Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186501067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18650106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18650106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-01
- Tag1865-01-06
- Monat1865-01
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1865
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Mpzigtr.TagtblaN Anzeiger. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W 6. Freitag den 6. Januar. 1865. Z« Moses Mendelssohns Gedächtnis alte am 4. Januar, dem Todestaae des großen Philosophen, der iesiae „Verein zur Förderung geistiger Interessen im Judenthum" rm Saale des Hotel de Pologne eine würdige Feier veranstaltet, welcher ein sehr zahlreiches Auditorium beiwohnte. Eröffnet wurde die Feier mit dem Adagio aus der 7. Sonate von Beethoven durch Frau S. Wohl (Piano) und Herrn Hofrath Kleinschmidt (Violine), und zwar in so trefflicher Weise, daß ein stürmischer Applaus die lebhafteste Befriedigung der Anwesen den kundgab. Daran schloß sich der Vortrag eines von Vr. Fr. Friedrich gedichteten Prologs durch Fräulem Marbach Die ernst und schwungvoll gehaltene, gedankenreiche und formschöne Dichtung kam durch den aus- und eindrucksvollen Vortrag der in dieser Kunst rühmlichst bewährten Dame zur vollsten Geltung und auch ihr wurde der allgemeinste und lauteste Beifall gezollt. Die Festrede hatte der Rabbiner vr. Joel aus Breslau über nommen. Obwohl nicht von einem wohlklingenden und ausgiebigen Organ unterstützt, wußte der Redner doch die Aufmerksamkeit seiner Hörer zu fesseln und festzuhallen, während er ein in der Thal meisterhaftes Charakterbild Mendelssohn'- entwarf, bei dem, wie er vorausschickte, hauptsächlich das Motiv der Pietät seinen Einfluß geltend machte. Er verwahrte den großen Denker gegen die mannich- fachen Verkleinerungen, welche (wie z. B. GervmuS gethan) mit etwa- vornehmer Kälte seinen Werth zu gering anschlagen, und hob namentlich hervor, daß die Autorität von Männern wie Lessing und Kant, welchen Mendelssohn eine außerordentliche und hoch verehrte Persönlichkeit war, mindestens eben so sehr ins Gewicht fallen müsse bei der Beurtheilung Mendelssohn'-, wie es mit Platon'- Autorität der Fall sei, auf welcher allein die Geltung des Sokrates, von welchem bekanntlich keine eigenen Werke bekannt sind, seit alten Zeiten beruht. Der Redner ging hierauf zur genaueren Schilderung der gei stigen und sittlichen Größe Mendelssohn'- über, der in seiner eigenthümlichen Weise mehr seinem Leben als seiner Lehre nach ein Weiser, ein gottbegnadeter, harmonisch glücklicher Mensch ge wesen, und zeigte dann ausführlich, in wie großartiger unvergeß licher Weise er der Regenerator der Judenheil geworden, haupt sächlich durch seine Übersetzung des Pentateuch, durch welche dem bis dahin in sprachlicher Barbarei versunkene', deutschen Juden- thume die Pforten zum Eintritt in da- allgemeine Geistesleben der Nation, von welchem es Jahrhunderte hindurch ausgeschloffen war, geöffnet und damit eine geistige Hering angebahnt und eine innere Emancipation vorbereitet wurde, so daß die äußere nur noch eine Frage der Zeit blieb. Nach dieser mit Recht durch vielfache Beifallsbezeigungen aus gezeichneten Rede spielte Frau Wohl ein Lonäo oaprieoioso von Mendelssohn-Barlholdy, worauf Herr Herzfeld Lieder des Süßkind von Trimberg, eine- jüdischen Minnesängers aus dem 13. Jahrhundert, vortrug und damit wohlverdienten Beifall erntete, der natürlich auch dem nur augedeuteten, aber wohlbekannten F..., welcher die alten Lieder nachgedichtet, zum größten Theil mit galt. Hierauf folgte Elegie von Ernst, vorgetragen von Herrn Hofrath Kleinschmidt und Frau Wohl, — eine künstlerische Leistung, welche da- Ganze in würdigster und befriedigendster Weise abschlotz. Nach der Feier fand noch eine gesellige Vereinigung statt. Die Sammlung von Auskünften