er Tageblatt Anzeiger. M »LS. Amtsblatt bes Kvmzl. Bczirksgerichts und des Raths dcr Stadt Leipziz. Sonntag dm 21. November. MS. Zum Toi So treu, voll frommer Sorgfalt hütet Sein Eden doch kein Menschenherz, Daß nicht der Sturm dagegen wüthet — Dem höchsten Glück folgt höchster Schmerz. WaS wir noch heute heiß umfangen, Wird uns oft morgen schon entrückt, Eh' wir geahnt, daß auf die Wangen Die letzten Küste wir gedrückt. Stensest. So weht der Sturm die schönsten Blüthen Von eines Lebens goldnem Baum — Wie wir daS Eden treulich hüten, Ost ist'S verschwunden wie ein Traum. Ja, wie ein Traum ist eS verronnen Und doch für immer nicht zerstiebt: In unsrer Brust steh?S wie Madonnen Erhöht vom Schmerz, der doppelt liebt. Der Mutterliebe rührend Walten Scheucht nicht den nah'nden Tod zurück — In ihrem Arm sah sie erkalten Ihr rosig Kind, ihr höchstes Glück. Ihr Weh — doch nein! nicht Worte schildern DaS heiligste, daS tiefste Leid — Kaum Trost und Zeit vermag zu mildern DeS herben GramS Unendlichkeit Ein Heiligthum in unserm Innern Bewahren wir den Todten treu: So oft wir ihrer uns erinnern, Erstehn sie aus der Gruft aufs Neu. Und ihre Stirnen zu umgeben Ist stets der schönste Kranz bereit, Wenn wir die Liebe weihn dem Leben, Die ihnen einst die Brust geweiht. Und dort aus ihrer Kinder Mitte Ging eine Mutter früh davon — Vergebens war der Kleinen Bitte, Der Tod sprach dm Gebeten Hohn. Mit Schaudern sahen sie vereisen DeS AugeS Blick, so himmlisch mild — Am Grab der Mutter stehn die Waisen, Ein unaussprechlich rührend Bild. Dann finden eine Pfleg'rin wieder Die Waisen — wie ein Engel steigt Die kindberaubte Mutter nieder, Die hold sich ihren Schmerzen neigt. Zu trocknen sanft mit frommen Händen Die Thräne, die um Todte rinnt: DaS sind die wahren Opferspenden Den Todten, die uns theuer sind! Oeffentliche Sitzungen der Stadtverordneten Mittwoch den 24. und Freitag den 26. November ri. e. Abends Uhr irn Saale -er ersten Bürgerschule. Tagesordnung: 1) Gutachten des Ausschusses zu den Schulen und Stiftungen über: a. Neubau der Realschule an der Salomonstraße, b. die Specialconten der gelehrten, Bürger-, Frei- und Bezirksfchulen, des Waisen hauses, Arbeitshauses für Freiwillige, Iohannishospitals, Becker-, Biener- und Mendestiftung des Haus haltplans für 1870. 2) Gutachten des Ausschusses zum Rosenthal über: Conto 13 lr des Haushaltplans für 1870. 3) Gutachten des Ausschusses zur Gasanstalt über: u. das Specialconto der Gasanstalt für 1870, b. ver schiedene Gasanlagen. Aufforderung. Die am 11. Mai 1859 verstorbene Frau Emilie verw. Gerichtsdirector Winkler geb. Poppig hat in ihrem lebten Willen ein Vermächtniß von 4000 Thlrn. mit der Bestimmung gestiftet, dasi die Zinsen davon an zwei unbemittelte Wittwen zweier hiesigen Advocaten oder GerichtSdirectoren je fünf Jahre lang ausgezahlt werden sslle«. Die eine Hälfte der Zinsen dieser Winkler-Pöppig'schen Stiftung ist auf die fünf Jahre 1870 b/m. 1874 anderweit zu vergeben, und der Berfaffungsausschuß der Stadtverordneten hat darüber Entschließung zu fasten, welche von diesen Bewerberinnen in diesen Zinsengenuß gesetzt werden soll. Die bisherigen Nutzniesterinnen können keine weitere Berücksichtigung finden. ES ergeht daher an diejenigen Frauen, welche darauf Anspruch machen können und wollen, hiermit die Aufforderung, ihre An meldungen bis znm LA. November d. I. im Geschäftszimmer der Stadtverordneten (Katharinenstraße Nr 29, II) anzubringen. — Leipzig, den 8. November 1869. Der BerfaffnngSausschusi der Stadtverordneten. Gustav Götz, d. Z. Vorsitzender. Bekanntmachung. Nachdem Herr Heinrich Martin Arege, in Firma Frege L Comp., Katharinenstraße Nr. 24, zum Cassirer der hiesigen Lrmenanstalt, an Stelle deS aus Gesundheitsrücksichten freiwillig aus Unterzeichnetem Directorium jetzt ausgesckiedenen Herrn IuliuS Schombnrgk, erwählt worden und heute in Function getreten ist, so wird dies hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Leipzig, i^n 2v. November 1869. Das Armen-Directorinm.