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Sächsische Volkszeitung : 12.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192412126
- PURL
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19241212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1924
- Monat1924-12
- Tag1924-12-12
- Monat1924-12
- Jahr1924
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- Sächsische Volkszeitung : 12.12.1924
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, : .V Nr. »87, Sette » M Miliiiislniie Das Untersrnhungsrecht de» «öllierbunde» No«. 11. Dezember. Ueber die heutige Geheimsitzung des Bölkerbundsrates, in der die mit dem Untersuchung»- recht des Rüstuntzszustandes in Deutschland, Oesterreich, Un garn und Bulgarien zusammenhängenden Fragen weilerbehandelt wurden, verbreitet das Sekretariat des Völkerbundes eine Mit- t-ilung, in der es u a. heißt: Der Rat beschloh, daß die Zusammensetzung der Unter- suchungskommission mit Mehrheitsbeschluß erfolgen soll. Ueber die Folge, die de» Berichten dieser Kommission zu geben ist, be schloß der Rat nach einem Meinungsaustausch, an dem sich Cham berlai», Vriand, Benesch und Unden beteiligte», die Prüfung der Frage in der Märztagung fortznsetzen, um so den Regierungen zum Studium der Frage Zeit zu lasse». Die Regierungen, die Raismitglieder sind, werden das Protokoll über den Meinungs austausch erhalten, der im Rat über diese Fragen statlgesunde» bat. Briand schlug vor, die Kommissionen zum Studium der Frage über den Nüstungsstand zu Lande, zu Wasser und in der Luft mit der Prüfung des Problems der entmilitarisierten Zonen zu beauftragen, die in dem Friedensvertrage vorgesehen sind. — Der Rat hat dem Vorschläge des französischen Vertreters zuge- slinunt und wird morgen den Text seiner Entschließung sestlegen. Ein Geheimabkommen über Marokko? Paris, 11. Dezember. Der römische Berichterstatter des „Ncwyork Herold" hält daran fest, daß Chamberlein mit Frank reich und Italien ein Geheimabkommen in der Marokko frage getroffen habe. Der Wortlaut des Abkommens werde vor aussichtlich erst veröffentlicht werde», nachdem der britische Außenminister es seiner Regierung unterbreitet habe. MWIV-Ms M UMIItkle SWen Die englische Unterhausdebatte London, 11. Dezember. In der gestrigen Parlamentssitzung wurde die Debatte über die Thronr^e fortgesetzt. Llynes rich tete a» den Ministerpräsidenten eine Anfrage wegen des Si- nowjewbrieses, den er als das für den Wahlausgang aus schlaggebende Moment bezeichnete. Der Ministerpräsident ant wortete. daß die Echtheit des Briefes durch den Untersuchungs ausschuß des Kabinetts nach eingehender Prüfung einwandfrei fes.'grstrüt werden sei. Rach Rückkehr des Außenministers werde die Frage noch weiter behandelt werden. Gleichzeitig wird auch die Arbeiterpartei ihre Ergänzungen zu russischen und ägyp- tischen Fragen einbringen. Als Redner für die Liberalen schnitt Sire John Simons die Frage der interalliierten Schul den an. Unter erneutem Hinweis darauf, daß England für seine Verbündeten über 130 Millionen Pfund Sterling jährlich Zinsen zu bezahlen habe, bezeichnete er es als unerträglich, daß Frank reich im Begriff steht, mit Amerika ein Abkommen über seine Schulden zu treffen, während England dabei unberücksichtigt bleibe. London. 