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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186911173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18691117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18691117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-11
- Tag1869-11-17
- Monat1869-11
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1869
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Dagegen.ist der neue Seeweg von Triest nach Bombay via Suez nur 4188 Seemeilen, mithin um 2232 Seemeilen kürzer als der lvege indischen Ocean herrschenden Winde für die Segelschifffahrt nur ausnahmsweise prakt icabel sein wird, während die hohen Fracht- ezu, unzweifelhaft um so weiter nach Norden ausdehnen, je höher der Preis der Waare tst. Hamburg wird sein Gebiet nur für billigere Maaren behaupten können. Die gegenwärtigen hohen Frachtsätze der österreichischen Eisenbahnen dürfen in dieser Beziehung nicht zu illusorischen Hoffnungen verleiten, da eS den energischen Be mühungen des österreichischen Handelsstandes jedenfalls gelingen )ird, ja, zum Theil schon gelungen ist, eine Herabsetzung der 'ge . _ . . „ Tarife zu erreichen, welche aufs Neue die Concurrenz der nord deutschen Häfen zurückvrängt. Der norddeutsche Handelsstand dürfte diesem drohenden Ver luste am besten begegnen durch Bildung einer Asiatischen Handels gesellschaft. Im Besitze der nöthigen Dampfer, um unabhängig von den schwankenden Frachtsätzen zu sein, im Besitz der nöthigen Entrepots m den Mittelmeerhäfen würde eine solche von dorther die Bedürfnisse der alten Abnehmer auch künftig zu befriedigen im Stande sein; gleichzeitig aber würde sich ihr ein neue- lohnendes Feld der Thätigkeit eröffnen, wenn sie es übernähme, den deutsch- asiatischen Handel in einen directen umzugestalten, Deutschland von dem Tribute zu befreien, den es in Bezug auf Consumtion und Production gegenwärtig an das Ausland zu zahlen hat. Universität. Professor V*. Czermak s Antrittsrede. n. Leipzig i 13. November. Der seit dem Sommer unserer Hochschule als ordentlicher Honorarprofessor der Medicin ange hörende weitberufene Physiolog vr. Johann N. Czermak trat daS ihm übertragene Lehramt nach alter akademischer Sitte am 13. d. durch eine Vorlesung in der Aula an, die sich „die Physiologie als allgemeines Bildungselement" zum Thema gewählt hatte. Redner gab im Eingänge der hohen Genugthuung offnen Aus druck, gerade hier in Leipzig seiner Wissenschaft leben zu können, und zwar in den Verhältnissen, wie sie gerade die Honorar professur ihm biete. Set doch für die Pflege und Förderung seines Specialfaches, man dürfe es kühn.behaupten, noch zu reiner Zeit und an keinem Orte der Welt so Großartiges unter nommen und ausgeführt worden, als eben jetzt hier in Leipzig. Die Physiologe, seit kurzem erst zur selbstständigen Wissenschaft ltipirt, habe hier zum ersten Male eine ihres neuerworbenen und ermmttpn Ranges, ihrer nun er/angten Bedeutung würdige Wohnung Werkstatt erhalten, auf welche nicht nur Leipzig und Sachsen, nein, ganz Deutschland mit gerechtem Stolze und befriedigtem Selbstgefühl blicken könnten. Leipzigs Universität werde dadurch recht eigentlich zur hohen Schule der Physiologie er blühen. vr. Czermak kündigte nun seine Absicht an, der Vertretung deS Fache- an der Universität eine neue Seite abzugewinnen, der Physiologie als allgemeines Bildungselement ihr Recht zu ver schaffen, sie jedem denkenden, auf wahre allgemeine Bildung An spruch machenden Menschen zu erschließen. WaS ist die höchste Aufgabe der Physiologie? — vr. Czermak antwortete: Ihr letztes Ziel ist: das gesammte Leben mit allen übrigen Naturerscheinungen aus einem und demselben Reiche all gemeiner Gesetze des Wirkens folgerichtig und erfahrungsgemäß herzuleiten d. h. zu erklären. Redner entwickelte in kurzen Zügen den LäuterungSproceß, den die Wissenschaft durchzumachen hatte, ehe sie sich dieser ihrer wahren Aufgabe bewußt ward, wendete sich dann zur Charakterisirung der verschiedenen Standpuncte, die der Physiolog der Gegenwart einnehmen kann, namentlich deS mechani schen, im Gegensätze zum vitalistischen. Der erftere herrscht jetzt ausschließlich vor. Dre mechanische Naturauffassung stützt sich auf Physik und Chemie, ebenso die mechanische Auffassung des Lebens. Ihre HülsSmittel find die Beobachtung und das Experiment, nstere die Veränderungen und Vorgänge am Lebenden, an und in den Organismen, wie sie sich von selbst (von außen) darbieten, sodann wie sie sich bei absichtlichem Eindringen des Forscher- inS Innere de- lebenden Körpers (durch optische oder akustische Apparate oder durck schneidende Instrumente, wie bei der Vivisection im engeren Sinne) darstellen, untersuchend, letzteres eine planmäßige Zergliederung der causalen Bedingungen der einzelnen Lebens erscheinungen mittelst absichtlicher Veränderung der die Erscheinungen hervorrufeuden Bedingungen und mittelst Beobachtung der Erfolge dieser Veränderungen anstrebend. DaS Experiment bedarf der Vivisektionen, im weiteren Sinne, also der vielartigen, nicht bloS schneidenden Eingriffe in den levenden Körper. 