Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1865

Amtsblatt des KSuigl. Bezirksgerichts Md des Raths der Stadt Leipzig. ^ 36«. Dienstag den 26. December. 1865. Bekanntmachung. Die Herren Professoren und .Docenteri an hiesiger Universität werden andmch veranlaßt die schriftlichen Anzeigen der Vorlesungen, welche sie im nächsten Sommer-Semester zu Hallen beabsichtigen. behufs der Aufstellung des LectionS-KatalogrS binnen 14 Tagen und spätestens den V3. Januar 18V6 in der Universität--Canzlei einzureichen. Leipzig, den 23. December 1865. Der Reetor der Universität. ^ O. Gerber. — Verschiedenes. nachtS-Bescheerung statt. Neben dem Direktorium and Per sonal der Anstalt waren Gönnerinnen und Pflegerinnen derselbe« * Leipzig, 25. Decbr. Nach einer amtlichen Mittheilung i« I erschienen, um den armen kleinen Patienten «ine Festfreude zu einem Extrablatt des Dresdner Journals ist die Frau Herzogin I bereiten, ein Act der Liede, welcher den leidenden Kindern sichtlich Sophie in Bayern, geb. Herzogin zu Sachsen, am 24. December > wohlthat und auch gewiß in den Herzen der edlen Geber und früh von einer Prinzessin glücklich entbunden worden. Mutter I G-bermnen jenes beglückende Gefühl bmierließ, welches aus dem und Kind befinden sich wohl. I Bewußtsein, entspringt, etwas wahrhaft Gates gethan zu haben. * Leipzig, 25. December. Se. Majestät der König haben» * * ** Leipzig, 25. December. In der Z'egelgrab« der Herren geruht, dem Commiffar für die Leipz'ger Zeitung, Neg.erungsraih I Hüffer u. Co. fand man vor einiger Zeit einen versteinerten von Witzleben, in huldreicher Anerkennung feiner verdienstlichen I Baumstamm. ES ist derselbe für etwa 30 Thlr. von der Bau- Wirksamkeit in der gedachten Function das Ritterkreuz vom Ver- j fabrck in Neureudnitz gekauft worden. dirnfiorden zu verleihen, uud ist demselben solches am 24. d. M. von Herrn KreiSdirector von BurgSdorff in Allerhöchstem Auf träge unter feierlicher Ansprache mit Hinweis ans die Be deutung der Presse im Brisein des gesammten Redactions und ExpeditionSperfonalS gedachter Zeitung überreicht worden. I Leipzig, 25 December. In einer Wohnung auf der * Leipzig, 24. December. In vergangener Nacht früh zwischen 2 und 3 Uhr wurde der Nachtwächter Voigt in Neuschönefeld, als er ruhig daselbst emhergegangen, plötzlich von einem jungen Manschen überfallen und erhielt zwei Stiche mit einem scharfen Instrument, dicht über dem rechten Auge und am H.nierkopf, so baß der Verwundete noch dieselbe Nacht in ärztliche Behandlung Ulrichsgaffe excedirte gestern Nachmittag ein hiesiger Schriftschleifer 1 genommen werden mußte. Dem Nachtwächter, welcher fein HülfS- gegen seine Mutter und deren Aftermkther in so grober und br-1 signal noch geblasen, gelang eS mit jenem aus BolkmarSdorf den deutlicher Weise, daß man die Polizei zu Hülfe rief, um den toben-1 frechen Menschen za ergreifen. ES ist der 23 Jahr alte Gelb- den Menschen, der bereits einzeln« WirthschastSgegenstände demolirt» gießer Herrmann Gustav Schulze aus Zeitz, welcher nun das und jenen Aftermiether blutig geschlagen hatte, aus der Wohnung 1 Weihnacht-fest im Gefängniß athLlt. zu entfernen. Der deshalb dahin gesendete Polizeidienir kam aber» * Leipzig, 25. December. Der Güterzvg. der am Sonntag schlecht an. Der Excedent leistete seiner Zurechtweisung nicht nurIfrüh mit einer laugen Reihe von Wagen abging, verlor jensrit keine Folge, sondern vergriff sich noch thätlich an ihm. Er schlug I Gröber- eine große Anzahl derselben, die auf der Bahn stehen in feiner Math auf den Diener los und brachte demselben ver-»blieben. Sie mußten von Halle aus, wo man fle erst vermißte, mittelst eine- MefferS, da- er in der Hand hielt, eine zum Glück »durch eine Extra-Locomotive nachgeholt werden, nicht gefährliche Verwundung im Gesicht bei. Natürlich erfolgte» * Leipzig, 25. Decbr. Am