11. Dezember. Eine erste Abstimmung im Parla ment hat 277 gegen 81 Stimmen für die Regierung ergeben. Kraft dieser Abstimmung werden bis Weihnachten von der Re- kstrrung bevorzugte Fragen Gegenstand der Aussprache bilden. London, 11. Dezember. Wir der Korrespondent des „Daily Telegraph" aus Neuyork meldet, wird die Frage der franzö sischen Schulden auch ln der amerikanrsckM Presse lebhaft nommentiert. Man kann sagen, daß das Uebergewicht der ameri kanischen öffentlichen Meinung nicht für eine Politik der Bevor zugung oder Belustigung im einzelnen Falle sei. Im weiteren Verlaufe der gestrigen Debatte erklärte Snow- den, eine befriedigende Regelung der interalliierten Schulden sei vielleicht der aussichtsreichste Weg, auf dem vielleicht eine we sentliche Verminderung der Besteuerung herbeigeführt werden könne. Der Liberale Rnnelman führte aus, Churchills Ankündi gung befriedigte die liberale Partei, wenn man ihn recht verstan den habe, daß er bei den Pariser Beri-andlungen die Dalsour- note zur Grundlage nehme. Churchill unterbrach hier den Red ner und bemerkte, die Konferenz im Januar sei nicht offiziell einberufen worden, um die Frage der alliierten Schulden zn be handeln. Runciman fuhr fort, er sei niemals der Ansicht gewe sen, daß der Premierminister bei der Regelung mit Amerika einen schlechten Abschluß erzielt habe, denn dieser Abschluß habe die Bedeutung Großbritanniens als Mittelpunkt des Weltmarktes der Welt aufrechterhalten. Der Minister des Inneren sagte, die Negierung beabsichtige in den nächsten vier oder fünf Jahren zahlreiche Pläne zur Verbesserung der sozialen Bedingungen dnrclizusiihrcn. ^ Am -as Washingtoner Abkommen Dresden, den 11. Dezember 1924 Der Landtag ist noch einmal vor dem Weihnachtssestr ein- bcrufen worden, um vor allen Dingen die Auswertung der Attersrentenbezüge aus der Altersrcntenbank vorzunehmcn und noch die Herabsetzung der Grund- und Gewerbesteuer zu verab schieden. Von der kommunistische» Zentrale ist bekanntlich der Ul'.as ergangen, daß der Abgeordnete Zipfel sein Mandat nieder- lcgcn müsse. Das ist inzwischen geschehen, und an seine Stelle ist eine andere Marionette Moskaus, der Kommunist Gödel, ge treten. Zunächst beschäftigte sich der gestrige Landtag mit den Regierungsvorlagen über den Personen- und Besoldungsplan der Landesbrandversicherungsanstalt, sowie mit den nichtgedruckten Geschäftsberichten der Landesbrandvcrsicherungsanstalt für 1921 und 1922. Rach kurzen Besprechungen, an denen fast alle Par teien und auch Regierungsvcrtreter teiluahme», wurden diese bei den Vorlagen nach den Vorschlägen der bcircssenden Ausschüsse angenommen und ebenso eine weitere Regierungsvorlage über die Auswertung von Gebnndeschödcnvergütungen der Landes- brandversichcrungsanslalt. Eine etwas ausgedehnter« Debatte entfesselten zwei Regierungsvorlagen über ein sächsisches Jagd gesetz und die Verlängerung der Schonzeit für de» stark dezimier ten Hasenbesland, die schon am 15. Januar 1925 beginne» soll. Das alte sächsische Jagdgesetz ist stark überaltert, so daß eine Modernisierung mehr als notwendig erscheint. Hierbei war cs besonders erstaunlich, wie vernünftig der Abgeordnete Fellisch sein kann, wenn er einmal keine Parteirede hält. Vielleicht ist di« sachliche Arbeit i» der Amtshauptmannschast, die er jetzt lei tet, von segensreichem Einfluß auf ihn geivesen. Keine agita torische Phrase, sondern wirklich eine sachliche Darlegung der Materie von großer Verständigkeit und ausfallendem Verständnis auch für die sportliche Seite der Iogd. Er begrüßte den Fort schritt, der ln der Rcgierungsfragc zu erkennen ist und beschäf tigte sich besonders mit manchen Bestimmungen, die die Zerrissen heit der Jagdbezirke beseitige» können. Er begründete seine An sicht mit der durchschlagende» Bemerkung, daß kleine Jagdbezirke nieder volkswirtschaftlich noch sportlich von irgendwelchem Stutzen seien, er fordert durchaus größere Jagdbezirke und will bei Ab rundungen auch nicht an staatlichen Revieren kaltgemacht wissen. Unter schallender Heiterkeit des Hauses fertigte er den Kommu nisten Lieberasch aus einen Zuruf mit der drastischen Bemerkung ab, daß die Kammerjäger wahrscheinlich in der kommunistischen Fraktion stark zu tun hüllen. In ähnlichem Sinne sprachen sich die Abgeordnete» Meincl-Tannenberg sD. V. P.), Dr. Weigel sDcii».) und Abgeordneter Page»siecher (D.