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Dresdner neueste Nachrichten : 27.01.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192901273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19290127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19290127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1929
- Monat1929-01
- Tag1929-01-27
- Monat1929-01
- Jahr1929
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 27.01.1929
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Mik- If ibt-also) lot-sit llllslllisflsll "oteinshsus) 111-111 sahe-nd scsllls HE- (K. T.) k. tin-- ··» cis-Ich v.) its-I sogen M Ist-den knk ode? kennt-te sonntag den 27. Urmentmislionl tz EinnitLirLt Ins I Ist-Instan nahm«-I- ueqkllndcl 1604 T Z Im lilllllllllllllllll KLB B stunk 2 9 selben Mark 98210 wa 4« - If-· «I si-- islkqsso O kl Z O kt Ist-suchst Brich flll Stils-I -111-o- Ftoikanos Iklsklllcllls --—-l k, 27. Janua clllckf sonnt-pp ( I· Sehkqu zitot Icksllsil Iclll slksllll Z. Both-Ill kin Wie-n fssccllllgsl a prostlsa sl Sag-St IMI (2.J2.). 8 Uhr Hieran-Be 4 Its komusikus Wir-Uno) m Widqu 1... W Is PIII 4«« »F ·so « . « Beitage zu den Dresdner Reuesteu Nachrichten - « Umwand « »Waqu ?« »Weil Jan mich nicht mehr liebt-« »Er verdient deine Liebe nicht«, sagte Nieolas, «kannft du ihn nicht vergessen? Es ist ia die Seele eines Menschen, die man lieben foll; kannst du mich nichtJiekeMJ « · « » « Aber Jan wollte nicht einwilligen. »Ich liebe sie nicht mehr und suche eine reichere Braut.« ~Trinke schnell, bevor ich es bereue«, sagte Nico las. »Wenn du Christan betratest, soll sie die reichstc Braut in Bandam sein. Sieh hier dieses Schriftstüch in dem ich ihr mein Geld und Gut verschrieben habe.« Christinchen kniete vor ihm nieder und legte ihre goldenen Haare aus sein Knie. »Ich liebe euch ja wie einen gütigen Vater, und sür diesen will ich leben«, sagte sie. »Es scheint, als ob Gott mir sür den Liebsten, den er mir genommen, einen väterlichen Beschützer schenken wollte-« »Und wirst dn aufhören, den ungetreuen Jan zu lieben?« fragte Nicolas, ihr seidenwcichcs Haar streicheind » Nun trank Jan in hafttgen, gierigen Zügen, aber als er sein Gläschen nicdcrsetztc, hatte auch Nicolas das feine geleert, und wieder im Besitz seiner alten Harpagon-Secle, ergriff cr das Schriftstück und warf es ins Feuer. Aber Jans Gesicht strahlte vor Freude. »Sie macht mich dennoch zum glücklichstcn Manne in Zandam!« rief er. ~Bchalte du dein Geld und Gutt« »Nicmals«, erwiderte sic. »Ich werde ihm ent sagen, aber ich kann nicht aufhören, ihn zu lieben.« Nicolas küßte das Mädchen auf die Stirn und sprach: »Wir wollen schen, was sich tun läßt. Geh nun»ichlgfc«it, mcitz smde Christan konnte die abermaliae Verwandlung nicht begreifen, aber Jan sagte: »Ich muß wohl krank gewesen sein, aber die Seeluft wird mich heilen.« Als sie aus hoher See waren, erzählte Jan seiner Frau von dem Zaubertrank, den Nieolas ihm kredenzj hatte, und der erste Brief, den sie aus Zandam er hielten, meldete ihnen, daß Nicolas Snnders die Witwe Toelaft aebeiratet hatte nnd dass diese Xanthsppe ihn nun für all seine Missetaten bestrafe, denn sie war noch hartherziger und geiziger, als er es je gewesen. (Autorisierte Uebersetzung von W ilm a Popper) Jn dieser Nacht beschloß Nicolas, Christinchen auf Kosten seines eigenen Glückes wieder froh und glück lich zu machen, denn solange er Jans Seele besaß liebte et das Mädchen mehr als sich selbst. Am nächsten Morgen ließ er Jan zu sich rufen und sprach zn ilmu »Komm, lasse uns wieder Seelen tauschen; heirate Christinchen und mache sie glücklich!