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Dresdner neueste Nachrichten : 17.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192910174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19291017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19291017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-17
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 17.10.1929
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Dresdner Neuefte Nachrichten Unselnennrelsex VI- ss s- Ms M- W M MI- Bezngepreise: geti riet-s Zur-num- ber 2,25 K..:pr. ——-—s fül- Cusvärii 040 IVR Vi- Rkktqmmsh A --—-——-:--- oen Ins Haus mona I —.——.l r- usw«-«- » MW W » «- M W 2 M-. «- Ltnabhöngige Tageszeiiung gwdbsz zgszsgzgkzstzlszgiigz szs.P»z;izgz;»i;g»sizzh»Zskz-zsz MQUZMUDXR Eq läs- fsäiefåebllht MS Zuchstctbencgzelgm stellungggebührx Kreuzbandrendunqem Inland wßöchkeQäich 1.10 Ist-M - r nnrrn nnernrnennen tut er « Und pcähen kann eine Gewähr- nich-iI übernommen wert-en mit Handels- und Industriefseiiung YlgßiAgchmummckloßs·pf» GrßäwresdenleßÅ « Kedcktivn vertan nnd Wseschåsiesieuu Dresden-U»zetdin«ndsir.e - Zernknsk für den Ortøvektedr Oannnetnmnnrer 24601, sår den zernvertehr14194,20024,27981—22983 « Telenr.: Aenesie Dresden « postschem Dresden 2060 Yschspemänske ØUMVUUSM ohne DAMka WAVM »Ob« DURCH-sinds Iwch Cufbthhrt - Im Falle höherer Gewalt- Betriebestdrung oder Streite haben unsre Bezieher keinen Anspruch aus Rachliesekung oder Erstarrung ded entsprechenden Entgelii - Nr. 243 Donnerstag, 12 Oktober 1929 XXML Jahrg. afä bäck der londitorei La m m ichokolade qs 0545 last-imst .M. 1.40 KaffBo,Tee. it Gobäck sdoborger inot und lithaiteyx Es Läöiisbts Tab m I. Ist-mit . ad- um A 111 IF IF. HUUIOU 111-111 Briand im Kampfe mit den Raiionalisien Schnefe Widerstände gegen den genug-Plan auf der französischen Rechten Zufammenstoß zwischen pninlevö nnd Maginoi Reue übeernfchende Wendnng in China Eine Erklärung des Reichsvräsivemen Hindenbutg gegen Mißbrauch feines Namens W. Berlin, 16. Oktober-. (Amtlich.) Reichspräfidesnt v. H i n d e n b u rg chat soeben an den Herrn Reichskanzler das nachstehende Schreiben gelangen lassen- Sehr geehrter Herr Reichskanzler! Mit steigendem Befremden habe ich die Wahr nehmung machen müssen, das- in dem Kampse um das Volksbegehren sowohl von dem Reichsanssckmß stir das Bolksbcgehren als auch von den das Volks begehren bekam-senden Parteien nnd Gruppen meine Person nnd meine mntmaszliche persönliche Meinung zur Frage des soge nannten anngsPlanes in die Agitation hinein gezogen wird. Von der einen Seite wird behaupten daß ich ein Freund des Volksbegehrenö wäre nnd non der andern Seite betont, daß -ich mich siir die Annahme des Drang-Planes festgelegt hätte. Demgegenitkån Kes- icls seit, daß ich nie manden-die tm chtignngeeteiltober ionft einen Anlaß dnzn gegeben hätte, meine persönliche Meinung zn diesem Problem bekannt an geben. Ich habeim Gegenteil stets betont, daß itls mit meine endgültige Stellungnahme zn dem Rang-Plan bis an dein Zeitpunkt vorbehalte, in dem diefe hochhedeutiame Frage zur Erledigung reif ift nnd nach Maßgabe der Artikel.7o, 72 nnd 79 der Reichsverfaffnng zur Ent icheidnug über eine Verkündung oder eine Aus ietzung der Verkündung verfassungsmäßig zustande gekommener Gefetzesbeichliisse an mich herautritt. Und hieran halte ich nach wie vor fest. Ich bitte Sie. Herr Reichskanzler, hiervon Kenntnis zu nehmen und das Vorstehende deu im Kampf um das Volksbegehren beteiligten Parteien nnd Gruppen in der Ihnen geeignet erscheinenden Weise zur Kenntnis zu geben. Mit freundlichen Griißen bin ich Ihr ergebener gez. p. Hindenburg.