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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186306256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18630625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18630625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1863
- Monat1863-06
- Tag1863-06-25
- Monat1863-06
- Jahr1863
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1863
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3-106 ihM d« Verkäufer, hmn Wen« Sie Ihre Dame angmiftv, werde» sie ja hoch Mich schMuNja.^ Der BaMer erkMNte auch dieHstahr- heit dieftS MtlS und Taufte Ichwarze^fildMche. D« Tanz ist eine der beliehtzst« «enMchen Veranügungen und hat zu alle» Zettest und bei pllM Hölkechl stets die Stimmung dB HerzeB MßSgGkückt,^ Schpn M erst« Küche de» ältesten Geschichtsschreibers, Moses, finden Hoir, daß die Kinder Israel um ein goldenes Kalb tanzten, was «ich heutzutage noch manch mal vorkommt. Man darf indessen nicht glauben, daß die Juden dies in Polka- oder Walzerschritt thaten, denn nach den Berichten griechischer und römischer Schriftsteller hatte der Begriff tanzen damals eine sehr ausgedehnte Bedeutung, indem maß dstbei »icht nur daS Geberdenspiel und die Kunst der Bewegung, soÜM» «e Darstellung überhaupt bezeichnte, weshalb Tanzkunst von Porste und Schauspiel sich gar nicht trennen ließ. Die Griechen brachten diese mit Hymnengesang begleitete Kunst, welche bei ihnen Orchestik hieß, zu großer Vollkommenheit und auch die ernsten Aegypter führten pantomimische Tänze auf. Bei letzteren kannte man schon sehr profane Tänze, zu welchen die Teilnehmer in Thierfellen erschienen, allerlei Unfug trieben, sich betranken, prügelten und fast ganz so geberdeten, wie dies manchmal auch noch auf unfern Tanzplätzen vorkommt. Soviel steht fest, daß zu allen Zeiten und bei allen Völkern der Tanz in hohen Ehren stand und deshalb charakteristische Eigen schaften annahm, wie dies auch der Ausdruck Nationaltanz bezeugt. Englands und Hollands Tänze tragen den Seemannscharakter, der Pole schwärmt in der Mazurka, Krakovienne und Polonaise, der Russe verrenkt seine Glieder in Kosakenpurzeleien und der Bier und Wurst vertilgende Deutsche michelt bedächtig seinen Walzer oder überstürzt sich höchstens zu Schwäbisch, Steyerisch oderZwei- tritt. Der Spanier glüht für feinen Fandango und Bolero, der Franzose kämpft mit der Polizei um seinen Cancan und der Nor weger schlägt seinem Mittänzer mit dem Fuße die Mütze vom Kopfe. Bel den indianischen Stämmen findet man KriegStänze, HochzeitStänze und FiscHottertänze und am Amazonenstrome grlt für den gewandtesten Tänzer, wer es am besten dem Hirfchschwein oder dem langschwLnzigen Makakasien nachzuthun vermag. Die Sucht, beim Tanze den Affen zu spielen, findet man auch oft in Europa. Bei den Chinesen und Japanesen ist der Tanz immer mit einer Pantomime verbunden und besteht nicht aus Parforce- sprüngen und Rutschpartien, sondern zierlich abgemessenen Be wegungen und Drehungen des Körpers, der Hände und der Füße. Die gewandtesten Tänzerinnen der Erde, neben welchen selbst eine Olivenpepita wie ein steifgerittener Cavalleriewachtmesiter erscheinen würde, sind die indischen Bajaderen. Bor etwa zwölf Jahren gab eine Gesellschaft dieser Inderinnen öffentliche Borstellungen in Deutschland und wahrhaftig, man glaubte sich dabei in die Mär chenwelt der Tausend und Einen Nacht versetzt. Leider hielten die braunen Damen jeden Christenmenschen für unrein und lebten des halb so abgeschlossen, daß sogar dle vornehmsten Besucher mit den kostbarsten Geschenken abgewiesen wurden. Einige alte Begleiter waren weniger bedenklich, denn sie tranken sich auf Kosten ihrer unreinen Mitmenschen nicht selten einen Rausch. Wie für die Musik war Italien auch Pflanzstätte für die Tanz kunst. Dort ist noch heute der Tanz eine allgemeine