« Augustine... Von Liesbot Dlll He war ausßelsort nach Saatbriicken gekommen als Zumu- und hieß Augustine. Breitbüftig, stämmig, umcrscvk mit bugelrunden braunen Reyaugen, www krausem Haar und zierlichen Füßen, die In Wäschnhen steckten. Jbr Wortschatz war gering. Eh he ouxxniadama eh be non, madalno. Das war »M· »Hm- sic sonst noch sagte, verstand kein Mensch. und das- nahm sie sehr usbel. In Belsort hatte sie jeder verstanden· Sie glaubte seit, wir täten das aus Bosheit oder Falschheit « . . Sie war sromni und abevgläubisch. Sie glaubte, M Spinnen Unheilins Haus brachten und hatte eine Funke, die feine« berühmte Kartenlegerin war. »Sie W dkk Kaki , sagte Augustinr. »Eine- pousse la WM übckisscskktkedfestschs ch A i »Sie m pre en, u utne« a ,spnst versteht zucm Sie wirklich nichgtxj J gte sch« Besseres-Es , ie a · e wercn olle ratei.: «Sjesind Franfösin Augustine?«f , f g ch sie - Augustine chwieg. »Sie sind» doch in Belfort geboren, nicht wahr?« »Ich be, Jo. madame.« ahuykzd in Belfort spricht man französisch- nicht » t. · »Mir ichwdtze franzöi ch«, antwortete - » diitjch Herr via auch-» Augustinh ch »Atllo, ann sind Sie vielleicht Deutsche?« sorschte k weier. chäxxågråsxine schwieg. Darüber hatte sie noch nie l Im e a . Das ist nicht so einfach. wenn man an der Grenze lebt, Ho alles· burcheinanderredet, wo die Behörden fxgnzpsksch parlieren, zsu Haufe reden sie Patois, in der l Schule iranzösisch und mit den« Retfenden spricht man dutskh .. . Augustine hatte xn einer Sotdatcnwirts fchaft gedient. Daher war ihr Unglückhctommetr. Das heißt Augustine faßte es nicht Ia tragisch auf, daß sie drei Söhne besaß, die alle te nen Vater aufzu weisen hatten. Sie waren auf dem Land bei einer »timte« gut untergcbracht und sie hatte immer gute Stellen gehabt· Sie ging nun schon im dritten Jahr als Flaume . . . , Es war kein leichtes måtiety eh be non. made-me ... Dcr Vater des letzten Kindes war Soldat . . . Über, wo der hingekoznmen war, wußte sie nicht. Sie wußte nicht einmal fernen Namen. Und das war sehr äszerlich. Er hatte-sich dünn gemacht, ultli tellement hou . . . So machten sie es nachher ae. . . f,",2"11"so, wenn der Vater Jhres Kindes Soldat in Pekfoxcth war, dann ist doch Ihr Sohn Freunde-«- csg Jst .» « « A , Augustine schwieg. Darüber hatte fie scheinbar auch noch nicht nachgedacht. Romantifche und ungewöhnliche Schicksale waren mir immer interessant. Jch forschte weiter .. . Ich stand hier vor e nen» wie Augustine sagte-, ~vrai· ment roman«. Endlich kam mir eine Erleuchtung. »A-ugustine«, fragte ich, »was für Hosen haben denn eure-Soldaten an?«» , Da leuchteten Augustmes kugelrunde Rehaugen auf. »Rote Hosen, rote Hosen, madame . . .« Da wußten wir endlich. woran wir waren. Und so hat AuYuftine mit vierundztvanz«kg Jahren erfahren, daß sie e ne ·Fkanzöfin xvan Man hat’s wirklich nicht leicht hkek unten, eh be, jo.. Die Seele des Nikolas Smyders Von Jerome Ic. Jemmo Vor vielen Jahren lebte in Zandam am Zuidcr fee ein Mann namens Nicolas Studeer der fo geizig Und hartherzig war, daß er nichts und niemand liebte als nur das Geld, und auch dieses nur als Mittel zum Zweck: um die Macht zu haben, andre zu unterdrücken und zu tyrannisieren. Er wohnte in einer alten Windmühle, ganz allein, nur mit der kleinen Christina, die ihn bediente. Sie war eine Weile« die er zu sich genommen, damit ihm jemand aus eurer Dankbarkeit, ohne Lohn, treu und ehrlich dqshaus führte. Niemand kam jemals zu ihm