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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185901260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18590126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18590126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-01
- Tag1859-01-26
- Monat1859-01
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1859
- Autor
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Mpziger TagMM Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Mittwoch den 20. Januar. Bekanntmachung. Montag den 31. Januar früh 9 Uhr werden auf Knhthurmcr Revier, unweit von Lindcnau, mehrere Hundert Lang- und Mraulnhaufen unter den bekannt zu machenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung versteigert werden. Leipzig, den 25. Januar 1259. DeS RathS Forstdeputation. r. Wie ich Stellensuchen ging. Aus den tZririiitrnngtn einer alten Gouvernante. (Fortsetzung ans Nr. 23 d. Bl.) Einmal war ich zu einer Dame bestellt und mein gepreßte- Gemüth hob sich freudevoll, als sie nach einem langen Verhöre sagte: „Recht schön; Sie müssen wirklich so bald als möglich einmal einen ganzen Tag mit uns zubringen; denn es würde Ihnen so unbehaglich sein, wäre Ihnen das Haus, deckt Sie künftig angehören sollen, noch ganz fremd." Ich war nach meiner Wohnung zurückgetehrt und saß eben, froher Hoffnungen voll und Plane machend, über meinem bescheidenen Abendthee, als das Klopfen deS Postboten mich aus meinen Träumereien aufstörte. Zitternd nahm ich ihm den an mich adressirten Brief ab. Was konnte der mir bringen? Endlich einmal etwa- Gutes? Ach, ich war so sehr nur an Trauerbotschaften gewohnt, daß jeder Brief mich erschreckte! Nein, abermals nein! „Madame A. empfiehlt sich Fräulein C. ergebenst, bedauert aber aufrichtig...." Ich las nicht weiter. Ich wurde nicht ohnmächtig, aber thränen- den Auges warf ich das Bittet in- Feuer. Ein anderes Mal hatte ich einer höchst aristokratischen Dame in Belgrave Square*) aufzuwarten, welche sich und ihren Herrn Gemahl damit amüsirte, daß sie alle nur erdenklichen, passenden und unpassenden Fragen über meinen Vater und meine Mutter, meine Brüder und meine Schwestern, meine Verwandten und Be kannten, über die Schule, wo ich meine Erziehung „vollendet" (tilüsbeä, wie der englische Ausdruck ist, eine Lnisdiox 6overll688 -vollendende Gouvernante— wird die Erzieherin genannt, welche dm jungen Damen den letzten Schliff vornehmer Bildung zu geben hat) u. s. w., an mich richtete und ihrem sehr gehorsamen Gatten befahl, sich „recht genau" meine Wohnung und Adresse ;u notiren. Dieser gute, stille Herr begleitete mich zur Haus thür, wo ein sechs Fuß hoher Laquai in stolzer Majestät postirt war und gab mir zu verstehen, daß ich mein Engagement so gut al- gewiß betrachten könne und von Lady L. sehr bald alles Nä here erfahren werde. Ja wohl, sehr bald. Noch am nämlichen Abende benachrichtigte mich ein zierliches rosafarbenes, duftendes Bittet, daß Lady L. leider: u. s. w. u. s. w. Ferner notirte ich mir die Adresse einer Dame, welche in Hornfey**) oder in der Gegend umher wohnen sollte. Ich entsinne mich nicht mehr völlig genau des Ortes, nur so viel weiß ich be stimmt, daß ich nie zuvor in meinem Leben dsffelbst gewesen war. noch bis zur heutigen Stunde je wieder hin gekommen bin. Der Conducteur des Omnibus, mit welchem ich so «eit als möglich gefahren war, bedeutete mich, daß ich durch einen engen Hecken gang gehen, dann mich recht-, hierauf wieder links und endlich geradeaus wenden müsse. So that ich und kam endlich an eine allein stehende Villa. Ein Dienstmädchen stand zufällig vor der Thür und „glaubte^, daß ich auf hem rechten Wege sei, sagte mir aber, daß der Pfad, den ich gegangen, eigentlich nur ein Privatweg wäre und daß nur Waaen durch den „Park", wie sie die Umgebungen tituliere, passiren durften. Ganz erschöpft und erhitzt, es war 2 Uhr Nachmittag» und die Julisonne brannte mit voller Macht durch meinen dünnen Hut auf meinen schmerzenden ') Belgrave-Square, jetzt der vornehmste Wohnplatz in Londons Westende ") Hornfey ein im Norden Londons gelegene-, schon fast zur Bor stadt gewordene-, höchst anmuthige- Dorf mit einer Menge der reizendsten Landhäuser, Cottage-, Lobges, Villa-, wie fie in England je nach Laune der Besitzer beliebig genannt werden. Scheitel, gelangte ich wieder auf die Landstraße. Jedoch die Hoff nung ließ mich tapfer vorwärts schreiten; denn nach der Anzeige war gerade hier eine Stelle offen, die für mich vortrefflich passen mußte: nur drei noch junge Kinder zu unterrichten, keine lange Erfahrung" verlangt, ein „behagliches Haus" und ein „anstän diger" Gehalt geboten. Diese Vorzüge alle bei mir erwägend, war ich schließlich an einen Kreuzweg gekommen, wo mir unter den vier von ihm auslaufenden Straßen die Wahl frei stand. Der Weg zur Rechten führte auf einen sich stattlich darstellenden Gasthof und nahe demselben sah ich aus weitläufigem Garten ein anderes großes Gebäude emporragen. Kein lebendes Wesen rundum zu spüren, bei welchem ich hätte mich befragen können, doch, da, über die Wiese herüber sah ich eine Gestalt auf mich zuschreiten. »AlS sie mir näher kam, bemerkte ich, daß sie einem alten, doch sehr rüstigen Herrn anqchörte, der, trotz der argen Sonnengluth, mit seinem derben Stocke, mit starken Schritten spazierte, aber auf meinen Gruß augenblicklich still stand. „Können Sie mir sagen, wo Montagu-HauS ist?" — frug ich. „„Mon- tagu-Haus, Montagu-Haus"" — wiederholte er nachsinnend — ist's nicht das da?"", mit seinem Stocke auf das erwähnte große Gebäude zeigend. „Ich glaube nicht" — versetzte ich — „denn das scheint mir eine Knabenschule zu sein." „„Aber, Miß"" — fuhr er fort— „„haben Sie sich nicht dort"" —er deutele auf das Wirthshaus — „„erkundigt?"" — „Nein" — sprach ich zögernd — „ich mochte nicht dort hineingehen." — „„Ach, nein, nein, Sie haben Recht"" — entgegnete er mit einem so wohl wollenden, väterlichen Ausdruck seines frischen Gesichtes, daß ich ihm noch heute dafür dankbar bin, und machte sich auf, immer in sich hinein sprechend, selbst zu fragen. Bald war er mir der mich etwas befremdenden Auskunft wieder bei mir, daß die „Aka demie für junge Herren" (ein bekannter englischer Euphemismus für „Knabenschule") nichts anders sei, als mein gewünschtes Mon tagu-Haus. Ich dankte ihm herzlich und lenkte, immer noch mit einigen gelinden Zweifeln, meine Schritte der Anstalt zu. Ich zog an der Schelle des Haupleinganges und ward von einem schnippischen Dienstmädchen in ein mehr m.t Ostentation als gutem Geschmacke meublirtes großes Gesellschaftszimmer geführt, dessen gesammte Einrichtung gründlich zu mustern ich Zeit behielt, da eine volle halbe Stunde verstrich, ehe ein rothhaarigeS Mädchen von etwa vierzehn Jahren ihren Kopf durch die Thür steckte und mich ihr zu folgen ersuchte. Sie führte mich Treppauf in ein Schlafzimmer, in dem, von vielen Kissen gestützt und umgeben, eine corpulente Dame ruhte, welche mich mit durchbohrenden Blicken betrachtete und mich frug, ob ich das ihr vom Gouver nanten Institute zugeschickte junge Mädchen sei? Auf meine Be jahung entsandte sie die rothhaarige Schönheit, die ihr nur sehr ver drossen gehorsamte, nach „Papa", der sich, mich zu inspiziren, herauf bemühen sollte. In der Zwischenzeit theilte sie mir mit, daß sie eine Gouvernante für „ihre Familie" brauche. Sie werden, meine Liebe" — sagte sie, unter ihrem Kopfkissen nach einem Ge genstände fingernd — „bei mir eine gang behagliche Situation finden, alle meine Gouvernanten pflegen mich höchst ungern zu verlassen." Während der ganzen Zeit war ihr Jnquisitorblick unter ihrer Nachrhaube heraus nicht müde geworden, mich zu durchbohren, und ebenso behielt sie mich unablässig im Auge, als sie fortfuhr: „Sie werden Ihre Pflichten hier nicht schwer finden. Ich habe drei kleine Mädchen, die Ihre volle und beständige Aufsicht in Anspruch nehmen werden, und Sie müssen dabei Zeit finden, die
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