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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185811094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18581109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18581109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-11
- Tag1858-11-09
- Monat1858-11
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1858
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t'- xj, U ? Ar s'.rH ^ 8» r /' Lu t- 5SKK Lraumueret« zur MHaUHdDck-SWt«»»-. Seit dem Bestehen del hiesigen MaWnvGeich hat sich derselbe so reger Theilna-me und so^reicheß LiAsSemb« ziz rrfteu« gehabt — theils an regelmäßigen Beitragen uiA Geschenken, cheilS an Stoffen und nützlichen, zweckmäßig gewählten Handarbeiten, so wie schriftlichen Auszügen aus Vereinsschriften — daß*» wir. nich umhin können, unseren Dank auch öffentlich auszufprechen. Besonders rührend erschien u. A. die Gabe einer wenig be mittelten Frau, welche im Laufe des SonunerS, mit Vtxschweigmig ihres Namens, eine schöne Mosaik-Ähchnadeß, ihrer* einzHen Schmuck, den bedrängten GlaubenStzenvssen zum Opfer brachte. Früher schon war uns eine goldene Erbskette von einer hiesigen Dame als Geschenk übergeben worden und bald kamen noch ein goldner Ring und ein Paar Altarleuchter zu diesen Kostbarkeiten. Eine bejahrte Dame arbeitete eine schöne Altardecke, zu welcher von einem VereinSmitgliede eine würdige Altarbekleidung von Tuch gegeben wurde. Dieser schöne Schmuck ist der Kirche zu Blüberg in Kärnthen, welche neu eingerichtet wird, zugedacht. Vor wenigen Wochen wurde der Vorstand von der Nachricht überrascht, daß Fräulein Klingner den Frauenverein mit einem ansehnlichen Legate bedacht habe. Auch in anderer Weise bekundete sich ganz kürzlich die Theilnahme an unserem Werke. Herr Äganift Fischer und Frau Sophie Förster aus Dresden erboten sich, ein geistliches Concert allhier zu veranstalten, dessen Ertrag un seren Zwecken geweiht sein sollte. Diesen auSwärtiaen Künstlern schlossen sich mit freundlicher Bereitwilligkeit die Herren Musik- Director Hauptmann, Grützmacher und Röntgen an. Dem guten Klange dieser Namen verdanken wir neben einem ge nußreichen Abende eine schöne Einnahme. Höher aber als diese, höher al- alles materiell zu Erreichende, schlagen wir den Geist der Liebe und Nachsicht an, von welchem bisher unsere schwachen Bestrebungen getragen wurden; u. A. wieder bei Gelegenheit der Vorbereitungen des eben erwähnten, ganz außer unserem Bereiche liegenden musikalischen UnternehmmS. Diese Gesinnung, ob sie sich nun im Kleinen oder im Großen, ob sie sich in Rath oder That bekunde, hat um so größeren Werth, als sie der Sache Dessen gilt, Der unser Haupt ist. Er segne solche Liebe an den Gebern und an den Empfängern! Der Vorstand des Leipziger Frauenvereins zur Gustav-Adolph-Stiftung. Stadltheater. Mit sehr gespannter Erwartung sah Referent der Aufführung von Goethe'S „Faust" am 6. November entgegen, denn außer einer in fast allen Rollen neuen Besetzung ward diesmal das größte und erhabenste deutsche Dichterwerk in neuer scenischer Einrichtung (fünf Acte) und mit der eigentlichen Einleitung, dem Prolog im Himmel, gegebm. Die lebmdige Darstellung dieses Prologs hat man, so viel uns bekannt, noch bei keiner anderen Bühne versucht; eS bietet dieser Theit der Tragödie für die Scene auch die größten Schwierigkeiten dar. Wenn eS beim Lesen des Gedichts wohl niemals irgend Jemandem aufgefallen ist, daß der große Dichter daS höchste Wesen redend einführt und dasselbe mit dem gefallenen Engel einen Vertrag schließen läßt, da ganz dasselbe auch in der wunderbar schönen und sinnigen poetischen Erzählung geschieht, die uns die heilige Schrift im Buche Hiob überliefert hat — so dürfte eS doch vielleicht auf den ersten Anblick aewagt erscheinen, dergleichen in lebendiger Gestaltung auf der Bühne vorzuführcn. Wie oft aber ist e- schon geschehen, daß durch irgend eine andere Kunst, außer der des Dichters und der drama tischen, Gott persönlich dargestellt ist, wie z. B. durch die Musik in den Oratorien, durch die Malerei und die Sculptur — und in letzteren bekanntlich nicht immer auf die würdigste Art: wir erinnern nur an gewisse alte Heiligenbilder, die man in neuerer Zeit mit vollem Rechte aus den heiligen Räumen entfernt hat, an gewisse Ba-relief-, wie man sie je «weil« noch in Kirchen findet! DaS Drama halten wk aber für daS höchst« Kunstwerk, daS der Menschengeist überhaupt schaffen kann: eS ist die Spitze, in der sich alle andern Künste zu einem großen Ganze« verein«; die dramatische Kunst steht demnach an Würde und Rang, wis an hoher Bedeutung für das Allgemeine gewiß kri«er ihrer Schwestern nach und hat also vorzugsweise das Recht, die höch sten und erhabensten Gegenstände fich zu wähl«, um