Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 1, Mittwoch dm 1. Januar. »»Mi"' - " > - Gruß an das neue Jahr. H 5° * ' * r' ^ i - ^ / r 2^^ Wohl will es uns mit eignem Weh beschleichen, Wenn wiederum die Zeit ein Jahr vollbracht — Es sausen rastlos ihres Rades Speichen, Kein Blick durchdringt die sternenlose Nacht. Doch laßt uns weise sein und ohne Beben Der Stunde, die da kommt, entgegengehn, Wie einer jungen Braut, mit Lilienstäben Und Rosen, die im vollsten Prangen stehn! Sie ist ja doppelt reich geschmückt, die Pforte, Die eherne, die vor uns aufgethan: Den einst verkündet hehre Dichterworte, Der Morgen brach in lichter Schönheit an. Die Fesseln alle und die Ketten sanken, ' Die seit Jahrhunderten die Arbeit trug — Nun hemmen ihren Aufschwung keine Schranken, Entfalten kann sie ihren vollen' Flug. Drum eilt, das Alte in die Gruft zu bringen! Schaut nicht zurück auf die Vergangenheit! Der große Wurf wird-sicherlich gelingen, Folgt'ihr dem Flügelschlag der jungen Zeit. Die Freiheit leiht ihr Banner dem Gewerbe — Erfaßt es stolz mit männlich starker Hand, Und sorgt, daß es den Enkeln sich vererbe Zum Segen ihnen und dem Vaterland! — Und wie ein Fortschritt ward im Staat begonnen, Beginn' in uns auch eine neue Zeit: Am Eigendünkel laßt uns nimmer sonnen, Der unser Herz nur fesselt, statt befreit. Hat unsre Brust bisher zu lau geschlagen, Entflamme diese Stunde sie zur Glut: - Die Liebe wollen wir ins Leben tragen, Die Liebest hat, die Wunder wirkt und thut. Des Balsams harren noch gar viele Wunden, :— Die tiefsten bluten im Verborgnen nur — Die niemals eine milde Hand verbunden, Von denen niemals je die Welt erfuhr. Da gilt's zu helfen, eh' der Tag entschwindet, Eh' noch die Nacht der Hoffnung Baum entlaubt — O Segen jeder Hand, die Blumen windet Dem armen Bruder statt des DornS nms Haupt! .. 1862.