Sturmfluten geschützt, deren eine an der schmälsten Stelle der Insel das Land durch brochen hatte, liegen die Süderdörfer Neuendorf und Plogshagen. Der langgestreckte, fast buschlose Gellen ist Schafweide und Vogelparadies. Zweimal ist bisher das Gesidit der Insel von den Menschen verändert worden. Das eine Mal im Dreißigjährigen Krieg, als die Eichenwälder durch Raubbau und dann durch Brand mutwillig vernichtet wurden, so daß das ßergland kahl und dem weißen Flugsand überantwortet blieb. Das zweite Mal vom 19. Jahrhundert ab, als auf dem ßergland Laub- und Kiefern wälder angepflanzt wurden, als die hellen, wandernden Dünen durch Sanddorn und Strandhafer-Kulturen befestigt und ein schmaler Kiefernstreifen von der Heide bis etwa hinunter zur Ruine der Gellenkirche angelegt wurde, um die Äcker und Weiden vor dem Seewind zu schützen. In einigen Jahrzehnten, so hoffen wir, wird selbst der Gellen, die kahle Steppenlandschaft Hiddensees, bewaldet sein. Die Insel, die eine Fülle verschiedenartiger Landschaften in sich vereinigt: ßergkuppen, welliges Hügel land, satte Wiesen, Heide, Steppe, Sumpfdickicht und Sandstrand, ist nicht nur für frohe Menschen, sondern auch für die Tiere ein gastlicher Ort. Die Vögel genießen überall Schutz: auf der Halbinsel Alt-ßessin, auf der Fahrinsel, wo die Möwen in Kolonien brüten, und auf dem Gänsewerder haben sie ihr Reich, die Enten, Möwen, Austern fischer, Zwergseeschwalben, Kiebitze, Strandläufer, Rotschenkel, Kampfläufer,- sogar Fisdireiher wohnen auf der ßessiner „Schaar". Zahlreiche steinzeitliche Funde, darunter die Entdeckung einer Feuersteinwerkstätte, zeigen, daß Hiddensee in der Steinzeit besiedelt war. Historisch feststellbar ist, daß seit dem 5.Jahrhundert die Insel von dem slawischen Stamm der Rujanen oder Ranen besiedelt war, die von germanischen Geschichtsschreibern Venedi (Wenden) genannt wurden. Die Ortsnamen Grieben (= Pilzdorf) und Glambek (ein im 17. Jahr hundert verfallenes Dorf in der Heide,- Glambike lug = tiefes Moor) und der Name des Gellen (= wüstes Land) deuten auf diese Besiedlung hin. Die Slawen, die auf Rügen und Hiddensee saßen, waren kühne Seefahrer und lagen in ständigem Kampf mit den Dänen. Nach 1168 gelang es dem Dänenkönig Waldemar, der auf Hidden see Fuß gefaßt hatte, sich Rügen zu unterwerfen. Der Fall der slawischen Feste Arkona war der Beginn der gewaltsamen Germanisierung und Christianisierung des Insel-