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Dresdner neueste Nachrichten : 01.07.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193007012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19300701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19300701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-07
- Tag1930-07-01
- Monat1930-07
- Jahr1930
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 01.07.1930
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Dresdner Neuefte Nachrichten quzeigmpkeksp on ee s- oane Zeu- lonu ne- Itigrr. Bezug-presse- 101 MO- Zsstsllussg VW 2 25 K an ——-« fük uswckrts o,4l) Ihm. 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Jahrgang Der Jubeltag des Rheinlandes Große Kundgebungen in der Recht zum 1. Juli England stark beunruhigi über die Verschärfung des itatienifchckrauzösifchen Konflikte- Befreiungsiag « Von Dr. Heinrich Krumbbaatz Vorsitzendem des Vereins DeutscherZeitungsverleger Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten Rufet die Arme der Götter herbei. Ein Ausatmen geht durch deutsche Lande. Der sletzte fremde Soldat hat den Boden des Vaterlandes verlassen; wir sind wieder Herren im eigenen Hause. Zwar sind wir damit noch nicht frei denn dar an hindern uns die Ketten der Versailler Bestim mungen aber das Rheinland ist von der un mittelbaren Ausrvivkung fremden Druckes endlich befreit Trotz der Sorge, die unsre Herzen wegen der Unsicherheit der politischen und wirtschaftlichen Ver hältnisse erfüllt, erhebt sich in uns gewaltig das Ge fühl der Freude und. drängt uns zu neuer leben diger Hoffnung. Denn nichts hat in den letzten zwölf Jahren das Bewußtsein der eigenen Würde und das nationale Selbstgesühl tiefer und schwerer niedergedrückt als die Tatsache. daß fremde Truvven in großen Teilen deutschen Landes die Herren spielten und fremde Machthaber nach Gutdtinken schalteten und walteten, deutsche Bürger aber recht- und schutzlos wareni Diese Not, lau-m tragsbar für das Gefühl einer « Zeit. die sich für human und zivilisiert erklärt, liegt hinter uns; unser Selbstbewußtsein darf einen neuen Aufschwung nehmen, denn die Rückkehr Deutschlands sur vollen Souveränität, zur Gleichberechtigung mit cden andern großen Völkern ist um einen gewaltigen Schritt vorwärts gekommen. In das Läuten der Glocken, in das Donnern der Völler, in das befreite Ansatmen und die freudigen Jubelruse der Bevölke rung mischt sich die machtvolle Stimsme der deutschen Presse mit dem Ausruf an die Oessentlich-keit, den Tag der Befreiung als ein gemeinsames natio nales Erlebnis zu begehen und in einem wür digen Zusammsenschlusz der Geister zu ver-ewigen, Besfreit vom Druck fremder Gewalt find mit dem Abmarsch der fremden Besatzung auch wieder die Zeitungen in den Rheinlan-den. Sie haben in den ver flossenen schweren Jahren einen Haupttesil der Zwangsmaßregeln, der Willk:üvhserrschaft und des Säbelregiments getragen, mit dem die Besatzungs mischte bald stärker, bald schwächer die deutsche Bevöl ckerung am Rhein bedrängt und in ständige-r Unsicher lliseit gehalten haben. Die deutschen Zeitungen am Rhein können des-halb mit vollem Recht einen Haupt teil des Dankes, den das gesamte übrige Deutschland den befreiten Gebieten zollt, beanspruchen und mit freudigem Stolsze endgegenn-ebmen. Unser aller Dank gilt den deutschen Brüdern und schwessterm die für das gemeinsame Vaterland und ldas gesamte Deutsschtum unendlich Schweres unsd Bitteres zwölf