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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186909232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-09
- Tag1869-09-23
- Monat1869-09
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1869
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In diesem Sinne seien unsere Anträge Ihrer Theilnahme empfohlen." Herr Director Näser sprach sich gegen das Ausschußgutachten aus, und zwar stimme er aus sachlichen, moralischen, finanziellen und politischen Gründen dagegen. Aus sachlichen Gründen, weil vom Rathe früher der Floßplatz warm empfohlen worden sei, und diese Wahl nur als eine glückliche bezeichnet werden könne gegen über der Ecke der Salomonstraße, die ebenso schlecht gewählt sei, wie früher die Hospitalstraßenecke. Es sei kein Zweifel, daß die Ostvorstadt große Bortheile dadurch genoffen habe, daß sie ohne Bauregulativ entstanden sei und alle die Kosten, welche z. B. die Westvorlladt tragen müsse, nicht gehabt habe. Aus moralischen Gründen, weil die Stiftung, nach der Ansicht des Raths selbst, nicht geschädigt werden dürfe und, selbst abgesehen hiervon, weil der finanzielle, vom Nathe in Aussicht gestellte Vortheil, immer hin ein illusorischer bleibe. Denn an eine Verwerthung des Floß platzes denke der Rath nicht, sondern halte noch immer daran fest, dort die RathSfreischule zu erbauen. Sodann scheine ihm der Verkauf deS überschießenden Areals an der Königsstraße durchaus noch nicht festzustehen, und der Preis von 50,000 Thlr. für den Schulplatz an der Salomonstraße sei ein weggeworfenes Geld. Die politischen Gründe lägen aber darin, daß der Rath mit Beharrlichkeit an seinen Ansichten festhalte und an ein Nachgeben nicht denke. Das Collegium möge deshalb jetzt um so mehr von seinem früheren Beschlüsse nicht abgehen, weil un zweifelhaft das Recht auf seiner Seite wäre. Diesen Ausführungen trat Herr Thomas entgegen. Es möge schwer sein, von einem gefaxten Beschlüsse abzugehen; aber hier sei der Fall auch ein anderer geworden, da früher kein weiterer Platz als der Floßplatz zur Verfügung gestanden habe. Jetzt aber habe man den Platz an der Salomonstraße, der viel näher der innern Stadt liege, als der Floßplatz. Redner er läuterte dies ausführlich und folgerte hieraus, daß es für eine Schule durchaus nicht gleichgültig wäre, wie weit der Schulweg sei, namentlich bei kleineren Schülern, von denen eine große Zahl die Realschule besuche. Dieser pädagogische Grund möge nicht unterschätzt werden, denn ein langer Schulweg wirke nachtheilig auf die Sittlichkeit der Schüler. Ferner dürfe man das Wachs thum der Stadt nicht unberücksichtigt lassen; die Realschule werde bald überfüllt sein, und dann biete der Flügelbau der 3. Bürger schule Aushülfsräume, um den Stamm für die zweite Realschule zu bilden, welche letztere aber nur in die Gegend des Floßplatzes oder in die Westvvrstadt verlegt werden dürfte. Die finanziellen Gründe anlangend, so scheine es ihm im Interesse der Schul zwecke nicht ungerechtfertigt, wenn die Stadt durch den Arealtausch einmal ein gutes Geschäft mache, und komme hierzu noch, daß das Iohannishospital im Wesentlichen seinen Reichthum nur der Stadt zu verdanken habe, hauptsächlich der Opferfreudigkeit seiner Bürger. Er wünsche, daß dieser Tausch unter Brüdern Geneh migung fände. Dem entgegen trat Herr vr. Heine dem Ausschußbericht ent gegen, da die Entfernungen nicht die Beachtung verdienten, wie