Buchdruck. 9 Schriftfatz zweimal umdrehen. Durch diefe Conftruction ift zwar der Gang ein kurzer und die Leiftungsfähigkeit eine erhöhte, und fo lange die nach jedes maligem Drucke zu wafchenden Filze noch neu und elaftifch find, ift auch der Druck ein lesbarer; find aber die Filze durch öfteres Wafchen hart geworden und haben diefelben an Elafticität verloren, fo wird der Druck ftets ein fchlechter werden, denn durch das zweimalige Umdrehen des Druckcylinders erhält der Filz eine doppelte Schattirung, weil der Cylinder bei jedesmaliger Umdrehung eine andere Stelle des Satzes trifft. Enthält nun der Satz auch noch grofse Inferate oder Inferate mit grofsen und fetten Lettern, namentlich mit dicken, fchwarzen Ein- fafslinien, fo ift der Uebelftand noch gröfser, da die Stellen des Cylinders, die von diefen getroffen werden, bald auch die Schattirung davon erhalten. Trifft nun eine folche ldarkfchattirte Stelle des Cylinders die entgegengefetze Seite des Satzes, fo mufs der Druck desfelben ausbleiben oder unvollkommen fein. Finden nun durch Unachtfamkeit der Einleger auch noch leere Durchgänge ilatt, fo dafs die Farbe auf den Filzen eine Krufte bildet, fo ift der Druck bald nicht mehr zum anfehen. Der Autor diefes hat diefe Erfahrungen bei den früher in der Druckerei der „Preffe“ geftandenen Perreau’fchen dreifachen Mafchinen gemacht. Wenn auch der Druck beim Beginn desfelben ein annehmbarer war, fo wurde derfelbe doch nach und nach fchlechter, und endlich fo fchlecht, dafs nach Vollendung eines Theiles der Auflage frifche Filze aufgezogen werden mufsten. Er kann daher nur folche Mafchinen zum Zeitungsdrucke empfehlen, wo die Cylinder bei einmaliger Umdrehung die ganze Druck fläche umfaßen. Alauzet Pdre in Paris hat zwei Schöndruckmafchinen und eine foge- nannte Completmafchine ausgeftellt. Diefelben haben, wie alle franzöfifchen Mafchinen, Tifchfärbung. Die eine Schöndruckmafchine enthielt ein Numerirwerk von Derriey in Paris, was jedoch fo hoch conftruirt ift, dafs das Fundament der Mafchine, wie bei einer lithographifchen Schnellpreffe, um mehr als einen Zoll vertieft ange bracht ift. Will man nun auf diefer Mafchine, die für befonders fchönen, nament lich Illuftrationsdruck eingerichtet fein foll, ftatt diefer Numerirung etwas Anderes drucken: fo mufs das Fundament, welches nicht erhöht werden kann, mit einer gehobelten Eifenplatte fo hoch ausgefüllt werden, dafs die Schrifthöhe erreicht wird. Ob diefs nun nicht ein gewagter Vorgang ift, erlauben wir uns nicht zu beurtheilen. Als wir diefe Bedenken dem Auffeher der Mafchine mittheilten, fchüttelte er die Schultern. Unferes Bedünkens ift die Mafchine nur für das Derriey’fche Numerirwerk gebaut und zu nichts Anderem. Die Completmafchine hat zwei Druckcylinder und folche Greifervor richtung, dafs der Bogen vom Schöndruckcylinder nach vollendetem Drucke fogleich auf den Widerdruckcylinder übergeht. Damit fich diefe Cylinder nicht verfchmieren können, wird nach jedem Drucke ein Maculaturbogen eingelegt. Der einzige Vortheil folcher Completmafchinen befteht nur in dem guten Regifter halten, denn durch das Einlegen von Maculatur nach jedem Drucke wird keine Erfparnifs erzielt. Maulde, Geibel & Wibart in Paris haben aufser einer kleinen Accidenzpreffe, „Sans pareille“ genannt, noch eine Schöndruckmafchine ausgeftellt, deren Cylinder ftatt der Auffangsgabel durch Zähne feftgehalten wird. Diefe eigene Erfindung der Fabrik zwingt den Cylinder zum alfogleichen Stillftand, wodurch das Anlegen der Bogen fehr erleichtert wird. Auch eine Verbef- ferung an den Pundturen ift angebracht, damit die Bogen nicht einreifsen können. Die an den Walzenlagern angebrachten Würfel, um die Walzen beimStill- ftehen der Mafchine darauf zu legen, find gut, aber nicht unbedingt nothwendig,