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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186306162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18630616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18630616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1863
- Monat1863-06
- Tag1863-06-16
- Monat1863-06
- Jahr1863
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1863
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S34S neu zu wähl«, so wie die Deputation für Fest» zu ernennen, endlich sich bettess- deS ersten Rechnungsabschlusses, erst in zwei Jahren vorliogen dürste, zu äußern. Es waren 287 Actien — 80 Stimmen vertreten. Die Verhandlungen, über die wir bei der Kürze der Zeit nicht ausführlich sein können, wurden von dem interimistiswen Vor sitzenden deS VeiwaltungSratheS Hofrath Prof. vr. Oswald Marbach geleiiet, in einer Weise, daß er und der VerwaltungS- rath überhaupt sich dadurch den am Schluffe ihm auf Anregung des Präsidenten des hiesigen königlichen Bezirksgerichts Geheime RegicruvgSrath vr. Lucius votirten Dank der Actionaire ver dienten, und sämmtliche Anträge des VerwaltungSrathe«, nament lich die oben beregte neueste Redaction der Statuten, sowie die von der Regierung gewünschte weitere Emission von Actien (und zwar im Betrage von neuen 50,000 Thlrn., sodaß das ganze Capital sich nunmehr nuf >00,000 Thlr. beläuft) einhellig geneh migt. Ebenso einstimmig wurde der ftühere seit 7 Jahren fungi- rende Berwaltuug-rath zum Zeichen der Anerkennung seiner verdienstlichen ausharrenden Wirksamkeit inmitten so viel lang- athmiger Hindernisse (Antragsteller: Advocat Goetz) wieder ge wählt. Die schon früher ernannte BegründungSschuld-Deputation wurde auf weitere Jahre neu erwählt und ihr auch die Wahl eine« Revisors für den ersten Rechenschaftsbericht übertragen. Die „Leipziger Hypothekenbank" scheint nunmehr über die sich ihr entgegenthürmenden, ganz außerhalb ihre« Willens liegenden Hindernisse obgesiegt zu haben, Hindernisse, von denen die Eröffnungsrede des Vorsitzenden ein sehr interessantes Bild gab. Möge sie sich mit dem Spruche getrösten, daß daS langsame Werden zugleich die Bürgschaft der langen Dauer in sich trägt. Die sehr instructive Rede des Vorsitzenden dürfte bald dem Drucke übergeben werden. Stadttheater. Am 13. Juni erschien Goethe'S Schauspiel „Iphigenie" auf der Scene. Etwas Besseres als ein Drama dieser Art kann nicht geboten werden, und wenn man die Darstellung von der gleichen Kunstwerken hier auch nicht in der höchsten Vollendung haben kann und überhaupt nur zu beanspruchen daS Reckt hat, so darf man doch vorzugsweise bei exclusiv elastischen Werken auf eine würdige, tüchtige, also den hohen Werth einer solchen Dichtung immerhin gebührend zur Geltung bringende Wiedergabe mit Bestimmtheit rechnen. Dennoch und obgleich die Hauptrolle in den Händen eines Gastes sich befand, war diese Vorstellung noch schwächer besucht, als das seit mehreren Monaten bereits R-g-l ist. Die Aufführung war bis auf Wenige«, überhaupt nur Neben sächliches, in ihrer Totalität eine zufriedenstellende; in den meisten großen und gesteigerten Momenten wurden bedeutendere und nach haltige Wirkungen erzielt. Die Iphigenie gab Frau Lange vom CarlSruher Hoftheater als zweite Gastrolle. Die Darstellerin be fand sich diesmal auf einem ihrem Talent und ihrer Individualität entsprechenden Kunstgebiete und alle ihre keineswegs gewöhnlichen künstlerischen Vorzüge konnten daher in eindringlichster Weise hervor- treten. Wir schätzen an Frau Lange ganz besonders den Ernst, mit dem sie an die Lösung ihrer Aufgaben geht, die