Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186501145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18650114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18650114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-01
- Tag1865-01-14
- Monat1865-01
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1865
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4L« Deutschinger das Aeußere. Herr Klaar als Kammerjunker müßte noch beweglicher, abgeschliffener sein. Der Anton Koch des Herrn Auburtin entwickelte nicht dm rechten Humor. Die Er zählung des altm Bleistift ergriff nicht genug im Munde des Herrn Krafft. Sein kerniges Fluchwort am Schluß derselben soll gewiß nicht bloS komisch wirken. Noch anders, als sie uns Frl. Huber zur Erscheinung brachte, stellen wir uns auch die Generalin vor; namentlich kam der Typus schwäbischer Gemüth- lichkeit nicht zu solcher Geltung, daß man die oft sehr schroffen Aeußerungen ihres Freimuths vor dem Herzog für möglich Hallen konnte. Die Herren Chronegk und Hegel ließ man fick als Karlsschüler wohl noch gefallen, gar zu majormn für dieselben erschienen aber doch die Herren Morgenstern und Stephan. Im Gegentheil zu jung war der Christoph. Laube hat sich diesen ganz gewiß nicht als reines Kind gedacht, sondern als Burschen von 16—18 Jahren etwa. In der Darstellung durch Henriette Masson ging die humoristische Wirkung der Partie durchaus verloren. vr. Emil Kneschke. Coucert. S. — Das zwölfte Abonnement-Concert im Saale des Gewandhauses am 12. Januar führte uns eine neue GesangS- künstlerin, Frl. Canzoni Gastoldi aus Paris, und ein neues Tonwerk des bekannten englischen Componisten vr. William SterndaleBennett (unter desselben persönlicher Leitung) vor. Außerdem trat der in diesem und andern hiesigen Blättern schon mehrfach erwähnte Pianoforte-VirtuoS, Herr vr. Gustav Satter, zum ersten Male mit einem Vorträge mit Orchesterbegleitung auf. Die Eröffnung und den Beschluß des Concerts bildeten die Ouvertüren zum „Wasserträger" und zu „Leonore" (Nr. 3). Während die Herren Sterndale-Bennett und Satter so glücklich waren unter den Zuhörern sich sehr bemerkbar machende bedeutende Freundeskreise zu finden, blieb Frl. Canzoni- Gastoldi, um sich die Sympathien des PublicumS erst noch zu erwerben, ganz und gar allein auf ihre Begabung angewiesen. Indessen wußte sie dieselbe in einem so vortheilhaften, wahrhaft künstlerischen Lichte darzustellen, daß auch ohne alle andern Allianz mittel sie allgemeinen und aufrichtigen, weil unvorbereiteten, rau schenden Beifall und Hervorruf erzielte. Wir hörten von ihr die große Arie der Juno aus Handels „Semele" und (mit Clavier- begleitung) Schuberts Lied „Der Wanderer", und müssen ge stehen, daß, zunächst der beiden wie immer rn längst anerkannter trefflicher Weise ausgeführten Ouvertüren, unser Interesse an diesem Abende von Frl. Gastoldi'S Vorträgen hauptsächlich in Anspruch genommen wurde. Frische wohlklingende Altstimme (sonor und voll bis zum kleinen t herab) und ausgezeichnete Schule sowie schöner Vortrag, der sowohl Gefühl als auch Ver- ständniß bekundete, sind die unbestreitbaren Vorzüge dieser Künstlerin. Es wäre Unrecht, Herrn Sterndale-Bennett nicht den wohlverdienten Ruf eines der hervorragendsten Talente der Men dels s oh n'schen Schule, so wie des unzweifelhaft bedeutendsten der einheimischen Tonsetzer Englands zuerkennen zu wollen und war es demzufolge durchaus naturgemäß, ja sogar recht ehrenwerth von Seite AlbionS hier weilender Söhne, daß dieselben, zahlreich