Jahre hindurch getragen haben. Wenn Diese Kraft im Leiden, auf das unbesetzte Deutschland lüberströmend, sich dort in Kraft zum Handeln ver wandelte, sso gilt das in besonderem Grade für den vtiefwirkenden ideellen Einfluß, den die Zeitungen im Pesetzten Gebiete auf die Presse des übrigen Deutsch lands auszuüben vermochten. Die Gefängnis-s und sboshen Geldstrasen, die Fälle jahrelang-er Verbannung « lvom Wohnort, von der Familie und vom Unter ineihmen, die so mancher Verleger und Verlagsleiter, so mancher Redakteur und Zeitungssmiturbeiter durch Jdie Besatzungsmächte hat erdulden müssen, sind für Idie Zeitungen des unibefetzten Deutschdands Ansporn kund Gewissensmahnung geworden· Die dem Zugriff fremder Gewalten nicht erreichbare deutsche Presse hat die Hilferufe, die· Auslbrüche der Verzweiflung und lden unaufhörlich-en Protest der Unterdrückten immer nnd immer wieder auf-genommen und mit ver-hundert fachtem Widerhall an die Welt weitergegebem Sie skann es sich heute zur Ehre anrechnen, die Befreiung Der Rheinlnnde mit nor-bereitet zu haben. Weil wir Deutsche iiber unsern Gegenwartsndten, wie sie keinem andern Volke auferlegt sind, allzu gern nnd allzu leicht vergangene Unbill vergessen gerade deshalb mnfz die Erinnerung an diese zwölf Jahre fremder Bedrückung den Gehirnen des lebenden wie des kotptmenpcn HelztschlcinsT :üftflllfefrg-cfklkcfix4«e"ittså; hämtpert werdynz Und jzitvcracßbar mu«ß bleiben, Riß aus dem gemeinsamen Dulden nnd Leiden ein tiefes Pein-In der Zier-bitskidenheihA eine vplkspolitijche Soli- dgkitåt««pp.l! betspkelhathrf Kraft cfrftfeitqcsstftvifs lief-Fest alle politischen lind tbejtanfchmilichefi Unierffclhiedefvhsitqtvs krieg« einigpcn firkz hie Zeitungen der besetzten Gebiete in dem einen Gedanken, treu zusammenzustehen sitt Volk nnd Vaterland gegen jede Verlockung nnd Ver heißung, gegen ieden Versuch der Drohung nnd der Gewalt. Diese Geschlossenhcit der Zeitungen in den besetzten Gebieten ist denn mich Sieger geblieben in den Meinungskiimpsen die seinerzeit von den Der Befreier la memoriam Gustav Gikesemami Deutschland ist sreil Wenn heute die Mitternachtsglocke in den rheiuifchen Stadten ertönt, ist die Zeit der französischen Besetzung endlich vorüber, hat auch der letzte fremde Soldat und die letzte aus ländische Kommission das Rheinland verlassen. Von dieser Stunde haben wir geträumt, diese Stunde haben wir ersehnt seit jenem dtjsteren l. Dezember des Jahres 1918, als hinter der letzten Kom pagnie der unbesieat ans den Schiitzengriibcn zurückkehrenden Feldgranen die ersten stati zösischen Vorposten an den Wesmrenzen des Rheinlands auftauchten nnd acmiisz den Be stimmungen des Waffenstillstandsnertraas die Okkus pation der rheinischen Provinzen begann. Viele sind in dieser langen, schweren sieit fleininiitig geworden und haben, fast bis in die alierletzten Tage hinein, nicht den Glauben finden können, das; Frankreich fe mals freiwillig das Rheinland ausgeben werde. Und heute nun, da das Wunder, an das so viele nicht mehr glauben wollten. doch geschehen ist, da die Stunde gekommen ist, wo die Träume Wahrheit werden, müssen wir inmitten drückender Wirtschaftsforaen uns erst mit einem innerlichen Ruck über den ganzen All tag erheben« um die historische Bedeutuan dieses Augenblicks zu erfassen,da Deutschland innerhalb seiner Grenzen wieder völlig frei von fremder Herr schaft wird. In den rheinischen Stiidten, in Mainz, Trier, Speyer und Wiesbaden mer-den heute nacht