Dresdner neueste Nachrichten : 02.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192509023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19250902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19250902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1925
- Monat1925-09
- Tag1925-09-02
- Monat1925-09
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- Dresdner neueste Nachrichten : 02.09.1925
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Dresdner Neuefte Nachrichten ais-Messe: DI- « si- Mi »- M www FOWW MFHMO OTHERWISE-OWNER MMMV VM W MZIMHLZTMXM i Miss .-eW e . . Eis-M WM MWM »Was-« M Handel-« imd Industrie - Zeitung WM WWW www Ima- md WHW oter « W m Wisse-c mmmter .- em g W W wie W) W W W - Pfij · Mk Tod«- 22961- 22962, 27M. · Wes-me- Reneste Die-deu. - F MW lIIMMWMMWMWs um« dwww ·Mch.:ck«Vl-esdm2o6o MMÆ L. September ign- M seht-W Der neue Leipziger Hochverratsvrozeß In thxmg Bill-MS VII-Aufschub verepuvpfiee Besprechungen Telegramm unsres Korrespondenten w. London-, l. September Die gestrige Konserens der juristischen Delegierten auf dem Foreign Ossiee trug lediglich vorbereitenden Charakter, da der italienische Delegierte Pilotti dessen Eggmdnng wir gestern antiindigten. noch nicht ein zkmssen ist. Die eigentlichen Verhandlungen begin nen erst heute unter Teilnahme Pilottis. Aber auch diese Verhandlungen sind ganz unsormeller Natur, die lediglich den bei der Ueberreichung der letzten franzö sischen Note definierten Zweck verfolgen, die deutsche Regierung über die Ansichten der Alliierten zu insor asiercn. Der deutsche Delegierte svielt dabei aber natürlich nicht nur die automatische Rolle eines Radio- oder Grammopbonausnabmeapparated; er wird viel mehr auch seinerseits Fragen stellen, juristische Aug -legungen erörtern und dergleichen, aber er bat keinen Auftrag, iiber die politische Seite der» Vertragsvnnkte zu sprechen oder irgendwelche Ansichten oder Vor schläge der deutschen Regierung darüber ans zndrticken Die Verhandlungen sollen daher zu keinerlei Abmachungen oder Uebereinkiinsten sübren, sondern nur zu möglichst gegenseitiger Klärung über die juristische Seite der Vertragspunkte Die deutsche Regierung kann dabei, obne sich selbst irgendwie zu binden. die Ansichten der Weltmächte kennen lernen und danach ihre Stellungnahme stir die bevorstehende entscheidende Konserenz der Außenmiuister formu lieren. So bat sie g. B. bisher keine Aufklärung über die Ansicht der Alliierten bezüglich deg Hauptpunkted » der Sicherheitgsrage,. de n R b ein v a Et, erhalten. I Die letzte Note Briandd schweigt sich darüber aus. Hier Klarheit zu schaffen, wird daher eine der wichtig sten Aufgaben des deutschen Delegierten sein. Da der ganze Sicherheitspalt. wenn er zustande kommt, ein rein suristisches Instrument sein wird, sind die Er mittlungen und Erörterungen des hervorragenden deutschen Sachverständigen von lebend-wichtiger Be deutung anch siir alle Staaten. besonders natürlich iiir Deutschland. Der Meinunggaustausch zwischen den Delegierten vollzieht sich völlig zwanglos. Es werden keine Verhandlunggvrotokolle geführt. Veröffent lichungen über diese rein informatorischen Unter haltungen hält man im Interesse eines glatten BL lauies der Konserenn nicht fiir angebracht. Grdßtes Interesse erregt in hiesigen diplomaiiichen Kreisen natürlich Italiens mit überraichender Plötzlichteit an geliindigter Beitritt in den Verhandlungen Daß die italienische Teilnahme der britischen Reaierung, und wie man glaubt, vor allem auch der deutschen Regie rung erwünscht ist, wurde bereits gestern erwähnt. Die Assfmlufzfcaae aum in London? Telegramm unsres Korresponocntcn ch. Paris, 1. September Der plötzliche Entschluß Italiens, einen juristischen Beobachter in die Sachverständigenlonserenz fiir den Sicherheitspakt nach London zu schicken, über den gestern bereits an dieser Stelle berichtet wurde, hast in den Pariser politischen Kreisen ziemliche-Z Aussehen er regt. Man erinnert daran, daß Mussolini zwar zunächst einige Monate lang lebhafteg Interesse für Den Abschluß von Garantie- und Schiedsgerichtsoeri trägen mit Deutschland zeigte, dann aber erklärte, er werde nicht an den Verhandlungen teilnehmen. Die französische und die englische Regierung beschränkten sich damals darauf, diesen Entschluß entgegenzunehmeu Und ihr Bedauern auszusprechen, daß sich Italien nicht dazu entschließen könnte, direkt an dem Versuche teil zunehmen, den Frieden in Europa zu befestigen Die Aussichten, zu einem Ziele zu kommen, waren damals sicherlich nicht besonders günstig. Heute aber, nach den Besprechungen zwischen Chantberlnin und Briand und nach dem Notenwechsel zwischen Frankreich und Deutschland, der zur Einberufung einer Sachverständi- Aenkvnsetenz geführt hat, erscheint die Situation gebes sert. Man qlaudt daher in Paris die Gntseudnna eine- Mkeuischen Delegierten dahin deuten zn müsset-, daß sich MUssoliui non den Londoner Berlmndlnngen mehr US Ushet verspricht. Ferner wird darauf hingewie-» setz, daß Mussolini am 11. Juni durch Seialoia er-; klären ließ, dasz Italien durchaus gegen den Anschluß; Veflekkekchs an Deutschland sei. Daher behauptet man! Auch, daß der italienische Delegierte Pilotti den Auf-J trag dabe, darüber tu wachen, das in dem abzuschliesf Wen Faiåchargdålgkichddie Formel ansgenonuneni pli e km ; »Im-ZU formell ans den Inschlnht Det Lettauikler der linksstehenden »Um Nouvelle«, Mem DOM- stebt voraus, baß die Verhandlunan sehr schwierig fein werben xmd daß sich die Voller, die end lich einmal aus dem Zwstande der Unsicherheit beraus kwnmcnmochtem sich mit viel Geduld wappnsv M Uhren Die Ansprüche Deutschland-, die in dem Ylkichsdtkg mit der Antwortuote an Frankreich ver· VMUEÆIF Kutschen Cpmmuniquö enthalten stud, W« ice-M m JM «- achWus ds sitzen oder nicht, keineswegs geeignet, die Verhand lungen abznkiirzen oder zu erleichtern s!)· Einen Be weis dafür, daß Deutschland die Verhandlungen ver zögern wolle, sieht Baich in dein Schrei ben Hergts an die Mitglieder der Kommission für ans wärtige Angelegenheiten, in dem die Auffassung ver treten wir-d, daß die Juristen nur ihre Meinungen aug tanfchen sollen, wodurch die Regierunaen keineswegs gebunden sein würden, und was auch nicht nottvendi«l·.sr weise definitine Verhandlungen nach sich ziehen müsse. Basch glaubt daher nicht, daß in naher Zukunft Resul tate zu erwarten sind. Aber wenn auch die Verhand lnnaen lanawierisg sein würden. so sei es doch die Hauptsache, daß beide Parteien den festen Willen hätten, m einer gerechten Vereinbarung zu kommen, welche die Interessen der zwei Völkerarnppen wahre, ohne Rücksicht daraus, wer der Sieger nnd wer der Be siegte ist. Dazu sei aber nötig. daß man in Frankreich sieh darüber Rechenschaft gebe, daß die Friedensvcrträge nicht für alle Einigkeit geschafer seien nnd daß es keinen Frieden in Europa gebe, ehe nicht die größten Ungerekhtiakeiten des Verlaillet Vertrages beteitiat seien. Was Deutschland anlangt, so müßte es endlich zwischen der Politik des Friedens und der Politik des. Krieges wählen. Kabinettskrife in Frankreich? Telegramm unsres Korrespondenten oh. Paris, l. September Jn politischen Kreisen hält sich hartnäckig das Ge rücht von einer Ministerkrise, die beim Wieder zusamtnentritt des Parlamentes zum Aus-brach kom men wird. Es wird in der Tat aller Voraus-ficht nacb ;zu äußerst heiklen Debatten kommen, da Painievs ;an einige ein-angenehme anterpellationen zu ant worten haben wird. Ebenso wird auch vor allem Caillaux schwere Angriffe abzuwehren haben, die sowohl in Geschäftsskreisen als auch von politischen Geg nern gegen ihn geziemt wer-dein. Gegen das gesamte Kabinett wird von en Nation-alsisten stets der Vorwuer erhoben, es stehe noch immer mit den Soziabisten in» enger Verbindung Man gibt in diesen Kreisen Pein levå unter der Hand