« Die Reichs-regierung erwartet daß die- an der Agitatiou sfür und gegen das Bolkssbegeckjren betet-lia ten Gruppen, vor allem »Die-r Reich Ia uss ch uß für das deutsche Volkö«begehren««, die- Perf·on des Herrn Neichscpvässidentens entsprechend feinem Wunsche nunmehr dem Mei nungsft r e it um die Gesetzesanträge siüsr das deutsche Volksvegehren se r n G alte n. Die politische Lage in Frankreich Wachse-we Schwierigkeiten in det- Gan-frage Stets-krumm unsres Korrespondenten ch. Paris, 16. Oktober ,Nach« der zweiten herausfordernden Rede des nationalistischen Kolonialministers Maginot (vgl» die Montagsausgabe der D. N. N. d. Red.) gestaltet sich die Lage der französischen Regierung nicht un bedenklich. Nach dem gestrigen Ministerrat unter dein Vorsitz des Präsidenten der Republik wurde mir von einer informierten politischen Persönlichkeit ·über die Situation folgendes mitgeteilt: Ministerpräsident Briand erklärte im Ministerrat, daß er die Durch führung des Yonng-Planes so rasch wie möglich sichern wolle, um noch im Laufe des Monats November die Ratifizierungskonferenz im Hang stattfinden zu lassen· Die Widerstände aus dein rechten Flügel . würden ihn nicht hindern, da eine starke links-gerichtete Mehrheit bereit sei, die Haager Vereinbarungen so anzunehmen, wie sie getroffen wurden. Die Ab machungen über die Räumung seien klar. Die Räu mung der dritten Zone werde bis Ende Juni 1930 abgeschlossen fein. .An der-praktischen Durchführung des Yonng-Planes bis zu diesem Zeitpunkt sei nicht zu zweifeln. Jrgendwelche Bedingungen, die sich auf die Commerzialisierung der deutschen Jahresleistungen beziehen, seien mit der Gesamträumung nicht ver knüpft worden. »Aus diesen Erklärungen Briands«, so sagte mir der unterrichtete Politiker, »ergibt lich- daß das Geschrei der Nationalisteu zwecklos ist und daß an den getroffenen Abmachungen nichts ge ändert wird. Briand kennt seine Mehrheit, und es ist bekannt, daß ihm die Linksparteien volle Unter stützung leihen würden, falls auf der Rechten die Neigung erwachsen sollte, dem Ministerpräfidenten effektive Schwierigkeiten zu machen.« Auf meine Frage, wie man in Regierungskreifen . die Saarangelegenheit beurteile, wurde mir von dem Politiker mitgeteilt: »Mit einer nicht zu verkennenden Slepsis behandelt man augenblicklich die Saarfrage. Man weist auf die zunehmende Propaganda hin, die einem Aktionsvlan der ~Asioeiatio-.i Jraneaife de la Sorte-« entsprechend durch die Handelskammern entfaltet wird und beson ders dem Hauptdelegiertcn Elb e l, dem Direktor für Handelsabkommetn sehr unangenehm ist. Elbel weiß, daß fein Vorgänger Serruyg durch den Abschluß des deutsch-französischen Handelsvertrageö in gewissen industriellen Kreisen Frankreichs Mißstimmungen hervorgerufen hat, und möchte bei der Behandlung der Saarfrnge nicht in eine ähnliche Situation geraten. Die französischen bandelskreise haben in der Presse einen io starken Rückhalt gefunden, daß es schwer fein wird M Saattoufereus richtig in Gang zu bringet-. Zudem machen die Rechissaktcien, die» Briand bei der Durchführung der Hunger Vereinbarungen bekämpfen, auch in der Saarfrage Schwierigkeiten und weisen darauf hin, daß man das Saargehiet politisch nicht sreigeheu dürfe, bevor die restlose Durchführung des Young-Plans nicht gesichert sei.