Belustigung, die auf dem ersten besten Rasenplatze executirt wird und wobei sich Jedermann beliebig betheiligen kann. Selbst Greise treten oft mit ein, was allerdings auf unseren Ballsälen auch nicht selten ge schieht. Im fünfzehnten Jahrhundert gab man in Italien bereits BalletS, führte an den Höfen Bälle ein und tanzte dabei so wohl anständig, daß selbst Carvinäle sich von diesem Vergnügen nicht ausschlossen. Die Cavaliere trugen ihren Mantel unter dem linken Arme, das Schwert an der Seite und in der linken Hand das Barett. Die Rechte hielt die Hand der Dame, welche lange, vom Kinn bis zum Knöchel reichende Kleider trug. Die jetzigen Ball- costums sind nicht nur unten, sondern auch oben beträchtlich kürzer! Im ersten Drittel des sechszehnten Jahrhunderts kam die Tanz kunst nach Frankreich und wurde dadurch Eigenthum eines Volke», für das der Himmel sie ganz absonderlich bestimmt zu haben scheint. Die berüchtigte Königin Katharina von MediclS ließ bereits komische, heroische, allegorische und galante Ballet- aufführen, welchen bald Maskeraden und Nationaltanzfeste folgt«, bei deuen man die PassepiedS der Bretagne, die Tambourins der Provence, die Gavotten der Dauphinee und die Menuetten von Anjou nach ahmte. Während dieser Zeit grassirten in Deutschland noch die Böttcher- und Fleischertänze und die Tanzvergnügungen, welche unter obrigkeitlicher Aufsicht insgemein auf den Sälen der Rath- häuser stattfanden, waren mit einem Strafcodex verbunden, welcher die Zuwiderhandelnden sogar mit dem Thurme und Landesver weisung bedrohte. Als eine der strafbarsten Unsitten galt daS AuS- schwenkeu und Aufstampfen der Jungfern, und zwar mit Recht, denn die Leipziger Jahrbücher berichten einen Fall, wo bei einem Hochzeitsgelage die Braut von ihrem Tänzer beim AuSschwenken dergestalt gegen eine Säule geschleudert wurde, daß sie darüber Tobe- verfuhr. Einen andern Beweis, daß die Tänze unserer Mittelalterlichen Vorfahren nicht eben sehr zierlich gewesen sei« lustige möge«, liefert ein geistlicher Herr, der Bischof zu Raum« bürg, Johann von Miltitz. Dieser tanzte am Fastnacht mit AsMr« von KerbiSMf an emer und Schyllen ^ an der andern Ha»d so gewagte Pas, daß er darüber stürzte dm Geist aufg-b. Franzosen bleibt unbedingt der Ruhm, die Tanzkunst auf den Gipfel der Vollkommenheit gebracht zu haben, wie denn, trotz unserer ganz vortrefflichen TheaMballH», das Ballet der großen Oper in Paris noch unübertroffen dasteyt. Sehen wir aber da gegen von der höheren Kunst ab und betrachten die sogenannte gesellschaftliche Tanzkunst, durch welche man auf dem Ball- 'aale, oder dem Tanzboden, ernste und anständige, heitere und feyde, tplle und ungebundene Freude auszudrücken Pflegt, also edere Tanzkunst, w;e sie mehr oder weniger in allen jugend- Beinen steckt, so wird man doch wohl eingestehen müssen, daß trotz aller Tanzlehrer dabei oft viel zu wünschen übrig bleibt, namentlich in Bezug auf Kunstmäßigkeit. Es ist ein schrecklicher Anblick, eine Anzahl umflorte Tänzerinnen und befrackte Jünglinge keuchend durch den Saal galoppiren, oder mit geknickten Beinen und verdrehten Augen eine Polka oder Tirolievne abarbeite» zu sehe». Und nicht minder verräth sich auch dir niedere Gattung rnserer jetzigen Gesellschaftstänze durch eine Art nachlässige- Schlitt- chuhfahren, wie eS z. B. beim Contretanz beliebt ist. Der Tanz oll ohne jede Maniriertheit mit Grazie getanzt werden, denn man tanzt nicht nur für sich,«sondern auch für seine Umgebung. Ferner fragen wir, aus welchem Grunde beginnt man die Bälle mit einer parademäßigen Polonaise und nicht wie früher mit der reizenden Menu et, dieser Grundlage aller eleganten Figuren tänze, in dem sich neben edler Einfachheit der eleganteste Anstand ausspricht? Es wird erzählt, der Componist Lully habe die Menuet, in der uns bekannten Form, erfunden und Ludwig XIV. sie 1660 zuerst