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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185811196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18581119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18581119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-11
- Tag1858-11-19
- Monat1858-11
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1858
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5730 Daß es dabei nicht ohne einige gewagte Griffe und Unwahrscheins lichkeiten abgeht, darf man bei einem französischen Stücke dieser Art nicht allzuhoch in Rechnung bringen. Ist die einfache Hand lung vielleicht auch in eine für sie etwa- zu große Form gebracht, so entschädigen dafür eine feine Charakterzeichnung, ein äußerst eleganter und geistreicher Dialog und mehrere geschickt herbeige führte pikante Situationen. So liebenswürdig und interessant auch das geistreiche Geplauder in der Mehrzahl der Scenen ist, so würde eS doch für die dramatische Wirksamkeit des Ganzen ersprießlich sein, wenn noch einige Kürzungen im Dialog vorge nommen würden. Ein solches Stück, wie „Feenhände", bedarf vorzugsweise einer ganz besonders feinen Darstellung, wenn es zu wirklicher Geltung kommen soll; daß das neue Werk auch bei uns einen guten Erfolg hatte, gereicht der Regie und den Dar stellern gewiß zur besonderen Ehre. Es ward in allen nur einiger maßen hervortretenden Rollen sehr Schönes geleistet, wie auch die kleineren gut vertreten waren. Das Stück ist sehr reich an be deutenden weiblichen Partien, die durch Fräulein Pa ul mann, Fräulein Ungar, Frau Wohlstadt, Fräulein Huber und Frau Bachmann vortrefflich zur Darstellung kamen, wie auch die kleineren weiblichen Rollen des Kammermädchens Iosephine und der Corinne von Fräulein Ballmann und Fräulein Jenke sehr hübsch gegeben wurden. Ganz Vortreffliches gaben Herr A. Kökert (der diesmal von Neuem den Beweis lieferte, daß er im feinen Lustspiel oder Conversationsstück nicht minder bedeutend ist, wie im großen ernsten Drama), Herr Stürmer und Herr Rösicke, ebenso wie Herr Kühns die kleine, seinem Fache fern liegende Rolle des Herzogs von Penn-Mar sehr brav durchführte. DaS Ensemble war ein ebenso feines und lebendiges, als präcises, das scenische Arrangement ein sehr geschmackvolles. F. Gleich. Zweites Loncert -es Mustkvcreins „Euterpe". Dienstag den 16. Novbr. Das Programm des Concerts bestand größtentheils aus Compositionen älterer Zeit, ein Umstand, der vielleicht nur eben so zufällig war, wie die Reihenfolge des Programms es auch zu sein schien. In der Thal! die Vörtreff- lichkeit der Auswahl, die wir sonst an den Concerten der Euterpe gewohnt sind, vermißten wir diesmal etwas. Es ließe sich z. B. darüber streiten, ob eine Bach'sche Composition für Violine ohne Begleitung, wie die von Herrn Kammermusiker Seel mann aus Dresden vorgetragene Sonate in ein solches Concert passe. Doch legen wir auf diesen Vorwurf kein so großes Gewicht, daß wir ihn weiter auszuführen und zu begründen für nöthig hielten, denn man kann ja nicht wissen, ob ein derartiges Programm nicht ein mal durch besondere Umstände geboten wird, und bemerken nur noch, daß wir weder gegen diese Bach'sche Violincomposition, noch gegen die Mozart'sche Symphonie, noch gegen die beiden Arien der Fräul. Auguste Koch etwa- einzuwenden haben würden, wenn sie eben nicht alle zusammen an einem Abend aufgeführt worden wärm. Daß das Interesse an der Vergangenheit, und namentlich an dieser, die durch spätere musikalische Blüthepcrioden so weit überflügelt worden ist, jetzt nur mehr ein untergeordnetes ist, wird wohl Niemand bestreiten wollen; aber eben so wenig sollte man sich der Consequenz dieses Satzes entziehen, sondern sollte die Werke jener Zeit nur in zweiter Reihe zur Aufführung bringen und das weit größere und berechtigtere Interesse des Publikums an einer jüngern Vergangenheit und an der Gegenwart das hauptsächlich Maßgebende bei der Aufstellung von Concertprogrammen, nament lich von denen der Euterpe sein lassen. Eröffnet wurde das Concert mit der Symphonie von Mozart (Ls äur, Ao. L). So wenig wie sie ihren Meister auch verläugnet, so fand doch erst der letzte Satz entschiedenen Beifall. Er ist auch unstreitig der frischeste, und wollen wir nur wünschen, daß das Publicum in seinem Genüsse nicht gestört worden ist durch die Nachlässigkeit im Zählen, die sich der Clarinettist zu Schulden kommen ließ, indem er einmal einen Tact zu früh einsetzte. Abgesehen davon aber war die Ausführung dieser Symphonie im Ganzen gut, wie überhaupt die Orchestervorträge an diesem Abend. Die Arie auS „Mitrane" wurde von Fräul. Koch, wie sich erwartm ließ, recht gut