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Sächsische Volkszeitung : 02.06.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192606028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1926
- Monat1926-06
- Tag1926-06-02
- Monat1926-06
- Jahr1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.06.1926
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Mittwoch. den S. Juni 1926 Nr. 120. Seit« > Bedeutsame Tagungen Tagungen -er katholischen Lehrerinnen in Köln Die diesjährige in Köln abgehaltene Hauptversammlung des Vereins Katholischer Deutscher Lehrerinnen hielt durch vier Tage etwa 1500 katholische Lehrerinnen in Beratung der wichtigen Leitidee „Der Berussgedanke im Leben der Frau" beisammen Schon die Begrützungsversammlung im großen Gürzenich- Saale nahm einen erhebenden Verlaus. Die erste Versammlung im Festsaale der Messe wurde ein geleitet durch eine Begrüßungsansprache der ersten Vorsitzenden des Vereins, Frau Oberlehrerin Schmitz. Unter den Anwesen den waren u. a. zu bemerken: Kardinal Dr. Schulte und Frau Ministerialrätin Dr. Bäumer vom Reichsinnenministerium. Kardinal Schulte führte in einer Ansprache aus. daß es eine Freude für ihn sei. eine so große Laienorganisation in seiner Bischofssta-t begrüßen zu dürfen. Das Bewußtsein der Uebcreinstimmung katholischer Erziehungsgrundsätze und Ideale mit den Bestrebungen des Vereins müsse die ganze katholische Welt mit Freuden erfüllen. Der Heilige Vater nenne den Berus der Lehrerin einen apostolischen. Wie die Apostel solle sie Helferin und Mitarbeiterin am Reiche Gottes sein. Heilige Psingstfreude über diese Berufsauffassung solle uns erfreuen. Diese katholische Berufsauffassung sei von echter Modernität und Allseitigkeit. Für die Mädchenerziehung gelte das Prinzip: Neue Formen, aber der alte Geist In der neuen Form müsse der religiöse Sinn und die sittliche Hoheit gewahrt bleiben. Der Jahresbericht zeigte die vielseitige Arbeit im Rahmen des Vereins, der 18 500 katholische Lehrerinnen umfaßt. Die Arbeit spielt sich ab in den Abteilungen für die höhere Mädchenschule und die Mittelschule, in den Ausschüssen für Volks- und Hilfsschulen, für die Gewerbelehrerinnen und Land- lehrcrinnen. für die technischen Lehrerinnen, für Jugendpflege und Fürsorge, für sozial« und staatsbürgerliche Bildung, für das Auslandsdeutschtum, für Missionswesen und im Ausschuß gegen die Alkoholschäden. Die Arbeit des vergangenen Jahres war ein starkes Eintreten für die Lehrerinnenbildung in einer Denkschrift, besonders für deren konfessionelle Gestaltung und eine frauliche Bildung der Lehrerin. Gemäß den Prinzipien unseres Vereins setzten wir uns ein für die Bekenntnis schule und die Trennung der Geschlechter, für die weibliche Leitung, für die Interessen der wenig gegliederten Landschule, für die Durchführung der Weisungen der Bischöse in modernen Sittlichkeitsfragen, besonders durch Hinwirken auf die Gestal tung der Leibesübungen in ihrem Sinne. Ueberall trat der Verein für die frauliche Gestaltung des Unterrichts in allen Schularten ein. Für die Volksschule erstrebt er das haus wirtschaftliche Jahr. Seine schwere Sorge war die Iung- lehrerinnenfrage und die Unterbringung der abgebauten Lehrerin. Ein besonderer Ausdruck des katholischen Geistes Im Heiligen Jahre waren die drei Rompilgerzüge des Vereins Frau Bezirksschulrätin Kapral, Wien, sprach daraus über dos Thema „Der Berufsgedanke im Leben der Frau". Aus dieses Referat sowie die der .zweiten öffentlichen Versamm lung, wo Frau Oberregierungsrätin Ermler über „Mädchen schule und Berufserziehung" sprach kommen wir in der nächsten Frauenbeilage zurück. Ebenso aus die Entschließungen. Mit dem heiligen Vater wurden Begrühungstelegramme gewechselt: Der Abschluß -es Liarttas-Tages Trier, 