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Sächsische Volkszeitung : 02.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1921
- Monat1921-07
- Tag1921-07-02
- Monat1921-07
- Jahr1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.07.1921
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Gonnabend den 2. Juli 1021 Sächsisch« Votk»r»ttung Der Bergetat im Haushallsausschuß Im Haushalts-ausschuß des preußischen Landtags fand vom 27. bis 30. Juni die Beratung des BergetatS statt. Da auch das furchtbare Grubenunglück auf Mont Ecnis mit zur Ver handlung stand und etwa 45 Anträge Vorlagen, war die Debatte sehr eingehend. Zum Etat selbst war vom Zentrum zunächst rer Abg. Brust, der zu den einzelnen Etatstiteln eine Anzahl von Wünschen und Anregungen vorbrachte. Abg. Nührup tZentr.) zeigte an mehreren Beispielen, das; die jetzige Betriebs» form der Siaatsbergwerke zu schwerfällig sei und wünschte, das; die vom HandclSmniistcr angetnndigte Borlage, die eine Aende- rung vorsehe, möglichst bald eingebracht werde. Dann bat dei Redner, die Schäftung eines BergmannSerbolnugSbeinieS in waldiger Gegend des Ruhr- oder Sauerlandes, de? Sieger landes oder des Har;eS in Erwägung zu Zehen, wo die Berg leute, die diese? wünschten, ihren Urlaub verbringen konnten Hinsichtlich deS Wohnungsbaues für die Bergleute müsse die staatliche BergwerkSverwaltuna vorbildlich sei». Or»,i begrün dete Abg. R ü h r n p einen Antrag, der verlangte, das; bei der Entente immer wieder ans eine Milderung d ' ' 'blenabliefe- ruugSoerpslichtunqen Inngetvirkt werde so neulich de> Mengen wie auch der Sorten. Wenn diese B „ichl ermäßigt würden, würde die deutsche Jndnstr, : -nnnen- lrechen, zumal auch der Ruhrbergban fast d.a -w-,cn tt:..-fa!k der oberfchlcsischen Kohle zu tragen habe. Tw oberschlesische Kohle könne Deutschland nichi entbehren, wen» es seine natio nale Kohlcnwirtschaft aufrecht erhalten und den Ansprüchen der Entcnie nur einigermaszen gerecht werden »volle. Schließlich trug der Redner verschiedene Beamteuwünsche vor und bat, der vom ..Neuen deutschen Trchuikerverband" eingebrachten dicsbe. züglichen Eingabe zu entsprechen. Schließlich wandte er sich gegen einen Antrag Dr. Pinkern evl und Genossen (Dt. Vvlkp.l, der verlangte, das; vom 1. Oktober 1021 ab das Reife zeugnis einer neunklassigen höheren Lehranstalt als Vorbe dingung für das Studium der Markscheideknnst angesehen werde. Er schlug vor, einer Denkschrift des Markscheidegeksilfenverban- dcs entsprechend an den Bergschulen besondere Markscheidefach- k.assen zu errichten, wie dieses- vor 1000 der Fall war. Am zweiten VerhandlungZtag gab zunächst der Handelsminister eine jlebersicht über die allgemeine Kohlenlagc. Diese sei besonders nach dem Fortfall der Ileberschichten als sehr ungünstig zu be zeichnen. Wenn unser wirtschaftliches Leben wieder in die Höhe gebracht werden solle, müßten wir mehr Kohlen haben uni vor allen Dingen Oberschlesien behalten. Vom Zentrum wünscht der Abg. Stieler nicht solche Dergarbeiterhäuser §u bauen, die schon nach einigen Jahre» nichts mehr wert seien. Für kinderreiche Familien müsse besonders gesargt werden. Bezüg lich der Holzversorgung