vorgetragen, doch will es uns scheinen, als ob ihr die Arie aus ,, Jeffonda" noch besser gelungen wäre, da sie namentlich einige Stellen derselben, in denen ihr Gelegen heit geboten wurde ihre Stimme etwas zu entfalten, recht fein und sicher ausführte. Als Sololeistungen, um diese gleich hinzuzunehmen, sind ferner dle beidm Stücke: Concerwariationen von Lipinsky und Sarabande rc. aus einer Sonate von Bach, vorgetragen von Herrn Seelmann auS Dresden, zu nennen. ES war zu bedauern, daß im erfteren Stücke die (wahrscheinlich wegen der Hitze) bald eintretende Verstimmung der Violine den Herrn Seelmann etwas ängstlich machte, so daß er, namentlich in den Octavengängen und Doppelgriffen nicht mit voller Sicherheit spielen konnte; doch macht» er Alles wieder gut durch den Vortrag der Bach'schen Composition, die er in der That völlig rein und sicher ausführte. Eine Frag» sei hier noch gestattet: Warum spielte Herr Seel mann ohne Clavierbegleitung? Schumann, Mendelssohn, Hiller, Molique haben ja zu vielen Bach'schen Violinstücken Clavierbegleitung ge schrieben, und wenn auch vielleicht zu dieser Sonate nicht, so hatte er ja eine andere wählen können. Violine allein in einem Concert lautet allemal etwas zu schwach, und sie kann durch Begleitung nur gewinnen. Wir trugen um so weniger Bedenken, diese Bemerkung auszusprechen, weil auf der anderen Seite anzuerkennen, wie sehr die Wahl der Bach'schen Sonate von dem gediegenen künstlerischen Geschmack des Herrn Seelmann zeigt und wie bedeutsam eS ist, daß ein Künstler denkt, er habe eine Zuhörerschaft vor sich, der er mit einer Bach'schen Composition gegenüber treten dürfe, und bei der er nicht erst auf den Beifall der gewöhnlichen Concertvirtuosen zu speculiren brauche. Die übrigen beiden Nummern des Conceries waren Fingalshöhle, Ouvertüre von Mendelssohn (am Anfänge des zweiten Theiles) und Ouvertüre zu Lodoiska von Cherubim (zum Schluß des Concerts). Die Mendelssohn'sche Ouvertüre bot uns wohl von allem, was wir an dem Abend zu hören bekamen, das meiste Interesse dar. Dieses Tonstück ist nicht sowohl der Idee, als vielmehr seiner musikalischen Gestaltung nach einer der glücklichsten Griffe, die Mendelssohn gethan hat. Fast denselben Vorwurf theilend mit der Gade'schen Hochlandsouverture (die ja auch ihren Ursprung in der Idee des Componisten erst der Men- delssohn'schen Ouvertüre zu danken hat), ist es charakteristisch, wie verschieden dieser Gegenstand von beiden Componisten aufgefaßt worden. Während Gäbe über seiner Landschaft allmälig die Sonne aufgehen läßt und dem Bilde die freundliche Seite abge winnt, enthüllt uns Mendelssohn hier die tiefe, ja wilde Romantik jener nordischen Naturpoesie und wir können nicht umhin, unsere Freude über die Wahl dieser Composition für das Concert aus- zusprechm. Auch die Aufführung ging von Seiten des Orchesters untadelhaft. Das Gleiche in Bezug auf die Aufführung können wir von der Cherubini schen Ouvertüre sagen, mit welcher d«S Concert be schlossen wurde. Die Cherubinischen Sachen erkennt man immer (wenn ich mich so ausdrücken darf) an einer gewissen Noblesse, die aber gerade eine feine Auffassung von Seiten deS Dirigmtm und des Orchesters nothwendig macht. Beide Bedingungen warm bei der diesmaligen Aufführung vollkommen erfüllt, so daß wir den Concertsaal mit einem recht befriedigenden Eindrücke verlassen konnten. Capellmeister August Labitzky aus Karlsbad, Sohn des allbe kannten Walzerkönigs, wird im Laufe nächster Woche, in Ver bindung mit Herrn Musikdirektor Her fürth, durch im Schützen hause veranstaltete Concertaufführungen seine Compositionen dem Leipziger Publicum vorführen. Denen, die Karlsbad während der letzten Jahre besucht haben, sind die Tänze August LabitzkyS durch die Ausführung des trefflichen Cur-Orchesters auf's Vortheilhafteste bekannt. Gleich den Tanzcompositionen seine- Vaters nehmen die August Labitzky's einen weit höheren Rang ein, als die Durch schnittszahl der Tänze. Beide Labitzky sind durch und durch musi kalische Künstler von vielseitiger und umfassender Begabung. Mit der gründlichsten musikalischen Bildung verbindet August La bitzky eine seltene Frische der Erfindung. Seine Adjanska-Walzer, sein Periksa-Galopp, seine Polka I» xstite eoriuatie, seine Polka- Mazurka I«. Kelle liusse sind die steten Lieblinge des glänzenden und verwöhnten Karlsbader Sommer-Publicums, daS nicht müde wird diese reizenden Klänge zu hören und in jedem Concerte deren Wiederholung verlangt. Wir wollen nicht verfehlen, die Leipziger im Voraus auf die interessante Erscheinung aufmerksam zu machen. Leipzig, den 18. November 1858. II. Kais. Hohh. der
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