1. Juni. Der 27. deutsche Karitas-Tag hat am Samstag seinen Ab schluß gefunden. Zu einem Höhepunkte des Deutschen Karitas tages gestaltete sich noch die Versammlung für Akademiker. Den Inhalt des Abends bildete der Vortrag von Universitäts professor H. Weber Münster i. W.) über „Die Karitas im modernen Wirtschaftsleben". Der Vortragende ging von dein Gedanken aus. daß die Stellung der Karitas im mo dernen Wirtschaftsleben umstritten sei. Die Kritik der Karitas nimmt ihren Ausgangspunkt teils von sozial-ethischen, teils bio logischen und sozial-ökonomischen Momenten Es ist von Inter esse, sich einmal über die Stellung der Karitas im modernen Wirtschaftsleben zu orientieren. Im wesentlichen handelt es sich dabei um drei Gesichtspunkte: di« positive Förde rung im Dienste der Erreichung des Wirtschaftsziveckes. di« Entlastung der modernen Volkswirtschaft und endlich Aus- gleich und Heilung der Härten und Schliden im heutigen Wirtschaftsleben. Für die Karitas handelt es sich in der Haupt sache um di« menschliche Arbeitskraft. Sie sorgt dafür, daß dem Wirtschaftsleben gesunde Arbeitskräfte zur Ver fügung stehen durch ihre Säuglingsfürsorge. Gesundheitsfürsorge und Erholungsfürsorge. Die Karitas sieht in der Familie die Urzell« der Gesellschaft und sucht daher der Aushöhlung der Familie nach Kräfte» entgegenzuwirken, indem sie gerade neuer dings die Familienpflege bewußt in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt. Gewiß ist der einzelne der heutigen Massennot gegen, über machtlos. Aber darum solle er sich eingliedern den Orga nisationen. die die soziale Hilfe auf ihr Programm geschrieben hat. Mögen unsere Akademiker sich der sozialen Bcrantivar- tung ihrer gesellschaftlichen Stellung bewußt sein und jeder einzelne der Karitas bei ihrer tausendfältigen mühevollen Arbeit im modernen Wirtschaftsleben helfen! O Der 27. Deutsche Karilastag ist nunmehr zu Ende. Di< Teilnehmer kehren zurück in den Alltag des Lebens, der neu» Anforderungen an sie stellt, neue Opfer ihnen auferlegt. Denn die Karitas verlangt von ihren Jüngern ganze Hingabe, völliges Aufgehen in ihren Bestrebungen. Nur das volle Herz kann verschenken, nur der Mensch, der sein eigenes Ich freindem Leid zurückstellt. kann Helfer. Freund und Berater sein. Der Juni im Volksglauben Während man den Mai in bäuerlichen Kreisen kühl und naß wünscht, erwartet man vom Juni ein freundlicheres Gesicht. Juni trocken mehr, als naß, füllt den Bauern Scheuw und Faß. Auf gleichmäßige Witterung ist aber kein rechter Verlaß; denn Menschen und Juniwino ändern sich geschwind. Wenn man die Wetterregeln überschaut, so wird gewünscht: Feuchtigkeit und Wärme oder, wie eine Bauernregel recht treffend sagt: Ein Feuer und «inen Wasserkessel drauf, das ist des Juni bester Lauf. Gewitter im Juni werden gern gesehen; denn Junidonner bringt viel Getreide. Wie in >edem Monate, so sind auch im Jum gewisse Tage bestimmend für die Witterung und die Ernteerträge im Volksglauben. Das Wetter zu Me- dardi (8.) ist das Vorbild des Erutewetters. Hat Mar garete <10.) keinen Sonnenschein, dann kommt das Heu nie trocken ein. In Weidegcgenden seht gemeinhin zu Barnabas (11.) die Heuernte ein. St. Barnabas die Sichel nimmer vergiß; hat den längsten Tag und das längste Gras. Der Winzer aber wünscht sich sür diesen Tag tüchtigen Regen: Regnets an St. Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Faß. Die Beschaffenheit der Hollunderblüte be trachtet man in Weingegenden als Bild der Weinblüte. Der Weinheilige, St. Beit <15.) gilt auch als Wettermacher. Wenn's am St. Veitstage regnet, so soll das Jahr frucht bar sein. Die wichtigsten Tage im Bauernkalender aber sind Johanni (24.), Siebenschläser (27.) und Peter und Paul (29.). Regen vor Johannistag bringt viele Körner in den Sack. — Bor Johann: bitU um Regen, nach Johanni kommt er ungelegen. — Vor dem St. Johannistag man keine Gerste loben mag. Wie's Wetter zu Johanni steht, so es brs Michaelis geht. — Regen am Johannistag, nasser Ernte warten mag. Jedes Kind weiß: Wenn's Siebenschläfer regnet, so soll es sieben Wocken regnen. Das ist nicht gut; denn dann regnets auch zu Peter und Paul. Regnets aber Peter und Paul, dann wird die Weinernte faul. Aber: Peter und Pauli klar, bringt ein gutes Jahr. In diesem Jahre nach dem kühlen und nassen Mai wäre ein warmer und beständiger Juni allgemein zu wünschen. Dresden Zeitgemäßer Amzug Am 1. Ju.n bin ich aus Kosten des Rates der Stadt Dresden um gezogen. Und mit mir Tausende von Dres dener Mitbürgern. Was mich betrifft, so habe ich bisher in der Kügelgenstraße mein Quartier gehabt, jetzt Haus« ich in der Laubestraße. Wer in der Ludwig-Richtcr-Straße wohnte, den wird man nun in der Wallvtstraße suchen müssen. Und so fort. . . . Ueber 200 Straßen haben am 1. Juni in Dresden einen neuen Namen bekommen. Man mutz zugebcn. daß keine deutsche Stadt es bisher verstanden bat, den Wohnungstausch auf so billige und originelle Welse zu organisieren. Wo in aller Welt aus^r in Dresden ist ein derartiger Masscnumzug im Zeitalter der Wohnungsnot denkbar? Eine Völkerwanderung auf dem Papier, eine Umwertung aller Werte. „Alles neu macht der Mai" — nun, wenigstens etwas ist mit dem Ende der Maienzeit doch neu geworden. Aber ich sürchie, die neuen Namen allein machen es auch nicht. Wir sind zwar sebr poetisch in Sachsen, aber deswegen sehen wir doch, daß die Tapeten und der Fußboden alt sind, auch wenn draußen am Haus ein neuer Name steht. Auch für die Steigerung der Miete bietet der neue Straßen namen nur ernön unvollkommenen Trost. Gebe der Reichs- poslminister, daß wenigstens der Briefträger uns noch findet. Ach, leider, es ist auf der Laubestraße auch nicht schöner als auf der Kügelgenstraße und in der Wallvtstraße keines wegs lieblicher als in der Ludwig-Richter-Straße. Der Schuh drückt immer noch an der gleichen Stelle. — Aber tragen wir un»er Schick>al mit Würde! Seien wir Europäer des 20. Jahrhunderts! Der Mensch ist größer als das Schicksal: An die Stelle des Umzuges tritt die Umbenennung von Straßen, an dle Stelle der Seuchen früherer Jähr- yunderte der rapid steigende Automobilverkehr. Nur Ge duld, auf diesem Wege werden wir die Wohnungsfrage schon noch lösen .... Marabu. Tagung -er sächsischen Blinvenoereine Dresden, 1. Juni. Der Verband der sächsischen Blindenvereine veranstaltete hier am Sonnabend und Sonntag seine 11- Tagung. Die Anwesenheit von Vertretern der Regierung, der Kreis- und Amtshauptmannschaft, der Stadt Dresden, der Aerzteschaft und der freien Liebestätigkeit mar ein Beiveis für das große Ver ständnis, das die Allgemeinheit der Organisation des Blinden- ivesens in Sachsen entgegenbringt. Oberregierungsrat Dr. Gerth überbracht« die Grüße der Landesregierrung und sprach dann über „Das Wohlfahrts pflegegesetz und die Blinden". Er wies darauf hin. daß erst durch das Reichsfürsorgegesetz vom 13. Februar 1923 und das sächsische Gesetz vom 28. März 1922 die Mindenpflege eine Pflichtausgabe der öffentlichen Wohlfahrt geworden sei. Die Blindenfürsorge ist heute teils eine vorbeugende, teils eine be ratende, teils eine erzieherische uns teils eine wirtschaftliche. Sie erstreckt sich also auf Verhinderung der Erblindung. Be ratung für die Angehörigen Blindgeborener, Aufnahme in Blin denanstalten und Sorge für die aus den Anstalten entlassenen Minden, Diesen Beistrebungen geht eine geistige Fürsorge für die Blinden zxirollel durch Vermittlung von Theater und künst lerischen Darbietungen. — Der Vortrag wurde mit großem Bei- fall ausgenommen. Dann sprach Regierungsrat