-N.) aus, von denen be- MID »es AWkie- M Mtlsliies Berti». 11. Dezember. Nnter dem Vorsitz seines Präsidenten Franz von Mendelssohn versammelte sich der Hauptans- schuß des Deutschen Industrie- und Handelstages am Mittwoch, den 10. Dezember 1924 zur Beratung der schwebenden Wirt- schastsstagen. Die Versammlung beschäftigte sich mit dem Washingtoner Abkommen über di« Arbeitszeit. Ge heimer Kom»ierziei»rat Dr. Koiirad von Borsig, Blzeprä- sident der Industrie« und Handelskammer zu Berlin erstattete ein Referat, in dem er seststellte, daß die Vereialhgten Staaten die Ra tifizierung endgültig ab gelehnt haben, und daß England die Be stimmungen des Abkommens nur in beschränktem Umfange bei sich durchführen will. Aus Grund seiner sehr eingehenden Aus führungen „ahm der Hauptausschuß nachstehende Erklärung einstimmig an: Der deutsche Industrie- und Handekstag lehnt eine Ratisi- zierung des Washingtoner Arbeitszeitabkommens ab, weil sie dem deutschen Wirtschaftsleben kein« Vorteile, sondern nur schwere Schädigungen und Gefahren bringen kan». Das deutsch« Volk muß sich die freie Verfügung über die Gestaltung der Ar beitszeit erhalten, damit es jederzeit sein« Existenz sicherstellen und den eingegangenen Verpflichtungen gerecht werden kann. Solange dem deutschen Volke die Lasten des Krieges säst allein aufgebürdet sind, darf es sich hinsichtlich der Arbejtdauer nicht der Kontrolle seiner Konkurrenzstaaten ausliefern, sondern mutz mit allen Mitteln auf die Steigerung seiner Gütererzeugung bedacht sei». Nach einem weitere» Referat deS geschäftssührendcn Prä- sibialmiiglicdes Herrn Geheimem Oberregierungsrat Dr. Huber über die schwebende» Handelsvertragsvcrhandlungen sprach der Präsident des Statistischen Reichsamtes Professor Dr. Wage mann über Konj»iikt„rfoxsch„»g und ihre Nutzbarmachung für die Wirtschaft. Die vom Präsidenten des Statistischen Reichs amtes geplante Errichtung ein.'s Instituts für Konjunkturfor schung wurde aufs wärmste begrüßt. Mit Rücksicht darauf, oaß dieses Institut eine über den behördlichen Rahmen hinans- gehende Forschungsarbeit zu leisten haben wird, und daß eS sich die Aufgabe setzen soll, die Wirtschaft fortlaufend mit Kon junkturberichten zu versorgen, empfiehlt der Deutsche Industrie- und Handelstag den Handelskammern, da« Institut durch Mate, rial, Beratung und Geldmittel zu unterstützen. Rach einem wrii> ren Berichte des Herrn Dr. Grund, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Breslau über die Barauszahlungen auf die Einkommen- und Kö r pe rsch af t s st e u« r hat die Ver sammlung geschlossen einer Erklärung zugestimmt, in der es unter anderem heißt: DaS jetzige, nur als Rotbehelf «ingeführte Vorauszah- lungssystem für die Einkommen- und Körperschaftssteuer ist sei« «er großen Mängel wegen schleunigst auszuheben. Seine ent- gegen der zweiten Stenernotverordnung erfolgte Ausoeyuuug über das Kalenderjahr 1924 hinaus erweckt in den Kreisen v?r Wirtschaft schwerste Beunruhigung. Ter Deutsche Judustrie- nao Haudelstag fordert deshalb unverzügliche Vorlegung eines Ge. setzentwurses zur Aenderung des Einkommen- und Körverschatts- stenergesehes, schleunigste Vornahme der endgültigen Veranlagung zur Einkommen, und Körperschastssteuer 1924, sowie Nurehinmg bzw. Rückzahlung etwa überzahlter Vorauszahlungen. Er for dert weiterhin: Abbau aller nicht unbedingt notwendigen V.r- waltungsaiisgaben von Reich, Ländern und Gemeinden, überhaupt größte Einschränkung und Sparsamkeit in der Hanshaltfübruug der öffentlichen Körperschaften und ein einfaches und klares Steuerwesen, das unter Abkehr von allen wirtschaftsvcrnicht'ii- den