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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186309206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18630920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18630920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1863
- Monat1863-09
- Tag1863-09-20
- Monat1863-09
- Jahr1863
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1863
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5038 woas s« worren, ich soa 'ch adder, se toogte» alle nich veel. De Schlimmste ädtzer, ihr KingerchenS, das woar» 'ch «eg do de Knfahke», doas kennt 'r glnoben. Ich habb« mich mit oalle dän Vonlge 'rinegewär^ und habbe geroNde nich verl eigebißt, mer mchre »ur «^n Hsde^ HN rißen se eh» '» Kupp oh nich runger Sett'?s, met'n Kusahken warsch's 'ch suo: Wie se sich suo satt gekanonirt hotten, da ploagt mich buch der Deibel, emoal hinger in Park zu giehn — 'r wlßt duch, dein Tempel hingen woarS Hauptquatier — wie 'ch nu suo an den Roasenfläck kumme, wuo der Kammerrath die weiße Puppe hingesätzt hat, da koamen gkei zwee Kusahken auS'n Gebische, kreiten mich zu soacken »nd rnotzsch! lag 'ch in Grosse uffn Luche; der Eene hielt mich Hin-G beiv Achseln un der Angere machte sich vuorne ibber meine Stebbeln här. Er zuog dran 'rim, woa- Gutt verlangte, als wuolle er mer de Beene auSreiße. Ich zerrte her und er zerrte hen; der Angere broach mer met sein Knieen buald'S Kreize — ich schreek 'n immer zu: woarte nur Hänschen, ich will ärscht uffbingen! — ich hotte doach de Riemichen feste umS Been gedungen — adder der Dunaerwätterkärl thot, als hierte un säht er niche un riß mer die Stebbeln mit Haut un Hoarn 'runger. Ich mußte boarbS heem loofen. Da- macht'ch oh, denn wedderkriegen kunnt 'ch se duoch nich. Sulche oale Uffschloagstebbeln, doa woarn se wie närrsch derhingerhär. Ja, KlNgrichenS, 'r kennt mersch glooben: de Franzuosen derzwangens met der Heeflichkeet, de Ehstreicher un de Russen noahmenS wäg, wie se'S kreien kunnten, das kleene Genistle machte's oh nich veel bässer, de Preißen toogten oh nich veel, adder de Kusahken, Kinger, die waren doach de Schlimmsten. Hätt'ch 'n nich immer suo zugered't un gesoat, daß'ch ärscht uff- dingen wuolle, ich gloobe, se hätten mer gleih de Beene met sammt den Stebbeln abgerissen, da hätt'ch sähn kennen, wie 'ch derheem koam!" Es kam dem guten Mann nicht in die Gedanken, daß die Kosaken ihn nicht verstanden und daß sie die Binderiemen unter den aufgeschlagenen Kappen nicht gesehen und jedenfalls auch nicht vermuthet gehabt. 8) Wie eine französische Kriegscasse salvirt worden. DaS war aber nicht die einzige Erinnerung an die Völker schlacht, welche in Zweinaundorf wieder auflebte. Noch ein Men schenherz gab es, das sich immer und immer wieder an diesen Ort hin sehnte und um so stärker und um so inniger, als vor einer kleinen Stätte dort die goldenen Wölkchen aufstiegen, von denen nach schwerem Tagewerke die Verklärung eines Lebensabends erhofft wurde. Dies Herz schlug in der Brust eines französischen Kriegsgefangenen in den Schneegefilden Sibiriens. Bange, bange Zweifel erfüllten diese Brust, ob er jemals die Stätte seiner Sehn sucht und seiner Hoffnungen wieder sehen werde. Zehn lange Jahre waren Tag für Tag und Nacht für Nacht dahin geflossen und noch war er immer noch Tausende von Meilen von dem so süß lockenden Ziele entfernt, ein armer vergessener Gefangener. Da hielt er es länger nicht aus. Er setzte sein Leben gegen die Freiheit, gegen die Hoffnung, Zweinaundorf wieder zu sehen und dann, dann die Heimath, die Berge, die Thäler des DoubS, seine theure Franche Comte. Er entwich — aus