Dr. Hahn über die Schmer beschädigtenfürsorge im Freistaat Sachsen und die Zivilblinden. Für die ArbeitsfUrsorge, um die es sich hier hauptscichl ich han dele, kämen nicht die Kriegs- und Frieücnsblinden, sondern auch die Unfallblinden in Frage. Alle Anträge von Blinden bei der Hauptfürsorgestell« würden wohlwollend behandelt. Man schütze die Blinden ebenso wie die Schwerbeschädigten. Falsch sei es. zwischen Friedens- und Kriegsblinden einen Unterschied zu machen. In der Aussprache, die sich anschloß, kam aber den noch ein ungewisses Unbefriedigtsein mit der jetzigen gesetzlichen Regelung zum Ausdruck. Ein eigenes Reichst» linöenfü» sorgegeseh wurde gefordert. In den Anträgen wurde u. a. von Ehemnitz gefordert, die Neueinstellung blinder Hilfskräfte in Anstalten und Der- kaussfilialen und die Entsendung von zwei Dlindenvertreter» in den Ausschuß für Schwerbeschädigte beim Wohlfahrtsministe rium. Der Blindenoerein Grimma trat entschieden ein für die Entlassung erwerbsfähiger Blinder aus den Bezirksanstalten. Dagegen aber für eine würdigere Fürsorge bedürftiger Minder und für Schaffung einer staatlichen Ausgleichsrente. An erkannt wurde aber von der Versammlung, daß die würdige Versorgung der Blinden durch die Bemühungen des Wohlfahrts- Ministeriums wohl allgemein durchgeführt seien und daß heute kein bedürftiger Blinder mehr betteln zu gehen brauche. Bei den weiteren Beratungen wurde dann noch berichtet über den Stock für entlassene Blinde, dessen Stand man als günstig bezeichnet«. Schriftführer Vierling stellte mit Freuden fest, daß bis jetzt 9 6 Freistellen für Mmdcnerholung ein gerichtet seien. Borstand und Landesausschuß wurden einstim- mig wiederge-ivühlt und als nächster Tagungsort wurde Chem- n i tz bestimmt. Der Tod kehrk im Kokel ein Roman von Sven Elve st ad. Copyright 1924 by Georg Müller, Verlag München. (Nachdruck verboten.) (47. Fortsetzung.) „Ja, letzt dämmert es", auuvvrlete Krag. „Unter welchem Vorwand soll ich ihn verhiftei?" fragte Dr. Bcnediktson. „Sie können ihn wegen Mordversuches verhaften." »Ja", sagte Krag, er hat heute nacht auf Dr ArranS Zimmer geschossen." „Aber warum nur?" „Warum? Natürlich, weil es seine Absicht war, Dr. Arran zu töten. Aber Gaardcr hatte Glück, als er fehl schob." „Wohin gehen Sie selbst, Krag?" „Ich will eine Unterredung zwischen Ode und Irin Alexandra stören, »m eine »nalü-tliche Frau zu beschützet." Die beiden Freunde schieden schnell voneinander. 43. Asbjörn Krag guw . n Ballsaal, eilte durch das Lesezimmer und den Salon und gelangte zu dem -ang des nürdt.a-e.. ,;.ügels, an dessen Ende das Kontor und die Pr-» vatwohnuna des Hotelbesitzers lagen. Schon von we.:em bemerkte Krag einen Mann, der vor der Korridortür» stand und mehrere Papiere durchblätterte. Krag erkannt« ihn gleich, es war Ove. Als er näherkam, sah er, daß es keine Papiere, sondern Geldscheine waren, die er zählt«. Ais er Krag erblickte, steckte er die Scheine schnell in die Tasche und wollte an ihm Vorbeigehen, indem er sein« Mütze tief in di» ^ - "d seine Augen scheu zur Seit« irrten. Krag packte ihn am Arm und hielt ihn fest. „Du kommst von dort?" fragte er und zeigte auf die Kontoriür. Der Mann antwortete nicht. „Wieviel Geld hast du bekommen?" Der Mann antwortete immer noch nicht. „Gib es her", sagte oer Detektiv. Ove versuchte sich loszureißen, Krag aber hielt ihn fest, und sein Griff war so hart, daß der kräftige Mann sich darunter wand. „Wenn du es nicht freiwillig hergibst, wird es dir Mi. Gewalt abgenommen", wiederholte der Detektiv. Krags Auftreten war gar nicht besonders brutal, eher von einer gewissen Eindringlichkeit und freundlichen Be stimmtheit. Als er aber einsah, daß der Mann nicht gut willig mit den Scheinen heransrücken würde, und noeil er einen