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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186910129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18691012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18691012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar; Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-10
- Tag1869-10-12
- Monat1869-10
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1869
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9387 esten Novizen der Schauspielkunst vor, die sich unter seiner zu theatralischen Leistungen vorbereiten, ist immer schon ein Fortschritt, daß der junge Zuwachs chuenkunst nicht mehr wild ins Kraut schießt, sondern gleich jause aus unter die Scheere des Kunftgärtners kommt. So jdie Regierungen sich nicht dazu entschließen, Theaterschulen ründen, bleibt es ein anerkennenswerthes Bestreben einzelner ler durch Unterrichtsstunden, die nach einem bestimmten geordnet sind, dafür Ersatz zu bieten. Die Gegner, die An einer wildwachsenden Genialität, mögen immerhin be- ch, daß die Dressur keine Talente schaffe. Darum handelt in erster Linie gar nicht; Talente sind überhaupt nicht so wie die Theaterzeitungen glauben machen wollen, und den ! auf jedem Gebiete kann die Geschichte nur am Ende eines Wegs Monumente errichten und sie keineswegs wie Meilen- an der Kunststraße verwenden. Doch auch das Talent und ldas Genie bedarf des Studiums und der sorgsamen Pflege; seniles, das ihm Mißbehagen schafft und nicht in seine freie dctelung hineinpaßt, wird es von selbst ausstoßen, aber das Mein des Rechten und die Besonnenheit der Darstellung > erlernt werden. Der Schiller'sche Spruch: lei von Fehlern zu sein ist der niedrigste Grad und der höchste, jDenn nur die Ohnmacht führt oder die Größe dazu, meinen sehr bedingten Werth. Die Fehlerfreiheit, die Correctheit rnstrebenswerthes Ziel für jedes Kunstschaffen ohne Ausnahme, sprüngliche Begabung wird dadurch nicht beeinträchtigt, und fehlt, kann die Correctheit einigen Ersatz liefern, wenn auch o, wie die chirurgische HülfStechnik mechanische Arme und Beine l. In der Schauspielkunst läßt sich sogar sehr viel erlernen; schon für alle zweiten Rollen gehört eine tüchtige Bildung. Kunst hat nicht blos Feldherren, sondern auch Soldaten g, welche nur tapfer und gut geschult zu sein brauchen. 'aß Herr Deutschinger indeß seine Schüler und Schülerinnen msche Stiefel einzwängt, kann man nach der gestrigen Vorstellung nicht behaupten. Seine Tragödinnen gingen ge- ins Zeug, durch die Prosceniumslampen, die Anwesenheit ß zahlreichen Publicums aufgeregt und über das gewöhnte iß der Zimmerstudien hinausgedrängt. Es war zu feurig chäumender Most, zuviel Kothurnschritt und Emphase in ihren engen. Doch immerhin liegt in solcher Ueberkraft mehr Ver eng als in einer mühsam aufgepäppelten Ohnmackt. Die ane der drei Damen Fraulein Sch wartz, Fräulein Winkler Mulein Dathmann, zeigten eine beneidenswerthe Kraft !, welche für die Räume des kleinen Thaliatheaters zu stig war und das größte Haus gefüllt haben würde. Am prechendsten war dieser Kraftaufwand noch in der Rolle der borah", deren großer Monolog von Fräulein Dathmann mit vnng und Gluth gesprochen wurde. Bei einer Julia dagegen ^ wir mehr weibliche Innigkeit auch im Ausdruck der Leiden- ' gewünscht und das mächtige Pathos der „Marie Stuart" nur Berechtigung in der zweiten Hälfte der Scene mit ch. Doch wir haben hier keine Kritik von Probeleistungen zu