Sibirien. Hundert Gefahren entging er glücklich. Mit muthiger Ausdauer, mtt kalter Entschlossenheit, mit verzweifelter Anstrengung überwand er die Verfolgungen, die Entbehrungen, den Weg durch öde Steppen, durch pfadlose finstere Wälder, über unwirthbare Gebirge, durch Gestrüpp und Dornen, durch reißende Flüsse, auch durch die Ci- vilksation, welche auf die Bettler fahndet. Nacht für Nacht nur setzte er seinen Marsch fort. Nach einem vollen Jahre endlich erreichte der Sergeant-Major der französischen Armee, Jean Godefroi Le Petit, Zweinaundorf. In der letzten Nacht der Entscheidungsschlacht über die Geschicke der Welt hatte er und ein Kamerad den Rest einer KriegScasse, zu deren gefallener Bedeckung sie gehört, etwa sechshundert Schritte nordwärts vom Tempel in einem jungen Birkendickicht des Parkes vergraben. Hacke und Schaufel hatten sie aus einem verlassenen Bauernhause entlehnt, eben da die Geldsäcke in die Kacheln des zertrümmerten Ofens geborgen, an dem angegebenen Orte beim Scheine der russischen Wachtfeuer mannStief ein Loch in die Erde gegraben, in dies die Ofenkacheln mit ihrem kostbaren Inhalte versenkt, die herausgeworfene Erde etwa zwei Ellen hoch darauf geschüttet, sodann mtt blauen und rothen Ranken bemalte Scherben zerbrochener Kaffeetassen hineingeworfen und nun das Loch vollends gefüllt und mit Laub bedeckt, zum Wahrzeichen aber endlich hatte Le Petit ein Bajonett durch eine junge Birke in nächster Nähe gestoßen und abgebrochen. Sechs Tausend NapoleonSd'or rührten in der Erde. Die beiden Soldaten hatten sich so vorsichtig, wie sie gekommen waren, im Schutze des Wäldchens zurückgezogen. Beim Austritt aus demselben ruft eine Patrouille sie an. Sie fliehen zurück. Schüsse donnern hinter ihnen her. Getroffen sinkt der Kamerad nieder. Le Petit stürmt weiter. Nach einer Stunde kehrt er an den Ort zurück, wo sein Gefährte gefallen. Er findet seine Leiche mit zerschmettertem Kopfe. Er selbst wagt sich hervor. Schon ist er in der Nähe von Stötteritz. Da prellt ein Schwarm Kosaken heran. Er schießt Einen vom Gaule, schlägt mit de« Kolben um sich herum — in einer Minute ist er niedergttitte», gebunden, Gefangener. . . So erzählte der Zurückgekehrte. Von dem menschenfreund lichen Grund- und Gerichtsherrn, dem verstorbenen Kawmarath Anger, erhielt er leicht die Erlaubniß, de» Schatz zu heben. Li Petit hatte sich bald orientirt. DaS Birkenwäldchen stand noch. Die Birke, m welche er das Bajonet gestoßen und abgebrochen, fand sich nicht mehr. Trotzdem bezeichnte er den Ort der Nach grabung ziemlich genau. Sw begann Mter seiner Aufsicht Er wich Tag und Nacht nicht vom Platze. Mit Kupfers Doppelflinte und de« großen Kettenhunde Bello schreckte er die nicht geringe Anzahl derjenigen zurück, welche außerdem unter dem Schutze der Finsterniß nicht ermangelt haben würden, Schatzgräber« zu treiben. Trotzdem war er einige Male genöthigt, zudringliche Kumpane durch einen Schuß zu verscheuchen. Einmal sogar verschütt Bello zum Angriff und brachte von der Verfolgung des Flüchtige» ein Stück Tuch in der Schnauze zurück, dessen Eigenthümer sich nicht meldete. Schon waren etwa dreißig Quadrateüen bis in die Tiefe von einer Elle aufgegraben und noch hatte sich keine Spur gezeigt. Da am vierten Tage, es war ein prachtvoller Augustmorgev, warf L« Petit'S eigener Spaten den Scherben einer Kaffeetasse mit rothen Ranken in die Luft, diesem Einen folgten alsbald mehrere. Le PetitS Freudenruf erregte die Aufmerksamkeit, wir eilten Alle hinzu. Sofort wirrten Spaten und Schippen durch einander ge schäftig in die Tiefe, man hörte die Herzen vor Erwartung pochen. Le Petit hatte mit Graben