Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186503262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18650326
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18650326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-03
- Tag1865-03-26
- Monat1865-03
- Jahr1865
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1865
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se. dr- Amtsblatt des Kömgl. Bezirksgerichts md des Raths der Stadt Leipzig. W 85. Sonntag den 26. März. 1865. Dank! Die am 25. v. M. allhier verstorbene Ara« Johanne Sophie verw. Stichel geb. Nehrich bat dem hiesigen Theater- penstonSfondS ein Legat von Gin Hundert Thalern auSgesetzt. Je wohlihätiger dieser Fond- für unsere hiesigen Theaterver- HLltniffe wirkt und je wünschenSwerther somit dessen Förderung ist, zumal derselbe auS öffentlichen Mitteln keine aeffcherten Deihülfen erhalt, um so mehr fühlen wir uns verpflichtet, unseren aufrichtigsten Dank der Verstorbenen für diese- Vermächtniß hiermit öffentlich nachzurufen. — Leipzig, den 23. März 1865. Der BerwaltnngSauSschuff deS Theater-PenftoirS-AoudS. vr. Koch, Bors. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch den 29. März a. ö. Abends r/,7 Uhr. Tagesordnung: 1) Gutachten deS VerfaflungSauSschuffeS, die Besetzung des Vicebürgermeister - Amtes betreffend. 2) Gutachten deS Ausschusses für Kirchen, Schulen und milde Stiftungen, die Anstellung eines WirthschaftS- beamten und einer Kochfrau am neuen Waisenhause betreffend. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Locale bleiben für Mittwoch den 2S. dS. MtS. die Geschäfte des Leihhauses und der Sparkasse auSgesetzt. — Leipzig 24. Marz 1865. DeS Raths Deputation zum Leihhanse und zur Spareaffe. r. Zweiter Vortrag über innere Mission. Am letzten Freitag sprach im Gewandhause Herr Prediger Hesekiel über die Bedeutung der Wohnung für Verfall und Hebung des socialen Lebens, insbesondere über Arbeiter wohnungen. Eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit ist die Ueberwindung eines überaus gefährlichen NothstandeS: der M assen-Verarmung, dieser modernen Errungenschaft, welche das Resultat eines Miß verhältnisse- zwischen Erwerb und Verbrauch, zwischen Einnahme und Ausgabe ist. Diesem Nothstande verfallen zumeist die kleinen Handwerker, welche nicht mit Erfolg mit dem Großbetrieb der Fabriken zu concurriren vermögen, und die Arbeiter, welche nicht im Stande sind, das Mißverhältniß zwischen dem besseren Ertrage der guten Zeit mit dem schlechteren Ertrage der schlechten Zeit auszugleichen. Der großartige Aufschwung der modernen Industrie und die Concentrirung großer Arbeitermassen an einzelnen Mittel punkten lassen jene beiden Classen zu emem großen Theile dem Nothstande der Massenarmuth verfallen. Wie ist Dem abzuhelfen? Der CommuniSmuS und seine Doctrinen haben sich bis jetzt noch Überall als unwirksam dazu er wiesen; die Wohlthätigkeit gegenüber der zunehmenden Massen armuth zu steigern, empfiehlt sich ebenfalls nicht, denn dadurch würde nur der Selbsterhaltungstrieb der Armen geschwächt, der ihnen gebliebene Rest von Selbstbewußtsein gestört. ES wird daher nur Ein Hauptmittel übrig bleiben: dre Wiederher stellung der verletzten Grundverhältnisse. Die innere Mission hat zu ihrem Au-gaugSpunct: die Wiederherstellung der Familie; waS durch die Massenarmuth am meisten gestört wird, ist eben das Familienleben; dessen Wiederherstellung ist das beste Mittel zur Besserung des gesammten Volkslebens. Das Familien leben wird aber hauptsächlich gestört durch dieWobnung-noth; die Ueberwindung dieses Nebels würde daher von selbst eme Besse rung deS BolkSgeisteS zur Folge haben. Erfahrungsgemäß wächst in den großen und den Fabrikstädten die Zahl der Einwohner weit schneller als die der Wohnungen, namentlich der für die kleinen Leute bestimmten und zugänglichen. In den 18 Jahren von 1834 bis 1852 ist Dresden um 40,060 Einwohner gewachsen, seine Häuserzahl aber nur um 600; Chem nitz erhielt in diesem Zeiträume 12.000 Einwohner, aber nur 300 Häuser mehr; Plauen vermehrte sich um 8000 Einwohner, aber nur um 230 Häuser, in Glauchau stellten sich die entsprechenden Zahlen auf 5000 zu 120, in Werdau gar auf 3000 zu 50 bis 60. In demselben Zeiträume erhob sich die Durchschnittszahl der Bewohner eine- Hauses in Dresden von 22 auf 29, in Plauen von 12 aus 17, in Werdau von 8 auf 16. Dieses engere Zusammendrängen der Menschen in kleinen Räumen hat natürlich mannichsache Uebel im Gefolge. Krankheiten setzen sich dort fest — namentlich Skropheln, Bleichsucht, Typhus — die Sterblichkeit-- Procente wachsen in furchtbarem Grade, von Reinhaltung, Lüftung rc. ist kaum mehr die Rede, Ungeziefer und Unfläthereien aller Art machen den Aufenthalt in solchen Räumen zur Qual, und Tugend und Sittlichkeit, Ordnung und Reinlich keit können dort unmöglich gedeihen. Und dabei sind diese elenden Wohnungen verhältnißmäßig die theuersten. Die WohnungSnoch, selbst wo sie nicht in so erschreckender Gestalt auftritt, zerstört in unzähligen Fällen — der Redner erzählte namentlich einen flhr lehrreichen Fall ausführlicher — daS Familienleben; die Zerstörung deS Familienlebens vieler Einzelner aber bat die Verderbmß ganzer Classen deS Volks zur unausbleiblichen Folge. Wie ist denn aber dagegen zu helfen? Nur dadurch, daß die Grundbedingung deS socialen Glücks, das Familienleben, in sein Recht eingesetzt, daß also vor Allem auch für Beschaffung guter Wohnungen Sorge getragen wird. Der Bau gesunder uno freundlicher Wohnungen für die ärmere Ctasse darf keineswegs Sache der Wohltbätigkeit sein; die letztere mag der Noth des Einzelnen abhelfen, aver die Massenarmuth. die Armuth als Zustand muß ander- überwunden werden. Die Ein zelnen müssen sich verbinden zu gemeinsamen Zielen; die Besitzenden, die Arbeitgeber müssen dahin gebracht werden, daß sie das geringere materielle und geistige Capital der Arbeiter durch ihr eigenes größeres Capital ergänzen und unterstützen und namentlich die Mittel schaffen zur Herstellung von zweckmäßigen Arbeiterwohnungen. Diese letzteren sollen aber den Arbeitern nicht geschenkt, sondern nur als ein Darlehn gewährt werden, dessen Rückzahlung sie im Laufe der Zeit zu bewerkstelligen haben. Jedem Arbeiter soll da durch Gelegenheit gegeben werden, das Maaß seiner intellektuellen, sittlichen und religiösen Bildung zu steigern. In England haben sich zu diesem Zwecke Baugesell schaften begründet, welche anfangs sogenannte Musterhäuser er richteten, in welchen viele Hunderte von Familien und ledigen Per sonen beider Geschlechter Aufnahme standen; später baute man mit Vorliebe kleinere Häuser, in welchen immer nur eine Familie wohnen sollte. Bis jetzt haben 90 solche Ballgesellschaften über 3000 solche Arbeiterwohnungen hergestellt, und die auf letztere ver wendeten Capitalien haben sich fast auSnahmloS gut verzinst. Außerdem hat die Erfahrung gezeigt, daß in solchen zweckmäßigen und freundlichen Arbeiterwohnungen die Sterblichkeit eine sehr ge ringe ist, während die sittlichen Erfolge des Unternehmens ganz besonders erfreuliche sind. In Frankreich hat die von dem jetzigen Beberrscher de- LandeS beabsichtigte Errichtung von Arbeiter- und Musterhäusern nicht den gehofften Erfolg gehabt; dagegen ist in den östlichen Theilen de- Lande- zur Beschaffung von Arbeiterwohnungen viel
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