Vertreter des Reichskabinetts Ansprachen halten« Am ti. Juli findet die große ofsizielle Feier in Kehl statt, bei der der Reichsaußenminister die Hauptrede hält, und in den Tagen vom 19. bis 23. Juli wird der Reichs präsident v. Hindenbnrg mit dem Reichskanzler und allen übrigen Reichsminiitern das befreite Land be suchen. Aber inmitten all der hohen Ehrengiiste wird e i ne r fehlen, und dieser eine ist gerade der Mann. dein bei allen diesen Befreiungsseiern der erste Platz gebühren muß: Dr. Gustav Stresemann, der in sechsjähriger schwerer Arbeit die Befreiung voll endete und der bis in die letzten schweren Stunden vor feinem Tod keinen sehnlicheren Wunsch hatte, als einst am Deutschen Eck zu Koblenz dem befreiten Rheinland den ersten Gruß zu entbieten. Ein iragifches Kapitel endet Was man in England sagt ! Telegramm nnfres Korrespondenten RR London, Zo. Juni Die gefainte englische Preer berichtet heute in großer Form iiber den Abzug der französischen Truppen ans dem Rheinlaud. Fast alle Blätter be zeichnen die Befreiung des Rheinlandes als das wirkliche Ende des Krieges und verzeichnen mit Befriedigung den Anteil, den England an der schlief-lieben Durchfetznng der Räumung gehabt hat. Der lonfernatine »Daily Telegraph« erklärt in einem Leiiariikel, daß England fcit Jahren sich be müht habe, die andern Beiatzungsmäkhte zur Rän nmng zu neranlaffeu. Es fei fchlieleich Dr. St r eies mann vorbehalten geblieben, in dein letzten großen Dienst, den er feinem Lande geleistet habe. von den Ulliierien die endgiiltige Verpflichtung zur baldige-i Rheinlandranmnng zu erlangen, die er ielbft dann nicht mehr erlebt habe. Der heutige Tag stelle das Ende eines großen nnd tragischen Kapitels in der Weltgefchichte dar, nnd man könne hoffen, daß damit eine neue und bessere Epoche be ginne. gegenseitigen Willen einer Verständ gungs- und Frettndschaftspolitik zw schenDeutschlandundFrankreichfeiw Ende der Rheiulandkommission X Wiesbadem 30. Juni Die Interalliierte Rheinlandkommission hat am , Sonnabend ihre letzte Sitzung abgehalten. Die Ober kommissare Frankreichs un- Belgiens, der Vertreter der englischen Regierung nnd der Reichskommissar Freiherr Langiverth v. Simmern hielten Ansprachen. in denen sie noch einmal der gemeinsamen Tätigkeit in der Rheinlandkominission gedachten. Alsdann nahm der Vorsitzende Tirard das Wort nnd richtete an Freiherrn Langwcrth v. Simmern folgende Ansprache: »Im Namen der Oberkommission habe ich die Ehre, Eurer Exzellenz das Schreiben zn überreichen " durch das Ihnen znr Kenntnis gebracht wird, daß die Besstzungsmächte beschlossen haben- dass sie Be satznngstrnppen aus der letzten Besatznngszone am 110. Juni 1980 z u r ii ck g e z o g e n sein werden, nnd daß das Ordonnanzregime zn diesem Zeitpunkt nm Mitternacht aufhört. In meinem Namen nnd in dem meiner Kollegen lege ich Wert daraus, Ihnen siir die große Höflichkeit zn danken, mit der Sie Ihre heikle Mission bei uns durchgeführt haben. Die Oberkommission rechnet damit, daß die vorzeitige Räumung des Rhein- I landes allen als die Knndgebnng unsres gegen seitigen Willens erscheinen wird, eine P o l i t i k d e r Verstän d i g n n g nnd des Friedens unter den Nationen iortzusetzen.