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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186512309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18651230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18651230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-12
- Tag1865-12-30
- Monat1865-12
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1865
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8<'71 werde«, werde« gestochen, da» Blut abgezogen, aufgesangm und entweder auf Blutalbumin und eingetrockaete» Blut verarbeitet oder ohne Weitere» zu sogenanntem Blutdünger eingekocht. Zur Zeit wird auf der hiesigen Scharfrichtern hroptsächlich nur Blutdüug« au» dem Blut verniet, weil, wie ich nachher erwähnen werde, Hrn. Gebhardt eine Erweiterung feine» Betrieb- noch nicht ge stattet worden ist. (lieber die Wichtigkeit de» Blutalbumin» und dessen Darstellung habe ich bereit» früher Mitthrilungen gemacht). Dann wird da» Thier enthäutet und die Häute sofort in dre mit der Scharfrichtern verbundene Lohgerbern abgeliefert. Der Werth einer rohen Roßhaut beträgt durchschnittlich 3'/, Thlr. Zum Lohgarmacheu der Roßhäute »ach der gewöhnlichen Methode Ist ungefähr ei» halbe» Jahr erforderlich und da» lohgare Roßleder wird besonder- alSSchuhleder.Berdeckleder rc. verarbeitet. Die mannig faltige Anwendung derRoßhaare ist bekannt. Die Schweifhaare find die werthvollsten, dienen zu Haarsieben und verschiedenen Geweben und werden pr. Ctr. mit 50 bis 62 Thlr». bezahlt. Die Kamm haare dienen zum Polstern und werden pr. Ctr. mit 20—25 Thlr«. bezahlt und die ganz kurzen Roßhaar« werden wie di« Kälberhaar« i« Teppichfabriken geliefert, selbst zuweilen zu groben Stoffen ver arbeitet. Der Ctr. solcher Haare wird mit 3 und 4 Thlr. bezahlt. Auch di« Pf«rd«hufe werden abgeschieden und hauptsächlich au di« Blutlaugensalzfabriken abgeliefert, welche den Ctr. mit circa 2*/, Thlr. bezahlen. Doch werden auch Pferdehufe zu ordinären Hornkuöpfen und im gemahlenen Zustande zum Düngen verwendet. Da- abgehäutete Thier (Pfero) wird dann nach Beseitigung der Exkrement« in vier Theile zerlegt und ohne Weitere» (also di« Fleisch-, Fett- und Knochenmasien zusammen) in große papinsch« Cylinder gebracht. E» find dieß sehr starke, große eiserne Cylinder, um hermetisch schließendem Deckel und zwei Abflußhähnen, vv» welchem der eine am Boden de- Cylmder-, der andere ungefähr in t/« feiner Höh« angebracht ist. Zugleich find die Cylinder mit Sicherheitsventil und Manometer versehen. In einen solchen Cylmder können auf einmal die Biertheil« von drei bi» vier Pferden «ingefüllt werden. Ist der Cylinder angefüllt, so wird er fest ver schlossen und nun gespannter Wafferdampf von circa 2 Atmosphären Druck zugeleitet; der zuerst zutretende Dampf verdrängt die Lust, die man durch Oeffaen eine- Halme» entweichen läßt und ver dichtet sich sofort zu Wasser, welche- die anhaftenden Bluttheil« und Uureimgkeiten aufnimmt. Man läßt daher diese» Condea- sation-waffer so lang« au- dem untersten Hahn adfl eßen, Li» e» ganz klar und rein ist. Nachdem der Inhalt auf diese wirksame Weise vollständig gewaschen und di« ganze Masse durch den Dampf erhitzt ist, schließt man den Cylinder vollständig und läßt nu» de» Dampf ungefähr 8 Stunden lang mit vollem Drucke vom Dampfkessel au» auf di« Masse wirke». Während dieser Zeit tritt in Folg« der Wirkung de» heißen Dampfe» da» Fett au» dem Gewebe heran», alle häutigen und sehnigen Theile verwandeln fich in Leim, auch die Knochen, wenigstens die schwächeren werde« total erweicht und ihr Bindegewebe m Leim übergeführt, der fich zugleich mit den au» dem Fleisch auSgezogrnen löslichen Stoffen m dem Wasser auflöst, welche- sich bei dieser Behandlung durch Verdichtung de» Dampfe» bildet. ES sammeln fich daher m dem