in Versailles getanzt, wo ihr graziöser Charakter den ganzen Hof entzückte. Die langweilige Polonaise sieht immer aus wie eine ärztliche Verordnung gegen Körperleiden, während bei der Menuet Tänzer und Tänzerin gleich anfänglich Gelegenheit haben, eine Probe ihrer Anmuth und Kunstfertigkeit abzulegen. Wer diese nicht besitzt, der thut freilich am besten, nach dem Tqcte im Saale her- umzumarschiren oder im Kreise herumzuhüpsen; ein solches Bach stelzenmanöver aber ist kein Tanz. Wenn eS nun für den Beobachter durchaus nicht unterhaltend ist, Tänze mit anzusehen, die aller Grazie entbehren, so erscheint dagegen um so ergötzlicher ein Maskenball, denn hier spielt eine Art Welltheater, wo alle Rollen vertreten sind, vom Kaiser bis zum Bettler herab und Jeder sich bemüht, ein recht vollkom mener Narr zu sein. Der Tanz ist hier anfänglich Nebensache, denn eS gilt hauptsächlich die übernommene Rolle durchzuführen und zur Belebung des Ganzen beizutragen. Höchst ergötzlich für den Beobachter waren namentlich die früheren sogenannten Volks- maskenbälle, und mit Heiterkeit erinnere ich mich noch eines solchen, der im Jahre 1839 in Dresden und zwar im großen Saale des Hotels Stadt Gotha abgehalten wurde. Wer freilich den Carneval in einer der großen Rheinstädte mit durchlebte, wird über derartige Maskenfeste lachen, aber wir Norddeutsche sind nun einmal be scheiden in unfern Ansprüchen. Es war schon ziemlich spät, als ich mit einigen Freunden dort anlangte und so fanden wir die Masken gerade in der gehobensten Stimmung und das Ganze so reich an Scenen, wie ich sie in einer solchen Originalität nicht wieder vereinigt gefunden habe. Namentlich zahlreich waren auf diesem Volk-maSkenballe Thier gestalten vertreten, wie wir denn gleich beim Entree einen großen Affen bemerkten, der eben seine Taschenuhr aufzog. Zwischen Türken, Mönchen, Rittern, Nonnen und andern Charaktermasken wimmelte e- von Fröschen, Krokodilen, Fledermäusen, Bären und anderem Gethier, das seltsamste unter rhnen war aber unstreitig eine Schildkröte, welche dem Vernehmen nach ein Wein- reisender darstellte. Derselbe lag zwischen der Brust- und Rückenschaale einer großen Meerschildkrote, hatte über Hals und Kopf eine grüne Maske mit Oeffnunge'n für Mund und Augen gezogen und vergnügte sich damit, au- einem Saale in den an dern zu kriechen, wobei unaufhörlich Masken über ihn hinstolperren. Bisweilen kroch die Schildkröte zu einem Bekannten, der ihr ein GlaS Wein in den Mund goß, worauf sie wieder ihrem Amüsement nachging. Auch ich wäre bald über die langweilige Amphibie weg gefallen, trat aber noch rechtzeitig seitwärts und strauchelte nun über die MocassinS eines Indianer-, welcher, unter einem Sopha liegend, wahrscheinlich über die Wirkungen de- Feuerwaffers nach dachte. Vergeblich bemühte sich ein Truthahn, der vor allen Leuten stehen blieb und seine Nase aufblie-, die Rothhaut unter dem Kanapee hervorzubringen — er erzielte von dieser nur ein behag liches Grunzen. Eben hatten wir mit Vergnügen eine allerliebst getanzte MazurS angesehen, als sich au- einem Winkel des Saale- lautes Lachen mit untermischten Leußerungen der Entrüstung vernehmen ließ, und aus dem Gewühle zwei Polizeidieuer mit einem Ofen her- vortraten, der als Arrestat abgeführt wurde. Wir erfuhren, daß der Ofen sich mit seiner Thür, namentlich vor Dame», auf- gevslanzt hatte und diese, wen» sie die Thür öffnet«, jedes Mal erschrocken zurückgefahren war«. Bald wurde den« auch ermittelt, daß der L menschlich« bewirkte s über diesi stand. 3 eine Non und schel Hinterbei wie wir Orleans, war, erz die Bän Plötz anlasiun schwarze mit eine dm Rü wandert hübsches wir, da rückgew auf ein fügten und ri« Zu Schluf nicht, wähnt, einer ^ Meph Feldki Schill rausch barer unter! einem bespo sein schau Stüc »» die s eine
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