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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186411043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18641104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18641104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1864
- Monat1864-11
- Tag1864-11-04
- Monat1864-11
- Jahr1864
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1864
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Anzeiger Nmwlall dl» KmiA BtMj«ichü md dt» Nach» d« Sladt 8chM. M z«s. Freitag deq 4. November. 1864. Die Antrittsrede des neuen Rectors. Leipzig, 3. Novbr. Herr Domherr Professor vr. Kah ni trat am 31. October das ihm durch die Wahl des akademischen Senat- übertragene Rectorat mit einer Rede an, die sich ihrem wesentlichen Inhalte nach ungefähr in Folgendem zusammenfassen läßt. — Der Redner begann mit dem Bekenntnisse, daß er auf die Nachsicht und den Beistand seiner College« rechne. Nach* dem Grundsätze: Imperium kueile üs urlidun retiuetur, czuibus irütio partum est, sei die Gesinnung, die ihn gewählt, auch die Stütze seine- Amte- Ueberhaupt besiehe da- Geheimniß der Collegialität in dem Bewußtsein, die Ergänzung der Einseitigkeit de- LebenS- kreise-, in welchem man wirkt, in den Gaben und Leistungen Anderer zu finden. In seiner Wahl zum Rector sei ohne Zweifel wesent lich die theologische Facultät gemeint. Diese sei allerdings berech tigt, auf eine nothwendige und bedeutende Stelle im Ganzen der UniversitätSwissenschaften Anspruch zu machen. Wie während des Mittelalters die Führerinnen aller auf Reform hinftrebenden Be wegungen. seien die theologischen Facultäten in der ReformationS- zeit die Herde des evangelischen Feuer-. Die Universität Leipzig, die Stätte der entscheidenden Disputation von 1519, stelle sich in der Feier de- 31. OetoberS als ihres IahreSfefteS selbst in das Licht dieses Tages. Die Bedeutung der theologischen Facultät zu Leipzig, während des 17. Jahrhundert- der ersten Universität der evangelischen Reichsstände, liege im Anbau der Schrifttheologie. Nach diesen vorbereitenden Bemerkungen schickte sich der Redner an, auf da- Band andeutend hinzuweisen, welches die Theo logie mit den übrigen Universität-Wissenschaften verbindet. Theologie, im weitesten Sinne die Wissenschaft von Gott, ist auf dem Boden de- Christenthums da- wissenschaftliche Selbst- bewußtsein der Kirche, welche- sich auf dem unerschütterlichen Grunde de- christlichen Glauben- entwickelt. In der Theologie verbindet sich mit der Schwerkraft de- Festhalten- an dem von Gott geleg ten Grunde die Wurskrast des Streben-. den Inhalt des Glau ben- mehr und mehr zu wissenschaftlichem Bewußtsein zu bringen. Der Glaube ist, wie Schl ei er mach er, der größte neuerer Theo loge. durchgeführt hat, eine Thatsache des Leben-, die keine Be weise- bedarf. Wohl aber ist der WiffenSinhalt de- Glaubens einer wissenschaftlichen Vermittlung bedürftig. Die- ist eben die Theologie. In diesem Streben, ihren Inhalt zu vermitteln, bedarf die Theologie de- Beistandes der übrigen Universität-Wissenschaften. Nur mtt Hilfe der Philosophie kann die apologetische Theolo gie Wesen und Inhalt de- christlichen Glauben- entwickeln. Der WesenSinhalt desselben, Christus, ruht auf dem Schriftzeugnifse. Die Auslegung desselben kann die biblische Theologie nur mit den Mitteln der orientalischen und der klassischen Philologie voll ziehen. Christus hat ein Reich aufgerichtet, dessen Entwicklung die historische Theologie nur Hand m.Hand mit den geschichtlichen Wissenschaften darstellen kann. Da- Resultat dieser Entwicklung, Glauben und Leben der Kirche, hat die systematische Theologie au- Principien zu entwickeln und zu beweisen. Dazu bedarf sie aber nicht blo- de- formalen Beistandes der Philosophie, sondern sie kann sich auch der Frage nicht entschlagen, wie Glauben und Leben sich zu den Resultaten der Naturwissenschaften und der ethi schen Wissenschaften verhalten. Endlich kann die praktische Theologie die Kunstthätigkeiten, durch welche die Kirche sich erbaut, nur im Zusammenhänge aller Kunstthätigkeiten, deren Resultat der Wunderbau der menschlichen Gesellschaft ist, betrachten. Wenn also die