Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186301087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18630108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18630108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1863
- Monat1863-01
- Tag1863-01-08
- Monat1863-01
- Jahr1863
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1863
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I 1l«d Anzeiger AmMM des Kmgl. BtzirkSzirichlS md ixs Rache da Stadt ÄchM. M 8. Donnerstag den 8. Januar. 1863. Bekanntmachung. Mit dem am 2. Januar wiederbeginnenden Geschäftsbetriebe der Sparcaffe haben wir die Einrichtung getroffen, daß im Laufe des Monat Januar der Donnerstag als Rückzahlungstag in Wegfall kommt und dafür als GinzahlungStag benutzt wird. Leipzig den 27. December 1862. Die Deputation zur Spareaffe. Das Meisterwerk „Nach -er Taufe", Oelgemälde von L. Knaus. Ueber obiges Bild, welches sich gegenwärtig hier in Del Vecchio'- Ausstellung befindet und über daS die Berliner und Wiener Blätter de- Lobes voll sind, berichtete kürzlich die National zeitung wie folgte DaS Werk, daS wir meinen, steht vor uns da so schlicht, so ein fach, so völlig frei von jeder Koketterie, von jeder Absicht zu prun ken und zu blenden, ganz ein Bild der rührendsten Bescheidenheit selber, und dennoch — jetzt nach diesen Worten können wir es ohne Besorgniß vor Mißdeutung sagen — dennoch strahlt es in Wahrheit und stärker als tausend andere Schöpfungen, von jenem inneren Glanze nämlich, den die Weihe der Kunst auf ihre echten Jünger auSgießt. ES ist ein Werk, daS jeder Bildungsstufe zu gänglich und verständlich ist, und das den Künstlern Äenso wie den Laien, den gewählteren Geistern wie den Alltagsmenschen ge fallen und ein Gegenstand des behaglichsten Genusses sein wird. Es ist ein neues Bild von Ludwig KnauS, betitelt: „Nach der Taufe." Seit KnauS zum ersten Pale vor zehn Jahren mit dem Ge mälde „Ein Leichenbegängniß" in die Oeffentlichkeit trat und so gleich die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkte, hat er sich, wze uns dünkt, einem bestimmten Stoffkreise zuaewandt und diesen vorzugsweise gepflegt. 'Trotz einigen Abweichungen im Einzelnen richtete er sein Augenmerk immer wieder auf gewisse Gegenstände und Ideen, die ihn stärker festhielten und deren Darstellung seinen Ruhm am meisten förderte. Und mit dem, was er behandelte, traf er zugleich so recht mitten hinein in das Herz seiner Landsleute. Der Eine oder der Andere könnte vielleicht sagen, Knau- sei der ^ ^ ' halten pie Be- Eharakteristische . . liche ist ber ihm keineswegs das durihapS Wesentliche. Wir unsererseits meinen vielmehr, daß er vorzugsweise der malerische Familien historiker ist, der Darsteller der Hauptereigniffe, welche das Familienleben naturgemäß aus sich gestaltet, jener Ereignisse, die ihrem privaten Wesen nach im Großen und Ganzen des Welt laufs gleichgültig und geringfügig erscheinen und die im Entfern testen nicht mit den Vorgängen der Geschichte wetteifern oder gar den glänzenden Stempel der Thaten an der Stirn tragen, die aber nichtsdestoweniger für den Einzelnen von höchster Bedeutung sind, indem sich in ihnen im vollsten Sinne ein allgemein Mensch liches offenbart. Jeder steht auf dem Boden der Familie und weil der Deutsche vor manchen andern Nationen mit besonderer Vor liebe am Familiendasein hastet, weil hierin sein süßestes HeimathS- gefühl, seine ganze GemüthSwelt wurzelt, darum werden gerade ihn die Schöpfungen von KnauS so innig anziehen. Sie werden ihn vielleicht ebenso fesseln, wie z. B. Goethe'- »Hermann und Dorothea", oder wenigsten- au- einem verwandt« Grunde. »DaS Leichenbegängniß", „Die goldene Hochzeit", „Nach der Taufe", alle diese Gemälde repräsentiren da« besondere Wesen und die Ge suchte des Familienleben-, und auch die „Feuersbrunst" (vom Jahre 1854) gehört