10607 Redner machte hier Front gegen Diejenigen, die der modernen Physiologie um dieser Vivisektionen willen „gedankenlos" den Vorwurf der Grausamkeit (Thierquälerei) machen möchten, sobald die Wissenschaft bei ihren Experimenten den Operationsthieren Schmerzen nicht ersparen kann und darf. Das Experiment läuft schließlich immer in den physikalischen und chemischen messenden Versuch aus. Sein höchster Triumph aber ist die willkürliche Herstellung der gleichen Umstände und Be dingungen außerhalb des Organismus zur Erzeugung der gleichen Erscheinung (künstliche Verdauung, Bebrütung, Stimmbildung). Endlich kam Redner auf die der Physiologie unerläßlichen Hülfsquellen, welche die pathologische Beobachtung ergiebt. vr. Czermak hat nun vor, an der Universität Leipzig die Physiologie als einen Gegenstand vorzutragen, „der sich etwa wie die allgemeinen philosophischen Collegia Uber Logik und Physik, Psychologie und Weltgeschichte als unerläßliches Element eines höheren Bildungsganges in den Studienplan eines jeden Universitäts hörers cinzufügen hätte." Redner verwies dabei auf die von ihm in den letzten drei Jahren im akademischen „Rosensaale" zu Jena ehaltenen und im Druck erschienenen populären physiologischen Zorträge (Wien, K. Czermak 1869). Um das Auditorium zu einem „Spectalorium" umzugestalten (wie Redner es gern nennen möchte), um sich in Leipzig mit eigenen Opfern ein solches, seinen demonstrativen Zwecken vollständig entsprechendes Auditorium selbst zu schaffen, ein Audiorrum insonderheit mit anderer Form und Anordnung der Sitzplätze, mit centraler Stellung und intensiver Beleuchtung des Raumes für den Professor und dessen Experimente, hat sich vr. Czermak genöthigt gesehen, den Beginn seiner Winterhalbjahr-Vorträge bis auf Werteres zu verschieben, verwahrt sich aber ausdrücklich dagegen, als ob es sich hier bei seinen neuartigen Vorlesungen nur um bloße Aeußerlichkeiten einer imposanten Ausstattung handele. Nein, es handele sich recht eigent lich um die Grundbedingung alles didaktischen Erfolges derselben: um die unmittelbare Anschauung. Möge es dem Redner denn reckt bald gelingen, an der Uni versität Leipzig eine neue Aera des auch die Physiologie in den Kreis der allgemeinen Wissenschaften ziehenden Studiums einzu leiten! (Der interessante Inauguralvortrag vr. Czermak's liegt bereits gedruckt vor, 24 Seiten in 8, und ist Verlag von Wilhelm Engelmann hier.) Zur freundlichen Leachtung. Weihnachten naht heran, fröhlich schlagen alle Kinderherzen dem schönen Feste entgegen. Auch die Biener'sche Erziehungsanstalt für blinde Kinder wird ihren kleinen Zöglingen, wie bisher immer, den grünen Tannen baum anzünden und sie am allgemeinen Freudenlage nickt leer ausgehen lassen. Freilich müssen die Mittel dazu im Hinblick auf die eigentlichen Stiftungszwecke mit sorgsamer Sparsamkeit bemessen werden. In den Kinderstuben unserer Stadt aber mag so manches alte Spielwerk in den Winkel verwiesen sein, das, obgleich in der Form noch wohl erhalten, durch den Gebrauch an früherem Schmuck und Glanz, und damit im Kinderauge an Werth verloren hat. Die blinden Kinder spielen eben so gern und eben so eifrig, wie ihre glücklicheren Genossen, deren Blick sich am Glanz der Weihnachtskerzen weidet. Für sie würde solch vergessenes Spiel zeug an seinem Werthe nichts eingebüßt haben. Sie freuen sich der Form, nicht der Farbe. Ihr Weihnachtstisch könnte mit un geahnter Fülle ausgestattet werden, wenn sich nur ein kleiner Theil solchen weggesetzten Spielzeugs dorthin verirren wollte, und die Direction der Erziehungsanstalt (Salomonstraße Nr. 16) würde solche Gaben gewiß mit Dank entgegen nehmen. Fröhliche Weihnachten! (Eingesandt.) Ein langjähriger Abonnent des hiesigen Stadttheaters macht hierdurch den Vorschlag, einem entbrennenden, immerhin verdrieß lichen Streite in Sachen der Theaterführung und der Theater kritik dadurch vorzubeugen, daß die wirklich und am meisten Be iheiligten, die Aoonnenten und sonstigen Theaterfreunde, welche die Anschauungen des Herrn vr. Rud. Gottschall theilen, dies dem Ebeugenannten durch Einsenden ihrer Karten zu erkennen geben, während die Zufriedengestellten Herrn Direct or vr. Laube ihre Beistimmung auf gleiche Weise auSdrücken mögen. Es bliebe dann beiden Herren überlassen, durch Veröffentlichung oder sonstige ge eignete Gegenüberstellung der erhaltenen Zustimmungserklärungen darzuthun, wie groß die Befriedigung oder Mißstimmung Uber die heutigen Zustände auf Seiten Derer ist, auf welche die Theater- Direction sich zu stützen hat. — Den Nichtbefriedigten, wenn sie in der Minorität sich befänden, ist es dann ja noch immer unbe nommen, durch massenhaftes Aufgeben ihrer Abonnements dem Gefühl überkommener Enttäuschung freien Lauf zu lassen. 8p.
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