« Reichskommissar Langwerth v. Simmern erinnerte in seiner Erwiderung an die Zusammenarbeit zwischen der Rheinlandkommission und dem I)ieichskommissariat, obwohl die Ansichten bisweilen im Widerspruch zu ein ander gestanden hätten, und gab dann dem Wunsche Ausdruck, daß der 30. Juni 1930 den Beginn einer Periode völliger und endgültiger Auøsöhnnng unter den Völkern kennzeichnen werde- Die Meinung in Frankreich Telegraman unsres Korrespondenten ah. Paris, 30. Juni Im Zeichen der Rsheinlandriiumnna stehen heute alle politischen Leitartikel der französischen Blätter. Wenn der Rhein bereits jetzt von der Vesatzung frei würde, so dankt das deutsche Volk dies alles der auf opfernden Arbeit des verstorbenen Anszenministers ! Stresemann, von dem alle Pariser Blätter übrigens « nur im Geiste größter Hochachtung sprechen. So schreibt der ~Te-uws«: »Die vorzeitige Rheinland räumung seines nationalen Gebietes verdankt das deutsche Volk dem verstorbenen Stresemann. Strese wann war kein Utopi-st, aider ein Deutscher, der die wirklichen Interessen seines Landes genau kannte. Er ist zu fettle gestorben, um die Erfüllung feines Werkes zu erleben-. Die schönste Ghrung, die seine Landsleute ihm bereiten können, ist, ihm durch Taten zu beweisen, daß seine Gedanken auf das Volk übergegangen find, und daß das Volk der Politik seines Befreiers treu bleibt« In den geplanten Besretungsfeiern sehen die Franzosen und ithre Blätter etwas ganz Natürlicheö. Ader die Tätigkeit der deutsche-n Na tionalsisten erfüllt sie mit schwere-r Besorgnis. »Welche: Geist wird nach Asbzug der französischen ; Truppen in Deutschland herrschen, nachdem das Haupt zie-l, das Sttesemann sich gesteckt hatte. erfüllt ist?« so fragt der ~Tem-ps«. Die Antwort fiür den überwiegem den Teil des deutschen Volkes hat hieran der deutsche Reichskommissar für die besetzten Gebiete, Baron Langwerth v. Simmern, gegeben, als er beim Arb fchiedsibeluch bei der Jnteralliierten Rheinlandkomi mission den Wunsch zum Ausdruck brachte, die Rhein landräumung möge das klare Symbol für den fremden Gewalthabcrn in der Absicht, Abfplitterungss gelüste und Sonderbündelei zu fchiirem in das Rhein lattd«ge«txagen woxden sind. » Geschichte unsd Erfahrung lehren, daß gemeinsame Not die- Menschen verbindet Das einmsütige Zu sammenstehenaller Be.völlerunas-kreise, ohne Unter schied von Partei nnsd Weltansschanuna, im Rhein lanpdegegeniüiber der gemeinsamen Not fremder Will kürherrschast sei siir das gesamte Deutschl-and Bei spiel und Vorbild. Das Schiickisal der Rheinlanide muß alle Deutsche-n im Norden, Süden, Westen nnd Osten überzeugen von ihrer nnstrennbaren Schicksals verbnnzdewbeiit, tnnß den Weg weisen zur Volks gemeinschast aller Deutschen. Die Rhein-lan·dbesetzmtg nnd die Rheinlandbeisresinng ist keine Angelegenheit die allein den deutschen Westen nnd Süden berührt Aber auch der ganze Komplex der deutschen Ost sragen, die unntiögliche Dstqrewzh desr polnische- Korris dor, Ober-schlessien, Danzia, Memel - dies alles darf im Westen nnd Siiden nicht als Sonderanacleaenheit des Ostens angesehen werden« die das iisbriae Deutsch land nichts angehen. Auch Ostnoi ist deutsche Not! Ebenso wie der Osttsrenße, der PotnineL der Mär«ter, der Schlesier die« Rheinlande als seine Mainz endgültig frei X Mainz, so. Juni. antch Funksptnchi Heute vormittag hatten die noch hier verblie benen französischen Tritt-new ein Bataillon In santerie nnd eine Abteilnna Gendarmerie. vor dein Schloß, dem Hannianarticr des Generalö Guitton-nat Aufstellung aenommen. Kurz nach 11 Uhr erschien ver General und schritt die Front ab. Die Musik stimmte die Matseiclaise an. unter deren Klånaen die letzte Ttikolore niedetaeholt wurde. Unmittelbar darauf