Krach vermeiden wollte, schob er ihn vor sich her zur Kvntuctür, die er öffnete. Die beiden Männer taumelten ins Zimmer, und Frau Alexandra ließ ihr erschrecktes Ge sicht zwischen den Portieren sehen. Krag verschloß die Tür. Ove juchte mit den Augen Schutz bei Frau Alexandra. Krag machte die seltsame Bemerkung; „Es freut mich, Sie wieder zu sehen, Frau Alexandra." Sie starrte ihn fragend und anstvoll an. „Jetzt endlich kann ich nämlich offen mit Ihnen reden", fuhr Krag fort, „und kann Ihnen sagen, laß ich weiß, was für ein unglücklicher Mensch Sie sind. Und ich will Ihnen helfen." Als er sah, daß Ove Miene machte, aus dem Zim mer zu flüchten, rief er ihm zu: „Du bleibst hier. Ich bin Polizist - -hafte dich, falls du entweichen willst." Ovc lächelte höhnisch. „Mich verhaften!" rief er, „ich habe nichts getan. Die Polizei fängt immer den Falschen." Frau Alexandra wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte, und in ihrer Verwirrung fragt sie nach ihrem Mann. „Er wird gleich kommen," sagte Krag, der so beruhigend wie möglich auf sie einzuwirken versuchte. „Er hält sich ganz in der Nähe auf, ich habe einen Boten nach ihm ge- schickr. Vorher aber haben wir noch eine Abrechnung mit diesem Manne hier. Sie haben ihm Geld gegeben, nicht wahr, vis» Geld?" Frau Alexandra gewann plötzlich etwas von ihrer Ueberlegenheit zurück. „Das ist eine Privatsache und geht Sie nichts an", jagte sie. „Das ist eine Sache, die nur mich und Frau Alexandra angeht," bemerkte Ove frech. „Haben Sie ihm auch ein Billett für Amerika gegeben?" fragte Krag. Frau Alexandra schüttelte den Kopf. „Arme Frau", sagte Krag, „Damen sind immer un praktisch in solchen Dingen. Begreifen Sie denn nicht, daß er mit seinein Wissen jederzeit wiederkommen und Geld von Ihnen erpressen kann, immer mehr Geld, große Summen! Er braucht nur zu sagen: wenn ich nicht sound soviel bekomme, sage ich alles der Polizei. Wie Sie aber wisien, gehöre ich zur Polizei, dieser Mann kann mir nichts erzählen, was ich nicht schon weiß. Alles, was Sie zu verbergen suchen, das weiß ich, Frau Alexandra. Das Ganze liegt vollständig offen vor mir. Begreifen Sie jetzt, daß ich Ihr Freuno bin?" Frau Alexandra sank neben dem Tisch auf einen Stuhl nieder, vor Nervosität zitternd. „Haben Sie Vertrauen zu mir," sagte Krag und streckte ihr die Hand hin, „ich wiederhole, daß ich Ihnen Kelsen will." Einen Augenblick schien Frau Alexandra sich zu beden ken, bevor sie leine Hand ergriff. Und sie verriet große Selbstansgabe und Müdigkeit, als sie sich endlich dazu ent« schlossen hatte. „Ich möchte ja gern an Sie glauben", sagte sie, „und kch habe auch Vertrauen zu Ihnen. Mir tut Hilfe not, denn ich bin sehr unglücklich. Aber ich habe nichts Un rechtes getan." „Das weiß ich. Wieviel Geld haben Sie ihm gegeben?" fragte Krag. „Zwanzigtausend Kronen." Krag bcirachtete Ove lächelnd. „Viele Minuten bist du ein reicher Mann gewesen, du Schurste. Nimm die Mütze ab." Ove nahm seine Mühe ab. Das Haar klebte ihm nah an der Stirn. „Leg das Geld auf den Tisch." „Das Geld gehört mir", sagte Ove unerichttttert. „ES ist erpreßtes Geld. Darauf steht Zuchthaus." „Ich weiß jemanden, der noch vor mir hinein« kommt." „Du meinst Herrn Gaarder?" Ove blickte znr Decke. „Ich sage nichts", murmelte er. „Dann werde ich dir sagen, wofür du das Geld be kommen hast. Als du im Walde versteckt lagst, sahst du den, der nach dem Hotelfenster schoß. Uns wolltest du es nicht erzählen, weil du dachtest, daß diese Mitwisserschaft dir später noch zugute kommen würde. Du erkanntest den Mann, der geschossen hatte. Ja, mein schlauer Freund, ich be griff auch, wer es gewesen war. Herr Gaarder batte aus Arran geschosien. nicht wahr?" 'Fortsetzung folgt.)
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