Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1858

Anzeiger. N t rr Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. ' - — > > - . ' ^ I ^ I > > ^ V - - ^ -.---7.- ^ ^ , ^7- IS»-V . ^ ? »I»-W . . vIS 275. Goimabeud dea 2. Oktober »858. > > ' .HI Für die von den L. Atovember - bringen, bemerken wir Leipzig, am 28. September — entrichtende LirchenanLage ist der hierdurch zur Kenntniß der Becheiligten zu enttichten ist. Der Skatch der Stadt Letpr^g Koch. . / -- . ... . Zwei vor dem Woßthore an der alten Pleiße gelegene Parzellen Weidenpstanjung, fLr Korbmacher paffen», s»llen meist, bietend verpachtet werden. Pachtlustige haben sich i Montag den G. Oktober d. I« StachMittagS M Uhr am Schleußiger Wege vor dem Floßthore bei der Saubrücke rinzufinden. Leipzig, den 27. September 18L8. DeS Nkaths De« Math« der Stadt Leipzig Kovftdeputatto». , Die Sehenswürdigkeiten der EchaeUsmefse. S) Der Schimpanse oder afrikanische Orayg-Utang. (PLtdvvus Irogioä^^e« Lrvgtod/Ie» v!g«r). , Eine der inttreffanteften unstreitig auf dem . . mehrmals hier gezeigten ostindischen Orang-Utang, noch mit dem hier einst fälschlich unter dem Namen Schimpanse vorgefkhrten großen Pavian (L^noeaudAlus Hnmackr^iu») zu verwechseln, und muß^ den Naturfreunden stik s- kviMnnrHlwr sein, als» er nicht nur zum ersten Male hier gezeigt wird, sondern auch dem Men schen in geistiger und körperlicher Beziehung Noch viel näher steht als der ostindische Orang-Utang? Sein Gesicht ist runder, der Mundtheil weniaer hervvrstehend, die Rase negerartig eingedrückt, Schneide- und Eckzähne sind weniger groß, die Ohren dagegen größer und breiter, die Arme kürzer und nur bi- an's Knie rei chend, die Hände ebenfalls kürzer und mit vollkommene» Daumen. Dazu die klugen braunm Augen, die Art und Weise sich zu be wegen, die milden, ernsten, fast melancholischen GesichtSzüge, dies Alles zusammmamommm giebt ihm etwas außerordentlich Men schenähnliches, so daß man, bei der braunen und schwarzen Fär bung seiner Haut, ein kleines Negerkind,' oder noch bester ein Brüderchen der Pastrana vor sich zu schm glaubt; denk Letzterer ist er besonders ähnlich, nur daß er nicht jene dickwulstlgen, son dern feingeschnittene Lippen hat, die er übrigms beim Trinken auch nicht so rüffelartig hervorschiebt, wie der ostindische Orang- Utang. Er hat ein rothes wollenes Jäckchen cm, was noch die Täuschung vermehrt. Außerdem liegm oder hänge« noch andere Kleidungsstücke nebm ihm, und diese hütet er so sorgsam, daß man nicht wagen darf, sie ihm wegzunehmm. Uebrlgens reicht er jedem Menschen, der sich ihm nahet, vertrauensvoll die Hand, umarmt ihn auch wohl zärtlich und reizt sich überhaupt, so lange Seine Hauptnahruna besteht man ihn nicht reizt, gutmüthig. Seme.yauprnayrung in Reis, dm er mit dem Löffel ißt, sehr liebt er auch Apfel sinen und andere saftige Früchte, die er ss manierlich wie ein Mensch verzehrt, und als Getränk gmießt er meisten- süße« Thee, den er aus der Taffe trinkt. Sein ganzes Benehmen stellt ihn auf eine höhere Stufe geistiger Fähigkeiten, als dm ostindischm und wenn man ihn beobachtet, kann man sich gar »ohl das Alles für wahrscheinlich halten, wa< man von der Jn- rmz und Gelehrigkeit dieses Affen erzählt, daß z. B. ein lmpanse, wie Capitain Grandpro berichtet, sogar dm Backofen geheizt und sorgfältig Acht gegeben, daß ketüe Kohleü heraUssielrn, er auch alle Arbeiten der Mattosm verrichtet habe; daß ein An derer, dem einst, als er krank war, zur Ader gelaffn, bei einer zweiten Krankheit dm Arm hlngehaltm habe, als licke man thür wleder zur Ader lassen, und ein Dritter, wie Buffvn erzählt, )an,e,Hq sehr liebte,, daß er eine» Stock,nahm, wenn >«,»w naß« und ttchklL ib« « eine sich ihr «MI»- wohl kaum zu bemerken. 4) Albin Thiemer's T^oatruw mnvcki. Herr Thiemer hat sein Theater fern von dem Geräusch dsr Schaubuden im Saale der Restauration des Herrn Poppe auf dem Neukirchhofe aufgestellt, was Aeltern, die ihre Kinder dahin führen wöllen, gewiß rtcht willkommen sein wird./ Derselbe haM sich übrigens, so oft er uns besucht, stets eines zahlreichen Au« spruchs und großen Beifall- zu erfreuen, ja- wö dürft« wohl sagen, daß er in Leipzig zu dm beliebtesten Schaustellern gezählt rvnd, und gewiß mit Recht; dm« sein Theater ist eins der besü« orführt, find stet-glücklich gewählt, die Dekorationen vortrefflich gemalt und ihre Wirkung ist um so täuschender, da die wech selnde Beleuchtung getreu der Natur nachgeahmt ist, jede Scmr aber auch durch bewegliche Figürchm belebt wird, die treu der selben angepaßt, uüs zugleich em treues Bild der Sitten und Ge bräuche der Bölkft gedm, welche die dargestrllte Gegend bewohnm. Heitere Volksfeste, feierliche Prozessionen, der wilde Kampf der Elemente auf de» brausend« Meere, und die Schrecknisse einer Schlacht «. s. « wechseln hier mit einander ab, und so find« wir H4r das Ernste mit dem harmlosen Scherz, das Belehrende, zum Nachdenken Auffordernde mit dem Unterhaltmden, die allge meine Heiterkeit Erregenden in schönster Harmonie verbundm.