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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186908225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-08
- Tag1869-08-22
- Monat1869-08
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1869
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Anzeiger. Sonntag (Erste Beilage zu Ne. 234.) 22. August 1869. Jahresbericht über die Poliklinik für Kinderkrankheiten zu Leipzig. Indem ich den Bericht über die Zeit vom 1. April 1868 bis 1. April 1869 iu der „Poliklinik für Kinderkrankheiten" der Öffentlichkeit übergebe, halte ich es nicht für überflüssig, diesen statistischen Angaben einige Worte allgemeinen Inhaltes voran zuschicken, thcils betrefss der Verhältnisse einer Poliklinik über haupt, theils specieller in Bezug auf die in Rede stehende Anstalt. Während die (sogen, stationäre) Klinik eine Heilanstalt reprä- sentirt, in deren Räumen die Kranken bis zum Ablaufe der Krank heit behandelt und verpflegt werden, also ein Krankenhaus *im eigentlichen Sinne darstellt, versteht man bekanntlich unter „Poli klinik" eine Consultations-Anstalt, in welcher Patienten ärztlichen Nath, resp. operative Hülfe erhalten. Eine Poliklinik kann diese Aufgabe m doppelter Weise erfüllen; entweder dadurch, daß die Patienten zu bestimmten Stunden im Berathungslocale erscheinen hülfe von Assistenten oder Klinikern, die neben Uebung im Unter suchen zugleich Eifer für die Sache besitzen, ist aber um so weniger zu entbehren, wenn in einer solchen Poliklinik Fälle von schwere rem Charakter Vorkommen, welche den wiederholten Transport nach dem Berathungslocale unzweckmäßig erscheinen lassen. Um solche Patienten in ihrer eigenen Wohnung fortzubehandeln, dazu gehört Geld und die nöthige Unterstützung durch Kliniker, welche, aus Interesse an dem Patienten, diesen in seiner Behausung aufsuchen und so, in einem natürlichen Uebergange zur eigenen selbstständigen Praxis, sich daran gewöhnen, die im klinischen Unterrichte gesam melten Kenntnisse unter den oft ungünstigen Bedingungen einer ärmlichen Häuslichkeit mit Gewandtheit und Geschick zu verwerthen — eine Kunst, die sich nur durch die Armenpraxis lernt, während Demjenigen, welcher sich lediglich an die bequemeren Verhältnisse der Klinik gewöhnt hatte, tausend Schwierigkeiten Unbehagen und Unbeholfenheit verursachen. Von diesem Gesichtspuncte aus be trachtet, ist die Poliklinik dem Studirenden die beste Vorschule für die Praxis und die sicherste Brücke, welche von der Klinik aus wo ihnen meiner „ öffentlichen Sprechstunde" ärztlicher Rath und zu dieser führt. Es ist sehr zu wünschen, daß Jeder, welcher sich Beistand zu Theil wird, oder dadurch, daß die Patienten in ihren zum Arzt ausbilden will, dessen eingedenk ist und Zeit und Mühe Wohnungen ärztliche Besuche erhalten. m dieser Beziehung nicht spart; es lohnt sich ihm an federn Krank- Die ungemeinen Vortheile, welche eine Klinik vor einer Poli- heitsfalle, welchen er später selbstständig zu behandeln hat. klinik voraus hat, bestehen hauptsächlich darin, daß in ersterer eine Neben der wissenschaftlichen Existenzberechtigung der Poliklinik genauere, ruhigere Untersuchung, eine exactere Fortbeobachtung und ist aber auch die sociale, insbesondere m Bezug auf eine Kinder ei» häufigerer Verkehr des Arztes mit dem Kranken möglich sind, Poliklinik, nicht zu unterschätzen. Denn während die erkrankten sowie daß die ganze Überwachung und Pflege, sobald sie sich in Kinder aus den ärmeren Ständen, sobald sie in einer größeren den Händen erfahrener und geübter Wärterinnen befinden, sorg- Stadt heimathsangehörig sind, armenärztliche Behandlung oder fälliger und geschickter als in der Wohnung der Patienten aus- Hospitalpflege auf Kosten der Stadt erhalten, mehrt sich von geführt, wesentlich zur Erleichterung und Abkürzung des Krank- Jahr zu Jahr die Zahl derjenigen hülfsbedürftigen Kinder, welche yeitsverlaufes beitragen. Daß in Folge dieser Lichtseiten der hier Nicht heunathöberechtigt sind und daher auch an die oben er- klinischen Behandlung. der voraussichtliche Nutzen im einzelnen wähnten Wohlthaten im Erkrankungsfalle keinen unbedingten An Krankheitsfalle sowohl für den Patienten als für die Wissenschaft spruch haben. ein größerer sein muß, als dies in einer Poliklinik möglich ist, Der Zuwachs der mittellosen Patienten in einer größeren Stadt bedarf keiner weiteren Ausführung. Erwägt man jedoch, daß die und in deren Umgebung ist eine Folge des durch Freizügkeit, Ge- Aahl der in einer Klinik verfügbaren Betten weit hinter der Zahl Werbefreiheit und Beseitigung von Helrathshindernissen gesteigerten der Hülfesuchenden und