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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186503210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18650321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18650321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-03
- Tag1865-03-21
- Monat1865-03
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1865
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1522 vollständigen Herstellung der projectirten Bahn erforderlich machen würde. WaS die Beschaffung dieser Geldmittel, also die eigentliche finanzielle Seite des Unternehmens anlangt, so soll das Baucapital durch Ausgabe von 2»/, Millionen Thalern in neuen Stammactien K 100 Thlr., der ganze erforderliche Rest aber durch Anleihe auf gebracht werden; die neucreirten 25000 Stück Actien ä 100 Thlr. werden den Inhabern der bereits vorhandenen 50000 Stück zum Nominalwerthe offerirt und wird demnach auf je zwei zu diesem Behufe abzustempelnde alte Actien eine neue Actie verabfolgt; jeder Uebernehmer einer neuen Actie hat eine Anzahlung von 20 Procent zu leisten und empfängt einen der auf diesen Betrag lautenden 25000 Stück Interimsscheine. Die übrigen 80 Procent werden nach und nach vom Directorium eingehoben; die auf die neuen 25000 Actien geleisteten Einzahlungen werden bis 31. December des Jahres, in welchem die ganze Bahn dem Betrieb übergeben wird, nach dem Satze von 5 Procent x. a verzinst; mit dem 1. Januar des nächstfolgenden Jahres treten die neuen Actien, welche mit den Nummern 50001 bis mit 75000 versehen werden, in völlig gleiche Rechte mit den alten Actien. Zur Rechtfertigung des neuen Unternehmens endlich sagt das Directorium: Welche Folgen für die Compagnie aus einer Her stellung der beabsichtigten neuen Verbindung zwischen Leipzig und Dresden durch den Staat mit Sicherheit zu erwarten sein würden, verhehlten wir uns nicht einen Augenblick. Wir mußten uns sagen, daß sofort mit dem InSlebentreten einer Leipzig-Döbeln- DreSdner Bahn nothwendig eine Concurrenz der beiden Linien entbrennen werde, die überwiegend unserer Bahn schwere Verkehrs einbußen, herbe materielle Verluste zuziehen und ihre Rentabilität bedeutend reduciren müßte. In welchem Nachtheile wir bei einem solchen Kampfe sein würden, zeigt ein Blick auf die Karte, der die Beschränkung unserer alten Lime auf einen Theil ihres jetzigen Localverkehrs und hinsichtlich des durchgehenden Verkehrs eine Isolirung derselben gegenüber einer vortrefflichen Verknüpfung der östlichen Staaisbahnen via Görlitz und Bodenbach mit der neuen Staatsbahn Dresden-Leipzig darthut, welche uns, ganz abgesehen von den übrigen Einnadmeschmälerungen, den directen Verkehr zwischen Leipzig und Görlitz, Schlesien, Oesterreich, zwischen Dresden und den linksrheinischen Stationen, zwischen Magdeburg und der Lausitz, Bremen und Harburg und Oesterreich, zwischen Thüringen und Schlesien u. s. w. sofort ganz entziehen würde, da die StaalS- bahnenverwaltung den Verkehr m diesen Richtungen ganz in der Hand und selbstverständlich nur den eigenen Bahnen zuzuführen hätte. Auf der andern Seite dagegen durften wir uns mit berechtig ter Zuversicht sagen, daß die Döbelner Bahn in der für sie ein- zuhattenden Richtung nicht nur einem wirklichen volkswirthschaft- lichen Bedürfniß abzuhelfen bestimmt ist, sondern dieses Ziel auch in einer für den Unternehmer nicht unlohnenden Weise erreichen werde. Denn wenn der Betrieb der fraglichen Linie auch nicht unmittelbar mit ihrer Vollendung große Resultate ergeben sollte, so werden doch solche von Seilen einer Gesellschaft, welche