« Diese Mitteilungen lassen erkennen, daß Briand einerseits mit einer Um bildung seiner Regierung ernstlich rechnet, anderseits aber in der Saarsrage gewissen Wünschen der Rechts parteien Rechnung tragen muß. « Diese Wünsche richten sich sowohl aus das Zustandekommen einer deutsch-französischen Kombination in der künftigen Ausbeutung der Saarkohlengruben, als auch aus sehr weitgehende wirtschaftspolitische Forderungen. Es wird Vriands ganzer taktischen Gewandtheit bedürfen, um diese Hindernisse, die der non ihm und Streses mann festgestellten Verständigung entgegenstehen, aus dem Weg zu räumen. Soweit mein Gewährsmanw Jm gestrigen Ministerrat stießen die beiden Flügel des Kadinettö scharf auseinander. Es kam zu einem anmnmenftofi zwifchen dem Kriegsminifter Pains levd nnd dem Kolonialininifter Alagia-In Painlevö beschuldigte seinen Kollegen, durch seine nationalistischen Reden die öffentliche Meinung zu be unruhigen und die im Hang getroffenen Verein barungen über die Gesamträumung zu fabotieren Painlevå wies besonders darauf hin, daß die Bestim mungen über die Gesamträumung des Rheinlandes von den maßgebenden französischen Militärs ausge arbeitet wurden. Eine Gefahr für, die Sicherheit Frankreichs bestehe nicht. M a gin ot entgegnete, daß der Kriegsminifter bereits vor der Haager Konferenz die Gesamträumung der besetzten Gebiete als ein nahe bevorstehendes Ereignis angekiindigt und sich dadurch über die Stellungnahme des Generalstabeö hinweg gesetzt habe. Der Jnnenminifter Tnrd i en bemühte sich, die Gegensätze su überbrücken. Briand selbst griff nicht direkt in den Streit Painlev6-Maginot ein,,gab jedoch die Erklärung ab, daß die Ratifizierung der Haager Beschlüsse nicht verzögertwerden dürfe. In den Wandelgängen der Deputiertenkammer wurde auch davon gesprochen, " daß str? Brtaixd unmittelbar nach dem Hunger Rattsiz exiytgöakt Aus Lein ·attjtze»u» politischen Eska Zirüikziizidhåb HERRng um nur mehr als Hauptbevvllmächtigter Frankreichs in Gent zu wirken. Von Bedeutung ist, daß Briand feinen ganzen Einfluß geltend machte, um zu erreichen, daß die Arbeiten der auf Grund des Pontia-Planes gebildeten Fachkommissionen so rasch wie möglich be endet werden. Während seines Ausentbaltes in Brüssel sprach er bereits mit dem Vorsitzenden der Haaaer Konserenz, dem belgifchen Ministerpräsidenten Jaspar. Es wurde beschlossen, die Kommissionen zu bitten, die Arbeiten bis etwa 24. Oktober zum Abschluß zu bringen. Als Datum der Hat-get Ratiiiqierungskouiereuz letzt dieles auch von Japan unterzeitånete Schrift itiick den lö. November ie »Das dritte deutsche Kaiserreich" Von Edgar v. schmidtsPauli Das neue Buch Karl Friedrich Nowakö dessen Gedankengana Edaar v. SchmidtsPauli in diesem Artikel in groiien ilmrissen darstellt, wird politisch noch aussiihrlicher gewürdigt werden müssen. Daß Nowak die Form glänzend zu meistern weise, ist selbstverständlich. Man liest dieses Buch wie gepeitscht in einein Atemzuae durch. Sachl i eh wird natürlich über viele Einzelheiten noch gesprochen werden müssen. Nun-ak, der dieses Buch in enger Fühlung mit Wilhelm 11. schrieb nnd vieles völlig unbekanntes und unverösscntlichtes Material zur Verfügung gestellt bekam, stellt zum ersten Male die Geschichte der Entlassung Vismarthi vom Standpunkt der H o h e n z o l l e r n aus dar und kommt dabei zu Ergebnissen. die teilweise sehr iiherrasehend sind, aber wohl auch in manchen Fireisen aus Widerspruch stoser dürsten. Die Redattion Unter diesem Titel veröffentlicht der bekannte Schriftsteller Ka r l Fried r i ch Now a k, dessen letztes Werk ~Verfailles« erst kiirzlich internationalen Widerhall qefunden hat. im V e r l a g für K n l tu r politik (Berltn) ein Buch, das die Welt aushorchen lassen wird. Seiner politischen und geschichtliche-i Ve