aufgehört. Er war bleich ge worden. Er hielt die Hände über der Brust gefaltet. Diese Hände zitterten. Als aber die Grube, dieser enge Weg zu seinem Glücke, ziemlich drei Ellen tief geworden, da sprang er in die selbe hinem — noch einige Spatenstiche — das Werkzeug erklang — er warf sich auf die Kme und wühlte die Erde mit den Händen auf — alle Köpfe neigten sich über den Rand der Grube — und siehe da! es blickte hervor in grünem Glanze — ein Moment und eine Ofenkachel war bloS gelegt. Freudiger ist der Ruf: ,Tha- latta! Thalatta!" aus seinen zehn Tausend Griechenherzen gewiß nicht erschollen, als der Ruf: „der Schatz! der Schatz!" ans unserem Munde. Jedem der vier Arbeiter hatte Le Pettt Hundert Thaler versprochen, mir zwei vollständig geschirrte Ziegenböck« und einen brillanten Wagen — mein Jauchzen übertönte Alles. Le Petit sprang auf seine Füße, er warf seine Mütze hoch in die Luft und sein „vive l'ewpereur!" erscholl gen Himmel. Er bückte sich, er grub dre Hände zur Seite der Kachel ein, er faßte sie fest, er lockerte das Grab, das sie nahezu dreizehn Jahre geborgen, er zog mit Anstrengung, ein gewaltiger Ruck und — die Ofenkachel flog zwischen unseren Köpfen in die Luft. Wie vom Donner ge rührt lehnte Le Petit an der Grubenwand. „DaS Gold liegt darunter — es hat die Kachel zerdrückt — der Schatz hat sich ge senkt!" rief Kupfer ihm französisch zu. Mechanisch ergriff der Mann den Spaten — er entsank sehr bald seiner Hand — ich lief und besah die Kachel, sie war unversehrt — leer. — Das Gold war nicht mehr da — so wenig, wie jene junge Birke. Kupfer reichte dem Armen die Hand und zog ihn au- dem — Grabe seiner Hoffnungen, seiner Entwürfe. In dicken Tropfe» perlte der kalte Schweiß über sein Broncegeficht. „0u mou e»pv- reur! W0Q ewpsrour!" stöhnte er. — Trauriger hat wohl lei» Kaiser das Schlachtfeld von Waterloo nicht verlassen, trauriger nicht von den treuen Garden Abschied genommen, als Le Petit von der Stätte schied, wo, nach langen siegreichen Kämpfen, da- Schicksal den Soldat von Egypten, Italien und Rußland besiegte. Wir Alle waren traurig und, zum Ruhme der menschlichen Natur sei es nicht verschwiegen, unsere Traurigkeit wurzelte nicht m Selbstsucht, sondern in Mitleid. Auch Kammerrath Anger fühlte nicht nur Mitleid, er bethätigte eS auch selbst und warb für de» armen Mann. So zog er nach einer Woche, mit einigen Hu»- dert Thalern auSgestattet, der Heimath zu. Die Freiheit und da- Vaterland werden ihn im Laufe der Zeit wohl getröstet haben. — Wer der glückliche Finder de- Schatzes gewesen, ist auch bi- jetzt noch unbekannt. Gesfentitche Gerichtssitzung. Leipzig, 18. September. Wenn nach Artikel 80 der Straf - proceßordnung „auch jeder Privatmann befugt ist, einen auf der Thal oder auf der Flucht betroffenen Verbrecher anzuhalten, zu entwaffnen, ihm die Werkzeuge des Verbrechens, sowie das durch das Verbrechen erlangte Gut abzunehmen und ihn festzuhalten", so bedroht das Strafgesetzbuch in Artikel 143 die Wider setzung gegen so erlaubte Selbsthilfe mit der Strafe der Widersetzlichkeit und bestimmt dann in Artikel 280 Absatz 2, ausdrücklich, daß „ArbeitS- hauSstrafe bis zu zwei oder Zuchthausstrafe bis zu zehn Jahren auch in dem Falle eintreten solle, wenn ein bei der That oder ans der Flucht betroffener Dieb sich in dem Besitze de» gestohlene« Gutes mit Gewalt oder durch Bedrohung mit solcher zu behaupten sucht." Ein Fall letzterer Art lag heute dem königliche« Bezirks gericht zur Entscheidung vor. Am Abend des 1. August d. I. kehrte der Maurergeselle Christian Gottfried Gottlob Richter au- Großstädte!« von hier
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