4 Ludwig Lott. Eine andere Urfache, aufser der unverhältnifsmäfsig grofsen Erzeugung von Maculalur, wefshalb mit dem Drucken von der Rolle in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei wieder aufgehört wurde, war der Umftand, dafs die von der Rolle druckenden Schnellpreffen nur S c h ö n d r u c k lieferten, d. h. den Bogen nur auf Einer Seite bedruckten, während zum Druck der zweiten oder Wider druckfeite die Bogen wieder durch Menfchenhände auf die Druckcylinder geführt werden mufsten, alfo durch das Drucken von der Rolle auch keine wefentliche Erfparnifs an Menfchenhänden ftattfand, auch die Einleger des Schöndruckes meiftentheils einen geringeren Lohn erhalten. Bei den jetzigen Unendlichen kann ein Zupfen und Zucken nicht ftatt finden, denn wenn die Rolle einmal in Bewegung ift, fo bleibt fie fo lange darin, bis der Gang der Mafchine abgeftellt wird. Und da, mit Ausnahme der „Bullock-“ und „ Vitftory-Prefle“, bei denen das Papier noch nach alter Art vorher gefeuchtet werden mufs, die übrigen Unendlichen, die Walter-Preffe nachahmend, das Feuch ten des Papiers unmittelbar während des Drückens vollziehen und beide Seiten des Bogens unmittelbar hinter einander bedrucken, fo können fie auch ein viel fchwächeres Papier verarbeiten, als früher in der Staatsdruckerei möglich gewefen ift. Wenn lieh die heutige Art des Drückens von der Rolle auch wefentlich und zu ihrem nicht geringen Vortheile von der damaligen in der Wiener Staats druckerei gebräuchlichen unterfcheidet, fo benimmt diefs dem Verdienfte Auer’s dennoch gar nichts. Denn Auer’s Idee war es, die Schnellpreffe unmittelbar mit der P a p i e r m a f c h i n e in Verbindung zu fetzen, das heifst: er dachte fchon damals an ein ununterbrochenes Abwickeln der Rolle. Diefe Behauptung wird beftätigt durch eine im Jahre 1859 in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien als Manufcript gedruckte Brofchüre: „A. Auer’s neuefte Erfindung des fogenannten Verbindungs-Apparates der Pap ie rfab ri cations-Mafchin e mit der Schnellpreffe“. 8°, 12 Seiten mit Abbildungen. In dem Texte unter der Abbildung: „Die Druckpreffe in Verbindung mit der Papiermafchine“ fagt Auer unter Anderem zum Schluffe: „Um die nun folgenden Operationen, und zwar das Zerfchneiden in einzelne Bogen, das Sortiren, Zählen, Verpacken und Verfenden im unbe druckten Zuftande zu erfparen. kann man das endlofe, auf den Hafpel auf gewickelte Papier unmittelbar mit der Druckpreffe, wie obige Abbildung zeigt, in Verbindung bringen, welch letztere ohne menfchliche Beihilfe nebft dem Bedrucken des Papiers das Zerfchneiden in einzelne Bogen fowohl vor als nach dem Drucke durch ihren eigenen Mechanismus felbft beforgt.“ Dafs diefe Idee, die Verbindung der Druck- mit der Papiermafchine, nicht verwirklicht wurde, wird Niemand wundern, der die Papier- und Druckmafchinen kennt. Bei den Druckmafchinen mufs dann und wann ftillgehalten werden, um einen „Spiefs“ hinabzudrücken, die Form zu wafchen u. dgl. m. Die Papier mafchine darf aber niemals ftillftehen, wenn das zu erzeugende Papier nicht abreifsen foll. Auer felbft fagt auch in dem oben Citirten: „ . .im unbedruckten Zuftande zu erfparen, kann man das endlofe, auf den Hafpelaufgewickelte Papier unmittelbar mit der Druckpreffe in Verbindung bringen.“ Dafs aber auch diefes nicht verwirklicht wurde, liegt einzig und allein nur darin, dafs die Perfonen, denen die Ausführung übertragen war, diefer Aufgabe entweder nicht gewachfen waren oder fie nicht reiflich genug erwogen hatten. Wir können in diefer Hinficht dem Mafchinenfabrikanten Herrn G. Sigl, und namentlich deffen Ingenieuren, den Vorwurf nicht erfparen, dafs, nachdem fie fchon länger