Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1864

.» i . Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W 247. Sonnabend den 3. September. Bekanntmachung. 1864. Da «ach Vorschrift von §73 sub 6 der allgemeinen Städte-Ordnung von der Wahl, welche zu Ergänzung des mit dem 2. Januar 1865 auSscherdeuden DritttheileS der Stadtverordneten zu veranstalten ist, alle diejenigen Bürger auszuschließen sein werden, die sich mit Berichtigung von Landes- und Gemeinde-Abgaben länger als zwei Jahre im Rückstände befinden, so ergeht unter Hin weisung auf diese gesetzliche Bestimmung an alle Abgabenrestanten, welche von letzterer betroffen werden, hiermit noch besondere Auf forderung ihre Rückstände ungesäumt abzuführen. Leipzig, am 25. August 1864. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schleißner. Bekanntmachung, die Anmeldung schulpflichtiger Kinder in die RathSfreischule, sowie in die Schule des Arbeitshauses für Freiwillige betreffend. Diejenigen Aeltern, Pflegeältern und Vormünder, welche für nächste Ostern um Aufnahme ihrer Kinder oder Pflegebefohlenen in die RathSsreischule oder in die Schule des Arbeitshauses für Freiwillige bei uns anzusuchen gesonnen sind, haben ihre Gesuche von jetzt an bis spätesten- den 2S. September d. I. auf dem Rathhause in der Schulgelder-Einnahme per sönlich anzubringen und die ihnen vorzulegenden Fragen vollständig und der Wabrheit gemäß zu beantworten, auch die Aeug- »iffe über das Alter des anzumeldenden Kindes, so wie darüber, daff demselben die Schutzpoeken mit Grsolg eingeimpft worden, gleichzeitig mitzubringen. Noch wird bemerkt, daß nur die Kinder ausgenommen werden, welche bis nächste Ostern das achte Lebensjahr nicht überschritten haben, und daß daher jede diesem Erfordernisse nicht entsprechende Anmeldung unberücksichtigt bleiben muß. Nach erfolgter Prüfung wird die Bekanntmachung der beschlossenen Aufnahmen in der bisherigen Maße erfolgen. Leipzig, am 29. August 1864. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schütze. Bekanntmachung. Auf dem Hofe des JohanniShoSpitaleS (ehemalige Oekonomie) sollen Montag den 3. September d. I. von Vormittags 9—12 und Nachmittags von 2 —6 Uhr an alte Schränke, Thüren, Fenster, Regale, Kisten, Guß- und Schmiedeeisen, Gasröhren, Messing, Kupfer rc. so wie verschiedene andere Gegenstände gegen sofortige Zahlung unter den an Ort und Stelle bekannt zu machenden Bedingungen an den Meistbietenden versteigert werden. Leipzig, den 1. September 1864. Des Raths Bau-Deputation. Welchen Werth haben die privatschulen oder sogenannten Institute? Auf diese Frage antworten die »Blätter für das Leben" Nr. 16 (Leipzig, Julius Werner) also: Bekanntlich waren Aug. Herrm. Francke und Pestalozzi, Salzmann, Campe und Base dow, Wichern und Kröbel nur Privatschuldirectoren, und wenn man es sich jemals irgendwo zur Aufgabe machen will, „die Institute gänzlich abzuschaffen-, so heißt das mit andern Worten, mau wolle deraleichen Männer für alle Zukunft unmöglich machen. Werden sich Halle und Hamburg, Burgdorf und Jferten, Schnepfenthal, Dessau und Keilhau die Namen der obengenannten Männer so ohne Weiteres nehmen lassen? Und wenn noch jüngst Leipzig durch sein „Gesammtgymnasium-, da- doch auch ein bloße- Institut ist, ein ganzes. Capitel in Schmidt'- Geschichte der Pädagogik erobert hat, wird es solche Eroberungen glerchgiltig wieder aufgeben? Oder wie sind denn Heinicke und Zeune in Deutschland, und de l'Epöe und Ha uh in Frankreich für die Taubstummen und Blinden zu Wohl tätern geworden? In städtischen Schulen, oder in Privatschulen? Und waren nicht die ersten deutschen Realschulen, von Hecker in Berlin und von Vogel in Leipzig gegründet, anfangs Privat- unternehmuugen dieser Männer? Haben es Bell, Lancaster und Hamilton, von Rochow und Stoh weiter als bis zu Privatschulen gebracht? Aber hören wir auch, wa- z. B. der zuletzt genannte Stoy in feiner klassischen „Encyclopädie der Pädagogik- in dieser Be ziehung schreibt: »Gesunde Institute sind individuelle Jncarnationen pädago gischer Ideen. Zeiten geistiger Bewegung und idealer Anregung waren immer fruchtbar an derartigen Anstalten. Ein weise- Schul- regiment wird sie als pädagogische Vorhut anerkennen und benutzen. Romanischen CentralisationS - und UniformirungSgelüsten werden und müssen sie ein Greuel sein. Innerhalb des germanischen Lesens aber werden sie immer die verdienten Sympathien finden. Sie werden Exponenten de- didaktischen Fortschritts sein und der eigentliche Heerd des pädagogischen Interesse-, welche- von da aus in weitere Kreise auSströmen wird.- „Daher findet man einen richtigen und unzwei deutigen Maßstab für die wahre Gesinnung des Re giment- gegen die Jugendbildung in der Art und Weise, wie die freien Schulanstalten, die Institute, und die in dieser Richtung wirkenden Personen be handelt werden. Die Förderung des Francke'schen Päda gogium- und die Gründung von gleichartigen Waisenanstalten durch Friedrich I. von Preußen, die kräftige Unterstützung der Realschule Hecker'S durch Friedrich Wilhelm I., die großartige Hilfleistung zu Basedow's Philanthropin durch den edeln Leopold von Dessau, die freie, schöne Theilnahme, welche Friedrich Wil helm III. von Preußen erst den beiden Menschenfreunden Herbing und Rochow und dann Pestalozzi und einzelnen m seinem Geiste wirkenden Anstalten und Personen bewies, sind hier redende Beispiele. Auch das katholische Oesterreich ist nicht arm an ähn lichen Zeugnissen. Die ehrenvolle Berufung Felbiger's durch Maria Theresia, die durch dieselbe große Kaiserin ausgesprochene Anerkennung de- in kleinem Kreise wirkenden Kindermann, welchen die spätere Geschichte als geadelten Pädagogen unter dem Namen von Schulstein aufführt, uud andere Thatsachen gehören hierher." So weit Stoy. Also nicht die Institute vernichten, sondern ihre echt pädagogischen Bestrebungen fördern, da- ist ein Segen