wie die unserige mit allen Mitteln gerüstet an das Unternehmen heran tritt, zuverlässiger und eher erlangt werden, als von jeder andern Seite, und um so weniger auSbleiben, als der Tract durch eine der reichsten, fruchtbarsten und dichtestbevölkerten Gegenden unseres Landes führt und mithin zweifellos die Voraussetzung eines sehr lebhaften Verkehrs für sich hat. Sodann sind die Vortheile nicht zu unterschätzen, welche das Döbelner Project speciell der Compagnie dadurch bietet, daß die neue Bahn mit der alten Hauptbahn in die engste und zweck mäßigste Verbindung tritt, und so für die vereinten Linien alle VeikehrSqrellen und Betriebsvortheile in einer Weise ausgenutzt und entfaltet werden können, welche die natürliche Ertragfähigkeit einer jeden eher noch zu steigern geeignet sein dürste. Zugleich ist hierbei der Einfluß nicht zu übersehen, welchen die Compagnie in ihren Verhältnissen zu ihren Nachbarbahnen und den Verwaltungen der Verbände, denen sie angehört, durch eine so an sehnliche Ausbreitung ihres Verkehrs und Vergrößerung ihres Gebietes gewinnen müßte. In welcher Weise alles dies, so wie überhaupt die energisch durchgeführte Arrondirung und Erweiterung eines Eisenbahnunter nehmens da wo es gilt, dessen alten Verkehr zu erhalten oder ihm neue Adern aufzuschließen, jenem selbst zu Gute kommt, dies be weisen schlagend die Beispiele solcher Verwaltungen, die sich richtiger Erkenntniß nicht verschlossen, gegenüber der ueberflügelung von Bahncomplezen, denen der geeignete Moment zur Ausbreitung entging, und die hierdurch auch später zu einer gezwungenen Stag nation verurtheilt werden. Als Ergebniß aller Erörterungen sprechen wir die vollste Ueber- Mgung aus, daß wir unseren Actionären die Uebernahme des BorSvorf-Döbeln-Meißner Bahnbaues unter den von uns erlang ten Bedingungen, als rationell und nothwendig zugleich empfehlen können, und geben eS der Entscheidung der bevorstehenden General versammlung anheim, ob sich die geehrten Actionäre den nach bestem Wissen und Gewissen gefaßten Beschlüssen ihrer GesellschaftSorgane anschließen und ihre Genehmigung erlheilen wollen. Lin KechenkSnßler. Von dem Director der Handels-Lehranstalt in Zwickau, Herrn Or. Booch-Arkossy, erhalte ich eben ein Schreiben, aus welchem ich nachfolgend das Wesentliche mittheile. „Dieser Tage wird der blinde Rechenkünstler Herr Paul Chybiorz aus Schwarzwasser (in Oesterreichisch-Schlesien) nach Leipzig kommen. Er hat, wie allerwärtS auf seinen Reisen in Deutschland und der Schweiz, auch hier in Zwickau und Um gegend alle Welt, gelehrte und ungelehrte, in das gerechtfertigtste Staunen über seine von keinem seiner Vorgänger erreichte Fertig keit auf dem weiten Felde der Mathematik versetzt. Sein unbe greifliches Gehirn rechnet die 10-, 15-, 20stelligen Quadrat- und Cubikwurzeln mit Spaß und schneller als ich hier davon schreibe; er reproducirt 60-, 70-, 80-, 90-, lOOstellige Zahlengruppen, nach dem solche ihm ein Mal langsam vorgesprochen worden, mit der entschiedensten Richtigkeit, addirt solche mit einer andern ebeufalls verschiedenen Summe sofort richtig, benennt einzelne beliebig von ihm verlangte Zahlen aus der Gesammtgruppe richtig mit Bezeich nung der Zahlen rechts und links re.; multiplicirt die auf eine 8 Elle» lange Tafel kaum zu schreibende Unsumme sofort richtig, subtrahirt jede denkbare Größe von derselben u. s. w. — Seine Definitionen über den Begriff einer Decillion, sowie die andern Unsummen, die bereits von der Billion bekanntlich als solche bezeichnet werden müssen, sind mit der Anwendung auf Raum und Zeit im Weltall höchst belehrend