als die Witwe Toelast, die ebenso reich und geizig war wie Nieolas selbst. »Warum sollten wir einander nichi heiraten? Wir passen fo gut zueinander«, sagte Nieolas eines Tages, aber er ließ sich Zeit, diesen Entschluß auszuführen. Als er eines Nachmittags an seinem Schreibtiich saß, klopfte es an seine Tür, und er rief mit einer ungewöhnlich freundlichen Stimme »Hereinl«, denn er dachte. es fei Jan van der Vovrt, der junge See inann, der, da er nun sein eigenes Schiff hatte, ihn gewiß um die Hand Christinas bitten würde. Nieokas freute fich, die Hoffnungen Jans zu vernichten, und er wollte ihm die Folgen feiner Heirat, wenn er christan ohne feine Einwilliguna heimführen soll-te, vor Augen führen: erstens sollte sein alter Vater ins Schuldengesiingnis gesperrt, die Mutter aus ihrem Hause vertrieben und der Kauf des Schiffes rückaiinaia gemacht werden: denn Nieolas war der Haupigläubiger und allmächtig in sandam Aber der Eintretende war nicht Jan, es war jemand, den Snydcrs nie vorher gesehen hatte. Der Mann schien alt, war aber jugendlich kraftvoll in seinen Bewegungen, und feine Augen hatten einen seltsam leuchtenden, durchdringend-In Blick. »Wer find Sie und was wollen Sie?« fragte Wass- mxirriicsp » - »Ich bin ein Hausierer«. erwiderte der Fremde. »Ich brauche nichts; dort ist die Türs« rief Snnders Aber anstatt zu gehen, nahm der Mann einen Stuhl Und setzte sich. ,·,Sind Sie dessen so sicher? Wissen Sie gewiß, daß Sie nichts brauchen zum Beispiel eine Seele, Herr Snnders?« Der Fremde berührte niit seiner Rechten die Knochensinger des Geizhalses. Ethieolas sich von seinem Erstaunen erboten konnte, fuhr der Hausierer fort: »Vierzia Jahre lanahabeu Sie keine andre Freude aekannt als Schadensreudez Wien nichts geerntet als Fläche nnd Verwünschungen. Yiöcliten Sie nicht zur Abwechslung Freude daran finden, andern zu helfen, Liebe und Segenswiiniche lii ernten? Wenn Sie auch dieses Spaßes müde find, können Sie Ihre alte Seele wiederhabenl« Was Nieolas später nie beariss, war, daß er den Narren denn für einen solchen hielt er den Mann ruhig anhörte, ohne ihn htnausznwersem »Ist dieser übte eine solche Macht aus ihn aus, daß er sich nicht rühren konnte. »Ich habe den Zaubertrunk bei mir«, fuhr der Hat-steter fort, sue-»in ck ein silbernes Fläschchen mit tuniivoller Schmiedcarbeit aus feinem Bündel zog Und auf den Tisch stellte. »Was den Preis anbelangt, sp lmnüne ich mich damit, die Wirkung meines Experi. Wsz zu beobachten. Sie haben nichts zu tun, als ein Glas-eben dieser Fliissiakcii, die fast so feurig schmeckt wie alter Tokaier, zu trinken und dabei all Ihre Ge dankenaiis den Wunsch zu konzentrierene ,Möge meine Seele in diesen Mann und die seine in mich dringend Sie werden fragen. wer sich bereit finden würde, mit Ihnen Seelen zu tauschen? Oh, seien Sie unbesorgt; » Mit Geld lassen sich Seelen aenua kaufen: aber be- i spxfspn Sie meinen Rat: Stichen Sie eine tange, tat kchfåkaxiSliäh dbie schönen Zieler naeihsxrebsezmd be- Oc .eeesn u ·ttvr. enSe wohi, Nieoias Snnderdilch z p Nieolas konnte weder sprechen, noch ein Glied rühren, bis der Fremde geaanaen war. Dann erhob Z? sich- crarlis die Flasche und wollte ne zum Fenster smauslpstsem bis ihr Silberglanz ihm in die Augen als-« »Als Flasche ist immerhin nicht ohne Wert", durmclte cr- in tiefes Nachdenken versinkend, aus Dcim ibn ein lautes Klopfen an seine Tür weckte. Osmal war es wirklich der sunge Seemann, der SU Ihm trat und ihm die Hand dot. He »Wir schieden in Aerger und Zwist voneinander, dagrSSUUMSE begann er. »Aber ich sehe nun ein, von mse km Rechte waren. denn es war selbstsüchtig - sk« IF Wunden- das ein geliebtes Wesen meine Armut teilen sollte, aber nun bin ich nicht länger arm und biete Jlmcn die Hand zur Versöhnung-« «Setzen Sie sich-C sagte Nieolas freundlich. »Sie find also Schissseiaentiimer, wie ich hättet-« . »Ja. ich bin schon mit dem Burgemeister Allart einig geworden.