Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186503155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18650315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18650315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-03
- Tag1865-03-15
- Monat1865-03
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1865
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1402 gesetzte Princip der Submission. Ein solches einmal angenommene- Princip müsse man aufrecht erhalte» und der Verwaltung keinen Anlaß Leben, davon wieder abaugehen. Nun sei die Arbeit de- Herrn Piedboeuf allerdings in jeder Hinsicht ausgezeichnet gewesen, wie er als früherer Deputirter zur Gasanstalt gern bestätige; allein darin liege doch kein genügender Grund, da- Princip der Concurrenz zu verlassen. Auf den früheren Unfall könne hier nicht Bezug genommen werden, ein solcher Fall werde sich wohl auch schwerlich wiederholen. Herr Lorenz knüpfte hieran nähere Mittheilungen über die besonderen Verhältnisse, welche früher die Übertragung der Arbeit an Herrn Piedboeuf veranlaßt haben. Allein selbst damals habe man den Submissionsweg eingeschlagen; ihn jetzt zu verlaßen, heiße nicht- anderes, als einen einzigen Fabrikanten für den ausschließlich befähigten Erbauer von Gaso metern zu erklären. Man solle vielmehr durch die Concurrenz jungen strebenden Kräften Gelegenheit geben, ihre Fähigkeiten zu zeigen. Er sei dei halb gegen den zustimmenden Ausschußantrag. Wenn ferner kürzlich erst die Erklärung gegen den Rath ab gegeben worden sei, daß man keine Bewilligung über das Budget hinaus aussprechen werde, dafern nicht gleichzeitig die Deckung des zu verwilligenden Aufwandes nachgewiesen sei, so falle eS auf, daß der Rath in diesem Falle über die Beschaffung der erforderlichen Summen nicht- sage, denn ein effectiveS Anlagecapital der Gas anstalt sei bekanntlich nicht mehr vorhanden. Er beantrage daher, 1) die Bewilligung nicht auszusprechen, vielmehr beim Rath die Ausschreibung öffentlicher Submission für den GaShalterbau zu beantragen, auch 2) anzufragen, auf welche Weise der Rath die benöthigten Mittel zu beschaffen gesonnen sei. Beide Anträge wurden ausreichend unterstützt. Dem Anträge oud 2 schloß sich Herr vr. Stephani allent halben an, da vor der Bewilligung die Deckung nachgewiesen werden müsse. Indeß empfahl er, um bei der unverkennbaren Dringlichkeit der Sache die Verwaltung nicht zu hemmen, die Bewilligung auszusprechen, vom Rath aber vor Beginn der Arbeiten Mittheilung über die Deckung zu verlangen. Für den Fall der Ablehnung des Ausschußgutachtens schloß sich Herr Lorenz diesem Anträge an und es fand derselbe Unter stützung. Herr Referent Häckel erinnerte daran, daß, wenn der Gaso meter zu Michaelis fertig sein solle, die kurze Zeit eine Concurrenz- auSschreibung nicht mehr gestatte. Herr Piedboeuf habe ausgezeich nete Arbeit geliefert; wolle man, da derselbe sich einer Submission bekanntlich zu unterwerfen nicht geneigt sei, wegen einiger hundert Thaler die Gefahr laufen, abermals traurige Erfahrungen zu machen, wie man sie schon gemacht habe, so möge man den Submissionsweg einschlagen. Die damit gemachten Erfahrungen wären nicht verlockend, da- sehe man an der alten Waage. Herr Lorenz entgegnete berichtigend, daß nur die Holzarbeit an der alten Waage in Submission vergeben worden sei. Im Uebrigen könne die Submission, ohne dem rechtzeitigen Zustande