deutung kann man im Rahmen einer einfachen Buch besprechung nicht gerecht werden. Schon die Quellen sind aussehenerregend. Handelt es sich doch u. a. um den baut-schriftlichen Kommentar Wil helms 11. zum dritten Band der »Gedanken u n d E r i n n e r u n a e n « Bismarcts und um Akten aus dem geheimen Staatsarchio in Wien. Wir kunnten die Entlassung Vismarcks bisher nur von einer Seite. Zwar haben Enlenbnrg und Waldersee in ihren Erinnerungeu wichtige Kommen tare geliefert. Aber die andre, die kaiserliche Seite, hatte bisher geschwiegen. Nun spricht auch sie. Allerdings nicht direkt und unmittelbar. Jn dem Buche, dessen Sätze wie Hammerschläge klingen, ein fach, klar und lapidar, wird nirgends ~eitiert«. Und doch weiß man sofort: hier ift kein Satz unbelegt. Nichts wird »aedeutet« oder »kommentiert«. Was gebracht wird, ist Material. Authentisches Material. Nowak gibt ihm nur die Form. Die Form einer künstlerische-m packenden, anfrüttelnden Sprache. Besonders der Kaiser wird zwar mit psycholo gifchem Verständnis, aber ohne Beschöniguna seiner Schwächen geschildert. Lücke auf Liicke schließt sich beispielsweise durch das neue Material in dem ent scheidenden Gespräch zwischen Kaiser und Kanzler am lö. März 1890. Zum erstenmal erlebt man die Füh rung dieses Gespräches, sieht man die beiden Akteure so klar und deutlich, als sei man selbst in der Reichs kanzlei gewesen. Olber diese neue Darstellung des Sturzes des ersten Kanzlers ist nur ein kleiner Teil des Materials, das Schlußkapitel des bisher vorliegenden ersten Bandes, der den Titel »Die überfprungene Generation-« trägt. Der Band führt von den 99 Tagen bis zur Entlassung Bismarcks. Neues Licht wird geworfen auf die Kaiserin Fried rich, auf Waldaer auf Hvlsteiw auf wichtige ge schichtliche Einzelheiten, wie das erste Zusammen treffen Wilhelms 11. mit Kaiser Franz Joseph- die Begegnung des deutschen Kaisers mit Leo xIIL Noch nie ift der Konflikt zwischen dem jungen Kaiser und dem alten Kanzler wegen der Behandlung der Arbeiterfrage so klar herausgcmeißelt worden, wie in dem Kapitel »Arbeiter und Sozialdemokraten-O konnte-vorher nicht so deutlich gemacht werden, weil eben bisher immer nur das einseitige Material bekannt war. Der Schluß dieses Kapitels ist bezeich nend für die Art Nowaks, mit der er jedes Wort gewogen und zugleich die höchste Plastik der Sprache erstrebt hat. Es heißt dort: »Jn unüberbrückbarent Gegensatz standen Kaiser und Kanzler mit ihren Auffassungen gegeneinander. Keiner verstand, wie denn der andre in der ganzen Frage so denken konnte. Der Kanzler schob die Ideen des Kaisers auf die neue Zeit, der Kaiser sah bedrückt das Alte. Der Kaiser sorgte sich um die Arbeiter. Der Kanzler wegen der Sozialdemokraten.« sc « s- Erfchiittert sieht man den Zufam m e n b ru ch der Kaiserin Friedrich, die Ausdecknng ihrer Angst vor dem Sohne selbst: »Wenn ich daran denke, daß alle Pläne, die ich mit Papa geschmiedet habe, zusammenbrechcn werden und mir die Macht entrissen werden wird ich komme nicht mehr zur Macht« -. » Und hört daran den Sohn: »Aber Mama, liebe Mama . . . das ist ja alles durch die Verfassung geregelt. Der König von Preu ßen kann überhaupt nicht abgesetzt werden. Er kann auch schriftlich seine Befehle geben . . . Nur, wenn er geisteskrank ist, wird ein Rscgent für ihn bestimmt.