der staatlichen Bergwerke würde es sich empfehle», mit größeren Holzfirmen langfristige Verträge mit beweglichen Preisen abzuschließen. Der Abg. Harsch vom Zentrum wandte sich gegen den Lohnabbau, der von den Arbeit- g,eberverbänden beabsichtigt sei und zunächst für den Bergbau und die chemische Industrie empfohlen werde. Die Hebung der Leistungsfähigkeit im Bergbau dürfe nicht auf Kosten der Ar beitszeit, sondern müsse durch Hebung der Technik erfolgen. Der dritte Verbandkungstag brachte eine sehr ausführliche Anssprache über das Grubenunglück auf Mont EeuiS. Der Regierungsver treter gab eine Darstellung der BctriebSverhältnisse ans der Zeche und berichtete über die stattgefundenen Untersuchungen Zurzeit sei eine restlose Aufklärung über die EntstehnngSncsacbe der Katastrophe noch nicht möglich. Der ZenIrumSabg. Brust begründete den Zentrumsantrag ans Einsetzung einer ständigen UntcrsuchungSkommission, die das Zentrum schon bei der Ver- Handlung über die Interpellation betreffend das Unglück ans Zeche Konstantin am 14. Juli im Landtag vorgeschlagcn habe. Ter Minister schlägt vor, im Ausschuß für Handel und Gewerbe weiter zu beraten, wie eine zweckmäßige Zusammensetzung der Kommissionen, Bildung von Unterausschüssen usw. erfolgen könne. Der Abg. Rührnp (Ztr.l wünsch!, daß die praktischen Erfahrungen der Betriebsräte und auch der bergpaOsteilicbsn Kontrollorgane mehr als bisher verwendet würden. Sodann seien die Betriebsräte und Belegschaftsmitglieder weitgehendst über die Gefahren des Bergbaues aufzuflär.en und zu be- lebren. Auf diesem Gebiete sei vieles versäumt worden. Die Beraarbeiterorganisationcn hätten schon seit Jahren immer wie- drc Vorschläge geiuacht und Anregungen gegeben, d e leider zu wenig beachtet worden seien. Die neuerdings eingerichteten Kurse, Lichtbilderkurse usw. hätten bei der Beraarbeitersthast großen Nnklang gefunden. Da der Oberberghauptmann erklärt hatte, die Bergbauverwaltung werde mit allem Nachdruck für «ine Einführung der elektrischen Grubenlampe eintrete», be- kolcl ürstmhos mimg Mir Zimmer mU stall u Marmwasser zo vaaer - Preise mäßig - «00^,,^,, Nr. 150, Seite - merkt« «bg. Nührup, daß hiergegen di« größten Bedenken borgebracht werden müssen, solange nicht ein brauchbarer Schlag. Wetteranzeiger, sei es an der Lampe selbst oder in anderer Form konstruiert sei. Die elektrische Lampe entzündet zwar stu, Schlagwetter, zeige aber auch solche nicht an. Der Bergnianr könne die Benzinlampe als Warnerin nicht entbehr«.". Die deutsche Wissenschaft und Technik, die während des Krieges so gewaltige Probleme gelöst habe, würde schließlich auch da? Problem des- SchlagwettcranzeigcrS lösen. Da das Leben und die Gesundheit tausender und abermals tausender Bergleute tu Frage komme, sei cS notwendig, das; die StaatSreg'crnng ge meinsam mit der Privatnidustrie ein Preisausschreiben erlassen, dessen Höhe der großen Bedeutung der zu lösenden Aufgabe ent sprechen müsse. Sodann müssten die Versuche zur ilnschädlicki- machung des Kohlenstaubes lGesteinstreuvcrstahrenl in großem Umfange nnaeslellt werden. Auch der Frage der Nett-nigstaiii- inern sei große Aufmerksnmkeii zu widmen. Am 4 Verband