yervorgehoben, vielmehr sei ein längerer Schulweg im gesundheit lichen Interesse der Schüler ganz gut. Die Gründe des Rathes Uber die Vortheile, welche die Z^jtzer Vorstadt bis jetzt genossen, billige er nicht, ebensowenig die finanziellen; denn es sei nicht zweckmäßig, Schulen auf sehr werthvollem und verkehrsreichem Areale zu erbauen. Jedenfalls wäre das Areal am Floßplatz viel billiger und ruhiger gelegen, als das an der Ecke der Salomon straße, auch liege es un Interesse der Gesammtheit, nicht alle An stalten zu centralisiren. Herr Eavael erklärte, daß die Rathszuschrift ihn nicht be wogen habe, den früheren Beschluß zu verlassen, sondern Laß er nach sorgfältiger Prüfung der Sachlage zu der Ueberzeugung ge langt sei: der Vorschlag des Ausschusses treffe das Richtige. Zweifellos würde später das dein Iohannishospital zu gewährende Areal den gleichen Werth erhalten, wie das zum Schulbau be-.j stimmte. Auch Herr Gerisch er befürwortete daS Ausschußgutachten, namentlich weil der Platz an der Salomonstraße viel günstiger gelegen sei, sowohl in Bezug auf Entfernung, als wegen der Anzahl der Einwohner. Herr Wilhelmy wünschte Ersparungen im städtischen Haus halte, und da der Rath jetzt hierauf bezügliche Vorschläge mache, so müsse er sich wundern^ wie inan dem nicht zustimmen könne. Er empfehle deshalb dem Ausschüsse beizutreten. Hiergegen wendete Herr Dir. Näsar ein, daß daS Rechen exempel des Raths nicht stimme; auf der einen Seite sage der Rath, man dürfe die Stiftung nicht schädigen, und auf der an deren Seite billige er es, wenn er sich einen Vortheil von der Stiftung verschaffe. Die Lage anlangend, müsse er hervorheben, daß die östliche Vorstadt am wenigsten bevölkert und an eine Aus dehnung derselben nicht gut zu denken sei, während Süd- und Westvorstadt dicht bewohnt wären. Einen Nutzen für die Schule könne er daraus nicht erblicken, daß der Flügelbau bei lieber - füüung zur Verfügung stehe, denn dann liege eben eine Ueber- füllung vor zum Nachtheile der Schule. Herr Geh. Rath von Wächter erklärtes daß der Rath den übrigbleibenden Platz an der Salomonstraße verkaufen wolle, und daß es sich um einen Tausch mit dem Iohannishospitale handele, der für dasselbe gewiß schon in wenigen Jahren kern nachtheiliger sein würde. Berücksichtige man Wetter die für einen Schulbau entschieden günstigere Lage an der Salomonstraße, so könne kein Zweifel obwalten, daß für das jetzige Bedürfniß dem Raths- beschluffe zuzustimmen sei. Die Sache der Zukunft würde es sein, dann für den neuen und groß gewordenen Stadttheil zu sorgen. Hiergegen beharrte Herr Or. Heine bei seiner Ansicht, da die Entfernungsfrage keine Berücksichtigung verdiene und nur da rauf Gewicht gelegt werden müsse, daß ein Stadttheil zum Schaden der anderen bevorzugt werden solle. Herr Director Näser hob noch hervor, daß Herr Professor Director Eckstein sich dahin ausgesprochen habe, daß Gymnasien und Realschulen an die Peripherien der Stadt gelegt werden könnten und daß auch Herr Professor Director Lipsius sich ähnlich geäußert habe. Herr Scharf theilte diese Ansicht, weil auch nach seiner Meinung die Entfernungsfrage unbeachtlich wäre; bei einer wer denden Großstadt könnten 1000 Ellen Entfernung mehr oder weniger keine Berücksichtigung finden. Der Floßplatz scheine ihm sehr günstig gelegen, gegenüber der Salomonstraße, wo ein leb hafter Verkehr, namentlich zu Messenszeiten, den Schulweg sehr stören würde. Herr Thomas fand sich