steuerlichen Substanzeingrissen den bewährten Grundsatz wirtschaftlicher Betätigung wieder Geltung ver>cha,st, nach dem Steuer,, nur aus lleberschüjsen der Volkswirtschaft »hne Schaden für das Gemeinwohl erhoben werden könne». Die Arbettszeik in Kokereien und Koehösenrverkon Berlin, 11. Dezember. In der heutigen Kabincttssitzimg beantragte der Rcichsarbeitsininister den sofortigen Erlaß claer Verordnung zur Ausführung des Paragraph 7 der Arbeitszeit. Verordnung in Kokereien und H o ch o fen w c r k e n. Das Kabinett beschloß jedoch, das Gutachten des vorläufigen Neichs- wirtschastsrates in dieser Frage abzuwarten mttsr der Vor ms- setzung, daß dieses Gutachten spätestens zu Beginn des nächsten Monats vorliegen wird, so daß gegebenenfalls die Verordnung bis z u int 1. Märzig 2 s in Kraft gesetzt werden kau». sonders Pageustecher für eine bessere Regelung der Entschädi- gungsfragc für Wildschäden eintrat. Aber die Kommunisten konnten es sich nicht versagen, auch bei diesem Gegenstände eine Wahlrede zu halten, wie ja überhaupt selbst der Regenwurm für die Kommunisten ein Anlaß zu einer zündenden Wahlrede in dem Sinne ist, daß der Regenwurm als der reinste Ausdruck des Kommunismus bezeichnet werden kann, da er auf dem Bauche kriecht und den moskowitischen Staub alle Tage seines Lebens schluckt. Gewiß werden naive Leute der Meinung sein, daß in den letzten Wochen des Wahlkampfes genug und übergenug ge redet sei. Indessen, auf Befehl Moskaus mußten sich eine ganze Reihe kommunistischer Helden während dieses Wahlkampfes das Reden versagen. Kein Wunder also, daß sie an Verdauungs- beschwerden leiden und ihre aufgesparte und zurückgehaltene Wahlrede noch los werden müssen. Also bezeichnete der Abge ordnete Siewert die Jagd überhaupt als ein Privilegium der be sitzenden Klassen und forderte, daß sie Eigentum des ganzen Vol kes sei. Mit der üblichen Phrase, daß die Arbeiter ihr Recht er kämpfen würden, mit der fürchterlichen Drohung, daß die Kom munisten bei Nichtannahme ihrer Forderung die Vorlage ab lehnen würden, schloß er seine hervorragenden Ausführungen. Die Regierungsvorlage über die Unterstützung der Rentner der Attersrentenbank ließ die Befürchtungen über ein Anschwel len der Redewut ins Unendliche nur allzu richtig erscheinen. Fi nanzminister Dr. Rcinhold begründete die Vorlage, die sa bereits bekannt ist, und betont, daß eine Aufwertung aus sozialen Grün den unumgänglich wäre. In Betracht kommen etwa 6000 Rent ner, von denen die Mehrzahl dem höheren Lebensalter angehört. Er bittet um sofortige Annahme der Vorlage, damit den Notlei denden sofort geholfen werden könne. Die Abgeordneten Dr. Hübschmann sD. V. P.j, Börner (D.-N.), Kästner (Dem.) sind mit der Regierungsvorlage einverstanden, wünschten jedoch einmütig, daß auch die größeren Rentenbezüge mit einer höheren Auf wertung bedacht würden, als die Regierungsvorlage cs vor schreibt. Nim war wieder Gelegenheit gegeben, daß die kommu nistischen und radikalsozialistischen Redewässerschen plätscherten. Plan erlebte jedoch einige Minuten ungetrübter Heiterkeit, als Dr. Reinkold den Kommunisten einwandfrei nachwies, daß ein mal die Negierung bereits das getan hätte, was die Kommu nisten forderten, daß andererseits aber die Kommunisten die Re gierungsvorlage weder gelesen, noch sie auch verstanden Hütten und andauernd Altersrenterabank mit sozialer Fürsorge über haupt verwechselten. Recht reizvoll war es z» beobachten, wie nun alle Parteien sich um die Vaterschaft für die Aufwertung stritten, noch heftiger eigentlich als die bekannten Städte um unseren herrlichen Homer. Schließlich kam es noch zu einer sehr bewegten Szene. Die Kommunisten und Radikalsozialisten hatten dem Abgeordneten Dr. Niethammer vorgcworfe». daß