und Tageblatt Anzeiger. AmIMM dki Kömgl. BqMznichti und diS RaD der Stidt 8chM m 12«. . Donnerstag der» 6. Mai. M«. Maiwonnig ist die Flur erwacht, Die Lerche wirbelt in die Lüfte — RingS Auferstehn und Blüthenpracht! Rings Glockenklang und Opferdüste! Der Berg erglänzt im Sonnenschein, Der Himmel scheint sich zu entfalten O Herz , was säumest du allein, Nach Ostern Himmelfahrt zu halten? Himmelfahrt. Wer'S kann, der wandelt heut hmauS Und wendet fromm den Blick nach oben, Zur Tiefe sonnenhellen BlauS, Dichin der Meister ward erhoben. Da liegt sie vor ihm klar und rein, Bereit, sich auch für ihn zu spalten — O Herz, was säumest du allein, Heut' frohe Himmelfahrt zu halten? Aufwärts schwebt deS Gebetes Schwan, Aufwärts die Sehnsucht aller Zeiten, — Aufwärts führt kühn und stolz die Bahn, Der Pfad, den edle Geister schreiten. * Im Himmel soll der Wandel sein, Die Erde geistig sich gestalten — O Herz, was säumest du allein, Im Geiste Himmelfahrt zu halten? Wie klingt und singt'S in Feld und Flur! Wie tönen fern und nah die Glocken! Regt sich ein leises Lüftchen nur, Entführt'- dem Baume tausend Flocken. Zum LiebeSmahle ladet ein Der Mai die Jungen und die Alten — O Herz, was säumest du allein, Der Liebe Himmelfahrt zu halten? Hinaus, hinaus zu Bach und Fluß, Zum Wald mit grünen Tempelhallen! Der Lenz entbietet seinen Gruß, Ein König, den Getreuen allen. Laß hinter dir der Erde Schmerz Und sonn' dich an des Lichtes Walten! Der Morgen flammt — o eile, Herz, In Flammen Himmelfahrt zu halten! Bekanntmachung, die AuSloofrrng Leipziger Stadtfchrrldscheine betreffend. Die Ausloosurig von 5060 Thlr. Kapital der Anleihe vom 1. Juli 1850, von 12,500 Thlr. der Anleihe vom 1. Juli 1856, und 12,560 Thlr. der Anleihe vom 9. April 1864, soll den LT. Mat 186S, vormittag- um 10 Uhr auf hiesigem Nachhause in der vormaligen Richterstube öffentlich erfolgen. Leipzig, den 3. Mai 1869. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schleißver. FiuanMer Wochenbericht. Die Woche gehörte der Ultimo-Liquidation an. Sie begann mit einer merkwürdigen Dupirung der Spieler. Daß Depeschen mit erlogenen Nachrichten von den Börsenparteien in die Welt gesandt werden, ist etwa- Gewöhnliche-; gefälschte Verkaufsaufträge ivdrß gehörte» b-Sher zu den Seltenheiten. Der Sonntag sah die Börsen Berlin und Wien einem solchen Attentate zur Beute verden. Seiten- eine- in seinen Kreisen bekannten Pariser Spieler- (euphemistisch Börsenagent genannt) gelangten an jenem Tage große BerkaufSordreS auf Lombarden, Franzosen und Italiener nach beiden Börsenplätzen, die sich hinterher al- im Namen ge fälscht herau-stellten (der Schaden kann kein bedeutender für die Commission-Häuser gewesen sein, da die Deckung sich anderen Tag- leicht machte). Haussier- und Baissier- schieben sich wechsel seitig da- Attentat in die Schuhe, wUcheS im Privatgeschäft einen starken Druck au-zuüben nicht verfehlen konnte. So eröffnete die Boche au deutschen Börsen ziemlich düster. Indeß die Bedürfnisse kr Contremiue zum Ultimo, unterstützt von dem Treiben der Couch in Pari», brachten rasch eine Hausse zum Auflodern, welche alle bösen BaissemiaSmen verzehrte und den Börsentempel mit jenem Weihrauchduft erfüllte, der den hohen Finanzmä chten so wohl gefällt WaS solch eine Ultimo-Komödie für Summen verschlingt! Franzosen, Lombarden. Italiener, Credit und der ganze Troß, bi- zu den Türken herab in Gala erscheinen zu lasten, um die armen Baistesünder zum Scheiterhaufen zu geleiten! Und doch trotz aller so oft wiederholter Autodafe- will die Schaar der Hauste-Ungläubigen nicht auSsterben, und alle Bekehrung-Versuche Seiten- der Syndicate scheitern an der Hartnäckigkeit dieser Fana tiker der Baistereligion. Die fast jede Woche entstehenden neuen Banken, deren einzige- LebevSelemevt die Hauste, der Börsen schwindel ist, vermögen nicht sie zu schrecken und in ihrer Ueber- zeuguvg wankend zu machen. Je lauter der Jubel beim Hauste gelage erschallt, desto näher glauben sie den ehernen Tritt der rächenden Vergeltung zu vernehmen, welcher mit Siwsou-kraft die Tempelmauern über die Schwelgenden zusammevzustürzeu berufen ist. Und doch gehört die nächste Zukunft im All- gemeinen mehr der Hauste au, und doch weisen politische wie finanzielle Gründe auf einen längere Zeit dauernden günstigen Barometerstand der Börse hin. Wa- wäre Letztere aber ohne