für Jedermann. Ich wende mich nun im Namen der zahlreichen hiesigen Freunde und Verehrer des ebenso bescheidenen als liebenswürdigen Blinden an Sie rc. — Betrachten Sie gefälligst außerdem sein Notizbuch, in welchem sich die überschwänglichsten, aber durchaus begründeten Anerkennungen seiner Kunst finden von und aus den verschiedensten Lebenskreisen." Indem ich durch Veröffentlichung des Vorstehenden dem Wunsche des Herrn Booch-Arkossy gern entspreche, dem Herrn Chybiorz in Leipzig „den Boden zu bereiten", erlaube ich mir nur noch eine Bemerkung. So staunenerregende arithmetische Leistungen, wie sie hier in Aussicht gestellt werden, können ihre volle Würdigung nur dann finden, wenn der Zuhörer den Beweis von ihrer Richtigkeit in Händen hat; denn je bewunderungswürdiger sie sind, desto schwerer muß die Lösung gewesen sein und desto weniger ist eine Controle von Seiten des zuschauenden PublicumS möglich, das im Gegentheil in der Lage ist, Alles auf Treu und Glauben hinnehmen zu müssen. Es würde demnach sich Derjenige ein Verdienst um Herrn Chybiorz nicht weniger wie um dessen Hörer erwerben, welcher auf einem Blatt Papier eine Reihe arithmetische Aufgaben nebst Lösung in einer Auflage von einigen Hundert drucken und unter die Hörer vertheilen ließe. Der Gedanke scheint mir sehr nahe zu liegen, daß es zunächst wohl Sache des Kaufmännischen Vereins und der Handelsschule sei, sich dies Verdienst zu erwerben. E. A. Roßmäßler. verschiedene». * Leipzig, 20. März. Dem Vernehmen nach ist der Herr Staatsanwalt Heinze in Dresden zum ordentlichen Professor des Criminalrechts ernannt worden. * Der Dresdner Pfeifen-Club. Angesichts der mannich- fachen Nachtheile, welche das Cigarrenrauchen unläugbar auf die Gesundheit unsres Geschlechts ausübt, so wie aus Rücksicht auf die Kostspieligkeit dieses Vergnügens, odev vielleicht auch aus einer gewissen romantischen Hinneigung zur „ gemüthlichen" Pfeife, hat sich soeben in Dresden ein TabakSpfeifen-Club gegründet, der eS sich zur Aufgabe stellt, unter seinen Mitgliedern dre Sitte des Tabakrauchens aus der Pfeife anzuregen und aufrecht zu er halten. Zum Ehrenpräsidenten des Vereins ist durch Acclamation der alte gemüthliche Dorfbarbier, Ferdinand Stolle, erwählt worden. Am 18. März hielt der Verein im Local des Körner- gartenS abermals eine Sitzung, und zwar, wie die „Dresdner Nachrichten" mittheilen, „im Beisein von circa 100 Männern, wo man auch 6 Damen bemerkte, unter denen sich" (man staune!) „zwei von altem Adel befanden." Weiter berichtet dasselbe Blatt: „Es wurden 30 neue Mitglieder ausgenommen, der Tabak frei gegeben und beschlossen, nächsten Donnerstag die Statuten des Vereins feftzustellen. Dem Vernehmen nach hat sich auch in FreiberL ein Pfeifenclub gebildet und mit der Zeit aiebt eS vielleicht Ehrenmitglieder, correspondirende Mitglieder und Inhaber von Ehrenpreis-Tabaksbeuteln. Kommen Meerschaumköpfe vor, die gebräunt werden sollen, so bildet sich vielleicht ein „Anräu- cherungs-Comitö", und über die Quasten und Bummeln, wie sie früher an langen Pfeifen üblich waren, entscheidet ein „Bummel- Inspector". Um nicht hinter der Zeit zurückzubleibeu, werden vielleicht auch Vorlesungen gehalten und ein anschlägiger Kopf hält Vorträge über Abgüsse und Beschläge, wo er in Betreff der Hornpfeife die Sache nicht allzusehr auf die Spitze treiben darf. An einem Zweckessen wird es auch nicht fehlen, und poetische Raucher, welche das Tafellied oder sonst Verse zur Verherrlichung des Clubs machen, empfangen das Diplom al- „gekrönter Pfeifen-
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