Theologie des Dienstes aller UniversitätS- wifsenschaften bedarf, so ist sie «eit entfernt davon, behaupten zu wollen, daß da- Verhältnis aller Universität-Wissenschaften zur Theologie da- Verhältniß derselben zu Gott normirt. Während die Theologie nur die Offenbarung Gotte- zu ihrem Gegenstände hat, ist die Aufgabe der Wissenschaften, da- ganze Universum, in welchem göttliche Gedanken walten, zu erfassen. Nicht Dienerinnen der Theologie, sondern Dienerinnen Gotte- sollen alle Wissen schaften sein. Da- Subject, für welches das Ganze der Wissen schaft ist, ist der Geist der Menschheit. Die Gesammtheit des Wissens repräsentirt die Universität. In den deutschen Universitäten findet die Kraft des deutschen Geistes, der mit der Treue, mit welcher er der Vergangenheit und der Gegenwart lebt, das rastlose Streben in die Ferne nach den großen Geisteszielen der Menschheit verbindet, einen charakter- und ehrenvollen Ausdruck. Daran schlossen sich ernste Ermahnungen an die Commilitonen, in der Concentration der Geisteskräfte da- Geheimniß einer nicht verfliegenden und nicht zu besiegenden Jugend, die rechte Freiheit, die wahre Wissenschaft zu suchen. Die Segen-Wünsche aber für da- Wohl der Universität fassen sich in da- alte Wort zusammen: Der Herr lasse grünen und wachsen Die edle Raute von Sachsen! Die Leipziger Gartenbau-esellschast. Unter den vielfachen Vereinen Leipzig-, welche nicht lediglich dem geselligen Vergnügen gewidmet sind, nimmt genannte Gesell schaft einen ehrenvollen Platz ein, da sie unter mannichfaltigen, zum Theil nicht geringen Opfern ihrem vorgesteckten Ziele nach innen und außen mehr und mehr sich nähert. Ist e- doch ein- der erfreu lichen Zeichen der Zeit, daß bei weitem die meisten Stände in ihren Gliedern nach gründlicher Bildung streben, daß sie das Be- dürfuiß erkennen, herauszutreten au- dem hergebrachten Gleise des von Vater aus Sohn vererbten stabilen Verfahrens, daß die Noth- wendigkeit der Intelligenz sie antreibt, mehr zu lernen, als unbe dingt erforderlich ist. handwerksmäßig dem alltäglichen Broderwerbe nachzugehen. Der Verächter der Wissenschaft giebt sich selbst das größte ArmuthSzeugniß, und eS kann ein Stand nur dadurch mit Recht eine höhere Stellung in der Gesellschaft erreichen, wenn er von dem steigenden Grade der Bildung in den andern Ständen sich nicht überflügeln läßt. Daß ein derartiges Streben wohl er kannt worden, daß dre Nothwendigkeit, durch Erweiterung de- Wissens sich Achtung vor der Welt zu erringen, immer mehr zur Einsicht gelangt, die- bezeugt auch da- rege Streben der Leipziger Gartenbaugesellschaft, welche soeben ihr dritte- Lebensjahr zurück- aelegt hat. Ein nicht geringer Hebel zur Hebung de- Gärtner- stande-, au- dem man hinfort nicht mehr .Gärtner und Haus mann" zu miethen suchen wird, wenn er, seinen Blick von der Scholle erhebend, zu dem allgemein menschlichen Bildungsgrade eine- wohlhabenden Grundbesitzer- sich emporschwingt, ist in obiger Gesellschaft der Umstand, daß viele Mitglieder keine Fachgärtner sind, wohl aber warme- Interesse für Gärtnerei hegen. Durch den lebhaften Verkehr de- Fachgärtners mit den Gebildeten fast aus-allen Ständen wird der enge Gesichtskreis des Svecialwissens erweitert, unendlich vielfache BerührungSpuncte der verschiedenartigen Mitglieder tragen, fördern und heben einander in der gemein schaftlichen Liebe zur Pflanzenwelt und finden nach den Mühen de- alltäglichen Geschäft- einen Sammelpunet in wissenschaftlicher und praktischer Belehrung über ihre Lieblinge, seien diese vertheilt in den weiten Räumen wohlhabender Gärtnereibesitzer, oder zieren sie da- HauSgärtchen, oder da- bescheidene Fenster de- Arbeit-- und Wohnzimmers. Ein nicht geringe- Verdienst um da- Gedeihen der Gesell schaft hat wesentlich der Leiter derselben, Herr Stadtrath Wehn er sich erworben , welcher durch sein umsichtiges Walten nicht nur die verschiedenartigen Strebungen in ungetrübter Uebereinstimmung zu erhalten verficht, sondern auch die mancherlei geistigen Gaben der Mitglieder für da- Interesse der Gesellschaft anzuregen und frucht bar zu machen weiß. So ist e- ihm besonder- zu verdanken, daß
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