und erkannte mit dem Blick des echten Schwärmers, was den Zauber dieser Insel ausmachte: der unendlich weite, freie Blick von den Bergen des Inselhochlandes über das offene Meer, die reizvollen Gegensähe zwischen Hodiland und Heide, zwischen dem von der Brandung umrausditen Ostseestrand und der stillen Fläche des Boddens, die herrliche Unberührtheit und Ursprünglichkeit dieses vom Meerwind ständig er frischten, von einer milden Sonne bestrahlten Landes. Er fühlte, daß Hiddensee, ähnlidi dem auch von Dichtern und Malern „entdeckten" Capri, ein Aufenthalt für schöpferisch tätige, Konzentration sudiende Menschen sein könnte. „Berge gehn mir nächst dem Meere über alles", schrieb er 1792, „Inselberge nun gar, umrauscht vom heiligen Vermögen des Meeres, sind mir der höchste Gipfel aller Naturerhabenheit. Kein Wunder demnach, wenn idi nicht müde werden konnte, in diesen Höhen um herzuschwärmen." Wilhelm von Humboldt wurde durch Kosegarten auf die Insel auf merksam gemacht, wahrscheinlich audi Goethe, der in seinen „Maximen und Re flexionen" Hiddensee nennt und dessen Freund, der Maler Philipp Hackert, Hidden see besuchte. Und dem ersten Schwärmer folgten bald, obgleich nodn keine Verbin dung von Stralsund nach Hiddensee bestand und die Reisenden sich von Seehof auf Rügen im Fischerboot herüberrudern lassen mußten, Maler, Dichter und Theaterleute, um sich auf der Insel zu erholen und Kraft für ihre kiinstlerisdie Arbeit zu sammeln. Im Gästebuch des Gasthofs SchIieker, der aus dem alten Klosterkrug entstanden war, finden sich 1868 unter den ersten Gästen schon ein Maler und ein Schriftsteller, 1871 wohnte dort die berühmte Sängerin Pauline Lucca, und seit 1885 finden wir in diesem Gästebuch und in dem desVitter Krugs, des späteren Ostseehotels, immer wieder den Namen des Dichters, der mit Hiddensee sein Leben lang verbunden war und der nun in seinem vom Seewind überwehten Grab auf dem Dornbusch von seinem langen, reichen Leben ausruht: den Namen Gerhart Hauptmanns. Er sdirieb auf der Insel 1910 die Komödie „Schluck und Jau", deren Haupthelden die am häufigsten auf Hiddensee vorkommenden Fisdiernamen tragen, und 1912 das Drama „Gabriel Schillings Fludit", das auf Hiddensee spielt. Er arbeitete an der „Versunkenen Glocke", am „Armen Heinrich" und an anderen Werken während seiner vielen Sommer auf Hiddensee. Dort traf er mit dem Dichter des sterbenden deutschen Bürgertums