Tageblatt und Anzeiger. Amtsblatt des Miigl. BeMgnichtS und des Raths der Stadt Leipzig. ^ S4«. Sonntag de« 12. December. 1858. Mittwoch den 15. December d. I. Abends 1-7 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. , Tagesordnung: I) Gutachten des Finanzausschusses, die theilwe„c Beibehaltung der mdlrectcn Abgaben betreffend, 2) deSgl., die Stadtcaffenrechnung auf das Jahr 1857 betreffend. 3) Wahl eine« StadtrathS auf Zeit. Eventuell: 4) Gutachten des Ausschusses zu den Kirchen, Schulen und milden Stiftungen, die Erbauung eines neuen Schulgebäudes für die vereinigte Raths- und Wendler'sche Freischule betreffend. 71m Geburtsfejt Sr. Majestät -es üimigs. Es thront am Elbestrande Ein Fürst an Tugend reich, Er thront im Sachsenlande, Der Perl' im deutschen Reich; Ein Fürst, der Sachsens Krone Als Sachsens Vater tragt, Der auf dem Fürstenthrone Des Landes Heil erwägt; Ein Fürst, der Fürstenpflichten Gewissenhaft erfüllt, Der durch gerechtes Richten Gedrückter Thränen stillt; Ein Fürst, vor welchem schwindet Der Gelbsucht Trieb zurück, Der all sein Glück nur findet In seines Volkes Glück. Ihm schall' am Elbestrande Der Freude Jubelton: Hoch leb' im Sachsenlande Der König auf dem Thron! Der Sachse treu und bieder Ruf' heute bittend auS: Blick', Vater, segnend nieder Auf Sachsens Königshaus! So schwöre heul' auf's Neue, O Sachsen, schwöre gern Die rechte Lieb' und Treue Dem edlen Lände-Herrn! — Dann werden deine Grenzen, Du selbst an Segen reich, Wirst auch in Zukunft glanzen Als Perl' im deutschen Reich! Sta-ttheatrr. R. Wagner» „TannbLusrr" gehört zu den Merkm, «»Ich« von unsrrem Publicum -et« gehört werden. Wenn irgend ein künstlerische- Erzeugniß der Neuzeit die Bedingungen der Popularität im edleren Sinne in sich trägt, so ist es dieses vollständig im deutschen VolkSthum wurzelnde und zugleich allen berechtigten künstlerischen Forderungen der Gegenwart Rechnung tragende Kunstwerk, daS eben auS die sem Grunde eine dm Einflüssen deS fortwährend wechselnden Zeit geschmackes trotzende Lebensfähigkeit sich bewahren wird, denn „ wer den Besten seiner Zeit genügt, der hat gelebt für alle Zeiten". Auch die diesmalige Vorstellung de- „Tannhäuser" hatte eine überaus zahlreiche und empfängliche Versammlung in daS Theater gelockt. — Die Aufführung des großen Werke- gab abermal- Zeugniß von dem regen künstlerischen Sinn, der bei unserem Theater herrscht: sie war in allem Wesentlicheren eine auch höhere Ansprüche befriedigende. — Die Leistung des Herrn Doung als Tannhäuser erschien uns in einem bei Weitem vortheilhaftcren Lichte, als die bei seinem ersten Auftreten. Wir hatten bereit- in dem, was Herr Poung als Edgard in Donizetti's „Lucia" gab, erkannt, daß wir es mit einem gut gebildeten, verständigen Sänger zu thun haben. Sein Tannhäuser rechtfertigte diese gute Meinung, und wenn wir auch in einigen Specialitäten der Auf fassung — namentlich was einzelne Nuancirungen in der großen Erzählung des dritten Acts betrifft — nicht ganz mit dem Sänger einverstanden sein können, so zeigte doch gewiß die Gestaltung in ihrer Totalität, daß Herr Voung die hohe Bedeutung de- Kunst werks richtig erfaßt und sich mit großem Eifer ihrem Studium hingegeben hat. Der Sänger war überdem auch entschieden günstiger disponirt, wie bei seiner ersten Gastrolle; sein ausdauern des Stimmorgan - hatte daher. auch - mehr Fülle und Klang. ES dürfte sich dasselbe überhaupt mehr für dm ausdrucksvollen dekla matorischen Gesang der modernen deutschen und französischen großen Oper eignen, als für da- weiche Cantabile der italienischen Musik. — Die Leistungen unsere- Personal- in dieser Oper sind bekannt, doch dürfen wir nicht unerwähnt lassen, daß Hrrrn Bertram- Wolftam dadurch bedeutend gewonnen hat, daß er als Sänger und Darsteller da- weiche, fast sentimentale EleiWnt die-mal weniger hervortreten ließ. So wie der verdienstvolle Sänger die schöne Rolle im Musikalischen und Dramatischen an diesem Abende gab, können wir sie seinm besten Leistungen an die Seite stellen. — Ganz besondere Erwähnung verdimen noch Frl. von Ehrenberg als Venu- und Krl. Marie Mayer als Elisabeth. ^ Unser an schöne« Stimmen so reiche- Ehorpersonal that seine Schuldigkeit; da- Orchester leistete Vortreffliche-. ?. Gleich.