebotm. Eine recht ausführliche Darstellung de- Wesens und der Vor theile der Stenographie, namentlich auch ihre Vortheile für höhere Schulen, enthält übrigen- da- billige Schriftchen „Die Steno graphie al- Lehrobject in höhern UnterrichtSanstalten, von Bürger schullehrer Lorenz" (Leipzig, bei Gustav Mayer). vr. K. Alb recht, im Aufträge de- hiesigen Gabelsberger'schen Stenographm - Vereins. Aur Geschichte der Dampfkraft. Die Idee, den Wasserdampf als bewegende Kraft auszunützen, ist schon sehr alt. Man kann Spuren davon bi- 220 Jahre vor Christi Geburt zurück verfolgen. Die Beobachtung, daß der Deckel eines erhitzten und mit Wasser gefüllten Gefäße- von den Wasser- dämpfen gehoben wird, mag wohl noch weit früher gemacht worden sein. Hero von Alexandrien, Schüler de- KtesibiuS, ein griechischer Weltweiser, benützte die durch ausströmende Wafferdämpfe erzeugte Kraft der Rückwirkung als bewegendes Mittel. Er construirte den nach ihm benannten Heronsball und den Heronsbrunnen. Nach diesem Gelehrten geht der berühmte griechische Mathematiker, Bau meister und Maschinenmacher AnthemiuS schon weiterer baute eine Dampfmaschine, die erste der Welt, und einzig in ihrer Art, die er dazu benutzte, um, wie ein byzantinischer Geschichtschreiber sich ausdrückt, Erdbeben, Blitz und Donner hervorzurufm. Dieser seiner merkwürdigen Erfindung wegen wurde er vom Kaiser Ju- stinian nach Konstantinopel gerufen und man erzählt nachfolgende Anekdote von ihm. Sein Haus befand sich mit dem seines Nach bar- Zeno unter einem Dach, über welchen baulichen Mißstand fortwährende Streitigkeiten im Gange waren, au- denen zuletzt ein Rechtsstreit wurde, den AnthemiuS nur deswegen verlor, weil sein Nachbar eine viel gewandtere Zunge hatte als er. Er sann auf Rache und baute eine — Dampfmaschine, die der byzantinische Geschichtsschreiber Agathias (äe waeliinis miradiliku») also be schreibt: „Er stellte einen großen Kessel im Boden seine- Hauses auf, füllte denselben mit Wasser an und umgab ihn mit ledernen Schläuchen, die unten so weit waren, daß sie den ganzen Umfang de- Kessel- verschlossen. Mit den Schläuchen verband er lederne Röhren, die sich in Form einer Trompete verengten und in der selben Proportion endigten. Die Enden dieser Röhren befestigte er dann so genau auf den Balken und Bretern de- Zeno'schen Hause-, daß die in den Röhren enthaltene Luft, und zwar mit ungehinderter Kraft, in die Höhe steigen, aber nicht Herausbrechen oder durchbrechen konnte. Nach diesen in- Geheim gemachten Vor kehrungen legte AnthemiuS ein tüchtiges Feuer unter den Kessel und erregte eS zur großen Flamme. Sobald nun das Wasser heiß und kochend geworden, entwickelte sich ein starker Dunst (Dampf), der schnell und dicht in die Höhe stieg, und da er vom Kessel aus keinen andern Ausgang hatte, in die Röhren trieb, wo er zu sammengepreßt, mit verstärkter Kraft in die Höhe strebte, bis er da- Dach mit fortgesetzter Gewalt angriff, und dasselbe so erschüt terte und bewegte, daß da- Holz nach und nach zitterte und krachte. Die Hausgenossen des Zeno, von Furcht und Schrecken ergriffen, eilten auf die Straße; AnthemiuS aber neckte sie mit der «rage: was sie von dem Erdbeben dächten i!" Ein Jahrtausend ging darüber hin, ohne, daß die Erfindung einen Schritt weiter machte, bis 1543 ein eben so interessanter, aber leider sehr verwischter Versuch bekannt wurde. Der Spanier Blasco de Garay stellte am 17. Juni de- genannten Jahres im Hafen von Barcelona mit einem Schiffe, an dessen beiden Seiten Schaufelräder angebracht waren, einen Versuch an. Daß das Schiff durch Dampfkraft in Bewegung gesetzt worden sei, kann jedoch nicht mit Gewißheit behauptet werden. Dagegen einige siebzig Jahre später beschäftigt sich Salomon de CauS mit Ver suchen über die Kraft de- Wasserdampfes. Au Ende de- siebzehnten Jahrhundert- bricht sich die Idee einer Dampfmaschine Bahn durch dm Physiker Dionysius Papin, der in einem in den Leip ziger eruäilorum erschienenen ausführlichen Aussätze, betitelt:
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