über Rath einen öffentlichen hat, wird von Manchen . zenhauseS betreffenden Anträge der Stadtverordneten in eine we- dingung der Unterrichtung und Erziehung jener Kinder gestellten Bedingung Gebrauch zu machen, an und für sich nicht den gering sten Einfluß. Die Stadtverordneten haben ihr Urtheil aus That sachen , von deren Bestehen sie sich vor dem an den Rath gebrach en Schreiben selbst überzeugt hatten, gebildet. Nur dann, wenn man die Unwahrheit dieser Thatsachen Nachweisen könnte, würde man sich versprechen dürfen, einen Einfluß auf den Beschluß der Stadtverordneten auSzuüben. Wer daher etwa Nachweisen könnte, daß das Kind nicht 4 — 5 Tage ohne schnelle Herbeiführung poli er Nachforschung im Rosenthale herumgeirrt sei, daß es nicht vor Frost und Hunger erstarrt sei, daß die Füße ihm nicht am- putirt worden, wer dagegen vielmehr Nachweisen kann, daß der Aufseher oder Lehrer sofort nach der Flucht den Aeltern und, als das Kind in der Nacht nach der Flucht nicht kam, der Polizei mittelbar oder unmittelbar Anzeige gemacht habe und daß sein Gemüth, als eS auch die zweite Nacht noch nicht in die Anstalt kam und bei den Aeltern nicht eingetroffen war, von Sorge und Unruhr erfüllt wurde, daß der Gedanke an das nun auch der körperlichen Verwahrlosung preisgegebene Kind ihm den halben Schlaf raubte; — oder wer nachwiese, daß die Worte: »der Kröpel (das Kind) oder die Range wird schon von allein wiederkommen," dieses menschenverächtliche, gefühllose Wort, über keines AnstaltS- Angestellten Lippe gekommen, daß derjenige, zu dem es gesprochen worden, vielmehr lüge, verleumde, dieser würde allerdings etwas zur Sache Gehöriges gethan haben ; will er aber etwa seine bloße Meinung, sein Urtheil über Verhalten, Werth, Wirksamkeit der Anstalt und der Angestellten aussprechen, so thut er damit zwar etwas unter Umständen sehr SchätzenSwerthes, aber doch etwas im vorliegenden Falle sehr Unnützes und Einflußloses. Die Stadtverordneten sind durch mehrere Gründe bestimmt unternehmen will, die Wirksamkeit de- Beschlusses aufzuheben, der wird sich der Mühe nicht entschlagen dürfen, die Unwahrheit aller Thalsachen, welche denselben herbeigeführt haben, darzulegen, immerhin eine etwa- umfängliche Aufgabe, die sich auch von acten- mäßig früher schon feststehenden Thalsachen nicht zurückschrecken lasten darf. Für den Rath kann eS, als Oberaufsichtsbehörde, wünschenS- werth sein, die Erörterungen noch auf etwa vorhandene andere Thatsachen, als die von den Stadtverordneten angeführten zu er strecken; ich halte eS aber für sehr wahrscheinlich, daß auch ihm hierbei eS sich um Thatsachen, um etwa bekannt gewordene auf fällige Vorgänge, nicht aber um die Urtheile und Meinungen Einzelner, eS müßten denn diese etwa Sachverständige im Fache des Unterrichts sein, handelt. Ein Stadtverordneter. Aus Sachsen. * Leipzig, 5. Januar. Es heißt, da- am 2. Januar 1863 publicirte Bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich Sachsen solle mit dem 1. April d. I. in Kraft treten, und eS wäre daher wohl die noch nicht publicirte Ausführungsverordnung zu dem selben in nicht ferner Zeit zu erwarten. — In der sächsischen Oberlausitz, welche viele bedeutende Fabrik- und Weberortschaften umfaßt, nimmt das Pferdeschlachten immer mehr überhand. Von 14 Personen, welche die- Geschäft betreiben, werden durch schnittlich wohl 200 Pferde im Jahre geschlachtet. Die dortige Bevölkerung scheint großen Geschmack am Pferdefleisch zu finden. — In Löbau hat sich am vorletzten Tage des verflossenen Jahres ein 83 Jahre alter Armenhausbewohner die Kehle durchschnitten — aus Lebensüberdruß! — BeachtenSwerth ist eine Bekannt machung der Direction der StaatSLelegraphen, nach welcher zu den Prüfungen zum Zweck des Eintritt- in den Staat Stele- graphendienst, so wie zum Acceß bei letzteren auch Frauen-
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