er sich mit Arbeitergroschen bereichert hätte und der Wohlstand der Firma Kubier und Niethammer auf ersparten und jetzt verlorenen Arbeitergroschen sich gründe. Diese» Vorwürfen liegt die Tatsache zugrunde, daß seit den SOer Jahren bei der Firma Kübler u. Niethammer eine Arbeitersvarkasse besteht, deren Einlagen natürlich durch die Inflation auch entwertet worden sind. Unter großer Bewegung des Hauses nahm Abgeordneter Niethammer zu einer Richtig stellung das Wort und betonte, daß er cs an sich ablehne, auf die ewigen kommunistischen und radikalsozialistischen Vorwürfe zu antworlcn, daß er es aber jetzt doch tun müsse, um nicht den An schein zu erwecken, als ob an dieser „niedrigen Demagogie" etwas Wabrcs sei. Deshalb stelle er fest, daß er die Einlagen, die weit über 1 Million Mark betragen, aus eigenem Entschluß um 50 Prozent aukgcwertet hätte, selbst gegen den Widerstand des Finanzamtes, das die über das gesetzliche Maß aufgewerte- te» Sparbalsengelder noch besteuern wolle. Selbst die Kommu nisten waren eine» Augenblick, betroffen, versuchten aber dann ibre Verlegenheit wegen der vernichtenden Ausführungen Dr. Niethammers hinter umso größere Rüpelhaftigkeit zu verbergen, was ihnen jedoch diesmal nicht gelang. lind so wandic sich das Haus zum setzten Punkt der Tages ordnung. nämlich zu dem kommunistiscken Antrag über die Lin derung der Erwcrbslosennot, die den Kommunisten noch einmal Gelegenheit gab, alle trüben Waller ihrer Demagogie plätschern zu lassen. Das Haus leerte sich fluchtartig, und nur vier Horch- vosten schienen einsam den Ausführungen des Kommunisten Lieberasch Beifall zn nicken. Indessen, es war nur Täuschung — sie waren selig entschlafen. Bei den Ausführungen des Re gierungsvertreters füllte sich schließlich das Haus wieder, und nach kurzer Aussvrache wurde der Antrag an den zuständigen Ausschuß überwiesen. Dolksenlschei- über NufiSsung -es Thüringer Lan-lages? Weimar, 11. Dezember. Wie verlautet, beabsichtigen die thüringischen Sozialdemokrat«» einen Bolksentscheid über die Auflösung des Landtages herbeizusiihren. Sie fordern den Rück tritt der Regierung und die Auslösung des Parlaments, da sich die Landesregierung nach dem Ausfall der Wahlen nicht mehr auf eine Mehrheit des Volkes stützen könne S« MM» Der Papst empfängt Chamberlain. Der Papst empfing h,-ute vormittag in privaten Sonderaudienzen den englischen Staats- sckretär des Aeußeren Chamberlain und den Generalsekretär des Völkerbundes Sir Eric Drummond mit ihren Familie», sowie den spanischen Botschafter in Paris Quinoncs de Leo». Die Audienz mit Chamberlain, di« im Bibliotheksaal stattfand dauerte Ftwa 20 Minute». Chamberlain besuchte alsdann den Kardinalstaatssekretär Gasparri. Maltzahn Botschafter in Washington- Staatssekretär von Maltzah» ist, wie amtlich mitgcteilt wird, zum Botschafter in Washington in Aussicht genommen. Sein« Geschäfte werden von dem Ministerialoi/ektor von Schubert weitergesührt. Tie Ec- nennung dürfte heute erfolgen, da das Agrement der ameri- konischen Regierung inzwischen «ingetroffen ist. Ein pazifistischer Kongreß in London Der Kongreß, der vom Nationalrat zur Verhinderung von Kriegen und von einer Reihe religiöser Organisationen und Arbeitervereinigungen ein berufen wurde, ist gestern hier eröffnet worden. . Pazifistische Kundgebungen in der italienischen Kammer. Ich der Kammer kam es gestern gelegentlich der Diskussion des Ma. rineetats zu einer lebhaften Auseinandersetzung zwischen ejnein Teil der Regierungsmehrheit und dem Marineminister. Mehrere pazifistische Abgeordnete brachten eine Tagesordnung ein, nach der ein« Kommission von Senatoren und Abgeordneten einge setzt werden sollte, um die Frage eines einheitlichen Oberkom mandos über Heer, Marine