st ugs-tage wurden vom ZeutrninSabg. Sieger noch eine An zahl von Vorschlägen bezüglich der Aus- und Fortbildung der Bergleute sowie über die Gesabreuverbütung und eine au vre Organisation der Schießarbeit geiuacht. Die Srbtzißv-rbiud- l»ug über den Bergetat und die Abstimmung über ist Aüge wird am Sonnabend den 2. Juli staitfindeu. Die Schicksalsstmi^e Obersch esiens Von Tr. Herschrl, M. d. M. Der neue Ausbauministcr Walter Ratheuau hat einmal ge sagt, wir lebten in einem dialektischen Zeitalter. DaS mag in gemisst!,! Grade zniresse». Wenn e? aber heißen soll, daß das Wort heutzutage überschätzt werde, so gilt das sicher nicht von ParlamcntSredr». Die werden viel weniger gewürdigt als früher. Eine Ausnahme machten die lei:en Ausführungen der drei leitenden Staatsmänner von England, Frankreich und Denisch- land über Oberschlesien. Ihnen wurde, und zwar weit über die eigenen Parlamente und Länder hinaus, allgemeine Aufmerk samkeit zngewendct. DaS lag nicht mir an den Persönlichkeiten, sondern wohl »och in höhcrem Maße an der Wichtigkeit Ober schlesiens für sich selbst genommen und für die Wettpoliük. Die Rede von Llovd George war die seit Jahren beachtetste eines Staatsmänner-. Ihr Wese» und ihre Wirkung liegt »ich: nur in dein, was- sie aussprach, sondern fast noch mehr in dem, was sie andeutete. Man fühlte, eine neue Einstellung der eng lischen Politik kann sich an die Worte von den alten und neuen Freundschaften knüpfen. Daneben traten fast die schönen Worte pon der Unmöglichkeit, bollciidele Tatsachen von den Aufrührern durch Gewalt herbeisühren zu lassen, und von dem ehrlichen Spiel auch Deuischland gegenüber in den Hintergrund, obgleich sie für da? Schicksal OücrschstsienS natürlich von der größten Wichtigkeit sind. Die schivierigst- Aufgabe batte rednerisch und politisch der französischen Kammer gegenüber Herr Briand zu lösen. Er wand sich geschickt durch die gefährlichen Klippe» hindurch, die ihm vo» den wilden Männern des RevanchegedankenS und von -nglischer Seite her drohten. Er zeigte seine Bereitschaft und Fähigkeit mm Einlenke» und vermied zunächst den Bruch mit England. Trotz alles rednerischen Aufwandes aber ist seine Rede doch im gewissen Sinne ein klar gesuhlter Rückzug. Der englische und der französische Premier haben Macht hinter sich. Das unterscheidet die Rede des Reichskanzler? Dr. Wirth über Oberschlesien von ihren Ausführungen. Ohne Mach' außenpaliiisch zu wirke», ist natürlich schwer. Insofern batte dieser Sprecher e? leicht, als- die gesamte Sachlage sowie Recht und Menschlichkeit für ihn stritten. Der allgemeine Beifall im Reichstage und in der deutschen Presse zu diesem Teile seiner Rede zeigen, daß Tr. Wirth in bezug auf Oberschlesien die öffentliche Meinung Deutschland? restlos hinter sich hat. Hof fentlich vermögen seine überzeugenden Worte auch die Stim mung des Auslandes für sich zu gewinnen. Werden wir nuS nun mit DialelH.k noch lauge bescheiden müssen? Eigentlich sind der Worte wirklich genug gewechselt. Wir wollen endlich von den Hauptmächten Taten sehen, und zwar sowohl i» Oberschlesien selbst wie in Bonlogne Die englischen Truppen sind min vollzählig eingetrosfen und über