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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186902069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690206
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-02
- Tag1869-02-06
- Monat1869-02
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1869
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Wegen bevorstehender Vaeanz de- von bl. Johann David ZKetgel in besten am 2. März 1837 publicirten Testamente gestifteten Stipendii, welche- zunächst für die Nachkommen der leiblichen Geschwister de- Stifter-, nachfolgend für Studirevde der Theologie bestimmt ist, und zwar vorzüglich für solche, die au- de- Stifter- Geburtsorte Zschocken herstrmmen, sodann für Söhne von Lehrern an der hiesigen ThomaSfchule, endlich für solche, welche früher ThomaSschüler gewesen sind, werden alle diejenigen Studirenden, welche auö irgend einem Grunde auf diese- Stipendium Anspruch zu machen beabsichtigen, hierdurch aufgefordert, ihre Bewerbungen längsten- den 3L Marz 18VS in der UniversitätS-Kanzlei einzureichen und ihre Ansprüche durch glaubhafte Zeugniste zu bescheinigen. — Leipzig, den 1. Februar 1869. Der akademische Senat. vr. Brückner, d. Z. Rector, vr. Boettger. Der Mensch und das Meer.*) „Alles ist aus dem Wasser entsprungen! Alles wird durch das Wasser erhalten! Ocean, gönn' uns Dein ewiges Walten! Wenn Du nicht Wolken sendetest, Nicht reiche Bäche spendetest, Hin und her nicht Flüsse wendetest, Die Ströme nicht vollendetest. Was wären Gebirge, was Ebenen und Welt? Du bist-, der das frischeste Leben erhält." ThaleS im „Faust". Wir müssen, wie da- Land, auch endlich da- Wasser bewirth- schaften lernen. Auf ersterem vermehren sich vernünftige Land- wirthe erfreulich, auf letzterem sind wir noch Barbaren, obgleich es viel fruchtbarer an Nahrung für Körper und Geist ist als oft der beste Boden. „Da- Meer, da- Meer macht frei", sagt der Dichter, und Hegel nennt eS „die Brücke der Völker". Diese unerschöpflich reiche NahrungSquelle, die Schule der Mariuekraft, ist zugleich auch die große Speisekammer für Tugend und Tüch tigkeit auf dem festen Lande. Nur Staaten mit Grenzen am Meere, an der unbegrenzten Freiheit gedeihen. Endlich ist die Nordsee, da- fruchtbarste aller Meere, deutsche-Meer geworden, wie es die Engländer schon lange genannt haben, und die senti mental viel besungenen Elbherzogthümer, nun zu Deutschland gehörig, erfreuen sich eine- NeMnus äuplex, einer doppelten Meeresküste. Die Engländer haben unser deutsches Meer schon längst Jahre lang durch eine besondere Commission untersuchen lassen, in deren Bericht auch folgende Stelle vorkommt: Das Deutsche Meer ist ertragfähiger, als unser Ackerland; unsere reichsten Felder sind w-Niger fruchtbar an Nahrung-stoffen, als dessen Fischereigründe. Ein Morgen guten Bodens liefert etwa zwanzig Centner Getreide jährlich oder drei Centuer Fleisch und Käse; aus einer ebenso großen Wasserfläche mit Fischereigrund kann man dasselbe Gewicht von Nahrungsmitteln jede Woche schöpfen. Fünf Fischerbote ernteten in einer einzigen Nacht aus einer kaum fünfzig Morgen großen Fläche de- Deutschen MeereS den Werth von fünfzig Ochsen und dreihundert Schafen in Form von leicht verdaulichen und schmackhaften Fischen. Diese Ochsen und Schafe waren ohne alle Mühen und Kosten im Wasser ent standen und von Neptun erzogen und gemästet worden, und ihr Fleisch, uns von der Natur geschenkt, hat für den gebildeten Men schen manche Vorzüge vor den besten Beefsteak- und