eiben, die einem geladenen Publicum vorgeführt wurden und diesem die beifälligste Aufnahme fanden. Wir erwähnen nur daß in den Lustspielen von Benedix: „Die Hochzeitsreise" „Des Mädchens Waffen" sich auch die Tragödinnen mit Ge ilheit bewegten und namentlich Fräulein Winkler den leichten nsationston gut traf, daß außer ihnen Fräulein Hoffmann juiiae und alte Soubretten, Kammermädchen und Ammen eine Natürlichkeit zeigte, daß Herr Oswaldt den pedantischen llg des „Professors" richtig traf, sich auch mit „Pater Lorenzo" mit „Joseph" in der „Deborah" aut abfand, so daß man eine Begabung für mehr rhetorische Aufgaben zusprechen muß, mdHerrRaese namentlich als „Actuar" durch seine trockene lik erheiterte und Herr Griese den harmlosen Famulus mit hnldigstem Air darzuftellen wußte. 1)as Bestreben des Herrn Deutschinger, nach systematischem in Theorie und Praxis Eleven der Schauspielkunst auszu ll, ein Bestreben, das im Leipziger Boden bereits feste Wurzeln gen hat, verdient nach wie vor die Anerkennung aller derer, den Bühneninteressen ernste Theilnahme zuwenden. Rudolf Gottschall. Verschiedenes. tz Halle, 11. October. Unsere früher im Tageblatt ge- ' ren Bedenken gegen die Halle'sche Gewerbebank haben lehr trotz der Desavouirung des Kaufmanns W. Randel Bestätigung gefunden. Gegen Letzteren wie gegen den Kauf- an Ladewig sind gerichtliche Maßnahmen ergriffen, zunächst Beider Concurs zu melden. Die näheren Mittheilnngen be llen wir uns vor. -Die Franckeschen Stiftungen in Halle, die bekannt aus den Schul - und Erziehungsanstalten des Waisenhauses den dazu gehörigen sogenannten erwerbenden Instituten ge bildet sind, stehen unter einem Directorium. Dasselbe wird ge bildet von dem Chefdirector, der zugleich Director deS Päda gogiums, einem Condirector, der zugleich Director der lateinischen Hauptschule ist, und einem Syndicus, der gleichzeitig als Oeko- nonueinspector die Leitung der gesammten Verwaltung hat. Sämmt- liche Schulen haben besondere Inspectoren, gleich wie die Waisen- anftalt, die Pensionsanstalt und die mit den Stiftungen ver bundene Buchhandlung und Buchdruckerei, die von Canstein'sche Bibelanstalt, Apotheke und Medicamentenexpedition. Das könig liche Pädagogium, von der Quinta bis zur Prima reichend, hatte 7 Gymnasialclassen mit einer Frequenz (im Winterhalbjahre 1868/69, auf welches sich auch die folgenden Zahlen beziehen) von 138 Schülern. Das damit verbundene Alumnat wurde von 21 Schülern frequentirt. Die lateinische Hauptschule, von der Sexta bis Prima gehend und in 12 Elasten resp. Abtheilungen zetheilt, hatte eine Gesammtzahl von 525 Schülern. Die Real schule 1. Ordnung, von Sexta bis Prima, in 11 Elasten und Lotus eingetheilt, wurde von 531 Schülern besucht. Die höhere Töchterschule enthielt in 8 Elasten, von denen eine in 2 Parallel- classen getheilt war, 331 Schülerinnen. Die Bürgerknabenschule in 8 Elasten mit verschiedenen Unterabtheilungen, zusammen in 15 Eötus eingetheilt, hatte 591 Schüler. Die mit derselben ver bundene Parallelschule enthielt in 6 Elasten 149 Schüler. Die Bürgertöchterschule wurde in 8 Elasten von 430 Schülerinnen, die Freischule für Knaben in 4 Elasten resp. 5 Abtheilungen von 270 Schülern, die Freischule für Mädchen in 4 Elasten von 301 Schülerinnen besucht. Die Gesammtfrequenz der Schulen betrug somit 3273 Schüler und Schülerinnen. Die Penstons- anstalt hatte 286, theils der lateinischen Schule, theils der Realschule angehörlge Zöglinge und stand ebenfalls