marschierten die Ttnvpen mit klinaendeni Spiel znm Bahnhos. Die Volksmenae. die den Platz nmlänmtc. brach beim Niederholen der stan ziisistlien Fahne in bransende Freuden t n s e ans. eigen e Herzensaugclenenhcit gefühlt hat und sählt, im gleichen Maße muß der Rheinländer, der Psälzer, der Badcner, der Wiirttembcrger, der Bayer die schweren Wunden, die der gesamte deutsche Volks körper im Osten trägt, als eigene Wunden unsd eigene Schmerzen mitenipsindcn· Das deutsche Vaterland kann nicht gedeihen, wen-n ein Teil notleidet, ob im Westen oder im Osten. Auch die Qstsragcn sind Schicksalssragen des gesamten deutschen V o l k e s. Aus dem dorneuvollen Psadc, den das deutsche Volk seit dein Tag-e des Waffenstillstnnds iin Walde von Coln-pi(3,mte mühevoll uud langsam zu schreiten gezwungen ist, bedeutet die Rheinlansdbefreiung eine Etappe, einen Schritt vorwärts. Und wenn sie in eine Zeit schwerer politischer und wirtschaftlicher Krisen stillt, so bedeutet sie trotz allem einen Erfolg der deutschen Sache, der um so stärker wirkt, als er sich von dem diisteren Hintergrunde un erfreulicher Zeitumstände leucht-end abhebt. Darum: Aufwärts die Herzen, vorwärts und nuimärte den Schritt zur vollen Freiheit. Das Reich muß un s do ch bleibe nt Als auf der ersten Konserenz im Hang das Schluß protokoll nnterzeichnet worden war, das die Fest setzung des endgültigen und letzten Räumungstermins enthielt, als nach hartem Kampf dieses Zugeständnis endlich den französischen Politikern entrissen worden war, drangen vom Binnenhof herauf die Klänge des Niederlandischen Dankgebet-s feierlich zu den geöff neten Fenstern des Saales empor, in dem die Dele gierten sich zur Unterschrift versammelt hatten. Ein sam nnd abseits von den andern stand Gustav Strefes mann und lauschte den feierlichen Klängen. Niemals werden die, die uns von diesem Augenblick berichteten und die ihn in dieser Stunde sahen, den zugleich freu digen und auch unendlich wehiniitigen Glanz seiner Augen vergessen, mit denen er zum Fenster hinaus in die Weite schaute. Ahnte er in diesem Augenblick, daß er zwar sein Volk zur Freiheit führen konnte, aber den Tag der Freiheit nicht mehr selber sehen würde-? Tachte der auf feinem Aufstieg zu den Höhen der Staatskunst wie alle großen Menschen unendlich einsam gewordene Mann an das deutsche Volk, das zum großen Teil inmitten wirtschaftlicher Sorgen und zerkliiftet durch politischen Haß noch nicht in der Verfassung war, die ganze Größe seiner historischen Leistung zu erfassen, die er sbuchstäblich im täglichen Kampf mit seinem versagen den, gequälten Körper dem Tode abger u n g e n hatte? Alte-r wenn dieser große Deutsche auch nicht mehr körperlich an dieser Feststnude unsres Volkes teil nehmen kann, so steht seine Person nnd sein Werk doch im Mittelpunkt aller Gedanken nnd aller Feier-n Politik ist nicht Kunst, Politik ist Charakter, unld ans die Taner - so hat es Stresemarln einmal formuliert - setzt sich gegen alle politischezktunst immer der politische Charakter durch. Die Befreiung des Rheinlandes ist nicht etwa nur das Ergebnis diplomatischen Könnens und geschickte- Ausnntzung der seit 1923 lansaam beginnenden Ver schiebung in der politischen Konstellation Europas, sondern sie ist in erster Linie das Werk eine-s starken Charakters, der unbeirrt durch alle Riickschläae, durch alle die Schwierigkeiten auch durch alle Versen-Munan im eigenen Volk, sein große-I
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