Ovpeln hinan-? marschiert. Ihr Einmarsch in das Auf ruhrgebiet, der am 2. Juni beginne» sollte, ist aber zunächst unlerbliebe» und soll angeblich auf den 5, verschoben worden sein Mau sagt, daß diese, Verzögerung wieder einmal ans Gegensätze im Schoße der Hohen Kommission in Oppeln zurück- zusichren sei, m,r> zwar sollen iie sich darauf beziehen, ob mit den Aufrührern verhandelt wird oder nicht. In dem kritischen Augenblicke erfolgte der Rücktritt de-? Oberiten Percival, Wirkliche Krankheit kann der Grund sein. Ein Wunder wäre die Zerrüttung der Gesundheit bei den fort währenden Aufregungen und Zusammenstößen mit den fran zösischen Gliedern der Kommission keineswegs. Sie fanden einen sichtbare» Ausdruck darin, daß am Ostersonntag Sir Per cival und Herr de Marini den HanutgolteSdiemt in der katho lische» Psarrlstcne zu Ovvelu hesucknen, Präsident Leroud da gegen ostentativ in die Metze der St. AlerinS-Kavellc ging, und zwar ganz geocn^jcine sonstige Gewohnheit. Sollte eine diplomatische Krankheit vorliege», so sind ver- schiedene Erklärungen für sie möglich. Ein westliches Blatt sagt, Sic Percival würde durch einen mehr energische» Eng. länder ersetzt werden. Die vorherrschende Ansicht ist aber, daß er gerade im Gegenteil als Vertreter der schärferen Tonart einem Rückzug der Brite» vor den Franzosen hinsichtlich Bon- iogne zu»i Opfer gefallen sei. Das wäre ein sehr trübe? Zeichen für die Entscheidung, die dort in nächster Zeit über Lverschstsie» falten soll. Endlich sagen andere, der Rücktritt des Genera-s sei nur der Beginn des allgemeinen IlmbanS der Hoben Ko„,mjs. siv», i» der fortan die MilttärS durch Diplo-nmie», In, st-.-n und Männer de? Wirtschasii-lebenS erlegt werden sollen. Saun würden noch andere Herren der Konnnipion ibm bald felgen darunter auch ibr Präsiden!. Wenn wan's so hört, willst- lstg- lich scheinen, aber. aber. . . . Der Scheidende verdient ein paar Worte anc.» von denncher Seiie. Er war zwar durchaus kein Deiiltzlieiisrennd, jedock mar er ein rechtlich d'ulender '--ldat. Te-,-bi!b hielt er aus W.i'sen obre gegenüber den Aufrührern und vertrat scharf den Stand punkt. daß w-t ihnen nickt veMmdeli werden dür>'. wo? Mp sidiltt Leroud h. 'cimlich getan bat. MI? was augenscheinlich Mid nnhegrettticherweise setzt wst-der geschehen so'!. Sein Zögern ist ja nn wesentlichen schuld da: in, daß dc". Aufstand nicht im .Keime erstick: wurde. Nu» sag! der st. er Prä sident einem Amerikaner, auch die Engstinder wäre., militärisch zu schwach, um den Insnrecni-'n nur'kam zu hcaegnen. Wäre» sie er- ancb, w-nn die Fr-:.i-ost» m.c il-nen zusammen restlos ihre Pflicht getan hätten oder tti» wolle'» und wenn de» deutsche Selbst st-butz heranaezogcn würde? Tic Fraae stelle» heißt, sie verneinen. Die obcrschlejiiche öi'sc.ullche Meinung iaai, ein sosoriiger Vorstoß der Engländer ins Industriegebiet und ibr Be« stm,. von dort ans die Säuberung de? Anfrnhrgcbic'.e,- zu o ginnen, würde erfolgreich sein. T, nn hätte man mich die Möglichkeit. die etwa drohende Sprengung der Werke zu Verl Indern, dir wilde Banden vornehmen tömiten, wen» die stpstütircr znrück- gehcn müßten. Ihre Führung würde diesen ;":t. kaum vor