kommen der Arbeit zu schaden, recht wohl noch ausgeschrieben werden, wie anderwärt- gemachte Erfahrungen hinreichend be stätigten. Herr vr. Heine wies darauf hin, daß bei solchen Arbeiten die Concurrenz schon an sich nicht sehr groß, der Vortheil aber sehr zweifelhaft sei, den eine Behörde durch die Submission er zielen könne; bei dem Privatmann liege das freilich ander-. Doppelt gefährlich sei die Submission in solchem Falle, wo, wie bemerkt, die Concurrenz gering sei und dem Erbauer des früheren ganz gleichen Gasometer- die dabei bereit- gemachten Erfahrungen zur Seite ständen. Herr Lorenz erwiderte, daß sich auch bei der früheren Cou- currenz nicht wenige und sehr achtbare Firmen betheiligt hätten. Der Antrag des Ausschußes ward darauf mit 30 gegen 18 Stimmen angenommen. Der Lorenz-Stephanische Antrag fand einstimmige Annahme. lLchluß folgt.) Stadttheater. Lord Harleigh in dem bekannten französischen Effectftück: „Sie ist wahnsinnig" ist eine Rolle, die ihrer Zeit alle Koryphäen der Schauspielkunst in ihr Repertoir aufnahmen. Auch der Vater und der Oheim de- Künstlers, von dem wir sie am 13. März dargestellt sahen, de- Herrn Friedrich Devrient nämlich, haben sie gespielt, und zwar speciell in Leipzig ebenfalls. Man darf sagen,, daß der Sohn jetzt eine de- Vater- würdige Leistung gab. Den halben Wahnsinn des Lords, die Nuancen und Uebergänge de- krankhaften Befindens zur Besinnung, zur vollen Herrschaft der Vernunft, verstand unser Gast sehr eindringlich wieder zu geben; er besaß Leidenschaft, Feuer und Gewalt des Ausdrucks, und wußte namentlich zu Ende de- 1. ActeS durch realistisch wahre Ausmalung eines pathologischen Zustandes zu ergreifen. AuSzusetzen hätten wir nur eine Anfangs mehr als später bemerkliche, doch immer Nur stellenweise auftretende Langsamkeit der Dictiov; es war dann zu viel schleppende- und geschraubtst- LathoS höichar, wo leichter Konversationston am Pl<ch gewesen wßre. Reben Herrn Devrient erfreute Fräulein Götz dmch perstAüge Behandlung einer ernsten Rolle, Herr Hock durch ein gewiMeude- Charakter bild des alten, treuen Hausfreunde- zznd Arzte-. so wie Fraulein Engelsee durch anmuthige und neckische Färbung ihre- naiven MädchenportraitS. Auch Herr Claar spielte mit wirksam humori stischer Auftastung, könnte im Aeußeren aber doch vielleicht etwas vornehmer, mcht gerade als ganz gewöhnliches muuvais sujst er scheinen. Die Episode de- Bauerburschen Dick blieb weg, obgleich sie auf dem Zettel verzeichnet stand. Das amüsante Lustspielchen: „Englisch" machte den Schluß der Vorstellung, und zwar wurde es diesmal in sehr zweckmäßiger Zusammenziehung zu einem Act gegeben. Herr Fritz Devrient brachte ein höchst liebenswürdiges Exemplar brittßcher Extravaganz zur Anschauung; Gesicht, Gestalt, Kleidung, Geberde und Be wegung — Alle- fügte sich harmonisch zu einem bi- ins Detail feinkomisch ausgeführten Genrebildchen, auch gelang eS — was der deutschen Zunge doch besonders schwer — durchgängig da» aug- lischen Accent festzuhalten. AuS dem orientalisch nuancirten Ehe paar Ippelberger kann am Ende noch mehr gemacht werden, als eS durch Frl. Huber und Herrn Deutschtnger geschah, auch der Diener John (Herr Gitt) dürste noch kräftigere Farben für die brittische Domestikenschaft voll Aplomb und steifer Würde finden. Eine tiefere künstlerische Bedeutung würde das Stück haben, wenn die deutsche Frau so specisisch deutsch wäre, wie der