« Noch nie bisher klang diese Note wider in der großen Tragödie zwischen Mutter und Sohn. Welch neue Beleuchtung der Todesstunde Kaiser Friedrichs, wenn es heißt: »Dann war das Ende am 15. Juni 1888 da. Die Osfiziere im neuen Palais änderten völlig den Ton. Sie kunnten nur mehr einen Jungen Herrn«. Hnsaren sprengten im Galopp an nnd umstellten das Schloß. Der Junge Herr« wußte, daß er wieder Schlinnnes tat. Aber es war der letzte Akt einer Vergangenheit, gegen die er endlich ausstand, unt sich zu wehren. Mackenzies englische Hilfstirzte hatten die ganze Zeit über Akten und Mappen nnd Taschen unauffällig, dennoch bemerkt aus dem Schloß getragen. Die Hu saren kamen zu spät. Zwar verließ niemand mehr das Schloß. Aber die meisten Dokumente Kaiser Friedrichs waren schon fortgeschafft-« . . . «- « si· Es ist schade, Einzelheiten ans diesem meisterbast zuvsammengefiigten Material· herauszureißem ans diesem kristallklaren Bau, der zugleich die Festigkeit von Granit hat und der schärfster Beklopsung von geschichtgkundiaer Hand standhält, der so neue und überraschende Farben trägt, daß er weithin das bis her noch bestehende Dunkel der Geschichte des dritten Kaiserreichs durchleuchtet. Nur eine zusammetihängende Probe sei hierher gesetzt, die den Besuch des Kaisers bei Leo XIIL tim Kapitel »Kaiser und Könige«) dar stellt. »Den Besuch im Vatikan hatte Kaiser Wilhelm sorgsam schon in Berlin vorbereitet. Mit seinem Oheiin, dem Kardinal Hohenlohe, hatte er sich über die Richtlinien geeinigt, die er einhalten wollte. Vor allem aber hatte er Kardinal Kupp, dessen Verdienste um die Beilegung des Kultnrkampfes weder von ihm, noch vom Vatikan vergessen waren, vor der Abreise zu sich gebeten. Der Kardinal kannte Leo xIIL sein Wesen, seine Politik genau. Auch waren ihm die Menschen, die Kräfte und Gegenkriifte, die ganze Atmosphäre nicht fremd, die im Vatikan den Papst umgab. Aus dem Wissen, der Gewandheit und der aufrichtigen Verständigungsdereitfchaft des Kardinalö in jeder Sireitfrage hatte schon Fürst Bismarck vielen Nutzen gezogen. Dem Kaiser gab er jeden ge wünschten Rat. »Sprechen Sie mit dem Papst unter vier Augen, Majeftiitl Ganz offen und ehrlich, damit er die Wahr heit hört. Das passiert ihm nicht allzu oft!" Leo XIIL erhoffte sich viel vom Ausgang der Wahlen in Frankreich. Er rechnete mit großem Sieg für die Kirche« ~Nach unsern Nachrichten«, behauptete der Kardi nal, ~wird das nicht der Fall sein. Aber der Papst weiß es nicht. Er ist nicht unterrichtet. Weder Kar dinal Lavigerie, noch Kardinal Richard scheinen ihn richtig orientiert zu haben. Klären Eure Majestiit ihn aufl« - Leo Xlll. machte auf den vKaiser vom ersten Augenblick an den tiefsten Eindruck. An der kleinen zierlichen Figur war alles vergeistigt: das Gesicht, die Hände, die ganze Haltung. Er war sehr mager, die großen, fprühenden Augen beherrfchten alles. Ihrer Ueberlegenheit, ihrer durchdringenden Kraft, ihrem Willen zum Befehlen entzog sich niemand, der vor ihm stand. In fürstlicher Umgebung, vom Glanze könig licher, schwerer Pracht umflossen, wirkte er statuarifch trotz seiner Zierlichkeit, ebenbiirtig nicht nur den größten Vorfahren auf dem Heiligen Stuhl, eben btirtig allen aus der Reihe großer Herrscher, deren Namen die Geschichte bewahrt. Sehr lebhaft, lehr herzlich zugleich, begrüßte er den Kaifer. Wirklich schien er nur von dem einen Gegenstand erfüllt, der ihn gerade bewegte. ~o’est uns grande vjctoire. que nous aurons en France . . . Rampolla hat mir gemeldet . . . Auch Kardinal Richard Wir werden einen großen Triumph erlebenl« « Der P sft riet die Sätze fast leidenschaftlich aus. Seine AugJ blitzten vor Genugtuung. Dem Kaiser fiel ed schwer, die Vorfreude des Sieges zu durch kreuzen. Aber itir den Heiligen Vater, so viel wußte lksk
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