durch die Vorredner nicht widerlegt, denn in finanzieller Hinsicht mache die Stadt z. Z. ein gutes Geschäft, weil das vom Schulbau übrig bleibende Areal gute Verwerthung finden werde. Bezüglich des Verkehrs an der Sa lomonstraße halte er dafür, daß der Verkehr nicht so störend auf den Unterricht einwirken würde. Er sei übrigens damit einver standen, die Schule nicht an die Ecke, sondern in die Straße zu verlegen. Nach Schluß der Debatte entgeggete der Herr Berichter statter Herrn Director Näser und Herrn vr. Heine, daß sie eS gewesen, welche die billige Erwerbung von Seiten des Iohannis- hospitales früher befürwortet hätten. Ihm schienen die Redner gegen das Ausschußgutachten hauptsächlich Gewicht auf die poli tischen Gründe zu legen; dies sei aber ein falscher Standpunct. Mit 27 gegen 24 Stimmen wurde hierauf der Ausschußbeschluß abgelehnt. Derselbe Herr Berichterstatter empfahl Namens des Ausschusses, 31 verschiedene Kirchen-, Schul- und Stiftungs-Rechnungen, gegen welche nichts zu erinnern sei, zu justisiciren, was einstimmig beschlossen ward. Das Rauchen in den Omnibus. Es ist von dem Publicum im Allgemeinen mit großer Befrie digung bemerkt worden, daß der gegenwärtige Vorstand des Om nibus-Vereins es sich angelegen sem läßt, das lästige Rauchen in den Wagen zu beseitigen. Allein es ist leider eine Thatsache, daß die höfliche Form, in welcher das Rauchen im Wagen verboten wird, nicht immer die Beachtung findet, die ihr jeder gesittete Mensch schenken sollte; eS giebt leider eine nicht geringe Anzahl von Leuten, die die höfliche Bitte, nicht zu rauchen, nicht nur gänzlich ignoriren, sondern sich auch noch darauf berufen, daß eine Bitte kein Verbot sei. Fast täglich kommen ärgerliche Auf tritte in Folge derartigen rohen Benehmens vor; die Conducteure, die es sich angelegen sein lassen, ihr schweres Amt in höflicher Weise zu vertreten, stehen machtlos Einzelnen gegenüber, die die Anschläge deS Vorstandes verhöhnen und dazu auch noch häufig beleidigend gegen die übrigen Passagiere auftreten. Es muß dieser Zustand des Omnibusverkehrs unbedingt als ein schmachvoller und unserer Stadt unwürdiger bezeichnet werden! In allen großen Städten ist das Rauchen in den Omnibus bei Strafe verboten, und jeder vernünftige Mensch wird damit einverstanden sein, daß das Rauchen im innern Wagen, der bei beschränktem Raum fünfzehn bis sechzehn Menschen enthält, nicht bloß eine Unsitte, nein, gefährlich ist. . Es ist nicht recht begreif lich, daß unser Stadtrath diesem Gegenstand seither so wenig Beachtung geschenkt hat; er hat sich darauf beschränkt, daS Mit nehmen von Hunden bei fünf Thaler Strafe zu verbieten, obgleich dieser Uebelstand nur höchst selten einmal vorkam. Ein ähnliches öffentliches Verbot gegen das Rauchen in den Omnibus ist nach Ansicht Vieler, die diese Fahrgelegenheit benutzen und täglich benutzen müssen, viel nothwendiger, und im Interesse der allgemeinen Wohlfahrt, deren Wahrnehmung in allen Verkeh'rS- verhältnissen dein Stadtrath obliegt, ffei derselbe hiermit auf- gefordert, ungesäumt ein allgemeines Verbot gegen das Rauchen rn den Omnibus zu erlassen. Der Vorstand des OmnibuS-Fiaker-Vereins ist vollständig damit einverstanden, daß ein derartiges Verbot erlassen werde; es liegt ebenso in dessen Interesse wie in dein des Publicum-, datz den gegenwärtigen anarchischen Zuständen in dieser Beziehung ein Ende gemacht wird!
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