Engländer „englisch". Vermag hier nun auch nicht die Darstellerin nachzuholen, was der Verfasser versäumte, so hätte Frl. Götz doch wenigstens noch größere Frische und Schelmerei entwickeln können. Ihre Zeichnung der Adele Treuuhr erschien außergewöhnlich matt. AlS Zöfchen bewegte sich Frl. Nagel recht munter, auch war Herr Kr afft ein drastischer Wirth. DaS ziemlich gefüllte Haus nahm den Gast verdientermaßen sehr freundlich auf. Die eigent liche Feuerprobe der Künstlerschaft konnte er in jenen beiden Rollen noch nicht bestehen, das wird ihm erst z. B. als „Hamlet" möglich sein. vr. Eunl Kneschke. Vorträge Leipziger Schriftsteller. IV. Am letzten Montage sprach zunächst Herr vr. N. Benedix über Luther. Nach einer längeren Einleitung, in welcher die Notwendigkeit, aber auch die Schwierigkeit einer streng objektiven Geschichtschreibung hervorgehoben und namentlich die Thatsache constatirt worden, daß am unsichersten und also unzuverlässigsten von jeher die religiösen Geschichtschreiber gewesen, welche, da sie für eine bestimmte Religion wirken wollten, selten einen Begriff von geschichtlicher Treue gehabt hätten, ging der Redner auf den eigentlichen Gegenstand seines Vortrags über. Der Mangel an Unbefangenheit und Billigkeit, welcher fast allen hervorragenden Männern gegenüber in der Beurtheilung des Wesens und Wirkens derselben zu Tage trete, sei namentlich zu bemerken in den oft so ungerechten Urtheilen über Martin Luther. Die hauptsächlichsten Vorwürfe, die man demselben mache, lassen sich etwa dahin zusammenfassen: 1) er habe durch seinen Kirchenstreit Deutschland in zwei Parteien zerrissen nnd damit den Grund zu Deutschlands Ohnmacht gelegt; 2) er hahe an Stelle der katholischen Glaubenslehren einen starren Bibel- und Buchstaben-Glauben gesetzt, d. h. statt des lebendigen Papste- einen papiernen ausgestellt; 3) er habe sich in dem Kampfe der armen Bauern gegen ihre adeligen und fürstlichen Bedrücker auf die Seite der Unterdrücker gestellt. Benedix glaubt, alle diese Vorwürfe würden leicht als unbegründet nachzuwejsen seist. Was den ersten derselben betrifft, so sei er al- Thatsache nicht wahr. Die politische Zerrissenheit Deutschland- s« eine Folge der deutschen Reichsverfqssung gewesen und würde sich zuverlässig auch ohne die GlaubenSspaltung vollzogen haben. Zudem habe denn stets von allem . erzwingen konnte er freilich "nicht. Bezüglich des zweiten Vorwurfs bemerkte der Redfler, daß der selbe selbstverständlich erst in neuerer Zeft erhoben werden konnte, nicht aber zu Luthers Zeit, deren echter Sohn der Reformatorge- wesen. Luther sei nicht mit einem fertigen System in die Welt gekommen, sondern habe nur gegen Mißbräuche gekämpft, sei aber dabei allmälig weiter geführt worden. Die bodenlose Unwissenheit und Unsittlichkeit der Geistlichen, gegen die er ankämpfte, sei übrigens auch von unverwerflichen Anhängern der katholischen Partei zugestanden, und die dgr-stf hezügljchen Erklärungen und Forderungen, welche die Vertreter her Fürsten von Oesterreich und Bayern auf dem Concil zu Trient kundgaben, lassen klar erkennen, daß man auf dieser Seite fast ebenso weit zu gehen bereit war, als Luther wirklich gegangen ist. DaS ganze deutsche Volk begrüßte Luthers Auftreten mit Freuden, und nur der Klerus wachte ihm Opposition. Was den Buchstaben-Glauben betrifft, so Wik- Redner nach,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder