Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1869

Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths dn Stadt Leipzig. M 342» Mittwoch dm 8. December. 1889» Die Todten beim Loncit. Versammelt hat deS Papstes Aufgebot Am Tiberstrand der Kirche Würdenträger; Doch seine Mannen sendet auch der Tod Dorthin als ungebet'ne stumme Kläger. Die bleichen Schatten schweben still heran, Entsetzen ringsum! Doch die Todten bleiben: Von ihren Plätzen wird nicht Fluch noch Bann Die Ungeladnen beim Concil vertreiben. Amold von BreScia, Johannes Huß, In Flammen lodernd kommen sie geschritten — Wie deS Gerichts Posaune schallt ihr Gruß, Dumpf dröhnt die Erde unter ihren Tritten. Heerführer find sie einer langen Schaar Von Opfern — GeisteSritter, kühne Denker, Den Dornen-Martyrkranz um Stirn und Haar, In vei Zloriarn verbrannt vom Henker. Sie kommen ungebeten zum Concil, Vor aller Welt zu zeugen und zu klagen; Der Helden Asche ward der Winde Spiel, Ward von deS Stromes Welle fortgetragen. Die „Mutter" hat sie mütterlich verdammt, Die Spur verwischt von ihren ird'schen Schritten ; Doch der Gedanke lebt, durch den entflammt Wie Christus freudig sie den Tod erlitten. Und sie erheben sich mit ernstem Wort, Bereit, jedweden Einwurf zu erwidern, Und fordem fort und fort und immer fort Der Kirche Neugeburt an Haupt und Gliedern: „Die Forschung frei, frei der Gedanken Flug, DaS HauS dem Priester länger nicht verschlossen, Ein edles Menschenthum, befreit von Trug, Und über Alle gleiches Heil ergossen! Der Hohenpriesterschaft bedarfS nicht mehr, Seit Christus Hoherpriester ist geworden — Umsonst entbeut sein ehrlose- Heer Der Papst zu sich: die Priester und die Orden. Er sieht, umgeben von der bunten Pracht, Wie Friedland seines Ruhmes Stern erbleichen: Die Weltgeschichte beugt sich keiner Macht, Selbst Göttern nahen ihres RadeS Speichen." Die Todten nehmen schweigend wieder ein Die Sitze, die sie im Concil erkoren — Sie weichen nicht, ihr Wort wird Fleisch und Bein, In ihren Jüngern wird eS neu geboren. Wie Blitze zuckt'S — ein ferner Donner rollt, Die Wolke sendet ihre Flammenboten; Wenn ihr die Lebenden nicht hören wollt, DeS Geistes Todtengräber — hört die Todten! Bekanntmachung, die Anmeldung zu den Prüfungen für Aerzte und Zahnärzte betr. Unter Bezugnahme auf die in der Bekanntmachung des Bundesraths vom 25. September d. I. (Seite 635 deS Bundesgesetz blattS deS Norddeutschen Bunde- von diesem Jahre) enthaltenen Vorschriften über die Prüfungen der Aerzte rc. mache ich die betreffenden Herren Studirenden hiermit aufmerksam, daß die vorschriftsmäßigen Anmeldungen zu den Prüfungen für Aerzte und Zahnärzte bis zum Jahresschlüsse bei mir zu erfolgen haben, und die der Anmeldung beizufügenden Nachweise daher vis zum SL. -Lese- Monats in der Canzlei der Königlichen Kreis - Direktion einzureichen sind. Später eingehende Gesuche können nach I §. 4 der obenangezogenen Bekanntmachung erst im November künftigen JahreS Berücksichtigung finden. — Leipzig, am 6. December 1869. Der Königliche Negierungs - Bevollmächtigte an der Universität Leipzig KreiS-Director von Burgsdorff. Bekanntmachung. ——— Dem bei dem hiesigen Bezirksgericht angestellten seitherigen Referendar Herr Herrmanu Arthur Brachmann ist von dem Königlichen Ministerium der Justiz nach der Bestimmung der Verordnung vom 20. Februar 1867 unter V. das Dienstprädicat Assessor ertheilt worden. ' Derselbe hat hierdurch zufolge Verordnung vom 10. December vorigen Jahres (Justiz-Ministerial-Blatt S. 123) die Eigenschaft eine- Mitgliedes deS Gericht- dergestalt erlangt, daß er zu Sitzungen, Berathungen und Entscheidungen in Civil- und Strafrechts - Sachen als Richter zugezogen werden kann. Leipzig, den 4. December 1869. DaS Direktorium des König!» Bezirksgerichts. — Vr. Rothe. Bekanntmachung. Zm zweiten diesjährigen Vorstellung zum Besten de- Theater-PensionSfonds haben wir gewählt: Don Juan. Oper in 2 Acten von Mozart. (Mit Original - Recitativen.) .... Don Juan — Herr Deaele, vom Königlichen Hostheater zu Dresden, als Gast, und wird die Aufführung Freitag den 1v. December d. I. stattfinden. Ww geben un- der Hoffnung hin, daß diese Vorstellung zu der Herr Hof-Opernsänger Degele in zuvorkommendster Weise seine