in diesen Kreis, ganz wie sie in SchillerS ,Glocke" sich den Ereignissen einreiht, welche der Dichter in seiner schönen, gemülhStiefen Darstellung der Familienexisteu» schildert. Der Maler gewährt un- in fernem Werke einen Blick auf eine kleine Festlichkeit in der Stube schlichter Landbewohner. ES ist dem Hausherrn ein neuer Sprößling geboren worden; dieser hat die Taufe empfangen und man sitzt nun, nach der heiligen Hand lung traulich beisammen, um das Familienereigniß zu feiern. Die Feier ist jedoch die bescheidenste von der Welt, kein großartiger Gevatterschmaus. Die Aeltern scheinen keineswegs dem eigentlich begüterten Bauernstände anzugehören, der bei solchen Gelegenheiten nach Möglichkeit zu prunken liebt und etwa- drauf gehen läßt. Sie sind, wie uns dünkt, Leute, die sich redlich nähren, ohne zu darben und ohne Schätze zu sammeln. Ihre Häuslichkeit macht den Eindruck des Allüberkommenen und Eingewohnten zugleich, aber auch den der Ordnung und Reinlichkeit. Die Gesellschaft besteht nicht auS zahlreichen fremden Gästen, sondern nur aus den nächsten Angehörigen, den Großältern, den Geschwistern, den Kindern und dem Seelsorger deS Orte-, dem Herrn Pfarrer. Die An wesenheit des letzteren scheint den Glanzvunct des Tages zu bilden, in Verbindung mit Kaffee und Napfkuchen. In dem geistlichen Herrn, der ziemlich in der Mitte deS Bilde- hinter dem nach links sich erstreckenden Tische sitzt und der den Täufling im Arm hält, concentrirt sich auch die Gruppirung der anwesenden vierzehn oder fünfzehn Personen, jedoch nicht so, daß jener zugleich der Mittelpunct der Aufmerksamkeit der Anwesenden ist; vielmehr haben sie meist* Alle ihre Augen auf den Täufling gerichtet. Die Gestalt des Pfarrers giebt nur den äußerlichen Mittelpunct ab, und auch diesen nur so, daß in einer Figur zur Rechten, in der Mutter, immerhin noch gleichsam ein starker male rischer Accent sich äußern kann, während den Figuren auf der linken Seite des Bilde- mehr eine ergänzende und abschließt Rolle Seite des Bilde- mehr eine ergänzende und abschließende zugetheilt brachten ist- Betrachten wir die Personen alle einzeln, wie sie eS wegen ihrer vortrefflichen Charakteristik verdienen. Da sehen wir zuerst t Bat. ' rechts den Vater de- Neugebornen sitzen, einen kräftigen Land mann in den besten Jahren, eine kreuzbrave, gutmüthig einfältige Natur, ganz erfüllt von der Freude, die seinem Hause widerfahren. Sein Feierlagsrock ist reinlich, aber schon stark verschossen. Ein kleines Mädchen sitzt auf seinem Schooß und schmiegt sich an ihn, als ob es bangen müßte, daß die väterliche Zärtlichkeit sich nun dem Jüngsten zuwenden werde. Der Vater umschlingt es mit dem linken Arme, während er zugleich eine Taffe Kaffee, eine altmodisch geblümte Schaale, in der Hand hält und ein Stück Kuchen eiu- taucht, und während er lächelnd auf seinen neugebornen Sproß in den Armen deS Pfarrers hinüberblickt. Halb neoen, halb vor chm, nach dem Beschauer zu, steht ein kleiner bau-bäckiger, krausköpfiger Knabe ln kürzen "schwarzen SammethvSchen, der sich die Gelegen heit zu Nutze gemacht und eine Menge Aepfel und ein tüchttge« Stück Napfkuchen erobert hat. da- er gierig verzehrt. Nun werter nach link« hin, neben dem Vater, sitzt die Mutter auf einem be quemen, gepolsterten Lehnstuhl, in voller Figur dem Beschauer zuge- junge Frau, von schönen, edlen, herzgewinnenden Zügen, aber noch bla« und angegriffen ; sie hat jüngst vielleicht erst da- Wochenbett verlassen. Jetzt etscheint sie, so weit sie eS vermag, fröhlich unter den Fröhlichen, in sauberes Weiß gekleidet, von einer gewissen Feier lichkett umflössen, wie eine Genesene, die dem Kreise der Ihrigen wiedergefchenkt ist und von Neuem die Bahn de- Leben- betritt. Die Hände matt vor sich aus dem Schooß, wendet fie ihr sanft
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