versammelt, ihren rühmlichst bekannten Landsmann mit einer Bei- fallSovation empfingen. — Das Allegro, Menuetts und Rondo finale, welche zu Gehör kamen, entsprachen vollkommen dem vor erwähnten Charakter der Bennett'schen Muse: Mendelssohn'S befruchtender Geist durchweht deutlich hörbar das ganze Werk, sowohl was Form und Instrumentation, als auch was die Con- ception des Ganzen bis fast in die kleinsten Details betrifft. Das Menuetts allein zeigte noch am meisten eine gewisse Selbstständig keit in Behandlung der Melodie und Form. Es kann in Folge dessen nicht verwundern, wenn der Zuhörer fast immer schon zum Voraus zu errathen vermag, was da kommen soll und dadurch das Interesse am Werke selbst bedeutend geschwächt wird, um so mehr als das Letztere auch noch an überflüssigen Längen laborirt. Sonst aber stehen wir nicht an, diese Composition als eine der schönsten, resp. anständigsten aus dieser Schule anzuerkennen und dem ehrenhaften englischen Tonsetzer alle gebührende Achtung zu zollen. Das Werk erzielte maßvolle Anerkennung von Seite des allgemeinen PublicumS und rauschenden Beifall mit Hervorruf von Seite der Landsleute des Componisten. — Herr G. Satter trug das Beethoven'sche O äur-Concert, so wie ohne Be gleitung eine eigene Paraphrase über zwei Schub ert'sche Lieder („der Wanderer" und „Lob der Thränen") vor, und gab sodann aus freiem Antriebe noch eine Improvisation über das Motiv des Leporello („Keine Ruh' bei Tag und Nacht") zu. Wenn schon lobend zu betonen ist, daß Herr Satter diesmal im Beethoven'schen Werke die Tempi richtig nahm, daß er überhaupt im Ganzen ein höchst ehrenwertheS Streben zeigte, dem selben nach Kräften gerecht zu werden, so läßt sich andererseits doch auch leider nicht läugnen, daß die feineren geistigen Züge, die Detailnuancen des TonbtldeS immer noch der seelischeren Wieder gabe ermangelten. MeS, was wir zu sagen vermögen, ist, daß Herr Satter die ihm zu Gebote stehenden reichen äußeren Mittel (zartes Piano, elegantes Staccato, glissirende Tonleiter«, Brillanz der Passagen) aufbot und jedenfalls eine in der That höchst anständige Leistung gab, welcher, m» sich au einer wirklich hervorragenden zu gestalten, Nichts als nur tieferer Geist und seelische Wärme fehlten. — Die Paraphrase bestätigte alle von uns schon früher erwähnten Vorzüge und Mängel des Componisten wie des Virtuosen. Die diesmalige Improvisation dagegen hätten wir, schon »egen Herrn Satt er'S selbst, lieber nicht gehört: es kämm nm unzusammenhängende, buntgereihte Sätzchen in schablonenhaften Wendungen und voll routinirter Floskeln zum Vorschein. Freilich war der Künstler ersichtlich gar nicht dazu disponirt, auch wohl sehr natürlicher Weise schon physisch ermattet; aber alsdann ist eS räthlicher, der Phantasie nicht daS Unmögliche der steten Dienstbarkeit zuzumuthen. Daß dennoch stellenweise im Saale Beifall erschallte, soll uns in unserer Meinung nicht beirren. GeffenMche Gerichtssitzung. (Schluß.) Leipzig, 12. Januar. Der zweite der gedachten Diebstähle beziehentlich ein Betrug waren am Nachmittage des 3. Oct. v. I. in ernem auf dem Brühte gelegenen Hause zum Nachtheil eine- zur Messe hier anwesenden Kaufmanns aus Kowno dadurch verübt worden, daß während des Letzteren Abwesenheit aus dessen unver schlossener Wohnung 24 Stück Tischdecken im Gesammtwerthe von 44 Thlr., auch ein Packet Seide im Werthe von 91 Thlr., welches um dieselbe Zeit durchs den Markthelfer einer hiesigen Handlung an eine ihm unbekannte, von dem Ueberbringer irrthümlich für die Wirthin der fraglichen Wohnung des Kaufmanns gehaltene Frauens person zur Aushändigung an den Adressaten gelangt war, gleich zeitig verschwunden waren. Auch diese Gegenstände hatte man bei der obgedachten AuS- suchung in Neumann'S Besitze vorgefunden. Neumanu hatte über den Erwerb Folgendes deponirt: Am Abend des 3. OctoberS sei Weidlich „ganz durchhitzt" in Neumann'S Geschäftslocal getreten; er habe eine Hocke mit sich geführt und diese bet seinem Eintritt auf den Tisch geworfen. Weidlich scheine große Elle gehabt zu haben; denn er habe sich, nachdem er hastig eine ihm präsentirte Taffe Kaffee getrunken, mit den Worten wieder entfernt, er werde schon des andern Tages wiederkommen. — Neumann will aus einem frühern Anerbieten Weidlich'-, demzufolge Letzterer sich erboten, ihm, Neumannen, während der Messe emmal „etwas" Leinwand zu bringen, geschloffen haben, die Hocke enthalte die fragliche Leinwand; allein bei näherer Besichtigung de- Packeis habe er gefunden, daß es nur Tischdecken und Nähseide enthalte. Woher Weidlich diese Sachen genommen, habe er damals nicht gesagt, doch sei in ihm, Neumannen, beim Anblick der Sachen so fort der Verdacht aufgestiegen, daß sie unredlich erworbene- Gut seien. Daß er am Morgen de- 4. Oct. wegen der letztgedachten Sachen mit einem jüdischen Handelsmann verkehrt habe, sei richtig, indessen habe er den letzteren nur aus „unüberlegter Neugierde" nach dem Preise gefragt, zum Kaufe habe er sie nicht angeboren. An der Ausführung dieses Diebstahls sei er eben so wenig wie bei dem andern in irgend welcher Hmsicht betheiligt gewesen, „er habe sick noch nie in seinem Leben mir Diebstählen abgegeben." Als ihm Seiten des Präsidiums hierüber Vorhalt au- seinen Vor bestrafungen gethan wurde, erklärte Neumann: „Wegen Diebstahls habe ich noch keine Strafe erlitten, sondern bloS wegen Eigen- thumSvergehen." Auch Weidlich bestritt eben so entschieden jedwede Theilnahme an dem fraglichen Diebstahle, wie er auch nicht zugeben wollte, um die gedachte Zeit bei Neumann anwesend gewesen zu sein, um dort die Decken nebst der Seide niederzulegen. Er kenne weder ihn noch dessen Ehefrau, mußte aber doch zugeben, daß er Neumannen in der Strafanstalt zu Zwickau früher kennen gelernt habe. Hier in Leipzig habe er jedoch niemals mit ihm verkehrt. Auf die Frage, wo er den Nachmittag und Abend des 3. OctoberS zugebracht habe, machte Weidlich bei der Hauptverhaudlung eine neue, von der früher abgegebenen abweichende Aussage und versicherte, nach Beendigung seiner Meßgeschäfte (er will einen Markthelferposten bekleidet haben) um 6 Uhr in eine in dem Halle'schen Gäßchen belegene Wirtschaft eingekehrt, dort gegessen und später bis 10 Uhr Abends mit dem Sohne der Wirthin, deren Namen er nicht ein mal zu bezeichnen vermochte, und einem ihm unbekannten Markt helfer „gescatet" haben; er sei noch 13 Ngr. schuldig gebliebeu. Auf weiteren Vorhalt aus den Angaben der Neumann'schen Eheleute gab Weidlich an, „eS sei nur eine Falle, welche ihm von jenen Leuten gelegt wäre" und versicherte wiederholt seine völlige Unschuld re. Nach Schluß der Beweisaufnahme ertheilte der Herr Vorsitzende AppellationSrath vr. Wilhelmi dem Herrn Staatsanwalt Hoff man« da- Wort und hielt dieser die Anklage insoweit ausrecht, als, wenu Miturheberschaft nicht angenommen werden sollte, zum Mindesten Begünstigung vorlieae. Die Herren Verlhetdiger, Advocat Helfer (für Lorenz), Hoftath Kleinschmidt (für Lifchoff), Schilling (für Weidlich) und Gustav Simon (für Nanmann), de-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder