Dresdner neueste Nachrichten : 07.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- PURL
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19240607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-06
- Tag1924-06-07
- Monat1924-06
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- Dresdner neueste Nachrichten : 07.06.1924
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Dreslmer Neuefte Nachrichten sicLMss 111 MJBMJMM Unabhängige Tageszeickung B—·s«ssp»ssss z?7--.2.«3«»233:;3»325.33 I—Os-M»· »O »New-g- sspkxssskssknxzsk END-es « d i v d z im W- k«-.,»-ggss 111-«- ssæ sssgwss Os. sszssssgsssszsskiss flt « « kd ' ·«·-- U «U· H · J si -Z II . . aus n mutig-m m nane w enz ÆMUF FUHIWIZ WM« RschstwMÆ m an es un nu r e e ng JOSEPH-skka Einzelnummer 10 Giperng Redaktioip Bei-las und Odupigefchssisstelle Dresden-A» Fadiuandstiu 4. · Ferumst 22 Wo- 22 SM, 22 SM- 22 gös. · Telegmmme: Reuesie Dresden - Postscheck: Dresden 2060 »f- . M. jss Donovan-, I. Juni 1924 ma. Jahrg. Millerand im Kampfe mit Herriot Herrkot lehnt die Kabinettsbildnng ab Polnische Nevolte gegen die französische Bevormundung Das Fehlnrteil km Prozeß ThormannsGrandel Dic SIIIMZMIIIMMMII W fcllllzåmlllcll PchlUkll - T Paris, d. Jnni. (Eig. Drabtberichtt Seit geftern 7 Uhr abends baben die offenen zeindfeligleiten zwiichen dem franzö sischen Staatsibei nnd den Führern der Oppofition begonnen. Herriot bat die Bil dung des Kabinetts abgelehnt. Die Diffe renzen bezogen iich nicht ani allgemeine Fragen des Programms In später Abendftnnde wurde non der qunzösifchen Staatslanzlei ein Bericht ausgegeben, worin mitgeteilt wird, es beittinden zwifchen Millerand mw Herriot keine andern Gegensätze als lediglich die, dqß Derriot die Frage des Staatspriiiidentem d. h. des Rticktritts Millerands, anfrbneiden wolle, nortiber Millerand nicht verhandeln zn können erklärt. Er fei anf fieben Jahre gewählt, millie die Verfallnng schätzen nnd dürfe keinen Präzedenzfaii non f ruderechenbarer Gefährlichkeit schaffen. Hierauf babe. Herriot einfach nnd obne weitere Angabe non Grün den die Bildnng des Kabinetts abgelehnt. Millerand werde feine Besprechungen rnit andern Perfdnlichteiten fort etzen. verriet gab bierani der Prefie bekannt, daß er mit diefein Bericht des Staatschefs zwar iin allgemeinen übereinstimme, aber daß es ibin nnter diesen Umftiins den nninöglitb lei. ein Linkstabinett zn bil den. Deshalb habe er das ihm angebotene Mandat abgelean Millerand feste die Beinretbnnaen iort und beriei nnniichft den Priifidenten der Finanztonu mission zn fich, der bis 8 Übr abends mit dein Staats chef oerbandeth Uin 10 Übr abends wurde der Bise präiidcnt des Senats. Ratten nnd knrz daranf der Sen-nor Rio empfangen. Der »M at in« teilt mit daß der Staatstbef nnd Herriot in den beiden sandt iragen übereinftimment in -der Frage der Aufrecht erhaltung des Bndgetgleichgewiebts nnd in der Fraae der Aufrechterhaltung der Ansprüche Frankreichs an Dentfcbland. Das find allerdings Gemeint-Kinn unter denen alles mögliche verstanden werden kann. Das-l Blatt erklärt weiter. Millerand werde ein links gerichtetes Kabinett berufen. deiien Programm fiir die Linksparteien nnantaftbar fein werde. Er werde aber auch eine Botschaft erlassen, worin er znm Ansdrnck bringt, daß er die verfaifnngsiniiiziae Amtsdaner anirecbterbalten mitne- Kamtner nnd Senat würden abzustimmen haben. ob sie eine Verletzung der Verfassung sanktionieren wollen oder nicht. Heute wird Millerand noch einige Senatorcn nnd Abgeordnete empfangen. Die lintsftekicnde »E- r o Non velle« drtickt iich febr eneraifeb ans nnd betont daß der Plan Millerands nnmöalitb ne lingen könnte nnd antb nicht gelian dürfe. Das Blatt fand Milleraud verteidiaeT die Verfassuua, nachdem er sie verletzt habe. Robert de Jonvenal schreibt im »Ocuvre«: »Es scheint. als ob der Staatschei einen Staats-· streich plant ä la Ludwia XVI» Karl Ic- und Karl »Willst-M Er gebraucht die Worte Hochverrat usw. Verschärfung derinnerpolitifchen Lage Telegramm unsres Pariser Korre tp o n d e n te n oh. Paris-, S. Inn-i Die Präsidentschaftskrise nimmt den erwarteten Vertaus. Falls Milletand tatsächlich daran denkt. die Lbsnng der Krife hinansznschiebem fo dürfte sich in den nachsten Tagen die innekpoliiistbe Lage wesentlich an spitzen Ein von Millerand zu ernennendes Kabinett soll, wte ed heißt, die Botsehast« daß der Präsident nicht zurücktrete, in die Kammer und den Senat bringen. In der Kammer wird ohne Zwei-sei Millersand ein Mißtranensvotum erhalten- dageaen stehen die Dinge im Senat siir den Präsidenten etwas besser-. Nichts destoweniger wird sich aber eine Regierung, die Mille rand ohne das Kartell der Linken bilden sollte, auf die Dauer nicht halten können, so dasz Mitl lerand gezwungen sein wird. in aller Kürze weitere Schritte zu unternehmen. Es fragt sieh nnn, ob er es auf dies Auslösung der Kammer ankommen lassen wird. Um diese Auslösung zn erreichen, wird er sich an den Senat wenden müssen, Nach vorliegenden Jusormationen diirfte aber der Senat die Auslösung der Deputiertenkammer und die Ausschreibnng von Nenwahlen nicht zulassen. Wenn PRllerand bis zn diesem kritischen Punkt gelangt ist. wird lich stir ihn die kritische Frage erheben, ob er die Krise weiter sortdanern lassen oder ob er durch einen freiwilligen Rücktritt Frankreich vor schweren Erschlie ternnaen bewahren will. Man drängt bereits von verschiedenen Seiten aus Millerand ein, die Dinge nicht ans die Spitze zu treiben, denn die answärtige Lage erfordere eine schleunige Klärung der inneren Streitfragen. Außerdem versucht auch die dem Präsidenten nahestehende poinearistische Gruppe dahin zu wirken, daß der Präsident die Vor schläge Herriotö betreffs desßudgetausgleichß annehmen soll. Im großen nnd ganzen kann gesagt werden, dasz es sich ietzt nnr mehr nm eine persönliche Anseindnug des Präsidenten Millerand handelt. Seine besten Freunde befürchten, daß sich im Lande eine itarke Ve wegnng gegen ihn entwickeln könnte nnd daß sich ans diesen Vorgängen Unrnhen ergehen könnten. Günftiger Eindruck ver KanzlerredeDie Entscheidung im Reichstag In Paris Sichere Mehrheit für Mark B. Berlin, li. Juni. lEig. Drahtberichni Fiir die heutige Entscheidung im Reichstag wird esidnraui ankommen, wie sich die Mehrheit des Hauses zu der Auslegung der Geschäftsordnung ver halten wird. Nach parlantentariichem Branch hat der w e i t e it g e h e n d e Antrag den Vorrang. Die Mittel parteien haben dem Tafcheusvielerkunsiitiich das die Deutfchvdlkiichen mit ihrem Vertraue n s v o t n m versuchen wollen. ihrerseits dadurch begegnet, daß sie ihrem Billigungsantrag die Fassung gegeben haben, die den Uebergang zur Tagesordnung iiber die a ndern A ntriige verlangt. Dadurch diiriien iie sich die erste Stelle bei der Abstimmung gesichert haben. Der Antrag der Mittelparteien darf auf die 100 Stimmen der Sozialdemokraten nnd wahrschein lich auch ani die Banriiche Volkspartei rechnen. i o d a iz dem Kabinett die Mehrheit gesichert wäre. Lohnkonsitir bei der Eisenbahn B. Berlin, 6.Juni. (Eig. Drahtbericht.) Wie be reits kurz gemeldet, hat in einer gestrigen Besprechung des Kanzlers und der beteiligten Ressortminister mit den Gewerkschaften über die Frage der Eisen bahnersLohnerhöhungen keine Eini gung erzielt werden können. Die Reichöregiernng lehnt eine allgemeine Lohnerböhung von 80 Prozent ab und ist lediglich bereit Erhöhungen in einigen be stimmten Gruppen zuzubilligem Zweck dieses Ver fahrens soll die Angleichung der Löhne der Reichs bahnarbeiter an die entsprechenden Löhne der Privat industrie fein. Von dezz rund 400000 Arbeitern find nach den Angaben der eichsregicrung schon jezt zwei Drittel nicht nngiiniti er gestellt als die rinnt arbeiter. Die Gewerlicgtägen haben ihre Entscheidung auf Mitte nächster oche vertaar »Die Lage ist geklärt-« Telegramm unsres Korrespondenten ob. Paris, S. Juni. Jn den Wandel-gänan der Deimtiertenkatnmer wurde heute nachmittaa über die Rede des deutschen Reichskanzler-Z von einiaen Denn tierten der liiksksrepublikanischen Mehrheit in sehr günstigem Sinne gesprochen. Eine Persönlichkeit, die Herr-tot nahesteht, erklärte, daß die Bedeutung der deutschen Neichstanzlerrede darin liege, da ß die deutschen Sozialdemokraten sich mit ihr einverstanden erklärten und wahrschein lich der Regierung bis aus weiteres ihr Vertrauen schenken würden. Auch in den wchtsstehenden Zeitungen finden sieh sehr zufrieden stellende Aeußerunaen über die Reichskanzler-rede Der »Armes-« meint, die Laae sei nunmehr so weit geklärt. daß man in allernächster Zeit eine inter alliierte Konterenz einberufen könne« um die drinnen-den Fragen zu erledigen. Deutschland sei offenbar aus finanziellen Gründen entschlossen-, den Swchverständiaenplan anzunehmen. Es sei amb sehr vernünftig- non deutscher Seite schon ietzt aus die eventuellen Bedenken aufmerksam zu machen« die in den Oraanisationsauöschtissen näher begründet wer-den sollen. Es sei nicht zu erwarten, daß die deutsche Ren-ie- Umg den Moerstiindinenplan vollständia annehmen könne. Sie müsse seinem Volke beweisen- daß dadurch tatsächlich die Befreiung der besetzten Gebiete und die Sicherung der Zustände wie sie unter dem Rheinlands all-kommen waren. aarantieri würden. Das deutsche Volk erwarte sitr diie Opfer, die es durch die Annahme des Scchveriiiiudiaemutachckens aus sich nehme- ein-e Geaeneonzetsion moralischer Art. In der »Nation«, die dem künftigen Minister-präst denten Der-riet wideswa wird erlitten dad die kom-' wende diean lich entschlossen bade- tobald als mea lich mit dem deutitbeu Nachdemlee ins Benehmen du treten. um aewisse Fraaem die sich-aus die im Nubraediet aetrossenen Zweitng-iß ndmeudeeiedem dir-mein- «- Von der Gaulektunq Sachsen der Ge werkschaft deutschet Eisen ahnet wird uns dazu geschrieben ,,Der heute vormittag usnfammeuqetretene Ganyme stand lehnt unter allen mständen das An ebot des Reichsverkehtsministeriumö über die Erhösung der Wut M Miij Ums-wen Eb. sey Politische Hysteriker Von Richard Bah- Bei dem Attentatsvrozeß, der in diesens Wochen in Moabit verhandelt worden ist, ging es im Grunde um die Reputation des Justizratg Claß und seines Alldeutschen Verban deg. Alles andre wir wurden nachgerade etwas abgebrüht war nebensächlich Es war, leider, in diesen revolutionären Zeitliiusten nicht das erstemal, daß politische Gegnerschaft einen im öffentlichen Leben stehenden Mann durch Pulver und Blei zur Streckes zu bringen suchte. Jedesmal aber, gleichviel, ob derf verbrecherische Wahnsinn sein Ziel erreichte oder nicht-s bat man dann indieuiimlichenHintergrüude. sehen können. ! Es war, auf eine kurze Formel gebracht, immers dieselbe Tragödie der durch Krieg und Staatsumwäl-’ sung Entwurzeltew Eine soziale Tragödie und zu-« gleich doch auch eine der deutschen Mentalitäx Denn zu den aus der Bahn geschleuderten Kriegdossizierem zu diesen Studenten, denen sum Studium daö Sitz sleisch fehlte oder die zu alt dafür wurden, zu den an geblichen Kaufleuten, die nicht vergessen konnten, daß sie einst den bunten Rock trugen und nur ungern und widerwillig in den bürgerlichen Bemf unterbrochen, gesellten sich regelmäßig die Leute von Nespektabilität, die so oder fo über den Entgleisten den Arm gehalten besten. Die waren selber nicht unter die Räder ge raten, nicht gesellschaftlich und auch nicht finanziell. Manche non ihnen hatten in Krieg und Jnflation sogar ihre irdischen Güter mehren dürfen. Nur geistig waren sie zu Schaden