den Rat, die Demisssion des Gesfamtkabinetts herbeizuführen und so fort eine neue Regierung mit einigen neuen Mit gliedern aus dem Parlamentszentvum zu bibden Rath Fischers Glück und Ende B. Beiläu, l. September. (Gig. Drahtberichu Die geftrige aufsehenerregende Nachricht, daß die Mogkauer Exekutive der kommunistischen Internatio nale die Zentrale der Deutschen Kommunistifchen Partei abgeith und den Rücktritt Rnth Fischer-s an geordnet habe, bestätigt sich in vollem Umfange. Die »Rote Fahne« veröffentlicht heute ein Sendikhreiben sder Exekuiive an die KPD., in dem ichonnngöloie Kritik an der Leitnna nnd an der Taktik der KPD geiibt wird. Der Brief nimmt drei volle Seiten der »Roten Fahne-« ein und fällt itber die politischen Methoden der Gruppe Rath Fischer-Maslow ein» geradezu vernichtendeö Urteil. Ins-besonderes wird die «allzu evarlamentarische Einstellung« der’ cfeührer getilgt Es wird ihnen ferner vorgehalten-l daß sie versäumt hätten, in der Gewerkschafts frage energische Direktiven zu ergreifen. Der Hauptgrund für das Bersagen der Führer in der Ge werkschaftsfrage fei der Mangel an Glauben an die politische Kraft und Aktivität der Massen, sowohl der eigenen Parteimitglieder als auch der gesamten Arbeiterklafie Es sei nötig, das Schwergewicht der gefamten politischen organisatorischen Dlrbeiterpartei in die Betriebe zu verlegen, mit dem stecke, die Massen der Arbeiter und den Betrieb zu erobern. Die Gruppe Ruth Fischer-Maslows habe weiterhin nicht verstanden, energifch gegen die»»Ultralin ke« zu kämpfen und unterstütze sogar diese Tendenzen, indem iie eine ganz zweideutige Rolle in den internationalen Fragen spielte. Zum Schluß wird erklärt, nicht die deutsche Linie sei bankrott- sondern einige ihrer F it hr e r. Die Beschlüsse der Erekutive, die von größter Tragweite für die KPQ find, werden in einem Be gleitwort der »Roten Fahne-C die gestern noch Rath Fischer als Ftibrerin begeistert pries, in aller Demut zur Kenntnis genommen. Das amtliche Organ gelobt in aller Form, den politischen Knrö zu ändern ,,Mögen unsre Gegner hoffen, mögen sogar einige Stimmen in unsern eigenen Reihen behaupten, die Partei vollziehe eine Schwenkung nach ~r echte, z u m Opportu nig mus«, die Feinde werden am eige nen Leibe das Gegenteil spüren, und alle ehrlichen Parteimitgsieder werden sich in der Praxis vom Gegenteil überzeugen-« Die Zentrale der KPD. nimmt gleichfalls in einer Resolution, die mit allen gegen eine Stimme bei einer Stimmenthaltung angenommen wurde, zu dem Moskauer Dekret Stellung. Die Zen trale stimmt dem Offeuen Briefc der Exekutive zu und erkennt die Richtigkeit der von der Exe kutive an der bisher führenden Gruppe geübten Kritik an, obwohl sie noch in der ver anngenen Woche der entgegengesetzten Ansicht war. Sie verspricht ferner, die organisatorischen Beschlüsse der Moskauer Exekutive sofort durchzuführen und sie gegen jeden Widerstand zu verteidigen »Jeder An grtfs«, so heißt es zum Schluß, ~gegen die Komiutern im allgemeinen und gegen die neugefaßten Beschlüsse im besonderen muß rücksichtsloz bekämpft werden, von welcher Seite er auch kommen mag.« Jn dieser Ent schließung drückt sich die vollkommene nnd restlose suntertoerfnna der deutschen Kommunistischen Partei »unter das Diktai von Moskau ans. Moskau befiehlt I— nnd die Führer von gestern sind die »Verräter« von s heute. Wer kommt nun an die Reihe? s Der Ausstand der Druer X Bari-« I. September. Der Sonderkorrespondent des »Den-US teilt mit, daß die Drufen während der letztenzwei Wochen auf Damadrug unablässig Verstöße unternommen haben. Sie haben Der Alt und El Alewa angegriffen, die von den fran zösischen Garnisonen geräumt werden mußten. Die Franzosen haben Der Ali eine Geldstrafe auferlegt well ed den Drufen keinen Widerstand geleistet dat. Beginn der Vornnierfuchnng seyen Seht-any . Berti-. 