untere«, durch eine« Siebboden von den eingefüllten Thieren ge trennten leeren Theile de» Cylinder» zwei scharf getrennte Flüssig keitSschichte» an, näwlich eine untere, welche den Leim und dr« au» dem Fleisch extrahirten S off« in Wasser gelöst enthält und «ine obere, welche au- dem au-geschmolzenen ganz klaren Fett« besteht. Man sieht daher, daß diese Methode Le- AuSfchmelzen- de- Fette» und Gewinnung der Leimsubstanz in jeder Hinsicht ganz vorzüglich ist ; denn sie liefert ein durchaus reine» klare- Fett (wie Sie au- der Probe erkenne», die ich Ihnen hier vorlege) uud e- verbreitet fich während dieser Operation keinerlei Geruch, da di« Cylinder hermetisch verschlossen sind. Alle Uebelstände de- aewöhulichea Fettau-schmelzenS find also hier gründlich be seitigt «ad brr der Festigkeit der Cylinder sind Explosionen in Folge de- Dampfdrücke» nicht möglich. Herr Gebhardt hat i« einem vollständig isolirten Raume einen besonderen Cylinder die fer Art ausgestellt, der nur zur Talgschmelzerri au» dem von de« Fleischer» gekauften frischen Rind-fett dient und produeirt eine« RindStalg von vörzüglichster Reinheit zu 16 — 20 Thlrn. pr. Centner. Dieser Talg zeichnet sich besonders durch seine weiß« Färb«, Härte uud Geruchlosigkeit aus und ist ei« werthvoller Rohstoff zur Stearinsäure- und Geffenfabrikation, (wie Sie eben falls au» der vorliegendm Probe erkennen werden). Nach vollendeter Wirkung de» Dampfe» in den Cylinder» wird «u» zunächst da- Fett durch Oeffaen de- oberen Hahne- abaelaffe» und ohne Weitere- aufgrsammelt und hierauf di« Leim- lösuvg au- dem unteren Hahne. Da- au- Pferde« nach dieser Methode gewonnen« Fett ist Lei mittlerer Temperatur flüssig, wird aber i» der Kälte halbflüsfig und starr. Es kömmt unter de« Ramm Kammfeit in dm Handel und kostet pr. Ctr. circa 14 Thlr. Diese- Kamwfett eignet fich besonder» zum Schmieren vo» Maschinen, zum Eiufette« der Wolle und wird auch zur Darstellung der sogmanntm Elarnseif« oder Schmierseife («i»«r gauz veichm Kaliseift) für die Tuchfabrikatiou benutzt. Di« au- de« Etzlmder abgelaffen« Leiwflüssigkeit ist nicht zur Leimbereitoug geeignet, da ste außer Leim zugleich di« Ertractiv- stoffe de- Fleische- enthält und da überdreh der Lelm selbst durch die anhaltende Wirkung de- Dawpfe» etwa- modifieirt ist. Diese Flüssigkeit wird daher m einem besonderen mit Dampf «rhrtzbaren Double-Kessel eivgedampst, bi- sie fich in eine zähe, fadmziehend« syrupartige Maste verwandelt hat, da- so gewonnen« Product aber unter dem Namm Boaesize in dm Handel gebracht uud in der Tuchweberei zur Bereitung der Schlicht« benutzt. Da» Bonefize bleibt immer flüssig, geht nicht iu Fäulniß über (seine Beschaffenheit ist au- der vorliegenden Prob« zu ersehen). Der Centn« davon wird mit 3 Thlrn. berechnet. Sind da» au-geschmolzeue Fett und die Leiwflüssigkeit in der beschriebene» Weise abgelaffen worden, uud di« Eylind« etwa» verkühlt, so werde» sie nun geöffnet, entleert uud dt« gauz« aus gekochte Maste auf einer Darre getrocknet. Hierbei entwickelt sich kein fauliger, sondern ein eigenthümlich süßlicher Geruch, der jedoch leicht durch paffende Vorrichtungen beseitigt werden kau». Au- der gedörrten Maste werden dann die Knochen au-gelefen und di« ganz au-gekochten zu Knochenmehl für landwirthschaftliche Zwecke gemahlen, die großen, im Innern »och hart gebliebenen Knochen dagegen zu Knochenkohle oder sogenannter Klärkohl« für die Zuckerfabriken gebrannt. Auch da- Fleisch wird gemahlen und da- gewonnene Fleisch mehl als wirksame- DÜngmtttel sehr geschätzt. AuS dieser kurzm Darlegung de- ganzen Betriebe- ist nun leicht zu ersehen, daß die Methode der Fabrikation die Entwicklung übler Gerüche nicht bedingt, indem der Thierkörper hierbei so rasch verarbeitet und in di« verschiedenen fertigen Product« übergeführt wird, daß ein« Fäulniß derselben nicht möglich ist. Di« einzig« Quell« für die Verbreitung eine- bedeutenderen Gerüche- ist di« Dörranstalt, die jedoch, wie schon erwähnt, in einer Weise ein gerichtet werden kann, daß der süßliche Geruch dabei zerstört wnd und selbst der nächsten Nachbarschaft nicht mehr bemerkbar ist. Wen» aber trotzdem die hiesige Scharfrichterei zu gewissen Zeiten, namentlich in den Herbstmonaten als eia Heerd bezeichnet werden muß. von welch'M aus auf einen bedeutenden Umkreis ein uner träglicher Geruch sich verbreitet, so muß die Ursache hiervon in einem anderen Verhältnisse za suchen sein. Bei genauerer Prüfung ist in der That die Ursache nicht schwer zu finden. Sie beruht darin, daß die Anlage für die Bedeutung, die sie gewonnen hat, viel zu klein ist. Erst kürzlich konnte man iu de» hiesigen Blättern lesen, daß ein Transport von circa 60 Stück auSrangnten Pferden m der Scharfrichterei eingetroffen sei. Dieß ist jedoch nicht nur einmal, sondern kurz« Zeit hintereinander mehrmals vorgekommen. Herr Gebhardt verarbeitet täglich in drei papiu'schrn Cylindnn 8 —S Stück Pferde oder wenn Tag und Nacht gearbeitet wird, bis zu 16 und 18 Stück. Treffen also nach einander so große Transporte von Pferde» ein, so reichen die Stallungen nicht aus um dieselben lebend zu beherbergen; auch würde eine längere Fütterung der dem Tode geweihten Thier« zu theuer zu stehen kommen und die Thier« hungern zu lasten wäre Thierquälerei. Also die Thier« werden gestochen, bleiben mehrere Tage im Freien liegen, bis sie endlich an die Reih« kommen uud verbreite», indem sie anfangen in Fäulniß überzugehen, den abscheuliche» Gestank. Al- ich kürzlich iu der Scharfrichtern war, lagen wohl 60 Stück solcher todter Thiere auf dem Schlachthofe derselben au-gestrrckt und der Geruch war selbst für eine chemische Nase empfindlich. Man wird non sagen, daß unter solchen Umständen der Besitzer der Scharfrichtern schon längst snne Anlage entsprechend hätte erweitern oder verlegen solle«. Auch hinüber erlaube ich mir Ihnen eine» kurzen wahrheitsgetreuen Bericht abznstatten. Schon vor ungefähr drei Jahren trat der Rath der Stadt Leipzig mit Herrn Gebhardt in Verhandlung wegen Verlegung der Scharf richtern in eine von der Stadt werter entfernte und daher paffen der« Lage. Damals wäre eine solche Verlegung mit geringeren Opfern möglich gewesen, da die Gebhardt'sche Anlage bedeutend einfacher war als jetzt. Da- Collegium der Stadtverordneten -ab jedoch seine Einwilliguua nicht hierzu, au- Gründen, die mir »lcht bekannt find. Herr Gebhardt blieb also auf semem Besitz- ihum, richtet« sich bester auf seinen Betrieb ein, «hielt aber so mastenhafte Zufuhren alter Thier«, daß sein« Anlage bald zu klein wurde und er sich entschloß dieselbe entsprechend zu vergrößern. Er reichte i« Juni duse- Jahre- sein Gesuch zur Aufstellu»- eiue- großen DampfkefftlS nebst ein« Dampfmaschine von 16Pftrde- kräften eiu. Da «hob sich ab« die ganze Nachbarschaft bi- in die GerLerstraße und protestirte gegen eine solche Anlage. Da» Gesuch ging an di« Krei-direction, welche entschied, mau möge mit Herrn Gebhardt üb« Verlegung der Scharfrichter« verhandeln und ftitdrm ist kein« ferner« Entscheidung erfolgt. Di« Nachbarschaft ist empört üb« de» entsetzliche» AaSgeruch, der immer schlimm« wird, uud doch träH sie ein« Hauptschuld dara»; den» könnte» täglich 20 Pferd« anstatt S in der beschriebene» rationelle» Weif« »«arbeitet werde», so würde» dies« Uebelstände nicht eingetrete» «in. Seit Monaten steht »un fcho» der »me große Dampfkessel n dem Hofe d« Scharfricht«« und die Dampfmaschine uvthatig « einem Schuppen; Tausende von Centner« Knochen und ge trocknete- Fleisch liege» da al» tobte» Capital, wnl st« «icht ge-
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