0 ichter und Maler waren es meist, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als das Bürgertum sidi seiner Kraft bewußt wurde und die abgestorbene höfische Kultur durch ein neues Lebens- und Naturgefühl erseftte, wenig bekannte Landschaften, Gebirge und abgelegene Inseln suchten und ihren Zeitgenossen mit begeisterten Worten von ihnen berichteten. Ein Dichter war es, oder besser gesagt, ein dichtender Pfarrer, Ludwig Kosegarten (1758-1818), der die zierliche, schlanke Insel Hiddensee vor der Westküste Rügens „entdeckte", die jahrhundertelang nur den Seefahrern als „wüstes sandiges Eiland, mit gutem Ankergrund am Dornbusch", bekannt gewesen war, und in Strophen, die seltsam aus Sdiwärmerei und trockener, holperiger Pedanterie ge mischt waren, ihr Lob sang. Dabei war die Insel bis auf ein winziges Nadelwälddaen tatsächlich öde und kahl, denn Dänen und Kaiserliche hatten im Dreißigjährigen Krieg die schönen Eichenwälder vernichtet, und die Inselbauern und ßoddenfisdier, zum größten Teil „unterthänige Seelen", d. h. Leibeigene des Klosterguts, wohnten in Katen, die aus Torfstücken und Lehm gebaut, fast fensterlos waren und, da der Rauch durch eine Öffnung im Sdiilfdadi abzog, Rauchkaten genannt wurden. Ein Fremder hielt es in diesen engen, dunklen, verräucherten Katen nur kurze Zeit aus. An gast lichen Häusern gab es nur den uralten „Klosterkrug" und einen kleinen strohgedeckten Krug in Vitte. Aber Kosegarten, erfüllt von dem starken, naiven Naturgefühl seiner Zeit, sah über die Öde, Ärmlichkeit und mangelnde Gastlichkeit des Ortes hinweg