gekommen. Jn ruhigen nnd gleichmäßigen Tagen wären sie vermutlich nicht einen Schritt von den herkömmlichen Pfaden des honetten und lot-retten Bürgersmannes abgewichen. Aber was wir alle miteinander hatten erleben müssen, diesen fürchterlichen deutschen Sturz and Glanz und Höhe, hatten sie nicht vertragen. Sie waren vermutlich nie große Polittker gewesen iwer ist das schließlich in deut schen Landeni), doch sicher auf ihre Weise ehrliche und vielleicht sogar glühende Patrioten. Nun glaubten sie - sang man das gleisnerisrhe Lied nicht anf allen Gassen? ——, dem Vaterland einen Dienst zu leisten, wenn sie die stützten und insgeheim för derten, die durch eine ~heroischc Tat« den kranken Staat Find das noch kränlere Voll vorwärts zu bringen ver eßen. Wie diese beiden Schichten, die Entgleisten und die Autos nnd Gelder spendenden Helfershelfer, auseinan der trafen und dunkle Aktionsgcmeinschaften ein gingen, ist fast in jedem Fall verschieden gewesen« Die- Grundzüge des Bildes blieben fast immer dieselbenJ Und allemal stieß man auch auf das nämliche Ge-; wimmel von Jntrigen und Feindseligkeiten unter sonft Gleichgestimmten, von künftigen Schills und verwege nen Liitzowern. die einander nicht über den Weg trauten, von Spitzeln und herabgekommenen Mai anten. L In eine m jedoch unterschied sich der letzte Prozeß von allen seinen Vorgängerin daß ein Mann von dcn Qualitäten des Justizrats Claß in ihm unter dem Verdacht der Mittäterfchast erscheinen konnte. Herr Claß hat sich bei der Feststellung seiner Personalien als »Rechtganwalt aus Many-« bezeichnet. In Wahrheit ist er doch wohl mehr. Ein Mann nicht ohne Kultur, auch nicht ohne historische und politische Bildung. Herr Claß hat unter dem Pseudonym Ein hardt eine Geschichte des deutschen Volkes ge schrieben, die, sicher einseitig und in den Einzelheiten schief nnd anfechtbar, um ihrer Konzeption willen Be achtung verdient. Und Herr Claß ist schließlich der Vor sitzende eines umfassenden Verbandes, der aus gewiß irregeleiteten Patrioten, aber doch aus Patrioten, be steht. Aus Leuten zudem, die ganz überwiegend einer gepflegten Oberschicht angehören, bei der die Para bellumpistole und die Handgranate der durch den Krieg gegangenen Abenteurer und Meuchelmörder doch wohl noch nicht zur Kommentwaffe wurden. Gauvorftand crnkariet von der Hauptgefchäftgstelle in Berlin, daß fie fkch fvfori mit den übrigen Organisa tionen in Verbindung fetzi und die notwendigen Schritte unternimmt. Der Gauvorftand ift entschlossen, den Kampf aufzunehmen und für Durchführung des selben zu fingen-« Verfchlkmmeruug im Besiuden Dr. Seipels B. Berlin. ti. Juni. Mit-euer Drahtberichu Das letzte Bulletiu ans Wien über den Zustand des Bundegkauslets Dr. Seipel läßt leider eine leichte Verfchltmmernuq erkennen. die sich tu einer steigenden Temperatur ausdrückt. Der neue Polizei-oberst von Thüringen B. Berti-. S. Juni. (Eig. DrahtberichtJ An die Stelle M meinem-muten auf fein Gefuch M l. Okto ber aus dem Thüringer Staatsbienskt aussaefchiedenen Polizetwetft Müller-Brandenburg tritt Polizedoberfts LM czuit Richt- v. guten-teu- Es wäre ein schlechthin unerträglicher Gedanke ge wesen, wenn Herr Claß in solchem Sinne als schuldig hätte befunden werden müssen. Das ist zwar nicht ge schehen; dennoch aber bleiben allerlei dunkle Schatten, die der Prozeß nicht verscheuchte, die er im Gegenteil verstärkt und verschärst hat. Der Justizrat Claß ist gewiß nicht nur der bescheidene «Rechtsanwalt aus Mainz«. Trotzdem ist er ein Scheut-. Der Ge ner al v. Seeelt hat diesen Typ, in dessen Wesenskern vor dringend, anschaulich charakterisiert. da er, als Zeuge vernommen, von den Männern sprach, deren politisches Denken in dem Satz zusammenslösse: Es muß irgend etwas gescheheu.