« »Das heißt, wenn kein andrer kommt, der mehr bietet, denn Allart braucht Ge!d«, sagte Hindert-, Nun, und werden die Eltern mit euch leben, Jan?« »Wir wünschen es innigst, abcr die kranke Mutter will ihr Leben in der alten Mühle beichließen.« »Wcrden die Gläubiger dies zugeben?« »Sie versprachen mir, zu warten, bis-ich die rest lichen Schulden zahlen kann.« »Nun, nnd so wollen Sie Christan heiraten?« »Mit Ihrer Einwilligung, Herrl« »Da müstict ihr ali und »Hm werden, denn ich geb: meine Einwilligung nicht!« Ein dunkles Rot färbte das hiibfche braune See mannsaesicht. »So werden wir denn ohne Ihre Ein willirgjna heiraten!« , »Gut, aber dann wird Jbre kranke Mutter obdach los werden. Ihr Vater aber wird ins Gefängnis wandern, denn ich bin im Besitz feiner Wechsel. Sie aber werden nicht in den Besitz des Schiffes ge lanaen, denn Burgemeister Allart ist in meiner Hand; ich brauche nur ein Wort zu sprechen und das Schiff ist meini Ich wünsche Ihnen viel Glück zu Ihrer BBFUUFSie werden einen ziemlich hohen Preis dafür za en Das höhnifche Grinsen, das diese Worte begleitete, brachte Jan von Sinnen· Er suchte nach einem schweren Gegenstand, um ihn dem Alten an den Kopf zu werfen, und nriss nach der silbernen Flasche. Da erstarb das höhnische Lächeln auf Snyders Lippen, denn auch er hatte im selben Augenblick die Flasche ergriffen. ~Setzen Sie sich ruhig nieder«, sagte er mit ganz veränderter Stimme, und Jan ges horchte, vom Blick und Ton des Alten bezwungen. »Hm-en Sie mich anl Ich will Ihre Wünsche er flillen und Ihren Eltern ein behaglicheg, sorgenfreieg Alter bereiten, wenn Sie einwilligen, mit mir - nur für eine kurze Zeit Seelen zu tauschen-« Snyders erariss die Feder und schrieb, dann aab er das Schriftsiück dem Jan. »Sehen Sie; Jan, die Mühle achört Ihren Eltern, das Schiff ist Jbr Eigen tum. und Sie haben nichts zu tun, als dieses Gläs chen zu leeren und· all Ihre Gedanken auf den Vorsatz zu konzentrierem daß wir Seelen tauschen mögen. . Jan wollte etwas entgegnet-, aber er war un fähig. zu sprechen. So füllte Nieolas die Gläschen und die beiden tranken einander zu. Dann nahm Jan das Schriftstiick. das all seine Wünsche erfüllte, und Ferlizß das Haus. Alb Christinchen am nächsten Morgen Snnders das Frühstück brachte, sorderte dieser sie aus, an seinem Tische Plan zu nehmen und nicht wie sonst in der Küche zu essen. Dann legte er ihr die besten Bissen aus den Teller, so" daß sie es nicht begreifen konnte, weiche Verwandlung des alten Geizhalses in einen aiitiaen Herrn vorgegangen war. Doch anch Nieolaö konnte sich nicht genug wundern, wie sehr Christinchen sich verändert hatte. Aus dem surchtsamen, blassen Kinde, das ihn immer mit erschrockenen Augen an starrte, war über Nacht eine herrlich erblühte Jung frau aeworden, die ihn mit sreudig strahlenden Blicken betrachtete-. Wo hatte er nur seine Augen gehabt, daß er diesem holdseliaen Mädchen gegenüber stets nur ein hartherziger . Barpagom ein erbarmunasloser Tyrann gewesen war? Oh, wenn er diesen Schatz sür sich hätte aewinnen tönneni Aber noch war es nicht zuspät Er hatte ia nun Janz iunae Seele, und er liebte Christinchen non