nehmen. Maßgebliche Pisst,, bähen aber bereits selbst erklärt, daß sie die Leute nicht mehr in der Hand haben. Soweit diese nicht übergetretene Haller sotdaien sind, sind cs zumeist halb- starke, die durch eine ruhmreiche Vergangenheit in den Bo- jewken, den berüchtigten polnischen Stoßtrupps, zur Gewalt er zogen sind, von Hans ans dazu »eigen und in Dpnamttcnten- taten reichliche Hebung besitzen. Nicht nur Sachschaden wäre von ihnen zu befürchten, sondern auch Gefährdung des Lebens der Deutschen. Eile tut not. ES steht wirklich alles auf dem Spiele. Kleine Züge beweisen das am besten. In Hindenbnrg haben die Deut schen für die Insurgenten Ziviikleider abliefern müsse». Außer dem ist dort für diese in den deutschen Geschäften gesammelt worden. Wehe dem, der sich von diesen freiwilligen Gaben aus geschlossen hätte! Solche verschleierte Erpressung zeigt doch am besten die bolschewistischen Zustände, Zugleich aber auch den Geldmangel in der KriegSkasse der Aufruhrer. Die Forderung von Zivilklcidern endlich beweist, daß sie spurlos zu verschwinden gedenken, wenn wirklich Not an den Mann komm:, denn von dei» Engländer» dürfte man schon wenige-- Wohlwollen zu gewär tigen haben als von den Franzosen. Die stecken trotz aller Ab tengnnng den Ausrührern Munition zu und helfen ihnen auch sonst, wo und wie sie können. Die deutsche Bevölkerung ist erregt und verängstigt, wa» wirklich nicht wnndernehmen kann. Leider wird i» der großen Presse des AnSlanöeS diese Frage der reinen Menschlichkeit vst! zu wenig behandelt. Die Franzosen sind interessiert. Den angelsächsischen Zeitungen, besonder? auch in Amerika aber müßte mau mebr Gelegenheit geben, solche Dinge zu besprechen, die wirklich ein Hohn ans das 20. Jahrhundert, geschweige denn an» die diel gerühmte „Freiheit und Gerechtigkeit" sind, die die Hobe Kommission den Oberschlesirrn im Februar 1020 zu heili gen Persprach. Wir leben wirklich in einem dialektischen Zeit alter. Die Pielsachen Perschleppuiigen Po» Geiseln haben weniger politische Zwecke, als vielmehr Erpressungen im 'Auge. Selbst Päsie, die von Korfantv ausgestellt sind, werden van den Bcm- denfükrer» nicht mehr beachtet und bahnlachend zerrissen. Um gekehrt erbieten sie sich gegen Zahlung von 10 000 M, oder mehr zur Ansstellung falscher Papiere, um z. B. einen Kraft- Wagen Pon Hindenbnrg durch ihre Postenketten nach Oppeln gelangen zu lassen. Da wird kineingeschriebcn, daß man den Inhaber passieren lassen müsse, weil er wichtige Besprechungen über die Lebenömittclversorgnng der oder jener Stadt mit der 14 i ll ciioaK >! - uk Ikl Lkkk Mtnenommkei'-e ssipm-, für* ruvsi^sssige 7l8s knmittiungLn, keobackiunlren iLsrrl kesckgsfung vvn 6«wei8msten?2i Sächsische Volkszeitting — Nr. 160 — 2. Juli !021 Der Gänsebub Fränkischer Dorfroman von Dina Ernstberger (Nachdruck verboten) (47. Fortsetzung.) „Recht guten Tag euch allen," grüßte der Ankommend: d.« schn.