Hammel keulen, weil eS, als Nahrur gSstoff für den Körper leichter verdau- - ltch, zugleich auck feines Futter für Gehirn und Geist enthält. Mit ewiger Befriedigung können wir allerdings sagen, daß end lich auch die Deutschen an der Weser, Elbe und Weichsel ange fangen haben, durch neue Fischereien und seetüchtige Fahrzeuge Ehren und Ernten au- dem Salzwaffer zu gewinnen; aber an deren Völkern gegenüber will die- noch wenig sagen, und die verderbliche Seeräuberei, in welcher Form die Meere fast noch überall auSgeplündert werden, wird dadurch nur noch zunehmen. Die gebildeten Staaten, deren Fischervolk und nautische Helden, welche wir hiermit auch in dem neuen „nautischen Verein" Deutschlands begrüßen und ermahnen, müssen durchaus dafür sorgen, daß die Meere rationell bewirthschaftet werden. Lassen wir hier zwei der tüchtigsten und sachverständigsten Männer reden. Brehm sagt im letzten und da- Werk krönen den Bande seine- „Jllustrirten ThierlebenS": „Die Fische sind dem Menschen unentbehrlich; ganze Völkerschaften würden nicht im Stande sein, ohne sie zu leben, manche Staaten ohne sie auf hören, zu sein. Und doch wird diese Bedeutung noch in einer Weise unterschätzt, welche geradezu unbegreiflich erscheinen muß. Der Brite, der Skandinavier, der Amerikaner, der Franzose, Ita liener, Spanier, der Grieche und Russe, der Lappländer, ESkimo, der braune oder schwarze Halbmensch der Südseeinseln weiß sie zu würdigen — der Deutsche nicht. ES läßt sich erklären, daß dieser, der gebildetste Mensch der Erde, den Stutzen, welchen da- unab lässig geschäftige Heer der Vögel un- bringt, verkennt, mindestens kaum veranschlagt, weil nur die wenigsten Menschen sich die Mühe geben, zu beobachten oder zu rechnen: daß man aber die Bedeutung der Frsche in unserem Vaterlande noch nicht erkennt, daß man dre unendlichen Schätze des Meere- nicht verlottert, sondern noch gar nicht gehoben hat, daß man an den deutschen Küsten die Fischerei kaum vernünftiger betreibt, als an den Küsten Neuseeland- — da- *) Von H. Beta. Au« einem unlängst erschienenen Werke desselben : „Die Bewirtschaftung de« Wasser-", mit einem Vorworte von Brehm. (Leipzig, E. F. Winter.) ist unbegreiflich, auch dann unbegreiflich, wenn man die vielköpfige Herrschaft, unter der wir gelitten, als Entschuldigungsgrund an führen will. Denn nicht die Staatengewalt ist eS, welche Fischereien inS Leben ruft, regelt und ordnet, sondern der Unternehmungs geist der Einzelnen. In allen Ländern, in denen die Fischerei blüht, thut der Staat nichts weiter, als sie schützen; Holland dankt einen Theil seine- ReichthumS dem HermgSfang; Norwegen ge winnt au- dem Fischfänge zur See zum Mindesten ebensoviele SpecieSthaler, als es Einwohner hat ; den Werth der Fischereien an der Bank von Neufundland schlägt man zu 15,000,000 Dol lar- an; von der Meerfischerei Großbritannien- gewinnt man eine Vorstrllung, wenn man weiß, daß London allein 500,000 Dorsche, 25,000,000 Makrelen, 100,000,000 Zungen, 35,000,000 Schollen, 200,000,000 Schellfische jährlich verbraucht, die Unmassen aller übrigen, hier nicht namentlich aufgeführten, weil nicht regelmäßig auf den Markt kommenden Fische nicht gerechnet. Die Herings fischerei Schottlands und der Insel Man beschäftigte im Jahre 1862 9067 Bote und 43,468 Ftscher, abgesehen von 22,471 Menschen, welche zum Einsalzen, Verpacken u. s. w. ihre Verwen dung finden! Die Briten, welche gegenwärtig alle übrigen Völker überflügeln, sind nicht nur in der Fischerei am bedeutendsten, sondern haben auch die