Hülfeoedürftigen zurücksteht, daß ferner Zusammenflusses von Menschen, welche, von trügerischen Hofs- die Verwaltungskosten einer stationären Klinik in jeder Hinsicht sehr nungen verleitet, sich allzurasch eine Selbstständigkeit gründen und bedeutend sind, und daß endlich viele Patienten, zumal bei leichten zum Theil ebenso rasch wieder der Armuth und der öffentlichen und chronischen Nebeln, es vorziehen, in ihrer Häuslichkeit und Wohlthätigkeit anheimfallen. So wächst die Zahl hülfsbedürftiger Erwerbsthätigkeit zu verbleiben und sich nur der poliklinischen Kinder mit Schnelligkeit und rückt uns schon jetzt die Frage nahe: Hülfe zu bedienen, so wird man einsehen, daß, wie segensreich „Wie soll den Zahlreichen hier nicht heimäthsangehörigen Kindern auch die Kliniken in den oben angedeuteten Beziehungen wirken, im Falle der Erkrankung geholfen werden?" sie doch für vorhandene Patienten nicht ausreichen und keineswegs Zwei Wege wären möglich. Entweder dehnt die Stadt ihre im Stande wären, die Poliklinik zu ersetzen. So wenig sie für Fürsorge auch auf alle anderswo Heimathsberechtigten aus und er schwere Krankheitsfälle und für ganz HUlfslose Individuen zu ent- weitert demgemäß ihr Armenversorgungswesen in entsprechender behren sind, so wenig genügen sie für alle diejenigen Fälle, die Weise, oder es ist ein Aufgabe der Privatwohlthätigkeit, hier ein- nicht zu den schwersten gehören oder solche Leute betreffen, welche zugreifen. nicht so arm sind, um unbedingt von denk Hospital Gebrauch Der erstere Weg wäre, das ist nicht zu leugnen, der natür- machen zu müssen. Erfahrungsgemäß sind es, besonders wenn lichfte und sicherste, weil er eine ausreichende und gründliche Ab- die Krankheit ein Kind betrifft, messt nur die Leute von hülfe schaffen würde. Durch Vermehrung der für das öffentliche besonderer Intelligenz und dringlicher Hülfsbedürftigkeit, welche Armen- und Krankenwesen ausgeworfenen Mittel, durch Aus- ihre Kinder ins Hospital bringen. Die große Mehrzahl, selbst dehnung der Fürsorge auf alle Hülfsbedürftigen ohne Unterschied der armen Volksclassen, entschließt sich sehr schwer, ein Kind einer der Heimathsangehörigkeit, durch Vergrößerung des armenärztlichen Anstalt anzuvertrauen und treibt die Elternliebe und das Vor- Apparates u. s. w. wäre allerdings dein Bedürfnisse am Besten urtheil so weit, das Kind lieber auf dem Wege nach der Poliklinik I genützt. Wie jedoch die Sache im einzelnen Falle liegt, ersieht wiederholt den Unbilden des Wetters auSzusetzen oder in der I man, wenn man längere Zeit hindurch Gelegenheit hat, an einer häuslichen Dürftigkeit und Noth leiden zu lassen, als es fremden I öffentlichen Berathungsanstalt zu wirken. Man erkennt alsdann, Händen zu übergeben. Erst dann, wenn sich diele Leute von der! daß die z. Z. bestehenden Einrichtungen bei Weitem nicht auS- Sorgfalt klinischer Behandlung, von der in einem Hospital Herr-1 reichen, um alle Diejenigen, welche in der Stadt und deren Um- schenven Ordnung, Sauberkeit und steten Überwachung überzeugt gebung ärztliche Hülfe bedürfen, mit solcher zu versehen. So haben, machen sie bereitwilliger von einer Vergünstigung Gebrauch, kommt es, daß den Polikliniken ein beträchtliches Eonüngent von die als solche erkannt zu haben einen, wie gesagt, seltenen Grad I Patienten zugeführt wird, welche an Armenpfleger resp. Armen- von Aufklärung documentirt, einer Vergünstigung, die aber aller-1 arzt laut den bestehenden Bestimmungen keinen Anspruch haben dings auch nur einem Bruchtheile der vorhandenen Kranken zu! und von der Humanität der Privatärzte, deren Bemühungen sie Theil werden kann. . I nicht vergelten können, keinen Gebrauch machen wollen. In Un- Die Poliklinik erbeut sich, je bekannter sie in den betreffenden! kenntniß über die bestehenden Vorschriften betreffs der Armenpflege VolkSkreifen geworden ist, eines um so regeren Besuches. Sol wandern derartige Patienten von Einem zum Andern, ohne die lange die Fälle eine der Berathungsstunde entsprechende Zahl nicht! gewünschte ärztliche Unterstützung zu erhalten, wozu die öffentlichen übersteigen, ist deren genügend gründliche Untersuchung und Be-1 Organe keine Besugniß, die von ihrem Berufe lebenden Privat- vbachtung durch einen Arzt möglich ; steigt diese Zahl, dann ist l ärzte aber beim besten Willen nicht Kräfte, Mittel und Zeit genug dersÄbe nicht im Stande, ohne einen oder mehrere Assistenten I haben. So ginge unter vielen vergeblichen Wegen und Anfragen jeden Fall mit der nöthigen Sorgfalt zu behandeln. Die Bei-löst die für Wiederherstellung des ''Patienten kostbarste Zeit dahin,
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