-.gende Schar, während Hann: vlnie Gr,iß im Anno- schritt bis in die Mitte des Zimmers vorging und mit den Wor ten: „So, da is er etza. weil ichs Euch versprochen Hab," die Vorstellung übernahm. „Kennens denn den nimmer," fuhr er fragend fort, da bei gönnerhaft auf einen Mann deutend, der verlege» lächelnd kräftige Stöße aus seiner qualmenden echten Illmcr Tabaks pfeife bl es. als sollten ihn die 'n Hst > Ranchwcilst» den Blick n de? ehemaligen Jugendkameraden entziehen. „No, kennenö ihn nimmer?" wiederholte Hanni seine Frage, als er sah, wie Jo seph, sich besinnend den viereckigen Schädel des rauchenden 'Lauern betrachtete Er fühlte sich nun ganz Herr der Si tuation. „Schneiders-Schorsch?" nachdenklich wiederholte Joseph ncchmal den Namen, dann plötzlich erinnerte er sich des alten Freundes wieder und lachend streckte er seine Hand dem eiiiüigen Kameraden entgegen. Schwerfällig erhob sich der Begrüßte. In namenloser Verlegenheit murmelte er einige nnperständliche Worte, die seine Freude über das Wiedersehen zum Ausdruck bringen sollte». Wenn er doch um alles nur wüßte, was ec sagen, wie er den einstigen Jngeudsreund anreden sollte. „Flick schuster-Joseph" konnte er doch nicht sagen, „Here Schiister- Joseph" — das klingt auch toll. Wie eine Erlösung ans höchster Not dünkte cS ihm, als sein Nachbar, just der Vor witzige, der zuerst CchneiderSschorsck rieß ganz ungeniert und frech dem noblen Freunde znrief: „Ha, und mich kennen-) nimmer, Herr Joseph? Haben doch allwcil milanander GänS gehüt und die Professors Lore dazu. Weißt? denn »immer? Ich bin dock der SchulteSvetc!." Also, Herr Joseph mnßle man "sagen. Anfattnend ver nahm es der SchneiderSschorsch. .sich der Sckniltespeter,' w-'f Joseph erste,:. Nanr st kenne ich dick noch. — Wie mich daS sreni, all die lieben Freunde und Bekannten wiederznsehen. Ilnd wer sind den» die anderen? Mir dünkt, ich kenne sie auck>: kann aber nickt wehr ihre Namen finden." Sofort übernahm Hanni wieder mit liebenswürdiger Be reitwilligkeit die Vorstellung. „Ja, des is amal der Görgenmichel; der fest ist der Fritzen- HanS; uv. und der — Potzkreiz! no den kennen? erseht recht gut. das iS der Wevcc michel. Weßta, Herr Joseph, der wo alleweil einsagen hat müssen in der Schul drinna." Lachend begrüßte Joseph all die Vorgestellten, jedem freundlich die Hand schüttelnd; dann setzte er sich mitten unter sie und er;ä!'lie und ließ sich erzähl,'» und als das Wort „Herr Joseph" immer häufiger an sein Ohr drang, bat er sie, doch nicht mehr Herr zu ihm zu sagen, sondern daS alte lrants „Du" wieder wie einst veizubebalten. Jetzt war erst die richtige Stimmung da. „Etza fehlt »er noch aS Fäßle ans deS Späßle," flüsterte der Schuttespest'r dem Wcbermichel ins Ohr, als eben Seppele und Heinele angestürmi kamen, uni de» Herrn Onkel znm Abendessen beim zu Halen. Wilde Pratestrufe wurde»! laut. Mit Gewalt wollte man den Herrn Joseph noch länger hier behalten. Der erklärte aber fest und bestimmt, das; er seine Mutter nicht länger ivarten lasse» dürfe. „Die DunaerivetterS-Weibsbiider sind doch an allen schuld," meinte, seufzend der Schultespeter. „Meine daheim is a so a Luder. Kaum hin ich im Wirtshaus, läßt s' mich wieder holen. Verheirat' weiinst erseht iväöst! ' Potzdumierkeiler, da könnst wa? spüren!" Leise zupfte der FritzenbanS den kühnen Sprecher am Arm: „Du. Bruder, mit dein Fäßle. das wird iiir. Red'S ihm amal a wenig bin: Du vast aS ineist Kuraschie." „Das