so mehr als sie ihm Gestaltung« durch das edelste Geschöpf Gottes, durch den Menschen selbst, zur Anschauung bringt, nicht blo- durch von MeHchenhandeu gemachte Tonwerkzeuge, oder durch Farben, Leinwand, Erg und Marmor. — Von der Nothwendigkeit der Darstellung deS Prologs im Himmel bei den Aufführungen des „Faust" sind wir längst überMgt gewesen, besonders wenn ein- «l auch der zweite Theil deS Werkes auf der Bühne erscheinen . llte, der ohne den Prolog im Himmel geradezu unverständlich wird. Die scenische Darstellung dieses Vorspiels zu „Faust" unselpr Büh«e war mit großer Einsicht und der größten sicht ungeordnet. Bon den hier handelnd und redend einze- fikhrten Wesen war nur Mephistopheles sichtbar, und zwar wi, ganz richtig in der Gestalt, in welcher uns die Überlieferung dm Satan beschreibt. DaS höchste Wesen war versinnlicht durch einen Lichtstrahl, aus dem die Stimme deS Herrn ertönte; die drei Erzengel und die himmlischen Heerschaaren waren durch un sichtbare Chöre vergegenwärtigt. So schön die erste Rede de- Mephistopheles ist, so tiefe Wahrheiten dieselbe enthÄt, so mußte sie doch des allzuscharf hervortretenden diabolischen Elements wegen bei der Darstellung wegbleiben, und daS Ganze begann mit den Worten deS Herrn: „Hast Du mir weiter nichts zu sagen?"- Dem künstlerischen Sinn der Bühnenleitung gereicht es aber zur Ehre, daß uns daS erhabene Werk in dieser Gestalt vorgeführt ward und daß man den Versuch machte, von der bei den Faust- Aufführungen üblichen Theater-Tradition abzuweichen. Ueber die Leistung« der Darsteller bei dieser Aufführung des „Faust" dürfen wir uns nur höchst anerkennend aussprechen. Die Titelrolle führte uns Herr Kökert bereits bei seinem Gast spiele im Mai d. I. vor. Wir haben damals ausführlich über diese schöne künstlerische Gestaltung des Darstellers gesprochen und dabei besonders die geistvolle, von tiefem Studium des Charakter-, wie der dem Faust vom Dichter in den Mund gelegten Redm, zeugende Auseinandersetzung hervorgehoben. Dasselbe fanden wir auch diesmal bei Herrn KökertS Durchführung der schönen Rolle, mit welcher der Darsteller abermals einen glänzenden Er folg errang. — Sehr gespannt waren wir auf die Leistung unsere- neuen Charakterspielers, des Herrn KühnS, in der Rolle de- MephistopheleS. Die dramatische Figur, die Goethe im Mephisto pheles geschaffen, läßt für den Darsteller die verschiedenartigsten Auffassung« zu — ein jeder einigermaßen selbstständige oder nach Selbstständigkeit strebende Künstler giebt daher den Mephistophele- in seiner eigenen Auffassung, mit zuweilen ganz abweichenden Nuancirungen. Wir können hier nicht auf die Frage eingehen, ob Mephistopheles auch im Aeußer« ganz al- Teufel oder mehr mit einem kavaliermäßigen Anstrich zu ged« sei, wir haben nur zu bewachten, ob der Darsteller innerhalb der von ihm gewählten Auffassung auch der groß« Aufgabe künstlerisch gerecht wird. Herr KühnS giebt den Mephistopheles in Sprache, Spiel und Maske mit der schärfsten Betonung deS diabolischen Element-. Wir müssen Herrn KühnS eS nachrühmen, daß er den größtm Fleiß auf seine große Ausgabe verwendet hat, daß wir oft in seiner Darstellung Züge gefunden haben, die un- ein bedeutende- ur sprüngliches Talent kund gaben, daß überhaupt die ganze Leistung sich durch seltene geistige Frische auSzeichnete. Daß der Darsteller in einigen Nuancen zuweilen noch etwas viel oder zuviel that, wollen und können wir einem jungen, noch im Aufstreben be griffenen Talente um so weniger hoch anrechnen, als wir derglei chen, und noch in viel höherem Grade, oft genug von großen und als Meister anerkannten Künstlern in dieser Rolle gesehen haben. Die Glanzpunkte in Herrn KühnS Leistung waren die höchst originell gegebene Schülerscene, die Scmen in Auerbach- Keller, in MarthenS Zimmer und im Tarten, nach denm dem Darsteller eS nicht an großem und ungetheiltem Beifall fehlte. Betrachten wir das, was Herr KühnS al- Mephistopheles gab, im Großen und Ganz«, so finden wir eine Gestaltung, durch die er abermals seine besonder- schöne Begabung für große und scharf ausgeprägte Charakterdarstellung« bewährte; eS ist diese Leistung zwar noch nicht eine vollkommen fertige und abgeschlossene, aber sie bewies uns in ihrer oft übersprudelnden Originalität, in ihrer geistreichen Schärfe, daß Herr KühnS alles dazu hat, einer der heuvorra-endste» Darsteller de- Mephistopheles zu werden, daß er d« Weg zu diesem hoh« Ziele bereit- weit über die Hälfte zurütHelegt hat. — Eine Leistung, die un- sehr angesprvchen hat, ist Fräulein Paul mann- Gretchen. Mit schöner tiefer Erfindung und — waS wir ganz besonders hervorheb« müssen — in sehr gut ein gehaltener Steigerung wnßte die junge Darstellerin die Rolle durch-
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