1. September. CØi . Deaptberichu Gegen den Kaufmann Rudolf Sigm-nen der am Verfassnnkstag einen tvdltchen Schuß auf das Mitglied des Fron banners Wes-net Dtille abgegeben hat« Fug-et die gerichtliche Darunterfuchnng eröffnet ~Ecmetlnng veg··ajtkn Zentrumggeisteg« Das Ziel Dr. Wirths B. Berlin, I. September. (Eig. DrahtberichtJ Dr. Wirth ist gestern von einem Vertreter der ~Germania« über die Gründe seines Vorgehens und seine weiteren Absichten befragt worden. Dr. zWirth erklärte, daß seinem Handeln reichliche Ueber leanna zugrunde liege und daß im Sinne seines Planes sein Austritt aus der Fraktion mehr sei, als eine l,,le.ere Demonstration, die bald wirkungslos verpnssen wiirde«. Dr. Wirth betonte, sein Vorgehen sei nicht der I Ausdruck mtider Resianation, er habe den festen Willen, im Zentrnm eine Bewegung hervorznrnsen, die ac ,traaen sei vom alten echten Zentruncsaciste nnd die sich »orientiere an den Normen der christlichen Demokratie. «D—l·. Wirth teilte sodann mit, daß er in die Hände der für ihn zuständian Parteioraanisation in Baden eine schriftliche Bearündnna seines Schrittes gelegt! habe. Im Verlanse seiner Aktion werde er auch anl dem Parteitag der badischen Zentrumspartei teil nehmen und aus Grund der von ihm eingereichten Denkschrift öffentlich darlegen, was zu geschehen habe» um der von ihm einaeleiteten Bewegung Nachdrnct zn geben. Wiederholt betonte er, daß er nicht das-Zen trnm sprengen wolle, sondern daß sein Ziel vielmehr die Befestigung der Partei ~im Geiste der alten Zen trumspolitik und der ruhmreichen Vergangenheit der Partei-« set. Dr. Wirth beabsichtigt, sich vor Aue-ritt seiner Amerikareise, die in der nächsten Woche erfolgen soll. noch einmal an seine Anhänger zu wenden. Wahr scheinlich wird er Ende Oktober aus Amerika zurück kehren. Vergleich mit den Hohenzollern B. Berlin, 1. September. lEigener Drahtbericht.) Wie der »Voss. Zig.« berichtet wird, ist in der V e r - mögensauseinandersetzun des preußi schen Staates mit den Hosenzollern in den letzten Tagen von dem preußischen Finanzministes rium ein V er g l e ich abgeschlossen worden, der dem Landtag bald nach dem Wiederzusammensritt zur Ge nehmigung vorgelegt werden dürste. Neue Geldsenduug für England Tote-gr-amnx gnfrez Korrespondenten w. London, l. September. Die Flugplsatzbehörden »in Croyden haben die Nachricht erhalten, daß morgen oin neues Flugseuiz mit einer Ladung von 10 Mil lionen Pfund Ster ing in deutschen Obligationen von Bei-Ein antannnen wende. Diese zweite Luftfendung von Beslin wird die Zahlungen Deutschlands auf Grund des Preises-Planes an die Bank von England vervollständigen Dje Wehen Soldaten-gröber in Frankreich ’ Telearamm unsres Korrespondenten M ok; Mirisbkszemhbåtz »Im Delegath Untat-; er n en sen eetagean tu des Verfailler Vertrages die herrschen S o lxate n · ritt-er von St. Verqn besu t. Die Delcgattoin ital sich anerkennend darüber aus esprochen haben, daß deutschen Gräber in Frankreickg mit derselben Sorg .ig.ll W Log-g M LI- fwixlxdcg Erst-her- s Vllll Cllllclkllllllllc zll Gahkk Von Mon Bahk . Ich erinnere mich noch ganz deutlich des ersten Zu sammentreffens mit Paul Göhrr. Es war im Wintersemester 1890 in dem alten Pause hinter der Berliner Umversttiit, in dem Adolf Wagner, Gustav Schmoller und der greife Meihen staatewissenschafts liches Seminar hielten. S chm olle r stand noch nicht aus der Höhe seiner Leistung und seines Ansehen-. Noch hatt-en auch die von ihm geleiteten Uebunan nicht den internationalen Anstrich wsie um die Jahrhundert wendsc und später, da die Zusammenfassung seiner Lebensarbeit in den beiden Banden des »Grundrissed«s seinen Ruhm biö zu den Hnes barbarorum getragen· Jn der Hauptsache relrutierten sich die Mitglieder des Schtnollerschen Seminars aus deutschen Studenten, jungen Nationalökonomen Historikern, Juristen, wohl auch katholischen Theologetr. die Stoff und Anleitung für eine staatswissenschattliche Doktorarbeit suchten. Die Themata wurden zu Beginn