glaub ich, ja, dazu wär ich euch reckt zuin Bnrger- 'r astcr rcl'm! ihr euch an ander!," „Las; gehn! Dir Ritts ja doch am besten geschmeckt. Znm Bürgermeister bist uns viel zu gescheit, mei Lieber!" „Hast rechtl Bei euch kann nur a Nindviech Bürgermeister sein " „Soll des- wohl heißen, daß der Friedlcrs-Görg a Rindviech is. Pcchdunin-rkril. aS Rindviech bist du." Trotz heftigster Erregung erwiderte der Schuttes-peter nicht sofort die tiefe Beleidigung seines Feinde?, Mit offenem Munde horchte er angespannt ans die Worte, die der Her ,' Jo seph eben zu den Versammelten sprach: „Trinkt ans mein Wohl und »'acht einst einen guten Abend, Der Hunde wa. -2 c n trag >,ur störe» Slü'-'.i.nn» e-was bei " „WaS iS denn mit dem Hundertmarkschein. Göcg,' kragte der Schullec-peter rasch, den Näckstitehenden am Arme gipsend, während der Fritzeuhans, -alte Kränkung vcra,'send, dem Fragen de» ganz liebevoll znfliis.erlc: „DaS gibt mehr als a Fäßle, Peter, A Hn>.> r»w :> licheni is ka Kahadreck!" Stürmisch drängte sich nun alles an den großmütigen Spender heran, der sich anschickte, sorizugehen. Ei» jeder wollte ihm ein reckt baldiges Wiedersehen an das Herz legen. Mir tiefem Bedauern erfüllte eS alle, das; Joseph schon am nächsten Tage daS Dorf wieder verlasse» wollte. Schon stand er unter der Türe, da — ans ein Zeichen de? SchnlreSpeter brach die ganze Schar in ein brüllendes „Hoch" an-S, daS sich so lange fortt'etzte, vis der edle Freund hinter den Mauern seines- Hansec- verschwunde» war. "Im neuen Hause herrschte an diesem Abend eine frohe Stimmung. ES war schon spät; die Lichter waren längst ansgczündel, aber die alte Flickschusterin wollte heute nicht» dorn Schlafen gehen wissen. Sie konnte sich gar nichi satt hören, wenn Jo seph erzählte — das; er aber auch am anderen Tag schon wieder fort wollte! — Tie wußte noch so vieles zu fragen und viele» wollte sie ibm auch noch sage,»! Sic batte nickt nachgelassen. b:S Joseph versprach, auch die Nackt hier im Hanse bei ibr zuznbringen. Als er bei seinen Bekannten im OchsenwirtshanS war. hatte sie das kleine nette Gastzimmer schnell mit Marianne für den liebe» Gast hergericbtet, D"» tollsten, weichsten K'st'-a legte st« ibm i» da? Bctt > ick die schönste Wäsche holte sie heraus, Weil die Herbstilächte manckinal schon reckt kalt waren, legte sie vorsorglich eine reckt heiße Wärmflasche in das Bett. — Allein — all;» viel »st nn- gcsund! Als Joseph ganz svät endlick in da? Bett kam, suhlte er sich dank der mütterlichen Sorgfalt, äußerst unbehaglich in den unergründlichen Tiefen seines weichen FlaninenbeticS. Erst al? die Halste Ballast über Bord geworfen war, konnte er sick einigermaßen zurecht finden, doch lag er noch lange mit offenen Angen da. Ank einmal war es- ihm, als hörte er leise, schleichende Tritte vor seiner Türe. So spät in der Nacht; »ver mochte dies- sein? Er hob das- Haupt und horchte angesvannt auf da? so» dcrbare Gerä-'sck'. Da — leist, oan; leise klinkie die Türe aG und sein Mütter!-'!!» stecklc ängstlich horchend dc» Kopf durs de» Türsvali. Sa-nell versteckte er da? Haupt in die Kisten «nt a" ob er stv"
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