Anstalten zur Versorgung der Binnenstädte so vorzüglich organisirt, daß man in letzteren viele Fische leichter zu kaufen be kommt, alS in den Strandstädten. Die hieraus ganz von selbst sich ergebenden Vortheile danken die Briten ihrem weitsichtigen Unternehmungsgeiste, welcher jedes Hinderniß aus dem Wege zu räumen weiß. Ich will es dahingestellt sein lassen, ob eine Nach richt, welche neuerlich durch die Zeitungen lief, wahr ist oder nicht, da schon daS Vorhandensein des betreffenden Gerüchtes genügt, um die Kurzsichtigkeit der Leiter unserer deutschen VerkehrSanstal- ten zu kennzeichnen. ES hieß, daß sich norddeutsche Etsenbahn- geseüschasten geweigert bätten. von unseren Ha.fenstädten auS frische Seefische anders als in wasserdichten Kisten zu befördern, auS Furcht, daß das von dem Packeis abschmelzelnde Wasser ihre Wagen verderben könnte. Ob die ängstlichen Herren Eiseubahn- beamten sich die Mühe gegeben haben, vor der Kundgabe dieses geradezu ungeheuerlichen Erlasses sich mit der Bestandkunde bri tischer Eisenbahnen zu beschäftigen, weiß ich nicht, darf aber wohl da- Gegentheil annehmen, da sie sonst vielleicht auf den nicht allzu fern liegenden Gedanken gekommen fein könnten: eS möge sich lohnen, für den Versand von Seefischen besondere Wagen bauen zu lassen. Der leichte und schnelle Versand zu Wasser, welcher läng- der Küsten Großbritanniens ftattfinden kann, nimmt den Eisenbahnen einen bedeutenden Theil von der Fisckfracht weg; dessenungeachtet wurden aber in einem Jahre befördert: auf der London- und Brighton-Bahn 5174, auf der großen west lichen Linie 2885, auf der nordbritischen Bahn 8303, auf der großen Nordbahn 11,930, auf der Nordoftbahn 27,896, auf der südöstlichen Bahn 3218, auf der großen Ostbahn 29,086, zusam men 88,492 Schiffstonnen oder 1,769,840 Ctr. Fische — seitdem auf mehr als 2 Millionen Centner jährlich gestiegen. Solchen Angaben gegenüber erscheint der Handel mit Seefischen, wie er zur Zeit noch in unserem Vaterlande betrieben wird, wahrhaft kindisch, und gerade deshalb habe ich eS für meine Pflicht gehalten, auch an dieser Stelle auf von unS noch zu hebende Schätze hinzu wirken. Etwas, wenn auch herzlich wenig besser, sieht eS mit der deut schen Süßwaffersischerei au-, namentlich in denjenigen Gegenden, wo da- katholische Bekenmniß vorherrscht. Große Fortschritte hat man freilich auch noch nicht gemacht, eher noch Rückschritte; denn allgemein ist die Klage, daß die Süßwäffer ärmer sind an Fischen, als sie eS früher waren, und von Jahr zu.Jahr ärmer werden. Vielerlei Ursachen tragen hierzu bei. In Folge des steigenden BodenwertheS engt man die Gewässer mehr und mehr ein oder verdrängt sie gänzlich, indem man Brüche entsumpft und Süß- wafferseen auStrocknet; die von Jahr zu Jahr sich mehrende An lage von Fabriken vergiftet einen Bach, ein Flüßchen nach dem andern ; die Dampfschiffe; welche auf den größeren Strömen auf- unk absahren, stören die Fische und werfen eine Menge von Eiern und hilflosen Jungen an den Strand; die Fischer vernichten, weil es für sie keine HegungSzeit giebt, mit den kurz vor der Laichzeit gefangenen Fischen Millionen von Eiern oder Keimen zu neuer Bevölkerung. „Den Nahrungsstoffen gegenüber", sagt Karl Vogt, „welche in Gestalt von Fischen in den Gewässern umherschwim men, stehen wir noch ganz auf dem Standpuncte de- Jäger- und Nomaden, der allerdings für seine Heerde gesicherte Ruheplätze jucht, alle- Uebrige aber dem Walten der Natur überläA. Watz
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