und Luftschissahrt zu studieren. Diese Tagesordnung wurde zurückgezogen, da der Marineminister für den Fall der Beratung seine Demission androhte. Das bayrische Konkordat. Die sozialistische Fraktion des bayrischen Landtages hat einen Antrag gestellt, der die Einholung eines Nechtsgutachtens der juristischen Fakultäten der drei Lan desuniversitäten darüber fordert, ob die Bestimmungen des Kon kordats und die Verträge mit den evangelischen Landeskirchen mit den Vorschriften der Reichs- und Landesverfassung in Ein- klang zu bringen seien. Ein Komplott in Spanien. Dem „Journal" wird aus Saragossa gemeldet, daß die dortige Polizei einem Komplott aus die Spur gekommen sei und in einem Stalle ein Wassenlager von 595 Bomben mit Sprengkapseln, 60 Kilogramm Dynamit und 50 Revolver entdeckt habe. Hcrriot an der Grippe crkrankt. Amtlich' wird miigstelli, daß Herriot an der Grippe erkrankt ist und das Belt hüten »uis,. Der für morgen angesetzte Empfang der Auswärtigen Kommis, fron deS Senats ist aufgehoben. Mord auf Eifersucht. Gestern abend wurde in Hamburg der 40jährige in Smyrna geborene Kaufmann Fritz West selb ver haftet. Westfeld hatte In einem im Knickweg 8 gelegenen Vrün- warengeschäft eine Frau Heinemann, ihre 71 Jahre alte Tochter Harriet und ihren 14jährigen Sohn durch Bauchschüsse schwer verletzt. Kriminalbeamte fanden in einem Hinterzimmer der Wohnung Westfelds den 37jährigen in Serres geborenen Thomas Daliska ermordet auf. Die Leiche wies tiefe Schnittwunden am Hals auf. In der Brust steckte noch ein Dolchmesser. West- fcld hatte Daliska am Bormittag ermordet. Er verschloß dann sämtliche Türen und begab sich in das Grünwarengeschäft. West- seld stand mit der Familie Heinemann in Geschäftsverbindung. Der Ermordete war der Bräutigam der ermordeten Harriet. Der Mörder sprach seine Befriedigung darüber aus, daß ihm seine Rache gelringen sei . Die Zwangswirtschaft stir möblierte Zimmer in Prenüm aufgehaben. Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Di« Vorschriften des Reichs»,ietengesehes und sämtlicher Ausführunas- bestimmnngen, soivie dir Bestimmungen des 1. Abschnitte? de» Gesetzes über Mieterschutz und Mieteinigungsämter mit Aus nahme der deS Paragraph 29, ferner die Vorschriften des Woh- nngsmangelgesetzes sollen keine Anwendung finden auf möblierte Zimmer, die kein« selbständige Wohnung darstellcn. Eb'nio lall eine Jnanspruchnnhme von Teilen einer Wohnung mit der Be gründung, daß die Wohnung im Verhältnis zur Zahl ihrer 4te« wohncr als übergroß anznspreche» sei, nicht mehr zulässig kein. Wenn der «bban systematisch wsiter fortgesetzt werden soll, s« käme jetzt die Aufhebung der Zwangswirtschaft für Geschästsräuin« in Frage und vielleicht auch für Wohnung«», di« einen gewissen M'ctwert übersteigen. Auch onf diesem Gebiete, ist eine gewiis» Entspannung des Wohnungsmarktes zu beobachten. WeNer-erichl -er Dresdoer WeNerwarl» Wetterlage: Tie dem Hochdruckgebiet über Rußland ent stammende östliche Luftströmung führt«, wie erwartet, rvelter« Tempcraturabnahme herbei. Die Temperatur«» gingen dadurch nn sächsischen Flachland durchschnittlich bis —5 Grad herab. DaS Absinken der Kaltluft im Hochdruckgebiet« bedingt seit gestern nachmittag Aufheiterung, di« jedoch infolge verbreitete« Bodennebels und tiefliegender Rebelbewölkung nur zeitweise, be sonders am Mittag, zur Geltung kommt. WitterungSaussichtrn für den 11. Dezember abends bt» 12. Dezember abends: Heiter bis zeitweise wolkig infolge Nebel» brwvllnng. Verbreitet Nebel, besonders am Morgen, Tempe raturen tagsüber wenige Grade über dem Gefrierpunkt, Nacht fröste, Gebirge, sowie Flachland bis etwa —5 Grad, schwach« bis mäßige östliche bis südöstliche Wind«.
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