ganzer Seele, während Jan ein engherziger, liebloser Geizhals geworden war. Nicolas iab ihr sortan alle Wünsche von den Augen, und sie hatte nur sromrne Wünsche Kein Armer verließ unbeschenkt, kein Unglücklicher un getröstet die alte Mühle, in der srüher ein unbarm heraiqer Wucherer aehausi hatte-. Alle Leute in Zandam seaneten Christina, die ihren Herrn so um aewandeli hatte, und dieser liebte sie immer mehr und haitte keinen andern Wunsch, als sie für sich du ge w unen. Eines Abends, als sie beim traulichen Lampen schein beisammcnfasiew sprach Nicolaö: »Du bist der gute Engel meines Haufe-By wie glücklich wird der Mann fein, der dich einst heimführen wird!« Da ward Christinas Gesicht blaß und ernst. »Ich werde nie betrat-ist tagte sie, Seelenverfettung Von A. s Frau Ameålie Stern galt in der mittelgroszen » Stadt, in der sie lebte, siir eine der htibschesten unsd schickst-en Frauen. Sie war für die spärlichen Liebes bedürsniife eines Mannes mit Veschlag belegt» den nichts wichtiger dünkte als fein Geschäft. Obwohl er ichon von Jugend auf so viel Vermögen besaß, dafz er vom Geldverdienen unabhängig hätte leben können, kannte er doch nichts Besseres-, als von morgens bis abends »in einem niichternen Kontor zu sitzen und niikhterne Zahlen im Kon und auf dem Papier hin und her zu ·chie-ben. Ein geistiges Band verknüpfte die Ehegatten nicht, was keineswegs als Mangel empfunden wurde, da beide keine Interessen hatten, die außer-halb ihres persönlichen Kleiniramts gelegen waren. Wovon sprachen sie, wenn sie allein miteinander waren? Sie waren eben niemals allein. Zu den dürftigen Sinn den, die sie zu Zkveien ver-lebten, stand immer noch etwas neben ihnen. Bei ilkm war es das Geschäft —- und stets das (s)eskhiist. Bei ihr dreierlei: die Toiletten, der Familientratsch und, wenn sie hoch hinauswsollte, der Stasdtsklatssrh Ueber dieie Dinge sprach-en sie zu einander in den Pausen, die ihm das Geschäft ließ und die er gleichzeitig mit Essen aussullte. Aber wie brachten sie die Ahende hin? Er trennte sich immer erst spiit von seinen Zahlen, kam dumpf unid hungrig nach Haufe, foeifte, vergrusb sich dann im Rauchzimmer in einen KlubiesseL wo er ein-schlief, währen-d die Frau herirhtete, daß heute im Tee ansier ihr nur Fräulein Miiller die neue Pariser Frifur gehabt habe. Dabei fehlten ishr nicht die hansfranlichen Jn stinkte Aber fie waren verkümmert und ins Lacher liche geartet. Sie hatte Tienerichait genug, um fili nm nichts kümmern zu müssen, dennoch setzte fie iesden Abend sich im Schlaizimmer vor dem Zubettgeben lsin nnsd begann dsie kleinen Man-del die inrse tiialiche Toilettse erlitten hatte, mit veinlirlier Genauigkeit anszubessserm Wältrenddem las der Gatte sich in den Schlaf hinüber, nnd sie folgte nach, sobald das letzte Knöpfchsen, das letzte B-«indchen und das allerletzte Häckkspen wieder gut beseitigt und in Ordnung war. Und am nächsten Morgen um 8 Uhr begann ein neuer Tag. « Wer da glaubt, die beiden wären nicht glücklich gewesen, irrt fich. Sie waren ganz zuSrieden mit ihrem Geschick, nicht nur er, der Zahleni lensch, son dern auch die Frau. Sie verwandte den Morgen auf die Pflege ihres schönen Körpers, stauhte eigenhändig ein paar echte Bronzen und Kopenhagener Porzellan figuren ab, an welche die Dienstmädchen nicht rühren E durften, z·«g sich sehr umständlich und mit einem Aus - wand an Geist, der täglich in dieser Beschäftigung sei nen Höhepunkt erreichte, für die Straße an und machte wohl ein paar Besorgungen, die jemand von der Dienerschast auch hätte