des Seenesterg verteilt: itsber das Gildenwesen im Mittelalter, die mittelalters liche Stadtwirtschaft, die Kölner Richerzeche, die Ent stehung der Gewerbesondcrgerichtsbarkeit, das Werden der einsiaungsamtlichesn Institutionen und dergleichen mehr. Probleme aus dem Grenzgebiet zwischen Sozial geschichte und Sozialpolitik, dem, neben der preußischen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, von Anbeginn Schmollers Einzelsorschnna im wesentlichen gegolten und sür das er auch das Interesse seiner Schüler im mer wieder zu wecken bemüht war. Jn diese Gesellschaft mehr oder minder pro motionsbeslissener Jünglinge iauch das Frauen studium war, für Berlin wenigstens, damals noch nicht erfunden) hatte sich nun einer gemischt, der im Studentenjargon »schon fertig war«. Man erzählte sich: Ein junger evangelischer Pfarrer. Blondbärtia, blau-Fugig, im langen, schwarzen Chaisen- Lock den geistlichen Stand andeutend. Und immer freundlich hinter seinen Brillengliisern hervnrliichclnd. Eines Mittwochabends aber las auch er uns etwas vor. Nicht, wie wir andern, einen ersten Entwurf, eine noch stark der Durcharbeitung bedürftige, aus der åvorhandenen Literatur abgezogene Abhandlung, aus der unter Umständen eine Promotionsarbeit erwachsen könnte. Vielmehr das, wie uns scheinen wollte, glän zend geschriebene Kapitel aus einem bereits druckreisen und im Druck befindlichen Buch. Den ~D rei Monate Fabrikarbeiter und Handwerks bursche«. Wir waren gepackt, ergriffen, manche schlechthin enthusiasniiert. Auch Gustav Schmoller war es. Der erzählte uns, wie, was der Herr Kandidat Göhrc hier in Tat nnd Wort unternommen hätte, die erste deutsche Nachahmung eines vortrefflichen eng lischen Muster-I sei. Und zwar eine ausgezeichnet ge lnnncne Nachahmung Er könnte nur wünschen, daß viele von uns den nämlichen Weg ginge-n. ~Vivani: spunentes!« « « Il· I Darüber sind nun 35 - wirklicht volle 35 —Jahre sikerstrichem Viele, die wir damals beisammen saßen, deckt längst der grüne Rasen oder hat das länternde Feuer in Atome zerstänbt. Auch Paul Göhre Hat den stolzen Ausstieg nicht genommen, den wir - alle schon ein wenig von dem ossiziell sreilich erst später ent idcckten Nationalsozialismuöiiberhaucht ihm voraus znsaaen geneigt waren. Er ist Generalsekretiir des evangelisch-sozialen Kotigresses geworden, dann, nach einem kurzen Ueberaangsstadium im Pfarramt, Sozialist und sozialdemokratischer Abgeordneten Später, nach dent Umsturz, als Krieaslentnant Unter staatssekretär in dem zur Auslösung bestimmten preußischen Kriegsministerium, und zuletzt, da ihm doch »ein Pslaster auf die Wunde gedrückt werden sollte, ’Staatssekretär im preußischen Staatsministerium Zu einem Mandat hatte es nämlich nicht mehr gereicht. Die Massen, zumal die sozialdemokratischen sind un dankbar. Fast so undankbar, wie Kinder es zu sein pflegen. Göhre gehörte nun einmal, wie Südekum, wie August Müller, auch wie Noske, zu den des Nationaliömuö dringend Verdachtigetu Schließlich hat er dann das Rennen ausgegeben, noch unter den Aus liiusern der Jnslation im Lauenburgischen einen Bauernhof erstanden und dorthin sich zurückgezogen. »Es ist das einzige, wag unsereinem noch bleibt«, hatte er kurz vor seinem Scheiben aus Berlin gemeint. . Das literarische Schaffen Göbreg aber, das so meteorbaft begann, ist, auf die langen Zett räume verteilt, spärlich geblieben, der ftürwiskbe Senfattonserfolg des Erstlingswerts vollends keinem feiner vier oder fünf späteren Bücher beschieden ge wesen. Nun schickt er m ländliches- Sttlle, MGW lunq nnd Zurückhaktmtg, einen neuen Band bew: »Deutfch,lands weltpolitiscbe ZukunftsAt Der Titel macht den Inhalt nicht ebne weiteres deut lich. Es ist, ähnlich wie bei Sarden-how ein Welt an die Völker oder die Staaten Europas, sich zu ver einigen. Aber doch in einem andern Sinne wie bei dem -). M HYW MM « ?
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