hohe Achtung, die sie augenscheinlich dem wiederzugebenden Kunstwerk gegenüber hegt. Solch ein echter Künstlersinn ist eine um so erfreulichere Erscheinung, je seltener er in der Gegenwart vorkommt — man muß ihn ehren und anerkennen, wenn auch nicht alles damit Er reichte den Stempel der Vollendung trägt. Frau Lange gab uns als Iphigenie eine tief durchdachte, wahr und innig empfundene und trefflich ausgearbeitete Leistung. Ihr Spiel war nicht allein tadellos, sondern auch von idealer Schön heit, gehoben durch eine meisterliche antike Plastik, durch einen hohen Grad von künstlerischer Ruhe und Klarheit. Wir würden diese Leistung eine vollkommene nennen können, wenn die Dar stellerin die ganze Rolle so schön und so wahr gesprochen hätte, wie daS Lied der Parzen im vierten Act. Nur wenige andere Momente kamen im Redevortrag diesem Höhepunct nahe, denn im Allgemeinen hielt die Darstellerin die Rolle in jenem bereit- bei Besprechung ihre- ersten Auftretens erwähnten Pathos, den man auch selbst dann als außerhalb de« Natürlichen stehend bezeichnen muß. wenn man dem Realismus in der Kunst nicht anhängt oder ihn doch nur bedingungsweise gelte« läßt — also einen erhöhten Aus druck der Rede für daS Drama großen Styl- anerkennt und fordert. Besonders war es im erste« Art, wo uns Kau Lange'- Rede vortrag in eine außernatürliche Sphäre entrückt erschien; später trat hierin Mäßigung ein. Daß die Darstellerin aber mit ein fachem Ausdruck außerordentlich zu wirke» vermag, bewiesen neben reuem obenerwähnten Höhepunct der Leistung verschiedene einzelne Redesätze, namentlich diejenigen, wo Iphigenie als Weib, als Schwester und nicht als Priesterin spricht, so wie auch die Schatten- Partien, die mehr gesprächsweise gehaltenen Stellen der Dichtung. Hier trat »n« oft der Ausdruck der Darstellerin mit hinreißender seelischer L»«uth entgegen. Mit ganz besonderer Anerkennung müssen wir ferner auch diesmal von dem ThoaS des Herrn Stürmer sprechen. Ruhe, Kraft und Würde zeichneten diese Leistung rühmlich aus und ge wannen vollste Sympathie für die edle Königsgestalt, die der Dichter mit so viel Einfachheit, Wahrheit und poetischem Glanz schildert. — Der Orest gelang Herrn Hanisch in mehrfacher Be ziehung diesmal noch besser, als bei früheren Aufführungen deS Schauspiels, namentlich gilt daS von der Furienscene im dritten Act. Auch dieser Darsteller, der von Natur unstreitig viel künst lerische Kraft und Frische besitzt, würde in dieser wie in verschie denen anderen hochiragischen Rollen mit etwa- weniger Emphase bedeutend mehr erreichen. — Herr El l men reich gab den PyladeS in sehr verständiger Auffassung und im Allgemeinen guter Aus führung. Daß ihn emmal für einen kurzen Augenblick das Ge- dächtniß im Stiche ließ, ist eine Sache, die bei der sehr schweren metrischen Sprache Goethe'S leicht Vorkommen kann und deshalb nicht allzuhoch in Anschlag zu bringen ist. — Die Rolle des ArkaS ward auch diesmal von Herrn KühnS sehr verständig und in angemessener würdiger Haltung gegeben. Donizetti'S Oper „Belisar", seit längerer Zeit hier nicht gegeben, ging am 14. Juni in theilweise neuer Besetzung in Scene. DaS für die freie Natur segenbringende Regenwetter war auch für daS Theater günstig, denn zum ersten Male wieder seit langer Zeit sah man den Zuschauerraum unseres Schauspielhauses gut besetzt. DaS Publicum war an diesem Abend so freundlich und empfäng lich, daß man sich in ein süddeutsches Theater versetzt glaubte — man merkte eS dem Publicum an, daß es mit dem besten Willen und mit dem festen Vorsatz gekommen war, sich zu amüsiren, und so applaudirte man denn schon die vom Orchester gut gespielte, sehr melodiöse, übrigens aber unbedeutende Ouvertüre; auch selbst Fräulein Karg- (Irene) keineswegs besonders gelungener Vortrag der-ersten Arie brachte der Sängerin einen Hervorruf ein. Trotz dieser besonders günstigen Stimmung vermochte jedoch der in dieser Vorstellung als Belisar gastirende Sänger, Herr Weiß vom Stadttheater zu Nürnberg, in keiner Weise zu reüssiren, ja er verdarb schon in seiner ersten Scene dem Publicum die gute Laune und bald wurden sogar sehr bedenkliche Symptome von Unzu friedenheit bemerkbar, welche sich auch nach dem Duett mit Alamir in lauten — allerdings durch den Applaus Einzelner hervorge rufenen — Mißfallsbezeigungen Luft machte. Herr Weiß hat ein recht schönes Stimmmaterial von der Natur erhalten, allein er versteht gar nichts mit demselben anzufangev. Berücksichtigt man auch billiger Weise seine Anfängerschaft, so genügt doch sein Gesang selbst den bescheidensten Ansprüchen nicht. Auch der Anfänger darf nicht ganz ohne alle Vorbereitung vor die Öf fentlichkeit treten. Das scheint aber hier der Fall zu sein, den» der Gesang des Herrn Weiß erhebt sich nicht einmal bis zum ge wöhnlichen Dilettantismus. Der Ton steht ihm nicht fest und hat trotz des gute« natürlichen Fonds selten einmal eine nicht unan genehm berührende Klangfärbung; die Intonation ist bei diesem Sänger fast durchgehend äußerst unrein. Von irgendwie entspre chendem Vortrag und natürlich noch weniger von nur annähernd genügendem Spiel war bei diesem Belisar nicht im Entferntesten die Rede. Ein jeder neue und auch bessere Baritonist wird hier einen sehr schwierigen Stand haben, denn gerade diese- Fach ist bei dem Leipziger Theater stets gut und zum Theil vortrefflich, in den letzten Jahren mit ganz besonders schönen Kräften besetzt gewesen. Leider fand auch der demnächst abgehende Vertreter dieses Fachs — ohne Zweifel einer der begabtesten und besten Bariionsänger, die überhaupt zu haben sind — schon nach einem Jahre nicht urige» gründete Veranlassung, sein hiesiges Engagement zu kündigen. Wir können nicht umhin, den Wunsch auSzuspreche», daß man es — so wie e- früher auch hier der Fall war — sich angelegen sein lassen möge, guten Mitgliedern ihre Thätigkeit so angenehm wie möglich zu machen und sie dadurch an das Institut für die Dauer zu fesseln. Der wirkliche Künstler spielt und singt ja nicht nur der Gage und deS Spielhonorars wegen — die freundliche, warme Anerkennung des Publicum- ist ihm die Hauptsache; er wird selbst die pecuniair brillanteste Stellung verlassen, wenn er fühlt, daß zwischen ihm und dem Publicum keine gegenseitige Be ziehung besteht und man hauptsächlich nur Augen und Ohren für vorhandene Mängel hat, selbst wenn diese zehnfach von den Vor zügen ausgewogen werden. In den letzten Jahren sind leider mehrfach Fälle vvrgekommen, daß tüchtige Künstler wegen spär licher äußerer Erfolge unsere Bühne verlassen und sogar zuweilen äußerlich weniger vortheilhafte Stellungen dem hiesigen Engagement vorgezogen haben. Die sehr mangelhafte Vertretung der Hauptpartie schien übrigens lähmend auf die Aufführung der Oper einzuwirken. Da« Ganze hatte nicht den rechten Zug, so wie wir eS hier gewohnt sind. Für die mehrfachen Mängel der Vorstellung entschädigte am meisten Herr Weide mann, der die Partie de« Alamir musikalisch sehr gut und mit sehr verständigem, schwungvollem und feuerige« Vortrag durchführte. Mit der berühmten Arie im zweiten Act errang sich der Sänger rauschenden Applaus und mehrmalige» stürmischen Hervorruf — Fräulein Klotz fang die Partie der
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