« Es ist die in Deutsch land, leider, weit verbreitete Spezies der Leute« die das Warten nicht erlernteu, die nicht einmal das Ahe begrissen, daß in der Politik wie bei der Artischocke blattweise genossen werden musi, die, selber unruhvoll umhergetriehen, Volk und Staat in fort dauernde Unruhe hineintreihen Es muß etwas geschehen, gleichviel wag und un bekümmert um alle etwaigen Folgen. Wenn nur ein mal tüchtig dreingeschlagen wird, daß weit im Um kreis alle Fenster zerspringen Die Spezies ist nicht non heute und uicht von gesternSie ist wohl auch älter als der Alldeutsche Verhand. Der hat sie nur organisiert und in ein System gebracht. Seither freilich - seit 1883, wo, nach dem Helgoland-Vertrag, der verstorbene Karl Peters den »Allgetneinen Deutschen Verband« ge schaffen, aus dem zwei Jahre später der Alldeutsche Verband erwuchs sind wir eigentlich nicht zur Ruhe gekommen. Weil »etwas geschehen müßte«, wurden die Deutschen in die Angiophohie um jeden Preis hineingehetzt, ward die Weltpolitik, zu der, an sich durchaus verständig, der Alldeutsche Verband lud, von der ersten Stunde an mit der gegen England gerichteten Spitze versehen. Und weil »etwas geschehen müßte«, fielen wir, aus Betreiben andrer, mitunter aber auch der nämlichen Kreise, oon einer verunglück ten ~Umsturz-Kampagne« in die andre. Auch noch im Krieg hat diese Politik der slackernden Hosterie das deutsche Schicksal viel sach unheilvoll beeinflußt. Nach dem Zusammenbruch scheint man sich, das dars immerhin als erwiesen gel ten, vorwiegend aus die inneren Dinge geworfen zu haben. Weil man das Warten immer noch nicht ek lernte, arbeitet man in Staatsumwälzungen und wünscht, ein »Direkto rinnt« zu schaffen. Will wohl gar selber die Leitung der deutschen Angelegen heiten in die Hand nehmen. Sind die Begabungen zu solchem Unterfangen in den Herrn Clas; nahestehenden Zirkeln wirklich vorhanden? Nach den Erfahrungen der Vergangenheit möchte man eb, nach dein Aus-schnitt aus der Gegenwart, in die der Prozeß zu blicken ver stattete, muß man es bezukiselm Revision des Urtäcls im Thormanm GraudelsProzeß B. Berti-« fi. Juni. lEia Drahtbeticht.s Das Urteil im Attentatsprozefz Thormaanraudel wird allgemein als ein Fehlur t eil empfunden. Die seltfante Auffassung des Berliner Schwutgerichts, dass keine »Verabrednng« im Sinne des § 49 B. des Straf aefetzbnches vorliegt. liat auch in juristischen Jachkreifcn beträchtliche-s Kopffchfittelu erregt. D e r g a n z e P r o - z e b fo ll n n n , wie eine Nachrichtenstclle erfährt, e r - neut aufgerollt werden. Generalitaatsanwa«t Lindow hat bereits gestern nach der Urteilsverklindnna Revision eingelegt. In der Begründung nimmt er det- Standpunkt ein. das- itu Gesenfas one Anfchauuna dest- Gerichts die Voraussetzungen einer strafbaren Hand lnna auch daun gegeben seien, wenn Ernstlichkeit von seiten eines der Beruf-redeten nicht vorliegt. wenn aber die Verabredeteu. also die Angeklagten selbst, ihre Mit wirkung zugesichert haben. Man wird nun abwarten m—tissen- wie das oberfte Gericht die Rechtslage ansicht. Neue tiemispefthgvku der pfoTthiichfefn Außenpolktit O Leu do n, s. Juui. Eisen-er Dienstvefo In London find gestern Nachrichten eingetrofer, das der polnifche Außeuminiftcr zurückzulegen gedenke und das er Skrsyufki an feinem Ruck-feiner haben werde. Dies bedeutet eine Neuerfeuiietuus der poluifcheu Außeupoliiih die du mit zum ersten Male gegen die franobsifche ceaeumcfe revoltiett. Der neue Minister, der qeqemviiriiq in London weilt, befürwertet ferner eine witiftdsfts lfche Auniiheenng tu Ruf-link Umne- der polnifcheu Reqiernum die ebenfalls sue Zeit it Ost-du weilen-, vermitteln den Anlauf you M emdiftius Pferden für die polnffche Kavallerfe nnd stiileeih Die Pferde fallen direkt von Dampfern der ansahe sPaeifiaßabn nach Das-ais verftdifft werde-. ·
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