unter Leitung eines speciell dem Condirector der Francke'schen Stiftungen untergebenen In spectors. Die Waisenanstalt, unter der besonderen Leitung eines Inspectors, vier den betreffenden Lehrercollegien ungehörigen Er ziehern und zweier Erzieherinnen, hatte 115 Knaben und 16 Mädchen. Von den erfteren besuchten 45 die lateinische Hochschule und 70 die deutschen Schulen. — „Der Salon", von A. H. Pavne in Leipzig heraus gegeben , ist bereits beim 11. Heft des 4. Bandes angelangt. Wie zu erwarten, wird in diesem Monat auch im Salon Alexander von Humboldt gefeiert. Zwei interessante Artikel von Max Ring und I. Löwenberg beschäftigen sich mit dem „Fürsten der Wissen schaft". Von Rodenbergs Roman: „Die letzten Tage König Karls" wird der Schluß in Aussicht gestellt; Bauernfelds, des anmuthigen österreichischen Lustspieldichters, Lebens - und Bildungs gang wird erzählt und ein wohlgetroffenes Bild dazu gegeben. — Aus den hübschen „harmlosen Briefen eines deutschen Kleinstädters" geben wir nachfolgend einen kleinen Auszug: Ja, lieber Freund, dieser Wiener Iournalistentag hat über Nacht Zeitungsschreiber aus dem Boden gestampft, von denen sich unsere Schulweisheit nichts träumen ließ. Denn so ein bischen Zeitungsschreiber ist ja am Ende Jeder, und die oben aufgezählten -enüsse genügten vollauf, um in manchem Biedermann, der bis her als braver Schuster bei seinem Leisten geblieben war, urplötz lich das Bewußtsein zu erwecken: „rmeü' io! ^ auch ich bin Einer vom verfehlten Beruf, auch ich besitze die mit der genügenden Unkenntnis; erforderliche Unerfrvrenheit, mein Freund ist Chef- redacteur des Theatervlattes „Die deutsche Schmiere", er kann und wird mich ohne Scrupel als Mitarbeiter dieses angesehenen Blattes legitimiren, und damit komme ich unter den vorteil haftesten Bedingungen nach Wien, werde gefeiert, gespeist und ge tränkt, Giskra fühlt sich Eins mit mir — es lebe „Die deutsche Schmiere", auf nach Wien! — Die Entdeckungen von Diamanten und anderen Edel steinen in Australien haben, Briefen und Zeitungen von dorther zufolge, unter den Colonisten eine Aufregung hervorgerufen, gegen die selbst das gelegentlich ausbrechende Goldfieber Kleinigkeit ist. Fast ist von nichts Anderem mehr die Rede, und die erste Actien- Gesellschaft zur Ausbeutung der neuen Fundorte hat bereits eine Nachfolgerin erhalten. Dte Actien beider Gesellschaften würden in ganz toller Weise schon gestiegen sein, wenn nur dos Publicum über die Frage hinweg könnte: wer bürgt uns dafür, daß die Arbeiter ihre Steine herausgeben? Selbst der Gedanke an Auf seher ist nicht beruhigend. Man vergegenwärtigt sich die Ver suchung und seufzt: Wer wird denn aber die Aufseher selbst be aufsichtigen? Inzwischen hatte sich eine Sensations-Nachricht von einem Stein, gegen welchen der berühmte Koy-i-noor ganz in den Schatten finken sollte, und der in Neu-Südwales gefunden, unter bewaffneter Escorte nach Sydney gebracht, von einem berühmten Geologen dort als echt erklärt und im Schatze deponirt worden sei, als eine Illusion erwiesen. Nachdem ganz Australien durch zahlreiche Telegramme über das unschätzbare Juwel seine Phantasie bis zum Siedepuncte erhitzt hatte, kam die abkühlende Kunde, daß man es nur mit einem Stück krystallisirten Quarz zu thun habe. Uebrigens sind wieder verschiedene kleine Diamanten von einigem Werthe von der neuen Fundgrube in Undgee eingetroffen und in Melbourne abgesetzt worden.
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