machen können - die ganz belangloö waren, ihr aber dazu verhelfen sollten, ihre wichtige und unersetzliche Stellung als Frau des Hauses zu beweisen- Jn Konzerte oder Theater ging sie nicht. »Ohne meinen Mann macht es mir keinen Spaß« und mein Mann hat keine Zeit dazu", pflegte sie zu sagen. Höch stens schwang man sich Sonntags einmal zum Besuch des Varietås aus, oder lieber noch, man ging in das erste Hotel der Stadt und soupierte dort vornehm. Kinder hatten sie nicht und hatten auch keine ge wollt. Sie war schaudernd dagegen gewesen und er nicht minder. Die Mutterschast verdirbt die Figur, und eine schlanke, mädchenhast blühende Frau ist besser als eine würdige Matrone und schreiender - Nachwuchs-. Dafür hielten sie aber einen kostbaren kleinen Hund, der maßlos verzogen war und in einem ebenso geschmacklosen wie prunkvollcn Häuschen wohnte, um dessen Preis eine Arbeitersamilie von sechs Köpfen zwei Jahre lang Obdach bekommen hätte. Eines Tages nach Jahren ihrer gleichmäßigen - Ehe - sithlte sie sich dennoch Mutter. Anfanas waren beide recht verstimmt, schließlich gewann bei ihm die Eitelkeit, so etwas zuwege gebracht zu haben, die Oberhand. Er war stolz ans sich und besorgt um sie, d. h. um ihre Schönheit« und überhaupt in einer Ge mütsverfassung, die ihm fremd nnd verwirrend und deshalb alles in allem doch eher nnbehaglich als be haalLch war. , Sie begann, eine umständliche Tätigkeit zu ent falten, die sich um das zu erwartende Kind drehte und bei ihrer gänzlichen Unlenntnis in solchen Dingen nichts oder wenig Brauchbares lieserte. Sie las auch ein Buch iiber Säuglingspflege, das erste Buch seit ihrer Verheiratung; bisher hatte sie nur, angeregt durch das Benehmen ihres Mannes, Zeitungen tn die Hand genommen. Sie versuchte, sich das Geleiene einzuprägen, aber es entstanden nur schiefe Vot stellungen. Immerhin ieboch bemühte sie sich lebte ein klein wenig mehr ein eigenes Leben, dachte sich - was sie sonst nie getan in Kiiustiges hinein und beannn in stillen Stunden, traumhast wenigstens, sich selbst und ein zweites Leben. das nur ihr gehörte, zu fühlen und zu verstehen. Was sollte man sonst auch ansangenk Der tsrperliche Zustand »du-bot bte M. Frer nwrgendlichen Ausgange und nachmittiiglichen Tee gesellschaften. Es konnte gar nixht anders fein, als daß sie sich ein wenig auf sich selbst besann. Dies aber sollte nicht lange dauern. Das sind wurde geboren und starb bald hernach. Sie empfand einen Schmerz - einen Schmerz, wie sie ihn nur ein einziges Mal in ihrem Leben gefühlt hatte. Das war damals gewesen, als sie auf einer kurzen Sommerreise - diefe Sommerfahrten waren immer kurz, denn ihren Gatten zog es bald wieder ins Ge schäft als sie aus einer solchen Reife in Svaa das wertvolle Perlenkollier, Brautgeschenk ihres Mannes, verloren hatte. Jhn ärgerte es, daß alle diese Aufregunaen gleich sam zwecklos ihn überfallen hatten. Er sah die Gründe einer Eitelkeit, in die er sich angenehm hineingelebt, plötzlich von der Bildfliiche verschwinden. Er hatte sich an den Gedanken gewöhnt, den stolzen und beneideten Vater eines Wunderkindes denn nur einein solchen konnte er das Dasein schenken spielen zu dürfen nnd fah sich nun auf einmal mit leeren Händen da stehen wie ein Komödiant, dem erst seine Rolle ver sprochen und dann wieder genommen wird. Es war höchst ärgerlich. Am meisten aber beschäftigte ihn die Frage, ob die Schönheit seiner Frau unter allen diesen Inisilichen Zusällen nicht gelitten habe. Als sie wieder aufstehen konnte, zeigte es sich, daß ihr Körper