IS. Decbr. hielt Herr Or. Will- darauf seine sofortige Verhaftung. Iman» seine Vorlesung au- dem „ Faust". In einer sehr an- — Der Handarbeiter Ioh. Gottfried Kutscher au- Lmdenau, 1 sprechenden Weise leitete er dieselbe durch eine kurze Charakteristik welcher am 19. dies. Mon., wie wir damals mittheilten, in deniFaust'S ein, sich darauf beschränkend, die menschlichen Seiten Thonbergstraßenhäusern verunglückte und deshalb ins Jacobs-I diese- „ Übermenschen " zu zeichnen. Nicht mit dem Apparat ge- hoSpital gebracht worden war, ist gestern Vormittag in Folge eine-»lehrter historischer Forschungen, noch weniger mit dem Rüstzeug Beckenbruchs, dm er bei dem Sturze erlitten, daselbst gestorben.» philosophischer Systeme zog er den mit diesen Elementen genugsam Er war 29 Jahr alt. »vergeistigten Helden in eme dem einfach menschlichen Denken und * Leipzigs 25. December. Die bereit- erwähnte Christbe-1 Fühlen noch entrücktere Sphäre, — sondern grade im Gegentheil scheerung im Waisenhause am vorigen Sonnabende war diesmal I suchte er durch Blicke in da- Gelehrten leben überhaupt, durch den durch höchst zahlreichen Besuch belebt, vor Allem aber durch An-»Hinweis auf die Kämpfe, die jede- Forscher- uud Geistesleben wefmheit sehr angesehener Persönlichkeiten ausgezeichnet — aller-»begleiten, dem minder Eingeweihten die faustische Natur menschlich ding- ein schöne- Zeichen von Theilnahme für dies« Wohlthätig-»nahe zu bringen. — Indem Or. Willmarm zum Schluß seiner keitSanstalt, welche- wohl mit Recht seitens des Vorstände- wieI Vorlesung den Worten des Mephistopheles: «Und hättest du dich de- Beamtenpersonals ul- eine Aufmunterung, für di« Weitereut-»nicht dem Teufel übergeben, du müßtest doch zu Grunde gehen", Wicklung der Anstalt alle Kräfte einzusetzen, angesehen werden mag.»den berudigmden und versöhnenden Zusatz gab: „Faust wäre Außerdem aber waren auch zahlreiche Geschenke, besonders von »nicht zu Grunde gegangen, er sei durch Kämpfe der schrecklichsten einem Paar Buchhändlern, sowie unter Mitwirkung der Herren»Art einer höheren Verklärung entgegengereist und hätte so eher Stadtverordneten Hey und L. Seyfferth eingegavgen und sogar »da- Wort des Geistes, „ein guter Mensch in seinem dunkeln Geldmtterstützungeu zur Christbescheerung zagefloffen (unter Andern»Drange sei sich de- rechten Wege- wohl bewußt", bewahrheitet, — auch von einem angesehenen Hause in Dresden), so daß es jeden »gab er der Vorlesung einen dramatische«, effcctvollen Schluß. — Menschenfreund freueu kann, diesem Theile der öffentlichen Mild-»Die Vorlesung selbst war wohl der Glanzpunct der vier Vorle- thätigkeit so viel Herzen zugewmdet zu sehen. Das Aon plus!lungea, die Herr Or. W. uns geboten. Die Schwierigkeit, in den ultr» war aber jedenfalls der Eindruck, den am Sonntag Morgen! langen Monologen nicht eintömg zu werden, überwand der Vor eine von dem Theaterdirector Herrn von Witte ausgegangene Ein-! tragende in einer meisterhaften Weise, indem er für jede wau- ladung zum Besuche der Aufführung der ..Ella" auf di« Waisen-! delnde Seelenstimmung den entsprechenden Ton zu finden wußte, jagend machte. — Jetzt bleibt in der That Nichts zu wünschen! Der tiefe Grundton der Verzweiflung ging durch da- grübelnde, übrig, als daß die Waisenkinder uud die WaifeuhauSverwaltuug I sinnende Wesen des Gelehrten, wurde nur auf Augenblicke von sich solcher Auszeichnungen immer weich zeigen möchten. k dem übersinnlich sinnlichen Behagen im lichten Aethex de- Geister- ** Leipzig, 25. December. In der hiesigen Kinderheil-I leben- überwunden und gipfelte in dem jähen Hmäbftürzrn aus a» stall (Grimma'scher Gteinwea 56, Seitengebäude) fand am »dieser reine» HimmelSlust in die dunkeln, fiunlichen Tiefen der vir-augeue« Freitag wie alljährlich so auch diesmal die Weih-» Menschenbrust. Eben so war ein leichter Zuvgenton (weun wir