kaum verändert war, und nur in der Folgezeit ein wenig iippiaer wurde. Doch dem wußt-e ihr in Paris lebende Mutter abzuhelfem Sie holte ich die Tochter und sandte sie nach anderthalb Monaten dem Schwieger fohn mädchenhafter und ftrahlender denn ie zurück, zusammen mit zwei Koffern voll Pariser Toilctten und einer Unterweisung in der neuesten Haar-tracht. Und das alte gleichmäßige nicht geliebte und nicht gehaßte Leben ging wieder seinen Gang. 15 Jahre mochten sie nun verheiratei sein. Außer den beiden Ereignissen smit dem Perlenkvllier und dem Kind-e wies ihre Ehe keine dramatischen Momente auf. Allerdings war der kleine kostbare Hund eines Tages in Folge von Uebersiitterung eingegangen, aber er wnrtzdte umgehend durch einen andern, noch teueren erse . Und weiter rannen die Tage dahin, die den nüchternen Stempel der Geschäftsstunden von 9 bis 1 und von 8 bis 8 Uhr trugen. Frau Ameslie aber kam ietzt in jenen Lebens abschnitt hinein, wo trotz tausend kleiner Künste die Augen ein wenig tiefer sinken, die Wangen eine leise Höhlung bekommen, und das Kinn ein leises zweites Kinn. Trotzdem war sie immer noch eine schöne Frau mit einer peinlich gepflegten Haut, die nur eines zartesten Puderichimmers bedurfte, um wieder ganz tadellos auszusehen. Und wenn ihre Puppenhcinde das iivpige Haar aus der zarten, schmalen, geistlosen Stirne ftrichen, so daß die polierten rosa Fingernägel reizend von den dunklen Haarwellen abstachen, konnte ihr dicker Glatzkopf mit ihr zufrieden sein. Da sollte sie etwas erfahren. das den engen Kreis ihres Daseins nicht eigentlich berührte, das sie ver fönlich gar nichts anging und das dennoch fiir eine abendliche Stunde in ihr Leben hineingriff mit fremden und unverständlichen Bewegungen und ihr Inneres leicht aufwühlte, ohne daß sie sich des wahren Grundes ihrer Anteilnahme bewußt werden sollte. Sie war in der Dämmerung eines lauen Früh lingsabends gegen sieben Uhr nach Haufe gekommen, aus einer Teegefellschaft Siebzehn Damen, acht Platten smit belegten Brdtchen und fünf verschiedene Sorten Eist Sie hatte eben mit großer Sorgfalt ihren Hut verwahrt und bemühte sich nun, aus ihren bequemen Hauskleidern das allerbequemste auszuwählen, als sie vom Wohnzimmer her durch die geöffnetcn Fenster .ungewöhnlichen Straßenliirm vernahm. Sie eilte, nachzufchauem und erkannte im HelldunkeL fast gerade unter ihren Fenstern, einen kleinen Menscl)entruvv, dessen Kern ein Mann und ein Weib bildeten, die Händel miteinander hatten. Der Mann fchimvite auf das Frauenzimmer ein —, die hörte die Worte: Du Luderi Du verdammtesi Nun schlug er sie auch. Die Bsedroshte hob die Hände, ihren flachsgclben Kopf zu schützen, auf den die Fäuste niedersielen. Frau Amslie legte sich weit aus dem Fenster, wie sie iilber die Brüstung im Varietä sich zsu beugen pflegte, wenn es spannensd wurde auf der Buhnr. Sie fah, daß »der Mann ein derber iunaer Arbeit-er war unsd das Weib wohl aus den gleich-en Kreisen, nicht unfchön von Angesicht, iung nnd kräftig gebaut. Sie ließ sich die frische ziemlich ruhig gefallen. schien nur deren Kraft durch die hochgeihobenen Hänsde ern wenig abzudämmen So weit wäre alles in Ordnuna gewesen. Asber die Umstehensden mußten sich einmiirhen Man wollte mit Worten beruhigien, nahm das Mädchen in Schutz, suchte die beiden zu trennen. Endlich - nach einer ganzen Weile kam auch die Polizei. Uniterdessen hatte sich dersern des Mannes gelegt. Er und das Mädchen standen dumpf nebeneimmder. Die beiden ZU ilw
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